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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2021

Ein gelungenes Ende der Trilogie

Die Stunde der Wölfe
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Mit diesem Buch endet die Trilogie rund um die Familien Obernosterer, Webern, Holzer und Belohlavek, die gleichsam die verschiedenen politischen Richtungen Österreichs zwischen 1900 und 1945 verkörpern. ...

Mit diesem Buch endet die Trilogie rund um die Familien Obernosterer, Webern, Holzer und Belohlavek, die gleichsam die verschiedenen politischen Richtungen Österreichs zwischen 1900 und 1945 verkörpern.
Wir begegnen historischen Persönlichkeiten wie Leopold Figl, Kurt Schuschnigg oder Fritz Molden.

Deutlich sind die politischen Meinungsverschiedenheiten, die quer durch die Familien dargestellte. So ist Max Webern ein Mitarbeiter von Kurt Schuschnigg und lehnt die Nazis ab, während sein Bruder Werner sich sofort von seiner jüdischen Frau Gaby scheiden lässt, als das für den Fortgang seiner Karriere opportun ist.

Ein wichtiger Bestandteil der Trilogie ist auch der Kampf der Südtiroler um ihre Autonomie. Hier erleben wir die brutale Italianisierung des deutschsprachigen Südtirols ab 1919 sowie die Auseinandersetzung zwischen „Dableibern“ und „Aussiedlern“, denen Hitler im Deutschen Reich große Bauernhöfe versprochen hat. Was daraus geworden ist, ist bekannt.

Fazit:

Ein gelungenes Ende der Trilogie, die am Beispiel von mehreren Familiengeschichten die Geschichte Österreichs vom Ende der Monarchie bis zum Wiedererstehen der Republik nach 1945 darstellt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.12.2021

Der schwächste Band der Reihe

Die Seifenmanufaktur – Die Essenz des Glücks
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Emma Ehrlich, die uneheliche Tochter Anton Schmiegers, weiß nichts von ihrem leiblichen Vater. Als ihr wegen ihrer jüdischen Herkunft die Verfolgung droht, erhält sie Hilfe von Helen, Antons Ehefrau. Unter ...

Emma Ehrlich, die uneheliche Tochter Anton Schmiegers, weiß nichts von ihrem leiblichen Vater. Als ihr wegen ihrer jüdischen Herkunft die Verfolgung droht, erhält sie Hilfe von Helen, Antons Ehefrau. Unter falschem Namen wird sie in der Seifenmanufaktur angestellt und muss miterleben, wie das kleine Geschäft ihrer Mutter Eva von Nazis zerstört und geplündert wird. Anführer dieser Schlägertruppe ist ausgerechnet Christian Schmieger, ihr Halbbruder.

Meine Meinung:

Dieser letzte Band der Trilogie rund um die Seifenmanufaktur in Rothenburg ob der Tauber, ist für mich der schwächste.

Diesmal gibt es kein Ränkespiel zwischen Freundinnen, sondern die knallharte Wirklichkeit der NS-Zeit. Allerdings wirkt die Geschichte ein wenig „weichgespült“. In einem so kleinen Ort, ein Familienmitglied unter falschem Namen einzuführen, das dann nicht enttarnt wird, ist schon reichlich verwunderlich. Man kennst sich doch untereinander.

Ein bisschen zu zuckersüß ist der Charakter von Helen, die Emma so selbstlos hilft. OK, Emma kann nicht dafür, dass Anton fremdgegangen ist.
Mir ist bekannt, dass es einigen Juden, unter tatkräftiger Mithilfe wohlwollender Mitmenschen gelungen ist, unter falschem Namen und/oder als U-Boot, den Nazi-Terror zu überleben. Das hätte die Autorin hier ein wenig fesselnder gestalten können.

Anton ist ein schwacher Mensch, denn sonst hätte er seinem Sohn rechtzeitig die Leviten gelesen. Der Konflikt, in dem Christians Eltern stecken, ist sehr gut herausgearbeitet. Als sie die Nachricht erhalten, dass ihr Sohn in Stalingrad vermisst wird, habe ich leise so etwas wie „Aufatmen“ verspürt. Zwar nicht unbedingt ein Gefühl, das Eltern ihrem Kind gegenüber entwickeln sollten, aber wenigstens ehrlich.

Fazit:

Trotz einiger Schwächen gebe ich dem Abschluss der Trilogie 3 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Der Tote im Bach
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Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer weilt wieder in Kärnten, genauer in Bad Kleinkirchheim (BKK), auf Urlaub und ist fest entschlossen, etwas für seine Fitness zu tun und sich in keinerlei Ermittlungen ...


Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer weilt wieder in Kärnten, genauer in Bad Kleinkirchheim (BKK), auf Urlaub und ist fest entschlossen, etwas für seine Fitness zu tun und sich in keinerlei Ermittlungen verstricken zu lassen.

Doch leider erliegt er den kulinarischen Verlockungen und als dann noch eine Leiche im Bach gefunden wird, ist es mit den guten Vorsätzen vorbei, denn der Tote ist ein alter Bekannter aus Wien, Bernhard Bruchbichler, genannt Falko. Der Tod des Ganoven, der auch als Informant der Wiener Polizei tätig war, erhält auch deswegen eine größere Bedeutung, weil erstens seine Ex-Verlobte und zweitens ein bosnisches Brüderpaar, das wegen Falko ins Gefängnis musste, in BKK auftauchen. Haben die mit dem Mord an Falko zu tun? Oder ist alles ganz anders?

Meine Meinung:

Stefan Maiwald hat wieder mit diesem zweite Fall für den Wiener Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer einen österreichischen Krimi geschaffen, der sich leicht und flüssig lesen lässt. Hier kommt das Sprichwort „Einmal Bulle, immer Bulle“ ganz gehörig zum Tragen. Selbst im wohlverdienten Urlaub kann es Kerschbaumer nicht lassen, seine Nase in Ermittlungen zu stecken. Natürlich eckt er dabei bei seinem Kärntner Pendant Chefinspektor Trevisol gehörig an. Der ist ja von der Schuld der Bosnier überzeugt und reist sogar nach Wien, um Kerschbaumer bei den Vorgesetzten anzuschwärzen.

Geschickt sind auch die alltäglichen Reibereien in der vom Tourismus abhägigen Gemeinde BKK eingeflochten. Ein Spielcasino soll zu mehr Touristen verhelfen und ein weiters Hotel soll für Zuwachsraten garantieren. Da gibt es natürlich auch Menschen, die solche Bauvorhaben verhindern wollen.
Die Story beginnt mit Kerschbaumers ersten Urlaubstag und endet am fünfzehnten. Jeder Tag beginnt mit einem Wetterbericht und einer Schlagzeile der örtlichen Presse „Besondere Vorkommnisse“. Das ist ein witziger Einfall, der mir schon im Vorgänger („Die Tote im Stadl“) sehr gut gefallen hat.

Für jene Leser, die gerne auf den Spuren des Wendelin Kerschbaumer wandeln wollen (ohne Leiche natürlich), sind im Nachwort einige kulinarische Spuren gelegt.

Fazit:

Ein Kärnten-Krimi, der mich gut unterhalten hat und 4 Sterne verdient.

Veröffentlicht am 20.12.2021

als das Alpenvorland noch ein Meer war ...

Haie im Alpenvorland
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Haie sind für viele Menschen faszinierend und furchterregend gleichzeitig. Man höre/lese und staune, denn Haie gibt es seit rund 33 Millionen Jahre. Sie haben die Welt im Oligozän und Miozän bevölkert ...

Haie sind für viele Menschen faszinierend und furchterregend gleichzeitig. Man höre/lese und staune, denn Haie gibt es seit rund 33 Millionen Jahre. Sie haben die Welt im Oligozän und Miozän bevölkert als das Urmeer Parathetys den größten Teil der Erde bedeckt hat. Daher kann man auch im Alpenvorland auf Überreste der Haie treffen. Allerdings beschränken sich die Funde vor allem auf deren Zähne, denn Haie verfügen über ein „nur“ Knorpelskelett.

Das Buch bietet auf den ersten rund 50 Seiten einen historischen Überblick und beschäftigt sich im zweiten Teil mit Haien und Rochen.

Wer sich allerdings eine Liste von (möglichen) Fundorten für Fossilien erwartet, wird enttäuscht werden. Es gibt lediglich den Hinweis auf geologische Karten und dort nach „Molasseböden“ zu suchen. Aber, aus Sicht der Wissenschaft ist das vermutlich richtig, um einen Ansturm von Sammlern hintanzuhalten, die im Überschwang zahlreiche geologisch und/oder paläontologisch wertvolle Überreste zerstören könnten.

Ihr Ziel, einen allgemein verständlichen Überblick für naturwissenschaftliche Laien zu erstellen, ist meiner Ansicht nach nicht ganz gelungen. Natürlich ist es notwendig, zahlreiche Fachbegriffe zu verwenden. Doch mit dem „Ausflug in die zoologische Nomenklatur (S. 46-53) sind vor allen Einsteiger in dieses Thema überfordert. Zu wissen, von welchem Hai der selbst gefundene Zahn ist, ist für den Anfänger erst in einem zweiten oder dritten Schritt relevant. Da ist es ohnehin nötig mit einem Spezialisten Kontakt aufzunehmen. Hier könnte eine Liste von Vereinen oder Museen hilfreich sein, die Anfänger in Sachen „Hai“ unterstützen.

Im zweiten Teil widmen sich die Autoren der ausführlichen Beschreibung jener Hai- und Rochenarten, die ehemals im Alpenvorland beheimatet waren. Zahlreiche exzellente Fotos, Zeichnung und präzise Dokumentation des Vorkommens bzw. des Lebensraumes zeichnen eine sehr detaillierte Dokumentation. Hier werden Fortgeschrittene in Sachen „Haizahn“ begeistert sein.

Fazit:

Ein großartiges Buch für Sammler von Haizähnen, die ihre Sammlung gerne richtig klassifiziert haben wollen. Da es für blutige Anfänger nicht unbedingt empfehlenswert ist, ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 19.12.2021

Hat mich nicht überzeugt

Josefstadt
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Satirisch, überraschend und hochaktuell. Während eines Kindergeburtstags in der Wiener Josefstadt wird ein junger Mann erstochen, doch keiner der Anwesenden will etwas bemerkt haben. Schon bald taucht ...

Satirisch, überraschend und hochaktuell. Während eines Kindergeburtstags in der Wiener Josefstadt wird ein junger Mann erstochen, doch keiner der Anwesenden will etwas bemerkt haben. Schon bald taucht ein Foto des Toten auf Facebook auf und wird zur Stimmungsmache gegen Geflüchtete genutzt – das Opfer stammte aus Afghanistan. Chefinspektor Giorgos Hansmann macht sich an die Ermittlungen, und hinter der Fassade von Öko-Eltern und Willkommenskultur tun sich garstige Abgründe auf.

So weit der Klappentext.

Meine Meinung:

Grundsätzlich haben mir die Idee und das Setting sehr gut gefallen. Die Ausführung selbst hat mir nicht so gut gefallen. Es mag zwar dem momentanen Mainstream entsprechen, dass Dialoge als Chatprotokolle abgebildet werden, aber ich kann dieser Art zu schreiben nur wenig abgewinnen.

Gut getroffen ist das Gehabe, der als Bobos bezeichneten, Gesellschaftsgruppe, die sich offenherzig geben, aber im Grunde dies gar nicht sind. Neben Bio und Selbstbestimmungsrecht auch für Kleinkinder, kommt eine rechte bzw. rechtsextreme Haltung mancher Eltern zum Vorschein, die die vorgebliche Weltoffenheit ad absurdum führt. Dabei sind einige der Mitglieder in ihren Vorgaben, was zu geschehen hat, doch eher militant.

Interessant ist die Reduzierung der Kindergruppeneltern auf ihr „Amt“ also auf ihren Beitrag in der Gruppe: das „Neue-Eltern-Amt“, das „Brandschutz-Amt“. So wird den Personen ihre Eigenständigkeit abgesprochen und auf eine Funktion beschränkt. Auch in Wirklichkeit werden die Eltern auf „das ist die Mama von ...“ reduziert. Das hat mich zur Kindergartenzeit unseres Sohnes schon sehr gestört, dass ich quasi als Anhängsel des Kindes angesehen worden bin.
Hier wird das auf die Spitze getrieben.

Die eigentlichen Ermittlungen erweisen sich als wenig spannend, wie es eben im echten Polizeialltag üblich ist. Ein bisschen Kick kommt in die Handlung, weil der Ermittler und seine Frau, ebenfalls Polizistin, selbst zwei Kinder haben. Für den Sohn wird die in nächster Zukunft ein Betreuungsplatz gesucht. Doch ob diese alternative Kindergruppe die Richtige sein kann, wage ich zu bezweifeln. Denn bei aller angeblich freigeistiger Haltung der Gruppe sind die Regeln enger gesteckt als in einem städtischen Kindergarten.

Passend zum Hintergrund der Story sind auf dem Cover Gründerzeithäuser abgebildet.

Fazit:

Vom Klappentext habe ich mit mehr versprochen, daher nur 3 Sterne.