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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2018

Ein vielschichtiger Thriller

Bachfuge
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„Bachfuge“ ist der zweite Teil einer Thriller-Reihe, die in Oberösterreichs Landeshauptstadt Linz angesiedelt ist.

Gruppeninspektorin Frieda Bach und ihr Kollege Ronald Wendt sind auf Grund eines früheren ...

„Bachfuge“ ist der zweite Teil einer Thriller-Reihe, die in Oberösterreichs Landeshauptstadt Linz angesiedelt ist.

Gruppeninspektorin Frieda Bach und ihr Kollege Ronald Wendt sind auf Grund eines früheren Fehlers von Frieda zur Dienstleistung in ein Abstellkammerl verbannt. Sie sollen sogenannte „Cold Cases“ aufarbeiten. Was in amerikanischen Serien eine Aufgabe für hochqualifizierte Spezialisten mit schier unerschöpflichem Budget und technischen Equipment ist, ist hier in Österreich eine Art Gulag: Keine Ressourcen, dafür Intrigen und ein machtloser Chef.

Doch es wären nicht die dickköpfige Frieda und der Besserwisser Wendt, wenn es ihnen nicht gelänge, mit ihren unorthodoxen Ermittlungsmethoden, den aktuellen Cold Case zu lösen.

Ewald Meixner, ein pensionierter Lehrer und ein ausländisch aussehendes kleines Mädchen werden nebeneinander liegend erschossen aufgefunden. Passiert ist dies ein Jahr zuvor. Die Aktenlage ist dünn und einige Unterlagen fehlen überhaupt. Der erste Gedanke ist, dass Meixner pädophilen Neigungen zum Opfer gefallen ist.

Je tiefer Frieda und Ronald in den Fall einsteigen, desto mehr kommen ihnen Zweifel an der Missbrauchstheorie.
Während die beiden noch jeden noch so kleinen Puzzleteilchen nachlaufen, erschüttert eine aktuelle Mordserie Linz. Mehrere junge Mädchen, augenscheinlich Flüchtlinge, werden ausgeweidet und mit rechtradikalen Symbolen versehen, aufgefunden.

Welchen Zusammenhang haben die aktuelle Mordserie und der Cold Case? Und welche Rolle spielt der, für OÖ zuständige Flüchtlingsbeauftragte des Innenministeriums? Und ist es reiner Zufall, dass dieser genauso wie Friedas ärgster Widersacher, Gruber, derselben populistischen Partei angehört?

Fragen über Fragen, die auf 300 Seiten bravourös beantwortet werden.

Meine Meinung:

Selten hat mich ein Thriller so gefesselt wie dieser. Ich habe ihn an zwei Abenden gelesen.

Die Charaktere sind sehr gut gelungen. Da ist zum Beispiel die abgehalfterte Gruppeninspektorin Frieda Bach, die ein ordentliches Schicksalspäckchen mit sich herumschleppt, die aber leider nicht immer den Mund zur rechten Zeit halten kann und daher stets aneckt. Oder Ronald Wendt, der als „Besserwisser“ von den Kollegen gehasst wird. Niemand will ihn im Team haben, also fristet er quasi sein Gnadenbrot bei Frieda. Rauswerfen kann man ihn nicht, erstens ist er Beamter und zweitens ist sein Vater ein hohes Tier im Ministerium.
Noch-Chef Liebermann ist ein gekränkter Mann mit der augenscheinlich falschen Parteizugehörigkeit und wird von seinem Mitarbeiter Gruppeninspektor Gruber systematisch entmachtet.
Und überhaupt Gruber – ein Ungustl wie er im Buche steht. Leider mit den richtigen Verbindungen zur neuen österreichischen Regierung, macht sowohl Frieda als auch Ronald das Leben schwer. Die Erfolge, die die beiden erzielen, heftet er sich ohne Skrupel an seinen Hut.

Auch die potentiellen Verdächtigen, derer es eine Menge gibt, haben ihre Ecken und Kanten. Nichts ist so eindeutig schwarz oder weiß. Immer wieder sind Grautöne untergemischt. Wir sind ja in Österreich und hier gibt es ja den Spruch „Ein bisserl was geht immer!“

Der ganze Fall ist toll aufbereitet. Wir lesen quasi ein (Tage)Buch im Buch. In kursiver Schrift, jeweils mit einem Fachbegriff aus der Musik überschrieben wie Fuge, Präludium oder Kontrasubjekt, erzählt der Autor die Geschichte gleich mehrerer Personen.

Der Titel ist nicht nur Friedas Nachnamen geschuldet, sondern auch ihrer Leidenschaft für die Musik von Johann Sebastian Bach.

Mein einziger Kritikpunkt in diesem spannenden Buch ist die kleine Schriftgröße. Sowohl der kursive als auch der aufrechte Text sind leider nicht sehr augenfreundlich gedruckt.

Jetzt muss ich noch den Vorgänger „Bachpassion“ lesen und freue mich auf einen dritten Band.

Fazit:

Ein fesselnder Thriller, der Einblick in das von der aktuellen politischen Einflussnahme geschüttelte Innenministerium bietet. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Abenteuer in Chile

Sharpes Teufel
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Man schreibt das Jahr 1820. Seit der finalen Schlacht in Waterloo und der endgültigen Verbannung Napoleons sind fünf Jahre vergangen. Richard Sharpe hat seinen Säbel an den Nagel gehängt und lebt mit seiner ...

Man schreibt das Jahr 1820. Seit der finalen Schlacht in Waterloo und der endgültigen Verbannung Napoleons sind fünf Jahre vergangen. Richard Sharpe hat seinen Säbel an den Nagel gehängt und lebt mit seiner Frau Lucille in der Normandie. Fernab vom Schlachtenlärm führen die beiden ein beschauliches Leben. Das hat ein jähes Ende als eine alte Bekannte ihn beauftragt, ihren Ehemann Don Blas Vivar in Chile zu suchen. Doch Blas ist nicht irgendwer: Er ein Kampfgefährte aus Spanien, ein Freund und zu allem Überfluss der Generalkapitän von Chile.
Ausgestattet mit einer Menge Gold reisen Sharpe und sein Freund Patrick Harper auf der „Espiritu Santo“ nach Chile. Unterwegs machen sie Halt auf einer einsamen Insel mitten im Atlantik: St. Helena. Die Begegnung mit dem wohl berühmtesten Gefangenen dieser Zeit birgt Zündstoff für die weiteren Ereignisse in Südamerika.

Meine Meinung:

In dem nun 21. Abenteuer schließt sich langsam der Kreis. In ihrem aktuellen Abenteuer begegnen Sharpe und Harper Napoleon ein letztes Mal.

Der historische Roman beginnt recht spannend mit der Suche nach dem Vermissten. Zunächst scheint alles recht glatt zu gehen – doch wer Bernard Cornwell und die „Sharpe-Reihe“ kennt, weiß, dass das lediglich die Ruhe vor dem Sturm ist. Und wirklich geraten die beiden in den Aufstand der Chilenen gegen das Mutterland Spanien. Söldner aller Herren Länder, die nach den Napoleonischen Krieg arbeitslos sind, versuchen in Südamerika ihr Glück. Und es wäre nicht Richard Sharpe, wenn er nicht mit einem verwegenen Handstreich, wieder ein wenig Ordnung ins Chaos brächte.

Das Geheimnis um Don Blas Vivars Verschwinden wird bravourös gelöst, der Schurke findet in Sharpe seinen Herrn und Meister und letztendlich den Tod.
Auf ihrer Rückfahrt nach Europa machen sie abermals in St. Helena Halt, doch „Boney“ ist in der Zwischenzeit an Magenkrebs verstorben. Wenigstens die Gefahr der Rückkehr des Kaisers ist gebannt und die Vereinigten Staaten von Südamerika mit „Boney“ an der Spitze bleiben eine Utopie.

Ich finde es immer wieder echt toll, wie Bernard Cornwell fiktive Gestalten mit historischen Figuren in spannende Romane verquickt. Lord Thomas Chochrane ist eine schillernde historische Persönlichkeit, der wirklich Valdivia erobert hat.
Für uns Europäer sind Unabhängigkeitskriege in Südamerika nicht ganz so geläufig, wie die Napoleonischen Kriege, in denen wir tausende Kilometer/Meilen mit Richard Sharpe & Co. kreuz und quer durch Europa marschiert sind. Und nicht zu vergessen, die Abenteuer zu Beginn seiner Karriere als er in Indien geschunden worden ist und reihenweise Pech mit den Frauen hatte.

Wer sich noch ein wenig mit „Sharpes Teufel“ Lord Chochrane beschäftigen möchte, dem sei C.S. Foresters Serie „Horatio Hornblower“ (11 Bände) empfohlen. Diese Romanfigur enthält einige Wesenszüge von Chochrane und von Lord Horatio (!) Nelson.

Fazit:

Nicht der allerbeste „Richard Sharpe“, aber trotzdem ein gelungenes Wiedersehen mit dem alten Haudegen. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Mach Lust auf eine Rheinfahrt

Und ewig lockt die Loreley
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Wie Perlen einer prächtigen Kette sind Orte und Städte mit ihren Burgen und Burgruinen entlang des Rheins aufgereiht. Beginnend im Norden mit Bonn über die Feste Ehrenbreitstein bei Koblenz bis hin nach ...

Wie Perlen einer prächtigen Kette sind Orte und Städte mit ihren Burgen und Burgruinen entlang des Rheins aufgereiht. Beginnend im Norden mit Bonn über die Feste Ehrenbreitstein bei Koblenz bis hin nach Bingen und Mainz im Süden.

Viele der Burgen und Schlösser waren einst stolze Verteidigungsanlagen, die spätestens während der Napoleonischen Kriege ihre Funktion verloren haben. Nun sind einige davon liebevoll restauriert und anderen, als kriegerischen Nutzungen zugeführt: Restaurants, exklusive Herbergen und Museen sowie malerische Kulissen für so manchen Mantel-und-Degen-Film.

Die Feste Ehrenbreitstein spielt in Maria W. Peters historischem Roman „Die Festung am Rhein“ eine bedeutende Rolle.

Dieses Buch weckt die Sehnsucht, den Rhein entlang zu reisen und die pittoresken Orte kennenzulernen. Wunderbare Bilder, Historie und Histörchen sowie Einblicke in die angebotene Kulinarik, machen so richtig Lust, die Koffer zu packen und das Tal der Loreley einmal aus der Nähe zu betrachten.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Das Leben in Österreichs Justizanstalten

Der Häfen-Report
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Derzeit sind etwa 9.000 Menschen in Österreichs Gefängnissen inhaftiert, davon sind rund 550 Frauen, manche davon mit ihren Säuglingen.

Grund genug für die Journalisten Monika Krisper einen Blick hinter ...

Derzeit sind etwa 9.000 Menschen in Österreichs Gefängnissen inhaftiert, davon sind rund 550 Frauen, manche davon mit ihren Säuglingen.

Grund genug für die Journalisten Monika Krisper einen Blick hinter die Kulissen, äh, ins Gesperre zu machen. Stellvertretend für die Justizanstalten (JA) wie die Gefängnisse eigentlich heißen, hat sie sich intensiv mit der JA Graz-Karlau beschäftigt. Hier sitzen die „schweren Jungs“.

In zwölf Kapitel versucht sie uns den Gefängnisalltag aus den unterschiedlichen Blickwinkeln zu beschreiben. So kommen Insassen, Justizwachebeamte, Staatsanwälte und Rechtanwälte zu Wort.

Der überwiegende Teil des Buches ist sachlich geschrieben. Wir erfahren welche Gefängnisse es gibt, wie sich der Strafvollzug in den letzten Jahrzehnten geändert hat und welche Möglichkeiten für die Insassen bestehen, einen Beruf zu erlernen und resozialisiert zu werden. Interessant ist das Bemühen eines Anstaltsleiters, dass „seine“ Außenstelle Maria Lankowitz nicht geschlossen wird, wie es ein Papier des Justizministers vorgesehen hat.

Dass es auch im gut bewachten Gefängnis Graz-Karlau zu einer Geiselnahme kommen konnte, zählt wohl zu den spektakulären Vorfällen, die zum Glück nur äußerst selten vorkommen.

Wenn es dann um die Insassen geht, gleitet das Buch leider ein wenig in den Boulevard ab. Das hätte meiner Ansicht nach nicht unbedingt sein müssen. Hier kommt ein bisschen die Faszination des „wohligen Schauderns“ und der Voyeurismus durch: Wie lebt ein ehemaliger Fußballpräsident in Graz-Karlau? Wird der auf Grund seiner Bekanntheit bevorzugt behandelt? Er darf selbst über seine Haftzeit berichten und tut dies seinem Stil entsprechend.

Es gäbe noch einiges mehr über den Alltag in Österreichs Justizanstalten zu berichten. Was ich hier vermisst habe: Wie z. B. der Alltag von Frauen, die ihre Babys während ihrer Haftzeit bekommen. Kindergarten im Häfen? Ja, das gibt es. In der JA Schwarzau gibt es die Mutter-Kind-Abteilung. Bis zum dritten Geburtstag dürfen die Kinder bei ihren inhaftierten Müttern bleiben.

Fazit:

Möge uns der Anblick einer Vollzugsanstalt von innen erspart bleiben.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Wieder ein gelungener Krimi

Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
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Comm. Pavarotti hat abgespeckt, und sonnt sich, nun mit teurer Markenkleidung bekleidet, in seinen Erfolgen. Seine Beziehung zu Lissie von Spiegel ist in die Brüche gegangen bevor sie noch so richtig Fahrt ...

Comm. Pavarotti hat abgespeckt, und sonnt sich, nun mit teurer Markenkleidung bekleidet, in seinen Erfolgen. Seine Beziehung zu Lissie von Spiegel ist in die Brüche gegangen bevor sie noch so richtig Fahrt aufnehmen konnte. Eigentlich wollten sie sich nie wieder sehen, weil sie einander Herzschmerzen verursacht haben. Doch dann wird ein deutsches Ehepaar, Lex und Anna Santer, in Meran ermordet, und Pavarotti übernimmt den Fall. Seine Ermittlungen führen ihn nach Deutschland und als sich herausstellt, dass Lissie die Tote kannte, sind plötzlich die alten Dämonen wieder da.

Lissie wird zur Verdächtigen, weil sie, ebenso wie Anna Santer als Buchautorin tätig ist und das im selben Verlag. Dummerweise ist Annas letztes Manuskript verschwunden und der Verleger in Zugzwang, ist doch der Veröffentlichungstermin bekannt und die Marketingmaschinerie angeworfen. Lissie soll das Manuskript beschaffen oder schnell eines im Stil der Anna Santer schreiben. Der Inhalt? Eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg über die Fluchtroute der Nazi-Bonzen durch Südtirol. Bei ihren Recherchen gerät Lissie in akute Lebensgefahr und Pavarotti in Gewissensnöte.

Wer will die Geheimnisse der Vergangenheit um jeden Preis wahren?

Meine Meinung:

Wie wir es von Elisabeth Florin gewöhnt sind, sind einfache Geschichten nicht ihre Sache. Jeder ihrer Krimis ist ein dicht gewobenes Netz von aktuellen und tief in die Vergangenheit reichenden Ereignissen. Wir haben es wieder mit zwei Handlungssträngen zu tun, die sich unmittelbar bedingen. Diesmal sind nicht alle Fäden restlos verknüpft, sodass die berechtigte Hoffnung auf einen neuen Fall besteht.

Die Charaktere sind wieder ausgefeilt, im Guten wie im Bösen. Pavarotti hat mit seinem Übergewicht ein wenig an Liebenswürdigkeit verloren und wirkt auf mich diesmal nicht ganz so sympathisch. So als müsste er sich erst mit seinem neuen Erscheinungsbild anfreunden. Doch Kollege Emmenegger wäscht ihm noch rechtzeitig den Kopf. Mit diesem „neuen“ Pavarotti musste ich mich erst anfreunden, was mir leider erst ein wenig später gelungen ist.

Der Schreibstil ist wie immer gut zu lesen. Elisabeth Florin lockt ihre Leser immer wieder auf falsche Fährten und erhöht dadurch die Spannung.

Das Cover aus dem Hause Emons passt wieder hervorragend zum Krimi. Das mag ich sehr!

Fazit:

Wieder ein gelungener Krimi von Elisabeth Florin.