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Venatrix

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Veröffentlicht am 03.02.2018

Komplexes Psychodrama

Drei Tage und ein Leben
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„Ende Dezember 1999 ging eine überraschende Reihe tragischer Ereignisse auf Beauval nieder...“, mit diesen Worten beginnt dieses Buch.

Was sind nun diese Vorfälle?

Da ist zum einem das plötzliche Verschwinden ...

„Ende Dezember 1999 ging eine überraschende Reihe tragischer Ereignisse auf Beauval nieder...“, mit diesen Worten beginnt dieses Buch.

Was sind nun diese Vorfälle?

Da ist zum einem das plötzliche Verschwinden des sechsjährigen Rémi Desmedt und andererseits zwei Unwetter, die die persönliche Katastrophe der Eltern einfach vergessen machen.

Was ist mit Rémi passiert?

Antoine, der zwölfjährige Nachbarsjunge muss miterleben, wie Rémis Vater den kleinen Hund Odysseus brutal umbringt. Obwohl der stille Antoine eher zu Melancholie neigt und noch nie durch Gewalttätigkeiten aufgefallen ist, erschlägt er in einem Anfall blinder Wut, Rémi im Wald. Die Leiche versteckt er in einem Hohlraum unter einem umgestürzten Baum.

Noch bevor die Suchtrupps ihre Arbeit beenden könne, verwüsten die Stürme „Lothar“ und „Martin“ das Dorf. Das Verschwinden des Kindes versinkt angesichts des materiellen Schadens in der Bedeutungslosigkeit. Hier stellt sich für mich die Frage „Was ist das Leben eines Kindes wert? Mehr als ein gefluteter Keller und ein abgedecktes Haus? Oder doch eher weiniger?

Immer wieder schwenkt der Autor in die Psyche des kindlichen Täters um. Antoine will fliehen, will Selbstmord begehen. Beides verhindern seine Mutter Blanche und der Dorfarzt. Beide ahnen, dass Antoine mit dem Rémis Verschwinden zu haben könnte. Doch niemand spricht die Frage aus. Der Arzt bietet seine Rolle als Beichtvater an, die Mutter scheint selbst ein Geheimnis zu haben.

Wird Antoine mit der Schuld und der Ungewissheit, ob er jemals der Tat beschuldigt wird leben können?

Das Gefühlsleben von Antoine ist erschreckend lebhaft dargestellt.
Was muss in der Psyche eines Kindes vorgehen, dass eine solche Tat begangen hat und sich nicht mitteilen kann? Die Panikattacken sprechen für sich. So gesehen ist es beinahe schon eine Meisterleistung, das Medizinstudium abzuschließen. Antoine ist inzwischen Arzt und gerade auf Besuch bei seiner Mutter als im Jahr 2011 Rémis Überreste gefunden werden. Der Verdacht fällt auf Kowalski, den die Ermittler schon 1999 im Visier hatten.

Doch die Spannung steigert sich deutlich, als Antoine mit seiner Jugendfreundin Emilie ein einmaliges sexuelles Abenteuer hat, von dem sie schwanger wird.
Vor die Wahl gestellt, durch eine DNA-Probe seine Vaterschaft abzustreiten und dadurch eventuell in der DNA-Datenbank der Polizei zu landen und des Haares wegen, das man bei Rémi gefunden hat als dessen Mörder überführt zu werden, wählt Antoine, das persönliche Gefängnis: Die Ehe mit Emilie.

Meine Meinung:

Dieses Psychodrama geht unter die Haut. Da ist einerseits die Psyche des Täters und andererseits die Gefühllosigkeit der Dorfbewohner, die angesichts der Naturkatastrophe auf die menschliche vergessen.

Der Autor lässt uns an der durchwachsenen Haltung der Dorfbewohner teilhaben. Man geht zum Beispiel aus Gewohnheit in den Gottesdienst. Der Satz „Der religiöse Eifer war eine recht saisonale Angelegenheit“ dies deutlich.

Der Schreibstil ist, trotz der dramatischen Ereignisse, poetisch zu nennen.

Der Mutter muss ich ein wenig den Vorwurf machen, nicht mehr auf ihren verstörten Sohn eingegangen zu sein. Aber, wie sich ja letztendlich herausstellt, hatte sie selbst ein Geheimnis zu hüten.

Das Cover hat mich sehr beeindruckt. Es stellt wohl Antoine und seine Verletzlichkeit dar.

Fazit:

Ein fesselndes Psychodrama, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Nachts am Brenner
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Lenz Koppelstätter entführt seine Leser für den nun dritten Fall für Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe an die verlassene Brenner-Grenze.
Dort wo früher abertausende von Reisenden die Grenzposten ...

Lenz Koppelstätter entführt seine Leser für den nun dritten Fall für Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe an die verlassene Brenner-Grenze.
Dort wo früher abertausende von Reisenden die Grenzposten zwischen Italien und Österreich passierten, ist seit dem Bau der Autobahn bzw. des Schengen-Abkommens nahezu nichts mehr los. Einzig das Puff auf österreichischer Seite erfreut sich regen Zulaufs, da in Italien solche Etablissements verboten sind.

Das Opfer ist ein alter Mann, der grausam verstümmelt wurde.
Während der ersten Befragungen verschwindet ein weiterer alter Mann. Auch dieser wird tot aufgefunden. Als sich herausstellt, dass beiden Toten regelmäßig mit zwei anderen Dorfbewohnern Karten spielte, sehen Grauner und Saltapepe die anderen Spieler in Gefahr.
Ein Motiv ist vorerst nicht auszumachen und so kehrt Grauner in die Behausungen der Mordopfer zurück. Dort entdeckt er eine Visitenkarte, die einen Zusammenhang mit dem bislang ungeklärten Mord an seinen eigenen Eltern herzustellen vermeint.
Ohne Staatsanwalt Belli zu informieren, ermittelt Grauner alleine weiter. Nur Saltapepe wird in Grundzügen eingeweiht. Damit setzt Grauner seine berufliche Zukunft aufs Spiel.

Wird es nun endlich gelingen, die Morde an Grauners Eltern aufzuklären? Und wie hängen die aktuellen Gewaltverbrechen damit zusammen? Denn, dass es hier eine Verbindung geben muss, ist Grauner klar, nur welche?

Meine Meinung:

Die beiden Kriminalbeamten könnten unterschiedlicher nicht sein: der bodenständige, etwas altmodisch wirkende Johann Grauner, der eigentlich auch gerne Viechbauer ist und der quirlige Neapolitaner Claudio Saltapepe.

Während schön langsam das Geheimnis um Grauner gelüftet wird, bekommen wir über Saltapepes Vergangenheit nur Bruchstücke zu lesen. Wir wissen, dass er vor der Mafia geflüchtet ist, dass ein Bruder von derselben ermordet wurde und, dass er die Südtiroler als schräge Spezies wahrnimmt.

In wunderbarer, beinahe poetisch anmutender Sprache werden uns die Lebensumstände der Menschen am Brenner/Brennero dargebracht. Es ist ein Landstrich, der die Menschen prägt. Seit der Antike, die einzige Verbindung zwischen Nord und Süd, unwirtlich und immer wieder hart umkämpft, bildet der Pass eine perfekte Kulisse für einen Krimi, der bis in die Nazi-Zeit hineinreicht. Die Landschaft ist karg, die Einkommen der Menschen gering, sodass der Schmuggel mit Waren aller Art seit Menschengedenken als eine übliche Einkommensquelle angesehen wird. Sei es, dass Menschen vom Norden in den Süden oder umgekehrt geschmuggelt oder dass der Drogen über den Pass gebracht werden.

Die Personen sind gut charakterisiert. Sie haben Ecken und Kanten, ein wettergegerbtes Gesicht und meistens keine Illusionen (mehr).
Ohne in ein Klischee abzudriften, versteht es Lenz Koppelstätter auf die Eigenheiten der Region einzugehen. Subtil und unaufgeregt in den Krimi eingeflochten, erfährt man einige Details zur Geschichte des Brennerpasses.

Fazit:

Ein spannungsreicher Krimi, der einen bis zur letzten Seite fesselt. Komplex und mit Tiefgang – ja, so soll ein Krimi sein. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für alle drei Bände.

Veröffentlicht am 03.02.2018

very british

Geheimnis in Rot
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Dieser Krimi ist der letzte aus der Feder von Mavis Doriel Hay, einer britischen Krimi-Autorin (1894-1979), die Zeit ihres Lebens ein Geheimnis um ihre Person gemacht hat.

Die Autorin entführt ihre Leser ...

Dieser Krimi ist der letzte aus der Feder von Mavis Doriel Hay, einer britischen Krimi-Autorin (1894-1979), die Zeit ihres Lebens ein Geheimnis um ihre Person gemacht hat.

Die Autorin entführt ihre Leser nach Melbury Manor, zur Weihnachtsfeier mit dem Familientyrannen Sir Osborne Melbury. Obwohl niemand den Despoten leiden kann, folgen doch alle Familienmitglieder dem Befehl zu erscheinen, gibt es doch in ferner Zukunft ein fettes Erbe. Dass der Erbfall unmittelbar bevorsteht, weiß nur der Mörder.
Doch wer hat Sir Osborne auf dem Gewissen? Der Verdächtigen sind viele, hat doch beinahe jedes Familienmitglied ein Motiv. Sei es, dass nur standesgemäß und gewinnbringend, aber ohne Zuneigung, geheiratet werden muss oder sei, dass er seine Kinder sonst wie am Gängelband hält.

Meine Meinung:

Der Krimi ist 1936 erstmals erschienen und daher in der damals bewährten Tradition geschrieben.
Der Schreibstil ist klassisch, typisch britisch und schön zu lesen. Die Autorin schafft es perfekt, die angespannte Atmosphäre im Hause Melbury darzustellen.

Interessant ist der häufige Perspektivenwechsel in den ersten Kapiteln des Krimis. Zuerst werden die Ereignisse aus Sicht der Gäste präsentiert. Dadurch erhält der Leser einen Einblick in die Charaktere der Familienmitglieder. Dann, ab Kapitel 6 hat Colonel Halstock, ein hochrangiger Polizist und gleichzeitig Freund der Familie das Sagen.
Peu à peu schreitet die Aufklärung des Verbrechens voran. Hier geht es very british zu. Keine wilden Verfolgungsjagden, wenig „action“ und doch liest sich das Buch durchaus angenehm und spannend.

Den deutschen Titel finde ich nicht so ganz gelungen. Im Original heißt das Buch „The Santa Klaus Murder“ (den „Klaus“ mit K statt C geschrieben).

Die Aufmachung ist gut gelungen. Die Leinenstruktur sowie das Lesebändchen machen aus dem Krimi ein nettes Mitbringsel.

Fazit:

Wer einen Krimi aus der goldenen Zeit dieses Genres sucht, wird hier fündig. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 02.02.2018

Vergeltung

Deichfürst
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Als der alte Tadeus de Vries ermordet aufgefunden wird, weint dem Mann niemand eine Träne nach. Weder Kinder noch Ehefrau bedauern seinen gewaltsamen Tod, denn de Vries ist ein rücksichtsloser Machtmensch, ...

Als der alte Tadeus de Vries ermordet aufgefunden wird, weint dem Mann niemand eine Träne nach. Weder Kinder noch Ehefrau bedauern seinen gewaltsamen Tod, denn de Vries ist ein rücksichtsloser Machtmensch, der auch selbst über Leichen gegangen ist.

Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich schwierig, da der ermittelnde Kommissar Stephan Möllenkamp erst vor wenigen Monaten seiner Frau zuliebe nach Leer gezogen ist. Die verschworene Dorfgemeinschaft zeigt sich wenig kooperativ.

Auf Grund von Gerüchten und Halbwahrheiten, die von der Lokalreporterin Gertrud Boeckhoff angeheizt werden, wird ein Mann mit einer beachtlichen Karriere als linker Demonstrant und Revoluzzer verhaftet. Doch ist er wirklich der Mörder des alten de Vries?


Meine Meinung:


Grundsätzlich hat mir der Krimi gut gefallen, denn er zeigt auf, wie schnell sich Gerüchte verselbständigen. Auch die Verschwiegenheit der Dorfbewohner, die zum Teil aus Angst vor de Vries bzw. durch Bestechung resultiert ist gut herausgearbeitet.

Die Episoden aus der Vergangenheit sind als solche durch die Kursivsetzung deutlich erkennbar.


Der Klappentext ist ein wenig irreführend. Die Lokalreporterin Gertrud ermittelt NICHT gemeinsam mit Stephan Möllenkamp. Sie fördert zwar einige interessante Dinge zutage, löst aber gleichzeitig die Hexenjagd auf Gottfried aus.

Auch habe ich nicht so den Eindruck, dass Stephan mit seiner Frau Maike so richtig glücklich ist. Sie kommt mir zuweilen sehr egoistisch vor, manipuliert ihren Mann und setzt letztlich ihren Willen durch (siehe Urlaub und Resthof).


Das Klima auf der Dienststelle ist verbesserungswürdig. Die Mehrzahl der Mitarbeiter ist übellaunig und wenig teamfähig. Zusätzlich sind natürlich die politischen Interventionen des Landrates kontraproduktiv.


Gut gefallen hat mir, dass platt gesnackt wird. Das macht den Krimi authentisch und die Reserviertheit der Bevölkerung Möllenkamp gegenüber deutlich. Nicht alles wird zu 100% aufgelöst.


Fazit:


Ein Auftakt zu einer neuen Krimi-Serie, der noch ein wenig Luft nach oben hat, daher nur 3 Sterne.


Veröffentlicht am 31.01.2018

Berenike stolpert über Leichen

Ausgetanzt
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Tanzlehrerein Caro wird ermordet und ihre obere Körperhälfte in der Auslage des Friseurgeschäftes opulent drapiert aufgefunden. Gleichzeitig wird ein vermutlicher Serienmörder wieder aus der Haft entlassen. ...

Tanzlehrerein Caro wird ermordet und ihre obere Körperhälfte in der Auslage des Friseurgeschäftes opulent drapiert aufgefunden. Gleichzeitig wird ein vermutlicher Serienmörder wieder aus der Haft entlassen. Ist er der Mörder?

Im zweiten Band um Teelady Berenike Roither werden wir mit einem bedrückenden Thema konfrontiert: gewalttätigen Männern und deren abhängige Frauen.

Was oft aus Liebe beginnt, endet häufig als geschlagene Ehefrau im Frauenhaus. Anni Bürkl hat dieses Thema recht gut herausgearbeitet und beleuchtet beide Seiten. Ich bin immer wieder fasziniert (und schockiert) wie misshandelte Frauen ihre Männer in Schutz nehmen. Ellen ist hier ein gutes Beispiel – sogar als Sven schon überführt bzw. seine Taten gestanden hat, hält sie ihm noch die Stange.
Eine weitere schier unglaubliche Beziehung ist jene von Amélie und Mehmet. Er, der glutäugige, smarte Türke, heiratet die Ausseerin seiner Aufenthaltbewilligung und ihres Geldes wegen, will sie zu einer Übersiedlung in die Türkei überreden und hat gleichzeitig mehrere Verhältnisse mit anderen Frauen und eine blutjunge türkische Verlobte …

Stoff für mehrere Krimis. Und das ist gleich mein Kritikpunkt: Es sind hier viel zu viele interessante Handlungsstränge, denn es treibt auch noch ein entlassener Serienmörder sein Unwesen. Da MUSS die Polizei überfordert sein, zumal lange nicht klar ist, welcher Mord wem zuzuordnen ist. Spannung erzeugt das nicht unbedingt, eher Verwirrung. Da wäre etwas weniger mehr gewesen.

Anni Bürkl lässt ihre Berenike wieder ermitteln. Sie streift durch Wien, um Mehmet auf die Spur zu kommen. Ihr Ausflug auf den Brunnenmarkt und „Little Istanbul“ in Favoriten haben mir gut gefallen.

Ein wenig werden die einschlägigen Klischees bemüht: Kampflesben helfen misshandelten Frauen, Männerfantasien von willigen, geknechteten Frauen und bösen Asiaten, die einen ehemaligen Familienbetrieb aufkaufen und zugrunde richten oder unverstandene Männer, die unter einem weiblichen Chef nicht arbeiten wollen.

Fazit:

Die Idee hat mir gut gefallen. Wegen der vielen verwendeten Klischees und der unübersichtlichen Handlungsstränge leider nur 3 Sterne.