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Venatrix

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Veröffentlicht am 26.01.2018

Eine Hommage an eine tolle Frau

Ada Lovelace und der erste Computer
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Ada Lovelace, die Tochter Lord Byrons, gilt als Erfinderin der ersten Computerprogramme, lange bevor es Computer in unserem Sinne gab.


Wer war sie also? Was hat sie bewogen, über mathematische Probleme ...

Ada Lovelace, die Tochter Lord Byrons, gilt als Erfinderin der ersten Computerprogramme, lange bevor es Computer in unserem Sinne gab.


Wer war sie also? Was hat sie bewogen, über mathematische Probleme nachzudenken?


Adas Vater, der unzuverlässige Dichter Lord Byron, hat sich kurz nach ihrer Geburt von seiner Frau, der reichen Mathematikerin Anna Isabelle Milbanke getrennt. Um zu verhindern, dass Ada ähnliche Flausen im Kopf hat, wie ihr Vater, ist Lyrik im Hause Lovelace streng verboten. Mathematik und Musik (die ja verwandt miteinander sind) sowie Französisch sind erlaubt. Die Mutter ist unerbittlich und sperrt ihre Tochter auch schon mal zur Strafe in eine Besenkammer. Schwarze Pädagogik nennt man das.
Während einer schweren Masernerkrankung, deren Auswirkung, die Heranwachsende drei Jahre mehr oder weniger ans Bett fesselt, entwickelt Ada ihre Liebe zur Mathematik.


Nach der Genesung wird sie, der Zeit entsprechend, in die Gesellschaft eingeführt und begegnet nicht nur ihrem zukünftigen Ehemann, sondern auch berühmten Wissenschaftlern. So zählen Michael Faraday und Charles Babbage sowie die Mathematikerin Mary Faifax Sommerville zu ihren Freunden.


Für den Erfinder Babbage entwickelt sie den Algorithmus seiner "Differenzmaschine" weiter. Die Erfindung ist nicht ganz neu. Bereits 1801 hat Joesph-Marie Jacquard die Lochkarten-Methode für den dampfbetriebenen Webstuhl erfunden.
Neu ist, dass Ada als erste erkennt, was diese "analytische Maschine" zu leisten vermag, wenn sie richtig gefüttert wird.


Leider stirbt Ada schon mit 36 Jahren und ihre Idee wird erst 100 Jahre später wieder aufgegriffen. Trotzdem muss man Ada Lovelace als "Mutter des Computers" bezeichnen. Ohne ihren scharfen analytischen Verstand, hätten die Computer vermutlich erst viel später ihren Siegeszug angetreten.


Meine Meinung:


Ein tolles Buch, dass nicht nur für Kinder interessant sein dürfte. Die Illustrationen sind von hohem Niveau. EIn wenig erinnern sie mich an das legendäre Cover "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" der Beatles.
Fast zu schade, um das Buch unserer kleinen Nachbarin zu schenken.


Fazit:


Eine Hommage an eine tolle Frau! Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Geheimnisse rund um die Papstwahl

Konklave
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Seit dem 13. Jahrhundert wird der Papst im geheimen Konklave gewählt. Kaum ein Vorgang ist geheimnisvoller und von mehr Mythen umrankt, wie die Wahl des Oberhauptes der katholischen Kirche. Die Beteiligten ...


Seit dem 13. Jahrhundert wird der Papst im geheimen Konklave gewählt. Kaum ein Vorgang ist geheimnisvoller und von mehr Mythen umrankt, wie die Wahl des Oberhauptes der katholischen Kirche. Die Beteiligten müssen schweigen, sie werden zwar nicht mehr eingemauert, aber mit Brettern vernagelte Fenster, kein Telefon oder sonst eine Kommunikationsmöglichkeit bedeuten schon eine ziemliche Einschränkung. Doch die soll vor allem dazu dienen, in Einklang mit Gott, den richtigen Mann an die Spitze der Kirche zu wählen.

Nun ist es wieder einmal soweit. Der letzte Papst ist tot. Sofort werden die wahlberechtigten Kardinäle aus aller Welt nach Rom berufen, um sich zur Papstwahl einzufinden. Und schon gehen die Sondierungsgespräche los. Man will endlich wieder einen Italiener. Nach einem Polen, einem Deutschen und Argentinier ist es wieder an der Zeit, oder doch nicht? Während die ersten Allianzen geschmiedet hat, hat der Hauptorganisator des Konklaves, Jacopo Lomelli, alle Hände voll zu tun. Doch Lomelli ist nicht nur Kardinalbischof und damit selbst wahlberechtigter Kandidat für den Heiligen Stuhl, sondern auch noch Dekan des Kardinalskollegiums.
Als dann noch kurz vor dem ersten Wahlgang ein 118. Völlig unbekannter Kardinal auftaucht, flattern kurz die Nerven.

Zwischen jedem, der insgesamt 8 Wahlgängen tauchen Gerüchte auf. Jedes Mal ist ein aussichtsreicher Kandidat davon betroffen. Obwohl Lomelli keineswegs den Wunsch hat, Papst zu werden, rutscht er immer weiter die Liste hinauf. Der Zweispalt, in dem er steckt wird gut und ausführlich beschrieben. Seine innere Zerrissenheit und der Kampf gegen seine Zweifel machen ihn sympathisch.

Langsam aber sicher steuert das Konklave auf seinen Höhepunkt zu. Vor dem letzten Wahlgang erschüttern Terroranschläge Rom.
Trotz aller Abschottung bekommen dies die Kardinäle mit. Das beherzte Auftreten eines Kandidaten hilft den letzten Unentschlossenen, ihre Animositäten beizulegen und zu einem überraschenden Ergebnis zu kommen.


Meine Meinung:

Als Krimi oder gar Thriller würde ich dieses Buch jetzt nicht bezeichnen. Es ist ein durchaus spannender Roman, der in der nahen?) Zukunft spielt. Gut herausgearbeitet sind die intriganten Aktionen einiger Kandidaten. So gar nicht christlich, eher machtgierig und mafiös.
Allerdings versteht es der Autor das Procedere und die Zeremonien rund um die Abstimmung perfekt in Szene zu setzen. Auf gefühlvolle, aber dennoch spannende Weise schildert er uns den möglichen Ablauf einer Papstwahl.

Gut gefallen haben mir die vielen lateinischen Zitate, die elegant übersetzt werden und den Lesefluss nicht im mindesten behindern.
Immer wieder flicht Robert Harris die aktuellen Themen der katholischen Kirche wie Missbrauch, Homosexualität und/oder Frauenordinariat in die Diskussionen ein. Geschickt gemacht – so kann der Leser die Vielzahl der Kandidaten an den unterschiedlichen Meinungen leicht erkennen.

Fazit:

Ein fesselnder Roman, der den Leser Einblick in eine geheime Wahlzeremonie gibt.


Veröffentlicht am 26.01.2018

Eine philosophische Reise entlang der Grenze

Achtung Staatsgrenze
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Der Wiener Autor Beppo Beyerl „erwandert“ rund 20 Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ jene Grenze, die jahrelang Europa in zwei Teile geteilt hat.

Beyerl startet mit seiner Wanderung, die er ...


Der Wiener Autor Beppo Beyerl „erwandert“ rund 20 Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ jene Grenze, die jahrelang Europa in zwei Teile geteilt hat.

Beyerl startet mit seiner Wanderung, die er teilweise auf seiner „Genesis“ (einem Fahrrad jener Zeit) unternimmt, an der bayrisch-tschechisch-österreichischen Grenzpunkt im Böhmerwald. Entlang der von Menschenhand und der Natur geschaffenen Grenzen hangelt er sich über das heutige Tschechien, die Slowakei nach Ungarn um dann am Loiblpass in Slowenien seine Reise zu beenden.

Immer wieder leistet er sich Sidesteps ein wenig abseits der Grenzlinie, um nach den Menschen zu suchen, die hier wohn(t)en. Nicht immer wird er fündig. Was Beyerl allerdings häufig findet, sind Billigläden, Bordelle und verlassene Landstriche – hüben wie drüben.

„Wir wissen praktisch nichts über die Menschen, die dort leben. Das hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht geändert“, sagt der Autor. „'Weil die Grenze im Kopf ist nach wie vor geblieben. Hingegen ist es heute stellenweise schwierig, den tatsächlichen Verlauf der Grenze zu eruieren.“

Auch mehr als 20 Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ bleiben die Grenzzäune in den Köpfen der Menschen aufrecht, manche wollen neue physische Mauern errichten.

Meine Meinung:

Beppo Beyerl widmet dieses Buch seinem Vater und dessen Familie, die 1948 aus der damaligen Tschechoslowakei geflüchtet sind. Auf diesen Spuren bewegt sich der Autor.
Er erzählt und lässt erzählen, kramt in der Erinnerung und reichert das Buch mit vielen s/w-Fotos an. Jede Menge Staatsgrenzsteine hat er auf seiner Reise fotografiert.
Leider haben sich viele Rechtschreibfehler (z.B. Anektode statt Anekdote u.ä.) sowie Grammatik- und Satzfehler eingeschlichen, die mein Lesevergnügen nachhaltig stören.

Die erwähnten Grenzübergänge an der tschechischen Grenze habe ich noch vor dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ vermessen. Immer unter dem strengen, wachsamen Auge einer Gruppe tschechoslowakischer Soldaten.

Fazit:

Eine philosophische Reise entlang des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“.



Veröffentlicht am 26.01.2018

Ein schräger Krimi mit Tiefgang

Kommando Abstellgleis
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„Kommando Abstellgleis“ ist das Krimi-Debüt der französischen Autorin Sophie Hénaff, die in Frankreich vor allem für ihre Cosmopolitan-Kolumne bekannt ist.

Die neue Leitung der Pariser Polizei beschließt, ...

„Kommando Abstellgleis“ ist das Krimi-Debüt der französischen Autorin Sophie Hénaff, die in Frankreich vor allem für ihre Cosmopolitan-Kolumne bekannt ist.

Die neue Leitung der Pariser Polizei beschließt, alle Außenseiter, Alkoholiker und sonstigen unnützen, aber unkündbaren Beamten in eine Abteilung zu versetzen: Das Kommando Abstellgleis. Leiterin dieser Brigade ist Anne Capestan, die wegen ihres hitzigen Temperamentes und dem damit einhergehenden schnellen Abzugsfingers vom Dienst suspendiert ist.
Insgesamt hat diese Brigade eine Stärke von mehr als 40 Mann bzw. Frau, wobei nicht alle wirklich zum Dienst erscheinen. Doch mit dem agierenden „dreckigen Dutzend“ kann Anne Capestan schon einiges anfangen. Denn neben den ausgemusterten Menschen haben eine Vielzahl von alten Aktenbergen erhalten, die sie irgendwie bearbeiten sollen.
Genauso schäbig wie die Fälle sind die als Büro adaptierte Wohnung und die Dienstautos.

Als dann zwei ungeklärte Mordfälle zwischen den Einbrüchen und sonstige Bagatelledelikten auftauchen, entwickeln Anne und ihr Team ungeahntes Interesse.

Warum wurde Marie Sauzelle vor sieben Jahren in ihrem Wohnzimmer erdrosselt? Aber, warum hat der Mörder sie alte Dame ordentlich frisiert und beinahe liebevoll vor den stummen Fernseher gesetzt? Ein gewöhnlicher Einbrecher kann das wohl nicht gewesen sein.

Und der Mord an dem Seemann Yann Guénan? Der wurde vor knapp 20 Jahren erschossen aus der Seine gefischt. Hier sei ein Profikiller am Werk gewesen, erklären die Beamten damals.

Als sich herausstellt, dass die beiden Toten sich kannten, erwacht in der Abstellgleistruppe echter Corpsgeist.
Die Brigade Abstellgleis will den Fall unter allen Umständen aufklären. Dann passiert ein dritter Mord …

Meine Meinung:

Ein humorvoller Krimi, der auch einige ernste Hintergedanken hat. Denn, in welchem Arbeitsumfeld gibt es sie nicht? Die scheinbar Ausrangierten? Die Unglücksbringer? Die Schnapsdrosseln? So mancher Arbeitgeber hat bestimmt schon mit dem Gedanken geliebäugelt, sie alle in einer Abteilung verschwinden zu lassen.

Wer sind sie nun, die Außenseiter, die mit Anne eine Brigade bilden?

Zunächst einmal Eva Rosière, die schräge, reiche Krimiautorin. Dann der designierte Schlehmil José Torrez, der das Unglück magisch anziehen soll, aber selbst immer unbeschadet daraus hervorgeht oder Loius-Baptiste Lebreton, der Witwer. Zwei IT-Spezialisten, die einiges von ihrem Wissen wieder vergessen haben zählen ebenso zu der Truppe wie Orsini, der einst bei der verhassten Dienstaufsicht war.

Die Truppe kann, nachdem sie kaum Vorschriften beachten muss, ganz unkonventionell ermitteln. So wird dann schnell eine Kehrmaschine getunt und mit 90 Sachen auf Verfolgungsjagd gegangen (Ticket wegen Schnellfahrens inklusive).
Sie schummeln sich in die Ermittlung zum dritten Opfer, klauen dort Unterlagen und nehmen einen jungen Radfahrer fest.

Fazit:

Ich finde die Idee zu diesem Krimi originell und perfekt umgesetzt. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Der Band 2 „Das Revier der schrägen Vögel“ wartet bereits auf mich.



Veröffentlicht am 26.01.2018

LIzzie Martin ermittelt wieder

Neugier ist ein schneller Tod
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Weil Tante Parry Lizzie Martins Beteiligung an der Aufklärung eines Verbrechens, das in Parrys Haus seinen Ausgang gefunden hat, mehr als peinlich ist, wird sie als Gesellschafterin zu der jungen, verstörten ...


Weil Tante Parry Lizzie Martins Beteiligung an der Aufklärung eines Verbrechens, das in Parrys Haus seinen Ausgang gefunden hat, mehr als peinlich ist, wird sie als Gesellschafterin zu der jungen, verstörten Lucy auf einem einsamen Landsitz geschickt.

Lucy, die mit zwei alten, verschrobenen Tanten hier lebt, glaubt nicht an den Tod ihrer kürzlich geborenen Tochter. Welche Rolle ist Lizzie hier wirklich zugedacht? Gesellschafterin oder Aufpasserin? Und was hat es mit dem Irrenarzt, der ebenfalls auf das Landgut eingeladen wurde auf sich?

Kaum ist Elisabeth einige Tage im Hause wird Jeb Brennan, der Rattenfänger ermordet. Dummerweise findet ausgerechnet Lucy den sterbenden Mann. Wer hat einen Grund Brennan zu ermorden?
Weil die Familie jede Aufmerksamkeit vermeiden will, wird Lizzies Bekanntschaft mit Ben Ross, Inspektor beim Scotland Yard, als vorteilhaft angesehen.

Lizzie hat wieder das feine Gespür, dass hinter der Fassade der respektablen Familie doch nicht alles so nobel ist, und unterstützt Ben Ross mit ihrer scharfen Beobachtungsgabe.

Meine Meinung:

Der zweite Fall für Lizzie Martin und Ben Ross hat sowohl Aspekte eines Krimis als auch eines Dramas. Die Hauptrolle spielt in diesem Krimi eher die Familie als die Ermittlungstätigkeit. Wieder sind die Gegebenheiten des Viktorianischen Zeitalters penibel recherchiert.

Wie schon im ersten Fall, wird die Geschichte abwechselnd einmal aus Lizzies und dann wieder aus Bens Sicht erzählt. Diesen Kunstkniff finde ich sehr spannend, da jeweils die weiblich bzw. männliche Sichtweise elegant dargelegt wird. Dabei darf festgestellt werden, dass Lizzie sich genauso an Zahlen, Daten und Fakten orientiert wie Ben. Sie nimmt dennoch die (weibliche) Umwelt anders wahr als der Inspektor.

Fazit:

Wieder ein fesselnder Krimi und ein faszinierender Einblick in die Zeit der Königin Viktoria. Gerne wieder 5 Sterne.