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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2024

Eine gelungene Umsetzung des Klassikers

Stolz und Vorurteil
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Über den Inhalt dieser Graphic Novel brauche ich wohl nichts erzählen. Ich setze voraus, dass dieser Klassiker von Jane Austen (1775-1817 ), der 1813 erschienen ist, hinlänglich bekannt ist.

„Es ist eine ...

Über den Inhalt dieser Graphic Novel brauche ich wohl nichts erzählen. Ich setze voraus, dass dieser Klassiker von Jane Austen (1775-1817 ), der 1813 erschienen ist, hinlänglich bekannt ist.

„Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Mädchen ab und zu von der Liebe träumt“

Ich gebe zu, dass ich einige Vorbehalte diesem Genre gegenüber habe. Häufig gefallen mir die Zeichnungen nicht. Wie würde diese hier sein? Würden die Zeichnungen den Klassiker von Jane Austen zu einer kitschigen und billige Bildergeschichte verkommen?

Meine Sorge war völlig unbegründet! Illustratorin Tara Spruit hat zauberhafte Figuren erschaffen, denen ihre Charaktereigenschaften ins Gesicht geschrieben stehen. Herrlich, wie dämlich die einfältige Mutter Bennet manchmal dreinschaut. Auch die fünf Töchter haben trotz aller Ähnlichkeit verschiedene Gesichtszüge. Die Kleidung im Empire-Stil ist der Epoche angepasst.

Claudia Kühn hat die Texte zu den Zeichnungen sorgfältig ausgesucht: Manche davon sind Originalzitate, andere wiederum behutsam adaptiert.

Fazit:

Dieser liebevoll und hochwertig gestalteten Graphic Novel, die sich in der gebundenen Ausgabe sehr gut als Geschenk für Fans von Jane Austen und der Regency-Epoche eignet, gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.06.2024

Fesselnd bis zur letzten Seite

Verräterisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 10)
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Auch der 10. Band der Reihe um den Gerichtsmediziner Leon Ritter und seiner langjährigen Partnerin, Capiaine Isabelle Morell, ist fesselnd bis zur letzten Seite.

Das eigentlich beschauliche Lavandou, ...

Auch der 10. Band der Reihe um den Gerichtsmediziner Leon Ritter und seiner langjährigen Partnerin, Capiaine Isabelle Morell, ist fesselnd bis zur letzten Seite.

Das eigentlich beschauliche Lavandou, das sich abermals um das Prädikat des besten Feriendomizils bewirbt, wird von einem brutalen Mörder heimgesucht, der mehrere Frauen entführt, foltert und die verstümmelten Körper deren ohne Herzen und Köpfe dafür mit Hibiskusblüten verziert, ablegt. Commandante Zerna ordnet an, diesem schauerlichen Spiel sofort Einhalt zu gebieten und versteift sich dabei zunächst einmal auf falsche Verdächtige als Täter.

Doch Leon Ritter und Isabelle Morelle misstrauen den zu glatt wirkenden Spuren. Allerdings hat Leon Ritter in einer Nebenhandlung noch ein klitzekleines privates Problem: einen angeblichen Sohn namens Philippe, der einen Anteil an Ritters Vermögen fordert.

Und dann sind da noch die Besuche des französischen Staatspräsidenten, die nicht immer rein dienstlich sind, aber für gehörig Aufregung sorgen.

Meine Meinung:

Die Handlung ist spannend angelegt. Remy Eyssen spannt seine Leser hier ordentlich auf die Folter, in dem er mehrere Verdächtige präsentiert, die alle irgendwie Dreck am Stecken haben. Trotz zahlreicher geschickt gelegter falscher Fährten habe ich recht schnell den wahren Täter, der allerdings erst auf den letzten Seiten offen auftritt, entdeckt.

Schmunzeln muss ich über den heimliche Besuch des Präsidenten, bei dessen mitternächtlichen Ausflug er sich den Knöchel verletzt und Leon Ritter das präsidiale Bein verarztet. Immerhin hat er nun wie bei einer Märchenfee einen Wunsch frei.

Isabelles Tochter Lilou, nunmehr Studentin, muss sich in ihrem Ferienjob gegen einen aufdringlichen Chef und einen geheimnisvollen Stalker wehren.

Der Krimi ist sehr gut geschrieben, allerdings meiner Ansicht nach, müssten die detaillierten Beschreibungen der Folterungen nicht unbedingt sein. Das ist bei dieser Reihe, die ja ungetrübtes Urlaubsfeeling aufkommen lassen will und durch die ausgezeichnet erstellten Charaktere punkte, nicht unbedingt nötig. Die neun Vorgänger sind ja auch mit Andeutungen ausgekommen. Vielleicht ist ja jetzt der letzte Serienmörder entlarvt?

Bleibt abzuwarten, ob der angebliche Sohn von Dr. Leon Ritter noch einmal auftaucht.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem bis zur letzten Seite fesselnden Krimi wieder 5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.06.2024

Eine klare Leseempfehlung!

Pride began on Christopher Street
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Dem Autoren-Duo Christian Handel und Andreas Suchanek ist mit diesem 4. Band der Reihe „Schicksalsmomente der Geschichte“ ein bewegender queerer Liebesroman rund um das historische Ereignis, das hinter ...

Dem Autoren-Duo Christian Handel und Andreas Suchanek ist mit diesem 4. Band der Reihe „Schicksalsmomente der Geschichte“ ein bewegender queerer Liebesroman rund um das historische Ereignis, das hinter dem Christopher-Street-Day steht, gelungen.

Im Jahr 1969 sind gleichgeschlechtliche Beziehungen per Gesetz noch immer strengstens verboten und die Einhaltung wird durch die Polizei und Justiz penibel überwacht.

Das Autoren-Duo erzählt die Geschichte des schwulen Finn, der bei einer Razzia in der New Yorker Bar Stonewall vom Undercover-Polizisten Jake vor der Verhaftung gerettet wird. Jake ist, obwohl verheiratet, selbst homosexuell ohne sich dessen bewusst zu sein. Zwischen Finn und Jake entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung, die Jake in einen Gewissenskonflikt stürzt.

Dann begeben sich Jake und Finn auf die Suche nach Jakes Onkel Pat und dessen Sohn Chris, die von der restlichen Familie gemieden werden. Das Gespräch zwischen Christ und Jake liest sich u.a. dann so:

„Niemand sucht es sich aus.“
„Es darf nicht sein“ erwiderte Jake mit Nachdruck, „Ich bin POlizist, UNd verheiratet. Cybill wäre zutiefst verletzt.“
„In zwanzig Jahren ohne Liebe wäre sie viel verletzter“ entgegnte Chris, „einen Job kann man wechseln.“
„So leicht ist es nicht.“
„Warum nicht?“
„Mein Vater ...“ Jake biss sich auf die Lippen.
„Irgendwann wirst du dich ihm stellen müssen. Das ist unausweichlich.“

Als dann eine abermalige Razzia in der Bar eskaliert, stellt sich Jake auf die Seite seiner neuen Freunde.

Meine Meinung:

Die oft schrillen Pride-Paraden, die am Christopher Street Day die Straßen zahlreicher Städte bevölkern kennt wohl jede bzw. jeder. Der Anlass dazu ist nicht immer bekannt.

Dieser historische Roman enthüllt auf Grund bestens recherchierter Fakten die Gründe, die zur diesen Paraden geführt haben, um die queere Community sichtbar zu machen. Nach wie vor, sehen Menschen, die konventionelle heterosexuelle Beziehungen ablehnen, zahlreichen Vorurteilen und Verfolgung ausgesetzt. Während in vielen Staaten für gleichgeschlechtlich Liebende möglich ist, eine Ehe einzugehen, verabschieden Länder wie Russland oder Georgien verschärfte Gesetze gegen die queere Gesellschaft. In einigen Staaten wird queere Liebe mit der Todesstrafe geahndet.

Das Autoren-Duo erzählt die Geschichte sensibel und emotional. Die Charaktere sind detailliert und lebensecht beschrieben.

Gut gefällt mir, dass auch die Sicht von Jakes Frau Cibyll eingehend betrachtet und beschrieben wird. Sie ist belesen, schreibt unter Pseudonym für eine Zeitung und engagiert sich ehrenamtlich. Sie ahnt, was mit Jake los ist.

Der Schreibstil ist flott und flüssig. Die historischen Fakten sind sehr gut in die fiktive Liebesgeschichte eingeflochten.

Fazit:

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Sehr persönlich

Solito
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Wann immer über Flüchtlinge während der letzten 80 Jahre gesprochen wird, denkt man an jene die aus der Ukraine, Asien, Afrika sowie an die jüdische Bevölkerung, die aus Nazi-Deutschland geflohen sind. ...

Wann immer über Flüchtlinge während der letzten 80 Jahre gesprochen wird, denkt man an jene die aus der Ukraine, Asien, Afrika sowie an die jüdische Bevölkerung, die aus Nazi-Deutschland geflohen sind. Dabei vergisst man häufig, dass auch in Mittel- und Südamerika Menschen gezwungen sind/waren, vor einem Bürgerkrieg und/oder einem Diktator zu fliehen. Dieses Buch, das die Flucht des damals neun-jährigen Javier Zamora im Jahr 1999 beschreibt, erinnert daran.

Die Zamoras leben in den 1990er-Jahren in El Salvador und fliehen als dort der Bürgerkrieg (1980-1991) ausbricht. Zuerst die Mutter, dann der Vater. Näher Begründungen gibt es nicht. Der kleine Javier bleibt zunächst bei den Großeltern zurück, weil die Schlepper die Reise eines kleinen Kindes für zu gefährlich halten. Erst 1999, mit neun Jahren, darf er sich auf die gefährliche und lange Reise machen, die von den Eltern, die inzwischen in den USA leben, und den Großeltern generalstabsmäßig und heimlich vorbereitet wird.

Auf seinem Weg in die USA schippert er mit zahlreichen anderen Flüchtlingen mehrere Tage die Pazifikküste entlang, bis die Gruppe wieder an Land kann. Anschließend durchquert er mehrere Länder illegal, bis er schließlich nach mehreren Versuchen die US-Grenze überwindet.

Meine Meinung:

Mit diesem Buch arbeitet Javier Zamora mit Hilfe seiner Therapeutin seine eigene Fluchtgeschichte auf. Daher ist die die Geschichte aus seiner, Javiers, Perspektive erzählt. Manchen Lesern wird der detailreiche und bildhafte Schreibstil ein wenig sonderbar vorkommen. Doch ich glaube, die Erlebnisse haben sich so in Javiers Unterbewusstsein gebrannt, dass sie mit Unterstützung der Therapeutin wieder an die Oberfläche geholt worden sind.

Interessant ist zu lesen, worüber sich der kleine Javier auf dieser mehr als sieben Wochen dauernden Reise Gedanken macht. Dass er dicklich ist und in der Schule damals wegen seiner fast weiblichen Brüste verspottet worden ist, weshalb er sich vor den Mitgliedern der Flüchtlingsgruppe nicht ausziehen will, oder dass er nie zuvor seine Wäsche waschen musste und sich geniert, weil er so stinkt.

Die vielen spanische Wörter haben mich nicht gestört. Einerseits kann ich italienisch und daher kann ich einiges herleiten und andererseits macht das die Geschichte authentisch.

Das Buch zeigt, dass neben Gaunern, die den Flüchtlingen das Geld abnehmen, auch helfende Hände (im wahrsten Sinne des Wortes gibt), die den Jungen beschützen und die wenigen Nahrungsmittel sowie die Unterkünfte miteinander teilen.

Vieles, was im Hintergrund abgelaufen ist, erfährt Javier auch später nicht, um die Fluchthelfer nicht zu entlarven. Es scheint, dass diese Schlepper nicht so geldgierig waren, wie heute, die das Geld der Flüchtlinge nehmen und sie dann irgendwo hilflos aussetzen.

Das Buch ist fesselnd und berührend zugleich. Ich hätte mir im Nachwort noch etwas mehr Informationen über die damalige und aktuelle politische Situation in El Salvador gewünscht. Das österreichische Außenministerium (BMEIA) hat wegen des seit 2022 verhängten Ausnahmezustandes El Salvador die Warnstufe 4 (hohes Sicherheitsrisiko im ganzen Land) ausgesprochen.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser sehr persönlichen Fluchtgeschichte 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.05.2024

Eine gelungene Fortsetzung

Tödlich rauscht die Brandung
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Während man sich für das Fest der Seenotretter rüstet, wird Jez Cardew vermisst. Wenig später entdeckt man seinBoot führerlos auf der dem Meer treibend. Als dann seine abgetrennte Hand, an die eine Medaille ...

Während man sich für das Fest der Seenotretter rüstet, wird Jez Cardew vermisst. Wenig später entdeckt man seinBoot führerlos auf der dem Meer treibend. Als dann seine abgetrennte Hand, an die eine Medaille für besondere Verdienst der Seenotretter gewickelt ist, gefunden wird, ist klar, dass Jez einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Und er wird nicht der einzige Tote bleiben.

Ben Kitto ist erschüttert, denn die Seenotretter wie er, setzen ehrenamtlich ihr Leben aufs Spiel, um andere zu retten. Die Ermittlungen stellen sich als komplex heraus, zumal alle anderen Seenotretter ebenso wie Jez anonyme Briefe mit einer Broschüre des Rettungsteams sowie einem handschriftlichen Zitat aus Shakespeares „Der Sturm“ und der Zeichnung eines Galgenmännleins erhalten.

Recht schnell wird Sam Austell, ein Freund des Ermordeten, der vor kurzem nach einem dreijährigen Gefängnisaufenthalt wegen Drogendelikten auf die Scilly-Inseln zurückgekehrt ist, von den Bewohnern verdächtigt. Einmal Verbrecher immer Verbrecher?

Ben Kitto, der in wenigen Tagen heiraten will, findet bald heraus, dass es noch andere Personen gibt, die mit Jez ein Hühnchen zu rupfen haben. Denn Jez ist nicht nur ein Held, sondern auch ein Womanizer, was eingen Männern nicht gar so gut gefällt.

Und wie passt das Verschwinden von Molly Bligh ins Bild, die wenig später schwerverletzt gefunden wird? Auch sie hat eine Medaille für eine gelungene Rettung bei sich.

Will sich da jemand an einem Mitglied dieser Organisation rächen? Wenn ja, warum? Ist eine Rettung missglückt?

Meine Meinung:

Wie gewohnt weist auch der dieser Band der Reihe zwei Handlungsstränge auf. Der eine ist jener von Ben Kitto in der Ich-Form, die andere in der von Sam Austell, der quais als „Außenstehender“ berichtet. Sam hat es als ehemaliger Drogen- und Alkoholabhängiger nicht leicht, weil er für jede Gesetzesübertretung, die passiert, verantwortlich gemacht wird. Er fühlt sich seinem Freund Jez verpflichtet und beginnt heimlich mit eigene Nachforschungen.

Ben Kitto, vor wenigen Monaten Vater geworden, steht kurz vor der Hochzeit mit Nina und hat für die Vorbereitungen weder Zeit noch Kopf, was naturgemäß Nina nicht gar so gut gefällt. Wieder mit dabei ist Shadow, Bens treuer vierbeiniger Begleiter. Und der wortkarge Onkel Ray macht eine interessante Verwandlung durch.

Wie schon in den sechs Vorgängern ist der Erzählstil eher ruhig. Kate Penrose erfreut ihre Leser mit detaillierten Beschreibungen der Scilly-Inseln und den Lebensbedingungen der manchmal rau erscheinenden Bevölkerung. Zwischendurch kommt deutlich mehr Spannung auf.

Die Suche nach dem Täter und seinem Motiv gestaltet sich als schwierig, denn die Auswahl an Verdächtigen ist beschränkt. Daher ist sowohl bei Ben Kitto als auch bei den Lesern die Überraschung groß, wer als Täter entlarvt wird.
Die Überführung des Täters ist schlüssig, das Motiv auch.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung 5 Sterne.