Eine gelungene Fortsetzung
Die Mur schweigtIn diesem dritten Fall für den Gendarmen Wilhelm Koweindl und die Lehrerin Ida Fichte werden die beiden von Wilhelms Vergangenheit in der Armee eingeholt.
Nach den Ereignissen in den Jahren zuvor, verdient ...
In diesem dritten Fall für den Gendarmen Wilhelm Koweindl und die Lehrerin Ida Fichte werden die beiden von Wilhelms Vergangenheit in der Armee eingeholt.
Nach den Ereignissen in den Jahren zuvor, verdient Ida Fichte nun ihr Geld als Hauslehrerin und Gesellschafterin in drei Familien, während Wilhelm, um eine Beförderung zu erlangen, einen Chargenkurs absolvieren muss. Da ihm der Lernstoff, vor allem die zu lernenden Gesetze zu schaffen machen, bittet er Ida um Hilfe.
Doch dann verschwindet Marie, das Dienstmädchen der Familie Mandelsüß, deren Töchtern, Valentina und Victoria, Ida Klavierunterricht gibt. Die beiden Mädchen im Backfischalter vermuten eine romantische Liebschaft. Doch als man Maries Leiche findet, beginnen sie heimlich in deren Sachen zu stöbern und, wie sie es nennen „zu ermitteln“. Natürlich ziehen sie einige falsche Schlüsse. Das Dienstmädchen wird nicht die einzige Tote bleiben. Allen ist gemeinsam, dass sie im weitesten Sinn mit Prostitution zu tun haben.
Gleichzeitig wird Ida bedroht und soll sich von Wilhelm fernhalten. Wer hat es auf Wilhelm abgesehen? Und welche Rolle spielt seine unrühmliche Relegation aus dem Militär?
Meine Meinung:
Gudrun Wieser ist wieder ein fesselnder historischer Krimi gelungen, der die Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts lebendig auferstehen lässt. So beschreibt sie die Lebensumstände der unterschiedlichen Klassen wie Adelige, reiche Bürgerfamilien, Bauern sowie der Witwen und alleinstehenden Frauen, die wenn sie nichts geerbt haben, kaum überleben können.
Ida ist (noch) alleinstehend und stolz auf ihre Unabhängigkeit, auch wenn sie damit gegen die vorherrschenden gesellschaftlichen Konventionen verstößt und das Naserümpfen mancher Menschen in Kauf nimmt. Aktuell muss sie, um ihren Lebensunterhalt in einer winzigen Dachwohnung zu finanzieren gleich drei Jobs nachgehen. Wobei die Klavierstunden bei den Töchtern Mandelsüß vielleicht noch der angenehmste Job ist. Die Mädels sind naseweis und erfrischend aufmüpfig, während die Eltern sich wenig um den Nachwuchs kümmern.
Schmunzeln musste ich auch über die Fräuleins Wagner und Papst, die Ida als Gesellschafterin engagiert haben. Mehrmals erklären die beiden alten Damen mit Nachdruck, dass man keinen Mann im Leben braucht.
Entzückend finde ich, dass Olympe de Gouges, jene Pariserin, die auch für Frauen die gleichen Recht wie für Männer eingefordert hat (und dafür 1793 auf der Gulliotine landete, da war dann Gleichheit angesagt) einen kurzen literarischen Auftritt hat. Ja, die Losung „Liberté, Egalité, Fraternité!“ galt nur für Männer. Oder die Verwendung des Wortes „Grisette“ - mit diesem Wort hat man junge unverheiratete Frauen bezeichnet, die sich ihren Lebensunterhalt als Hutmacherinnen oder Näherinnen verdient haben und ohne Aufsicht von Eltern wohnten. Sie wurden häufig wegen ihres unkonventionellen Lebensstils eines nicht ganz ehrbaren Lebenswandels bezichtigt. Doch Ida kümmert sich nicht darum, was ihrer Vermieterin denken könnte.
Ida und Wilhelm sind ein gutes Team, auch wenn Wilhelm ein wenig linkisch im Umgang mit Ida wirkt. Trotzdem hat er genug Vertrauen zu ihr und in ihre Fähigkeiten, sich ihr bezüglich des Lernstoffes anzuvertrauen. Es ist für viele Männer jener Zeit nicht selbstverständlich, Fehler oder Unvermögen zuzugeben.
Gudrun Wieser hat auch diesmal viel Zeit in die Recherche gesteckt. Geschickt ist auch der latente Antisemitismus, der auch immer mit Neid einhergeht, in den Krimi hineingepackt. Ich mag das, wenn historische Details sorgfältig ausgesucht und eingearbeitet sind. Das, und die schöne Sprache hebt diese Krimi-Reihe von zahlreichen anderen hervor. Auch das Cover passt perfekt zu den beiden Vorgängern.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem dritten historischen Krimi mit Wilhelm Koweindl und Ida Fichte eine Leseempfehlung und 5 Sterne.