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Veröffentlicht am 24.07.2024

Wieder spannend und unterhaltsam, aber nichts wirklich Neues aus dem Genre

Zorniges Herz
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Vor einigen Jahren habe ich die ersten vier Teile der Reihe um die ehemals amische Polizeichefin Kate Burkholder in Painters Mill, Ohio, regelrecht verschlungen. Eine krankheitsbedingte längere Lesepause ...

Vor einigen Jahren habe ich die ersten vier Teile der Reihe um die ehemals amische Polizeichefin Kate Burkholder in Painters Mill, Ohio, regelrecht verschlungen. Eine krankheitsbedingte längere Lesepause sorgte dann allerdings dafür, dass ich die Reihe erst einmal nicht weiterverfolgte. Als ich kürzlich diesen inzwischen schon 15. Teil bei NetGalley entdeckte, konnte ich nicht widerstehen und fragte ein Rezensionsexemplar an. Ich habe schon einige Male ähnliche Thriller Reihen nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen und hatte sehr selten Verständnisprobleme. Ich freute mich jedenfalls, dass ich das E-Book noch vor seinem offiziellen Erscheinen auf meinem Kindle lesen durfte.

Chief Kate Burkholder probiert gerade ihr Hochzeitskleid an, als sie zu einem Tatort gerufen wird. Der 21-jährige Aden Karn wurde tot auf einer eher wenig befahrenen Straße aufgefunden. Was oberflächlich betrachtet noch wie ein Unfall mit Fahrerflucht aussah, stellte sich schnell als brutaler Mord heraus. Der junge Amische, der gerade in seiner Rumspringa war, wurde mit einer Armbrust niedergestreckt. Doch warum? Erste Befragungen im Umfeld von Aden zeichnen von ihm das Bild eines allseits beliebten und hilfsbereiten jungen Mannes. Erst nach und nach findet Kate heraus, dass es auch noch eine andere Seite der Medaille gibt. Wird es Kate auch diesmal gelingen, die ganze Wahrheit herauszufinden?

Kaum angefangen, hatte ich das in der ersten Person aus der Perspektive von Kate geschriebene Buch auch schon wieder ausgelesen. Den Schreibstil empfand ich als gewohnt flüssig, die Sprache einfach und bildhaft. Verständnisprobleme hatte ich, trotz der vielen zwischenrein ausgelassenen Bücher überhaupt keine. Das Privatleben der mir schon damals sehr sympathischen Hauptfiguren Kate und John hat sich so weiterentwickelt, wie ich es mir für die beiden früher schon gewünscht hatte und der Fall, in dem Kate diesmal ermittelte, brachte aufgrund seiner Brutalität und den sich nach und nach herauskristallisierenden weiteren düsteren Spuren, die gewünschte Spannung mit. Was da noch so zutage trat, erschütterte mich durchaus.

Wer dann letztendlich der Mörder war, überraschte mich zwar nicht wirklich, aber beim Showdown empfand ich trotzdem noch einmal richtiges Herzklopfen. Grundsätzlich hat mir das Buch also gefallen. Es war im Prinzip auch genau das, was ich lesen wollte und ich wurde von Anfang bis Ende gut unterhalten. Mich fasziniert das bescheidene Leben der Amischen noch immer und mir gefällt auch, dass sich Kate, obwohl sie sich vor vielen Jahren dafür entschied, der Glaubensgemeinschaft nicht beizutreten, sich ihren Wurzeln immer noch so verbunden fühlt. Wirklich neu im Genre ist an der Geschichte jedoch nichts. Das kam für mich jedoch nicht unerwartet und störte mich deshalb nicht.

Auch wenn ich, was das Privatleben der Hauptfiguren betrifft, nun sicher einen gewaltigen Informationsvorsprung habe, hat mir dieses Buch durchaus Lust darauf gemacht, in der Reihe wieder aufzuholen. Nicht hintereinander weg, weil sich dann wahrscheinlich vieles zu sehr gleicht, aber so nach und nach, mit genügend anderem Lesestoff dazwischen, denke ich, dass die mir bislang noch fehlenden Bücher eine spannend unterhaltsame Lektüre werden.

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Honeymoon im Schlangennest, spannend und grausam, aber nicht gänzlich rund

Letzte Lügen
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Ich liebe die Atlanta – Georgia Reihe der amerikanischen Autorin Karin Slaughter. Vor dieser hatte ich natürlich auch schon ihre Grant County verschlungen. Während einige gute Bekannte von mir der Reihe ...

Ich liebe die Atlanta – Georgia Reihe der amerikanischen Autorin Karin Slaughter. Vor dieser hatte ich natürlich auch schon ihre Grant County verschlungen. Während einige gute Bekannte von mir der Reihe um Agent Will Trent, zu der sich ab Band drei dann auch Sara Linton als Hauptfigur gesellte, schnell den Rücken kehrten, finde ich persönlich diese noch mal deutlich düsterere Reihe sogar besser. Vor ein paar Tagen wurde dieses inzwischen 12. Buch der Reihe als Rezensionsexemplar bei NetGalley angeboten und ich konnte es noch vor dem Erscheinungstermin auf meinem Kindle lesen.

Will Trent und Sara Linton haben endlich Nägel mit Köpfen gemacht und geheiratet. Im abgelegenen, von der Familie McAlpine betriebenen Anwesen Ridgeview Lodge wollen sie eigentlich ganz ungestört ihre Flitterwochen verbringen und ihren sonst so mörderischen Alltag für eine Weile hinter sich lassen. Doch als sie sich in der ersten Nacht gerade einem aufregenden Liebesspiel im See hingeben wollen, hören sie einen fürchterlichen Schrei und finden kurze Zeit später die sterbende Managerin.

Schnell wird klar, dass von dem eigentlich zuständigen Gesetzeshüter keine ordnungsgemäße Ermittlung zu erwarten ist. Aber es gibt ja noch Amanda, die es schafft, das GBI ins Spiel zu bringen. Auch wenn sie nicht wirklich begeistert davon ist, dass Will und Sara während ihrer Flitterwochen arbeiten, lässt sie es zu und schickt ihnen noch Faith und Kevin als Verstärkung. Die Ermittler finden heraus, dass so ziemlich jeder, der sich zum Zeitpunkt des Mordes auf dem Gelände der Lodge befand, etwas zu verbergen hat. Doch welches Motiv ist stark genug für den brutalen Mord?

Den Schreibstil empfand ich als gewohnt flüssig. Die Sprache einfach, bildhaft und die Ausdrucksweise oft wieder nicht besonders zimperlich. Gleich am Anfang gab es das brutale Verbrechen und im Zuge der Ermittlungen wurde noch ganz viel - mindestens genauso Schlimmes - mit ans Licht geholt. Das ergab es eine permanent düstere Grundspannung, die mich immer weiterlesen und auch keine Längen empfinden ließ. Um diesen Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, bediente sich die Autorin verschiedener Perspektiven und Zeitebenen. Wer letztendlich der Mörder war, hat mich überrascht und sehr traurig gestimmt.

Es wurden auch diesmal wieder geschickt verschiedene Spuren ausgelegt, die mich als Leserin bei der Suche nach ihm in einen grauenhaft verbrecherischen Sumpf und auf etliche falsche Fährten führten. Denn gleichzeitig wurden auch wieder verschiedene gesellschaftliche Probleme mit angeprangert. Darunter Kindesmisshandlung, Vernachlässigung, Kindesmissbrauch, häusliche Gewalt, fehlende Zivilcourage, Machtmissbrauch und Korruption. Aber genau das waren die Themen, die mich auch nach dem Lesen des Thrillers nicht gleich losließen, mich darüber nachdenken und daran erinnern ließen, dass ich diese insgesamt wirklich auf grausame Art berührende Geschichte eben doch nicht an allen Ecken und Enden rund fand.

Einerseits wurde geschrieben, dass Mercy, die nach dem Unfall des Vaters das Management der Lodge übernommen hat, diese erfolgreich und mit großen finanziellen Gewinnen führte. Doch nach allem was über sie und ihre toxische Familie im Laufe der Handlung so bekannt wurde, fand ich die Erklärungen zu den geschäftlichen und finanziellen Aspekten im Nachgang dann doch etwas widersprüchlich und nicht gänzlich schlüssig zurechtkonstruiert. Trotzdem hat mich auch diese Geschichte wieder so gut unterhalten, dass ich nun hoffe, dass es mit der Reihe noch ein bisschen weitergeht.

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Veröffentlicht am 20.07.2024

Selbst für eine Dark Romanze fand ich die Handlung zu sadistisch

Lord of London Town
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Obwohl der Altergruppe längst entwachsen, lese ich zwischenrein sehr gern mal Romane für junge Erwachsene. Als dieses Buch hier bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde, reizte mich der Klappentext. ...

Obwohl der Altergruppe längst entwachsen, lese ich zwischenrein sehr gern mal Romane für junge Erwachsene. Als dieses Buch hier bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde, reizte mich der Klappentext. Von daher freute ich mich auch sehr, dass ich es kurz nach meiner Anfrage auf den Kindle laden konnte.

Cheska Harlow-Wright und Arthur Adley kommen aus grundverschiedenen Welten. Cheska ist in der High Society Londons aufgewachsen. Arthur als der Erbe einer der gefürchtetsten Familien der Londoner Unterwelt. Als sich die beiden das erste Mal kurz begegnen sind sie gerade mal 13 Jahre alt. Allerdings waren beide voneinander so fasziniert, dass sie sich bei ihrem nächsten Zusammentreffen - 5 Jahre später in Marbella - noch aneinander erinnern. Dort vereitelt Arthur einen Überfall auf die junge Frau und beginnt mit ihr ein geheimes Verhältnis. Als er dann mit 23, nach einem Anschlag auf seinen Vater, das Familienunternehmen früher als erwartet übernehmen muss, beendet er dieses und regiert die Londoner Unterwelt mit harter Hand, ohne sich irgendwelche Ablenkungen zu erlauben. Doch dann benötigt Cheska erneut Hilfe und Arthur ist nicht in der Lage, sie wieder von sich zu stoßen…

Erzählt wurde die Geschichte in der ersten Person, jeweils im Wechsel aus den Perspektiven von Arthur und Cheska. Im Prinzip konnte ich sie durchaus auch flüssig lesen. Das war für mich allerdings besonders am Anfang trotzdem nicht wirklich leicht und wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich wahrscheinlich im ersten Drittel abgebrochen. Das lag nicht allein an der vulgären Sprachen und den brutalen blutigen Szenen, die in allen Einzelheiten geschildert wurden, sondern vor allem an der Tatsache, dass Arthur und seine Kumpane das Ausüben der tödlichen Gewalt so genossen, dass sie dabei sadistische Erregungen empfanden.

Romantisch fand ich an der Beziehung zwischen Arthur und Cheska nichts. Für mich beruhte diese rein auf Äußerlichkeiten und körperlichen Begierden. Die mehrfach sehr ausführlich geschilderten eher harten Bettszenen reichten mir persönlich jedenfalls nicht aus, um diese mit dem gleichzusetzen, was ich persönlich unter Liebe verstehe. Ich hatte auch zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Beziehung zu Cheska Arthur in irgendeiner Art und Weise besser macht, sondern irgendwann eher, dass sich hier zwei Sadisten gefunden haben.

Ich zwang mich daher eine Zeit lang regelrecht zum Weiterlesen, kam dann aber – ohne dabei jedoch Sympathien für die Charaktere zu empfinden - trotzdem noch an einen Punkt, an dem ich wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht. Dabei wollte ich vor allem bestätigt bekommen, dass der verbrecherische Gegenpart zu Adleys „Firma“ und seinen Verbündeten in der Unterwelt tatsächlich der ist, den ich bereits seit Marbella vermutete. Dass dieser, trotz ständiger Angriffe auf die anderen Londoner Unterweltorganisationen, so viele Jahre gar nicht enttarnt werden konnte, war für mich allerdings wieder nicht wirklich glaubwürdig.

Obwohl es am Ende der Geschichte einen Cliffhanger gab, der mich, wenn es zum jetzigen Zeitpunkt bereits eine Fortsetzung in deutscher Spache gäbe, vielleicht doch in die Versuchung gebracht hätte der gänzlichen Aufklärung halber weiterzulesen, werde ich das dann, wenn diese irgendwann erscheint, wohl eher nicht tun. Insgesamt war diese extrem blutrünstige Geschichte ja eher nicht mein Ding und das kleine Fünkchen Interesse, das dieser Cliffhanger jetzt bei mir weckte, ist bis dahin garantiert vergessen.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Ich empfand etliche Längen und über weite Strecken kaum Spannung

Ruthless Vows
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Nachdem mir der erste Teil „Divine Rivals“ ganz gut gefallen hatte und mit einem Cliffhanger endete, wollte ich wissen, wie es mit der Geschichte weitergeht. Dieser Nachfolger stand also bereits auf meiner ...

Nachdem mir der erste Teil „Divine Rivals“ ganz gut gefallen hatte und mit einem Cliffhanger endete, wollte ich wissen, wie es mit der Geschichte weitergeht. Dieser Nachfolger stand also bereits auf meiner Wunschliste, als er bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde. Meine Anfrage dort war erfolgreich und ich freute mich, dass ich es kurze Zeit später als E-Book auf meinem Kindle lesen konnte.

Iris ist zurück in Oath und arbeitet weiter bei der Inkridden Tribune, für die sie zuletzt gemeinsam mit Attie und Roman als Kriegsberichterstatterin tätig war. Einerseits ist sie sehr froh, ihren Bruder wieder bei sich zu haben. Andererseits wartet sie verzweifelt auf ein Lebenszeichen ihrer großen Liebe Roman, der inzwischen auch ihr Ehemann ist und den sie, genau wie ihre Schreibmaschine, nach dem Angriff von Dacres Schergen in Avalon Bluff zurücklassen musste.

Als sie durch einen von ihm geschriebenen Artikel in der Oath Gazette erfährt, dass Roman noch lebt, ist sie darüber zwar erst einmal froh. Sie fürchtet jedoch auch, dass er, wie einst ihr Bruder, unter Dacres Einfluss steht und sich nicht mehr an sie erinnern kann. Aus der Verzweiflung heraus stiehlt sie die andere magische Schreibmaschine und versucht über diese wieder mit Roman in Kontakt zu treten. Als endlich eine Antwort von ihm eintrifft, bestätigt das ihre Befürchtung zwar, aber der geheime Austausch von Briefen geht weiter. Wird es Roman helfen, seine Erinnerungen zurückbekommen?

Für das Lesen dieser Fortsetzung brauchte ich deutlich mehr Zeit, als für den ersten Teil. Das lag vor allem daran, dass ich diesmal sehr viele Längen empfand, über weite Strecken kaum Spannung verspürte und mich nach dem ersten Viertel lange Zeit ziemlich durch das Buch quälte. Im Vorgänger empfand ich die fantastischen Elemente und die eine göttliche Seite zwar deutlich unterrepräsentiert, empfand jedoch wegen der ständigen Weiterentwicklung der Charaktere und der ziemlich realistisch dargestellten Bedrohung durch den Krieg eine permanent vorhandene Grundspannung, die mich nahezu am Buch kleben ließ.

Auch diesmal war Dacre deutlich präsenter als Enva. Mit Beschreibungen des Unterreiches und der Erwähnung von Leylinien kamen zwar weitere düstere fantastische Aspekte hinzu und es gab auch eine Erklärung dafür, warum Enva nie selbst bei ihren eigenen Truppen war. Ich hatte jedoch lange Zeit das Gefühl, dass jeglicher Anflug von Spannung – egal, ob es um den Krieg der Götter oder auch um eigentlich romantische Aspekte ging - sofort wieder zerredet wurde und sich auch die Charaktere längere Zeit nicht mehr wirklich weiterentwickelten.

Erst ab ungefähr des letzten Viertels empfand ich endlich wieder etwas Spannung und keine Längen mehr. Allerdings wirkte da auf mich auch wieder alles deutlich realistischer – die grauenvollen Bilder, die mir da beim Lesen kamen, sieht man ja leider momentan auch permanent in den Nachrichten – auf mich. Nicht wirklich gefiel mir jedoch, dass Iris töten musste und richtig verstanden habe ich auch nicht, dass sich die Widerstandsgruppe, die Oath in Atem hielt, bevor es zum finalen Schlag Dacres kam und die eigentlich gar keine Götter mehr wollte, dann sofort auf der Seite von Envas übrig gebliebenen Truppen war.

Das Ende der Geschichte von Iris und Roman war dann allerdings irgendwie versöhnlich. Insgesamt empfinde ich die Geschichte auch durchaus als abgeschlossen. Beim Epilog hatte ich jedoch das Gefühl, dass sich die Autorin den Weg für eine weitere Fortsetzung trotzdem offenlässt. Sollte diese kommen, weiß ich momentan allerdings nicht, ob ich sie überhaupt noch lesen möchte.

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Veröffentlicht am 11.07.2024

Deutliche Steigerung zum ersten Teil, aber leider keine richtig sympathischen Charaktere

Signum
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Den Vorgänger „Refugium“ habe ich erst vor Kurzem gelesen. An ihn war ich mit deutlich zu hohen Erwartungen gegangen, empfand etliche Längen und die Geschichte im Gesamten zwar nicht schlecht, aber auch ...

Den Vorgänger „Refugium“ habe ich erst vor Kurzem gelesen. An ihn war ich mit deutlich zu hohen Erwartungen gegangen, empfand etliche Längen und die Geschichte im Gesamten zwar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich rund. Dennoch war sie für mich immer noch interessant genug, um wissen zu wollen, wie es mit dem ungleichen Paar Kim und Julia weitergeht und auch der Cliffhanger am Ende verfehlte seine Wirkung auf mich nicht. Da ich auch die Fortsetzung von NetGalley als Rezensionsexemplar erhalten hatte, konnte ich „Signum“ noch vor dem offiziellen Erscheinungstermin auf meinem Kindle lesen.

Kim möchte verstehen, warum es Menschen Befriedigung verschafft, Kinder oder Jugendliche zu quälen und begibt sich dabei auf ein sehr gefährliches und auch keinesfalls legales Terrain. Julia hat nach einer weiteren Sinnkrise sowie einem Gespräch mit Irma die erste Idee für ein neues Buch und beginnt mit Recherchen zu einer rechtsextremen Partei, deren Mitglieder auch im kriminellen Milieu keine unbeschriebenen Blätter sind.

Plötzlich gerät alles schwer aus den Fugen. Astrid sieht rot und bringt Kim damit in ernsthafte Schwierigkeiten. Julia wird wegen ihrer Recherchen bedroht und macht kurz darauf eine Entdeckung, die sie zwingt, sich zwischen Gesetzestreue und Kim zu entscheiden. Wird sie helfen, die aus dem Ruder gelaufene Misere zu vertuschen?

Diesmal ging ich mit deutlich niedrigeren Erwartungen an die Geschichte heran, denn ich wusste ja inzwischen, dass diese Mittsommer-Reihe von Lindqvist für mich nicht an die noch von Stieg Larsson verfassten Teile der Millenium-Reihe (die Fortsetzungen von den anderen Autoren habe ich nicht gelesen) herankommt. Den Angang fand ich, trotz gewissen Assoziationen zu einer Szene aus Stieg Larssons Werk, dann auch sehr spannend. Im Gegensatz zum Vorgänger hatte ich diesmal dann jedoch nicht das Gefühl, dass es spannungstechnisch zu sehr kippte. Leichte Längen empfand ich zwar auch hier wieder, war von diesen aber nicht so sehr genervt, wie es im ersten Teil der Fall war.

Obwohl die Themen Kindesmisshandlung und Rechtsextremismus, die in diesem Thriller mitbehandelt werden, nicht neu sind, halte ich deren Anprangerung nach wie vor für sehr wichtig, so, dass ich das nicht als störend empfand. In einen Zwiespalt geriet ich allerdings, als die Sache mit Martin Rudbeck aus dem Ruder lief. Mitgefühl konnte ich dem Schockdoktor zwar nicht entgegenbringen. Da ich aber auch nicht wirklich ein Fan von Selbstjustiz bin, haderte ich an dem Punkt schon ein bisschen damit. Dennoch schlug ich mich gedanklich dann doch auf die Seite von Kim, Julia und Astrid, weil ich Kim, wohl aufgrund seiner Vorgeschichte, von allen handelnden Charakteren irgendwie immer noch am meisten mag und auch die Ermittler der Stockholmer Polizei für mich keine wirklichen Sympathieträger sind.

Das Schaffen von Solchen, die man – egal was sie tun – versteht und denen man alles verzeiht, scheint dem Autor nicht besonders gut zu liegen. Ich mag Kim zwar immer noch irgendwie, aber sein Vorgehen kam mir oft recht dilettantisch vor und, dass ihm das nicht zum Verhängnis wurde, hatte nichts mit seiner eigenen Cleverness zu tun. An Julias Figur nervt mich das ständige Selbstmitleid noch immer und irgendwie kann ich ihr auch nicht abnehmen, dass sie mal eine gute Polizistin gewesen sein soll. Mit Astrid werde ich auch nicht wirklich warm. Selbst die mir im ersten Teil so gut gefallende Irma, hat für mich einiges an Reiz verloren, weil die Szenen mit ihr sich für mich inzwischen irgendwie immer wiederholten.

Die ganze Vertuschungsaktion und das Katz- und Mausspiel mit den Ermittlern fand ich dann trotzdem ganz unterhaltsam. Im Vergleich zu vielen anderen von mir gelesenen Schwedenkrimis, schneidet „Signum“ nicht schlecht ab und zu „Refugium“ sehe ich eine deutliche Steigerung. Auch wenn dieser erste Teil bei mir nicht ganz so gut wegkam, denke ich, dass man ihn für das gänzliche Verstehen von Teil 2 vorher gelesen haben sollte. Ich selbst werde nächstes Jahr sicher auch noch den Abschluss der Trilogie „Elysium“ lesen, denn ich möchte schon wissen, ob die Ereignisse dieses Teils den drei Hauptfiguren nicht doch noch auf die Füße fallen und vor allem wer oder was dieser Super-Hacker Ces ist.

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