Interessante Charaktere, aber zähe Handlung
Der Junge, der das Universum verschlangEs scheint, als hätte Eli Bell nicht die besten Vorbilder um sich herum: Eltern, die mit Heroin dealen, ein Exhäftling als Babysitter, ein verschollener Vater und ein Bruder, der nicht mehr spricht. Doch ...
Es scheint, als hätte Eli Bell nicht die besten Vorbilder um sich herum: Eltern, die mit Heroin dealen, ein Exhäftling als Babysitter, ein verschollener Vater und ein Bruder, der nicht mehr spricht. Doch Eli erfährt trotzdem Liebe und Freundschaft, bis der Cartellboss die Familie auseinanderreisst. Und die Frage, die Eli immer mehr beschäftigt: Wie wird man zu einem guten Menschen?
Meine Meinung
Der Klappentext dieses Buches konnte mich begeistern. Ich war so gespannt, endlich herauszufinden, was es alles in dieser Geschichte zu entdecken gibt […]
Zuallererst ist mir der Schreibstil aufgefallen. Er ist so persönlich, so einzigartig, dass ich regelrecht begeistert war. Wunderschöne Metaphern und weitere Beschreibungen, die ich so noch nie gelesen habe. Und gleichzeitig ist das Geschriebene trotzdem präsent und nicht zu ausgeschmückt. Ich habe den Schreibstil geliebt.
Dazu kommt, dass die Charaktere in diesem Buch sehr greifbar waren. Vor allem der Protagonist Eli, aus dessen Sicht man auch die gesamte Geschichte liest. Man wächst mit ihm, entdeckt Geheimnisse, fühlt mit ihm mit und lernt mit ihm. Nicht nur Eli, sondern auch August, sein Bruder, ist ein sehr interessanter und einzigartiger Charakter – denn er redet nicht. Er schreibt seine Sätze in die Luft und alle um ihn herum verstehen ihn auf diese Art und Weise, was einfach wunderschön ist.
Nun, zur Handlung: Ich hatte von Anfang an etwas Probleme, gewisse Zusammenhänge zu verstehen. Besonders zu Beginn waren es mir zu viele Namen und Erzählungen zur Vergangenheit, sodass ich absolut gar nichts verstand. Natürlich kam ich mit der Zeit besser in die Geschichte rein, aber die Handlung wirkte fast schon etwas belanglos. Sie war meiner Meinung nach auch sehr in die Länge gezogen. Es gibt so grossartige Charaktere in diesem Buch, deshalb finde ich es so schade, dass die Geschichte mit der Zeit den Reiz des Weiterlesens verlor. Ich hatte mir so viel mehr Tiefe in der Handlung gewünscht – wie es eigentlich im Klappentext angedeutet wird. Was mich am meisten enttäuscht, ist, dass die Geschehnisse im Buch so konstruiert wirken – ganz anders als diese runden und komplexen Charaktere. Der Kontrast zwischen Charakter und Handlung ist viel zu gross, es passt irgendwie nicht so richtig zusammen.
Es passierte also nicht grossartig viel; erst ab der Mitte kam wieder etwas Spannung auf. Man wusste nicht so recht, wem man vertrauen konnte – ich begann sogar Eli etwas zu misstrauen, was der Autor grossartig eingebaut hat. Es war dieses Misstrauen, das mich am Ball gehalten hat und all die Ereignisse, für die ich keine Erklärung parat hatte. Das hätte ich mir schon in der ersten Hälfte mehr gewünscht.
Fazit
Die Charaktere in diesem Buch sind so komplex und greifbar, dass es sich so anfühlt, als würde ich sie wirklich kennen. Auch der Schreibstil ist einzigartig und einfach wunderschön. Leider konnte mich die Handlung in der ersten Hälfte überhaupt nicht überzeugen – und auch danach wirkte sie zu konstruiert. Mir hat die Tiefe darin gefehlt.