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Veröffentlicht am 13.08.2024

Ein toller Roman, der auch heute noch höchst aktuell ist

Nach Mitternacht
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Irmgard Keuns Roman „Nach Mitternacht“, der 1937 als erster Exilroman der Autorin in Amsterdam veröffentlicht wurde, gewährt seinen Lesern einen authentischen Einblick in das Leben einer jungen Frau, die ...

Irmgard Keuns Roman „Nach Mitternacht“, der 1937 als erster Exilroman der Autorin in Amsterdam veröffentlicht wurde, gewährt seinen Lesern einen authentischen Einblick in das Leben einer jungen Frau, die sich in dem totalitären Staat, zu dem sich ihre Heimat Deutschland unter den Nationalsozialisten entwickelt hat, zurechtzufinden versucht. Mit einer Mischung aus Humor und tragischen Momenten beleuchtet Keun hierbei nicht nur den Alltag, sondern auch die vielen Widersprüche in dieser dunklen Zeit.
Nach dem Tod ihrer Mutter kommt die 16-jährige Sanna bei ihrer Tante Adelheid in Köln unter und lernt dort deren Sohn Franz kennen, in den sie sich im Laufe der Zeit verliebt. Die beiden träumen davon, eines Tages gemeinsam einen Zigarettenladen zu eröffnen, doch ihre Pläne werden durchkreuzt, als die politisch engagierte Adelheid Sanna wegen einer harmlosen Bemerkung über den Führer bei der Gestapo denunziert. Da Sanna vor diesem Hintergrund nicht mehr bei Adelheid bleiben will, zieht sie nach Frankfurt zu ihrem Halbbruder Algin, wo sie viel Zeit mit dessen Familie und Bekannten verbringt. Während sie sich mit ihnen in Kneipen und Cafés trifft und auch den Auftritt Hitlers auf dem Frankfurter Opernplatz miterlebt, findet sie sich immer wieder in Situationen wieder, in denen Menschen aufgrund des sich immer weiter ausbreitenden nationalsozialistischen Gedankenguts diskriminiert werden. Während sie diese Situationen immer wieder hinterfragt und auch selbst Angst hat, etwas Falsches zu tun oder zu sagen, macht sie sich zudem noch Sorgen um Franz, von welchem sie monatelang nichts gehört hat, bis ein ominöser Brief von ihm eintrifft. Dass dieser nichts Gutes bedeutet, bewahrheitet sich schließlich als Franz zu Sanna nach Frankfurt geflohen kommt. Dieser musste drei Monate lang in Schutzhaft verbringen, weil er und sein Freund, mit dem er ein gemeinsames Zigarettengeschäft eröffnet hatte, von einem Geschäfts- konkurrenten und ehemaligen SA-Mann, Willi Schleimann, wegen angeblicher
antifaschistischer Propaganda denunziert worden war. Als Franz dies von einem alten Antiquitätenhändler erfuhr, erwürgte Franz Schleimann aus Rache und befindet sich nun auf der Flucht. In der Hoffnung auf ein besseres Leben jenseits der Grenzen des nationalsozialistischen Deutschlands fliehen Sanna und Franz schließlich und überqueren um ein Uhr nachts – also ‚nach Mitternacht‘ – die Grenze nach Holland.
Die Handlung des Romans wird stets aus der Perspektive der 19-jährigen Sanna geschildert, welche als Beobachterin das Geschehen beschreibt und kommentiert, wodurch der Stil eher einfach und umgangssprachlich gehalten ist. Neben ihren eigenen Gedanken und Kommentaren gibt sie zudem die Äußerungen und Gespräche der Nebenfiguren wieder, so dass der Roman durchaus auch direkte Rede enthält. Während der Handlung, die sich in der zeitlichen Gegenwart des Romans abspielt, erinnert sich Sanna immer wieder an Situationen, die sich in der Vergangenheit ereignet haben, so dass sich dem Leser erst nach und nach das ‚Gesamtbild‘ der Handlung erschließt.. Dies kann sich selbstverständlich als ein spannendes Leseerlebnis herausstellen, kann jedoch auch die Folge haben, dass die Rezipienten – so wie ich an mancher Stelle – nicht ‚erleuchtet‘ werden, sondern vielmehr verwirrt werden und der Handlung nur noch mit Mühe folgen können.
Besonders eindrucksvoll und bemerkenswert ist jedoch die Art, wie Irmgard Keun ihre Protagonistin gezeichnet hat. Indem Sanna als ein aus der Moselregion stammendes Mädchen vom Lande dargestellt wird, dem die auf den ersten Blick ‚kultivierten‘ Gespräche der Städter zu ‚hochgestochen‘ erscheinen, fungiert sie letztlich nicht nur als Gegenpol zur städtischen Bevölkerung, sondern vor allem zu den nationalsozialistischen Bürgern. Denn immer wieder kommentiert Sanna die diskriminierenden und rassistischen Äußerungen der Parteianhänger und bekundet ihr Unverständnis, wodurch nicht nur die Widersprüchlichkeit und Doppelmoral in den Aussagen der Nationalsozialisten entlarvt wird, sondern Sanna gleichzeitig als moralisches Vorbild bzw. als Repräsentantin der ‚Gegenseite‘ fungiert. Durch die scharfsinnige Trockenheit ihrer Äußerungen, die an die unschuldige, aber zugleich sehr aufmerksame Sichtweise eines Kindes erinnert und an vielen Stellen zum Schmunzeln, ja sogar zum Lachen anregt, wird das sinnlose

Gedankengut und die Ideologie der Nationalsozialisten und ihrer Anhänger im Laufe des Romans vollends ‚lächerlich‘ gemacht.
Durch die Angst, die Sanna mit dem Fortlauf der Handlung immer mehr selbst verspürt, da sie jederzeit etwas Falsches tun oder sagen könnte, das schreckliche Folgen für sie nach sich ziehen könnte, wird die allgemeine bedrückende Stimmung im Volk widergespiegelt. Die Menschen leben in gegenseitigem Misstrauen und im Schatten der allgegenwärtigen Bedrohung durch Verrat und Denunziation, was zu einer ständigen Verunsicherung und Anspannung der Menschen führt.
Irmgard Keun bietet mit dieser historischen Darstellung aus der Mitte der Gesellschaft nicht nur einen Einblick in die alltäglichen Lebensumstände und Gefahren zur Zeit des Nationalsozialismus, sondern zeigt auch, wozu Menschen in Krisenzeiten fähig sind, um ihr eigenes Überleben und ihre eigene Sicherheit zu bewahren. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang auch die Gruppendynamiken, die das gemeinsame nationalsozialistische Gedankengut in der Gesellschaft auslösen konnte. Während sich die Gesellschaft immer mehr zu einer menschenverachtenden Institution entwickelt, die alles ‚Andersartige‘ unterdrückt und diskriminiert, steht Sanna für die Standhaftigkeit des Einzelnen, der sich trotz allem seine Menschlichkeit bewahren will.
Die gemeinsame Flucht Sannas und Franz‘ nach Holland kann letztendlich sowohl als ein Akt des Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime verstanden werden als auch als ein Hoffnungsschimmer auf ein Leben jenseits der deutschen Grenzen, wo Kontrolle und Terror herrschen. Die Tatsache, dass die beiden Protagonisten ihre Heimat verlassen müssen, um Sicherheit und Frieden zu finden, verdeutlicht dabei die Grausamkeit des Hitler-Regimes. Insgesamt handelt es sich bei Irmgard Keuns „Nach Mitternacht“ um ein bedeutendes Werk der deutschen Exilliteratur, das gerade in der heutigen Zeit von großer Aktualität und Wert ist. Die Figur der Sanna fungiert durch ihre Darstellungen und Kommentare gewissermaßen als ‚Zeitzeugin‘ des Nationalsozialismus und stellt gerade angesichts der schwindenden Zahl realer Zeitzeugen ein sehr hohes literarisches Gut dar. Ein Roman wie „Nach Mitternacht“ lohnt sich daher nicht nur für das private Lesevergnügen, sondern wäre auch als Lektüre im Schulunterricht sehr wertvoll.

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Positiv überrascht

Hooked
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Mich hat Hooked wirklich positiv überrascht. Dafür, dass ich sehr viele negative Stimmen zu dem Buch gehört habe, war ich tatsächlich vollends begeistert. Die Charaktere waren sehr interessant und authentisch ...

Mich hat Hooked wirklich positiv überrascht. Dafür, dass ich sehr viele negative Stimmen zu dem Buch gehört habe, war ich tatsächlich vollends begeistert. Die Charaktere waren sehr interessant und authentisch und die Handlung im Allgemeinen war sehr spannend. Die Parallelen zu Peter Pan fand ich auch wirklich ziemlich cool! Freue mich auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Leider abgebrochen

The Atlas Six
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Leider musste ich "The Atlas Six" abbrechen, da ich mit der für mich ziemlich verwirrenden Handlung und der Masse an Charakteren leider überhaupt nicht klarkam. Irgendwann hat ich das Thema dann leider ...

Leider musste ich "The Atlas Six" abbrechen, da ich mit der für mich ziemlich verwirrenden Handlung und der Masse an Charakteren leider überhaupt nicht klarkam. Irgendwann hat ich das Thema dann leider auch nicht mehr gepackt und ich hatte überhaupt keine Motivation mehr, das Buch zu lesen.

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Eine sehr eindrückliche Hommage an den Regenwald

Tochter des Regenwaldes
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Als ich „Tochter des Regenwaldes“ von Nemonte Nenquimo entdeckte und den Klappentext las, war ich sofort Feuer und Flamme. Nicht nur, weil es sich um die Geschichte einer indigenen Umweltschützerin handelt, ...

Als ich „Tochter des Regenwaldes“ von Nemonte Nenquimo entdeckte und den Klappentext las, war ich sofort Feuer und Flamme. Nicht nur, weil es sich um die Geschichte einer indigenen Umweltschützerin handelt, sondern auch, weil ihr Volk aus dem Amazonasgebiet des Geburtslandes meines Freundes stammt, was das Buch für mich natürlich noch interessanter machte.

Und hierum geht es:
Nemonte Nenquimo wird in den Stamm der Waorani im Regenwald Ecuadors hineingeboren. Von den Stammesältesten lernt sie von klein auf alles über das Leben im Wald, die heilende Kraft der Pflanzen, spirituelle Mächte und jahrhundertealte Erzählungen. Mit vierzehn Jahren verlässt sie den Regenwald das erste Mal, um in der Stadt zur Schule zu gehen – doch sie lebt im ständigen inneren Zwiespalt zwischen der Kultur ihres Stammes und der christlichen, die ihr in der Schule vermittelt wird. Immer häufiger erscheinen ihr ihre Vorfahren in ihren Träumen und flehen sie an, sich auf ihre eigenen Wurzeln zu besinnen – und irgendwann folgt Nemonte diesem Ruf. Sie kehrt zurück in die Gemeinschaft ihres Stammes und kämpft fortan für ihr Volk und gegen den Ausverkauf der Natur.

„Tochter des Regenwaldes“ erzählt nicht nur eine spannende und gut lesbare Geschichte über den Kampf der Waorani gegen die Erdölförderung in ihrem Gebiet, sondern bringt uns vor allem das Leben und die Kultur des Stammes näher. Wer viele Details und Faktenwissen über den Gerichtsprozess der Alianza Ceibo gegen den ecuadorianischen Staat erwartet, ist hier falsch, denn diese nehmen nur die letzten ca. 15% des Buches ein. Vielmehr handelt es sich bei diesem Buch um eine sehr eindrucksvolle und unterhaltsam geschriebene Biographie Nemonte Nenquimos, die als Hommage an den Amazonas und seine gesamte Flora und Fauna gelesen werden kann.
Die Geschichte von Nemonte hat mich sehr berührt und mir vor allem vor Augen geführt, wie selbstverständlich und beinahe ‚naturgegeben‘ wwir westlichen Zivilisationen unsere Lebensweise und Kultur betrachten, ohne uns bewusst zu sein, dass unser ‚Weg‘ nicht der einzig richtige ist. Besonders die sehr eindrücklichen Erzählungen über das alltägliche Leben und die Bräuche der Waorani fand ich sehr interessant und haben mich oft zum Nachdenken angeregt. Umso erschreckender war es zu lesen, wie sehr den indigenen Völkern des Amazonas der ‚Wille der Weißen‘ aufgezwungen wird und mit welch unfairen Mitteln der ecuadorianische Staat im Kampf um das Amazonasgebiet und seine Erdölreserven spielte. Da es sich um eine Erzählung handelt, die sich über viele Jahre und Jahrzehnte erstreckt, hätten Nemonte und Mitch meines Erachtens einige grobe Zeitangaben machen können. Wenn man des Spanischen mächtig ist, kann man sich zwar die Daten vieler Ereignisse ‚ergooglen‘, aber das Fehlen jeglicher Zeitangaben führte leider oft zu Verständnisproblemen bezüglich der Chronologie.
Alles in allem war „Tochter des Regenwaldes“ für mich ein sehr interessantes und lehrreiches Buch, das ich jederzeit weiterempfehlen würde.

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Veröffentlicht am 06.08.2024

WTF beschreibt es am besten! 🖤

WHISPERS. Die Wahrheit wird dich zerstören
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Ich frage mich immer noch, was ich da diese Woche gelesen habe! Ich habe ‚Whispers - Die Wahrheit wird dich zerstören‘ von Ayla Dade beendet und ich weiß überhaupt nicht, was ich dazu sagen soll! Ich LIEBE ...

Ich frage mich immer noch, was ich da diese Woche gelesen habe! Ich habe ‚Whispers - Die Wahrheit wird dich zerstören‘ von Ayla Dade beendet und ich weiß überhaupt nicht, was ich dazu sagen soll! Ich LIEBE Ayla Dade. Sowohl die Winter-Dreams-Reihe als auch die Frozen-Hearts-Reihe habe ich absolut vergöttert und als dann feststand, dass dieser Roman erscheinen würde, war ich total aus dem Häuschen und habe mich sehr darauf gefreut.
Darum geht es:

Harvard University, Boston: Statt Fleiß und Tugendhaftigkeit regieren exzessive Partys und riskante Challenges in der elitären Studentenverbindung Alpha Phi Omega. Jeder will Teil des Hypes sein und seine Challenge live in der App »Whispers« filmen. Was als Spiel beginnt, gerät außer Kontrolle, als die vier Studenten Willow, Benedict, Deepika und Jacob in Langdell Hall ihren Mitspieler Henry tot vorfinden. Sie sind schockiert – aber auch erleichtert, denn alle vier verbindet ein skandalöses Geheimnis mit dem Toten. Doch die mysteriöse Noktura hat ihre Augen und Ohren überall: Sie offenbart ihnen, dass einer von ihnen Henrys Mörder ist – und dass sie ihre Geheimnisse nur dann nicht verrät, wenn sie brav ihr dunkles Spiel weiterspielen. Den vier Studenten bleibt keine Wahl: Immer riskantere Challenges rauben ihnen den Verstand und treiben sie zueinander. Schon bald können sie nicht mehr unterscheiden: Sind die verzehrenden Gefühle füreinander echt – oder der gefährliche Versuch, die Geheimnisse der anderen auszuspionieren?

Ich muss sagen, dass ich zu Beginn des Romans etwas verwirrt war, da ich ein bisschen mit den Charakteren durcheinander gekommen bin und mich erstmal in die Story einfinden musste. Aber sobald ich drin war, war ich so froh, dieses Buch angefangen zu haben, da es mich aus einer ziemlichen Leseflaute geholt hat!
Man hat konstant mitgefiebert - ich habe sogar eine Notiz angelegt, in der ich immer meine Vermutungen und Gefühle festgehalten habe - und es war wirklich einfach crazy! Von Kapitel zu Kapitel wollte ich einfach immer weiter lesen und wissen, was als nächstes passiert, da vor allem die Challenges immer verrückter wurden. Ich war so gebannt davon und so überrascht, dass ich dachte, „WTF! WAS LESE ICH DA GERADE?“ Es war superspannend, ich hatte richtig viel Spaß am lesen, wozu natürlich Ayla super Schreibstil wieder beigetragen hat - ich habe so gelacht, da der Humor, den sie immer in ihre Romane einfließen lässt, wieder total on point war. Und Leute, dieses Ende!!!!!!! Ich war so geschockt und habe mich nur gefragt „UND WIR KRIEGEN HIER KEINEN ZWEITEN TEIL, WEIL ES EIN STANDALONE BLEIBEN SOLL???“ Es war super verrückt und ist direkt auf meine „Lieblingsbücher“-Liste gelandet, weil es einfach so crazy und so cool war!
Wer also Lust auf Romance und Suspense hat und ein total unerwartetes und verrücktes Ende eines Romans lesen will, der ist hier auf jeden Fall richtig! Ich hoffe so sehr, dass wir vielleicht doch einen zweiten Band bekommen werden, da es mega interessant wäre zu erfahren, wie es hier vielleicht weitergehen könnte, denn dieses Ende wurde so offen gelassen und war so überraschend, dass sich ein zweiter Teil absolut anbieten würde 🖤

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