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Veröffentlicht am 29.09.2024

Informatives Handbuch und tolles Coffeetablebook zugleich!

Das Möbel-Handbuch
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In neun Kapiteln vermittelt Frida Ramstedt in Das Möbelhandbuch alles was man über Möbel, ihre Herstellung, Ergonomie, Materialen und Anordnung wissen muss. Das im Buch vermittelte Wissen ist dabei nicht ...

In neun Kapiteln vermittelt Frida Ramstedt in Das Möbelhandbuch alles was man über Möbel, ihre Herstellung, Ergonomie, Materialen und Anordnung wissen muss. Das im Buch vermittelte Wissen ist dabei nicht nur informativ und bildend, sondern hat auch praktische Relevanz und gibt Hilfestellungen für die eigene Einrichtung und den Möbelkauf.

Die Möbel sind je Kapitel nach Arten untergliedert in Sitzmöbel, Tische, Stauraum (Schränke, Vitrinen, Regale, etc.) und Betten. Zu jedem Möbelstück gibt es Informationen zur Geschichte, Herstellung, Varianten und Kauftipps am Ende jedes Unterkapitels. So eignet sich das Buch nicht nur als informativer Leseband, sondern auch als Nachschlagewerk bei Neuanschaffungen.

Ganz besonders haben mir jedoch auch die „Rahmenkapitel“ zu Beginn und am Ende gefallen. Als Holzliebhaberin fand ich das Kapitel am Ende zu Materialen sehr informativ und aufschlussreich, hier werden u.a. Holzarten, ihr Aussehen und Eignung vorgestellt, aber natürlich auch viele weitere Materialen im Möbelbau, von Glas über Leder bis hin zu Textilien und Metallen. Zu Beginn vermittelt die Autorin Hintergründe und Herleitungen zum Möbeldesign im Kapitel „Der Mensch als Maßstab“. Ich fand es unglaublich spannend zu lesen, welche Überlegungen hinter einem gelungenen, ergonomischen Möbelstück stecken.

Ich äußere mich selten zum Einband, doch in diesem Fall muss es sein. Das Buch ist in einem wunderschön, wertigen Leineneinband eingefasst, sodass man ein bisschen das Gefühl bekommt Frida Ramstedts Fachkunde zu Möbeln, wurde auch bei der Gestaltung des Buchs umgesetzt. So macht das Handbuch gleich doppelt Spaß und eignet sich auch super als Geschenk oder dekoratives Coffetablebook.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Ein endloser Albtraum im Netzzeitalter - schockierend aktuell, spannend, klug und unterhaltsam erzählt

VIEWS
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Mit Views ist dem Autor der Känguru Chroniken ein hochaktueller, spannender und temporeicher Thriller gelungen. Yasira ist Beamtin beim BKA mit Migrationsgeschichte in der zweiten Generation. Sie lebt ...

Mit Views ist dem Autor der Känguru Chroniken ein hochaktueller, spannender und temporeicher Thriller gelungen. Yasira ist Beamtin beim BKA mit Migrationsgeschichte in der zweiten Generation. Sie lebt gemeinsam mit ihrer 16 Jährigen Tochter in Berlin. Während eines Dates mit einem Journalisten geht online ein Video einer Vergewaltigung einer 16 Jährigen viral und trifft damit als fatales Öl in das Feuer einer ohnehin schon angespannten gesellschaftlichen Stimmung aus brennenden Unterkünften von Geflüchteten und dem Sturm auf das Kapitol in den USA. Yasira wird zur leitenden Ermittlerin ernannt und ermittelt mit ihrem Team zwischen Internetnerds, Heimatschutz und einer alles beobachtenden, gereizten Netzgemeinde. So nimmt ihr ganz persönlicher Albtraum seinen Lauf, in dem sie vieles zuvor als sicher geglaubtes überdenken muss.

Gekonnt spielt der Autor mit zeitgenössischen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und zeigt eindrucksvoll deren Gefahren auf. Die Aufmerksamkeitsökonomie im Netzzeitalter, die Macht von Influencerinnen, vernachlässigter Klimaschutz, Reichsbürger und
der Hass auf alles Fremde.

Unglaublich gut hat mir auch der Schreibstil gefallen, locker, klug, zuweilen sarkastisch und trotzdem der ernsten Handlung angemessen. Insider- und 90er Jahre Jokes kommen nicht zu kurz. Klare Empfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 21.09.2024

Inhaltlich interessant und zum Ende spannend, Schreibstil ausbaufähig

Bombenjahre
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Ein geheimnisvoller Mord, Macht, Geld und geheime Botschaften - das sind die Zutaten von Bombenjahre, angesiedelt in der Region um das wunderschöne Sterzing. Im Mittelpunkt stehen die junge, ehrgeizige ...

Ein geheimnisvoller Mord, Macht, Geld und geheime Botschaften - das sind die Zutaten von Bombenjahre, angesiedelt in der Region um das wunderschöne Sterzing. Im Mittelpunkt stehen die junge, ehrgeizige Reporterin Marie, die mehr über den Mord erfahren möchte und geheime Botschaften erhält. Zunächst widerwillige Unterstützung erhält sie vom ehemaligen Journalisten Tom aus Deutschland, der eine Auszeit vor Ort genießt. Immer tiefer tauchen die beiden bei ihren zunehmend gefährlichen Recherchen in die Geschichte Südtirols und die Bombenjahre ein.

Die Story als solches mit den Einblicken in diese geschichtliche Epoche Südtirols und den aktuellen politischen Bezügen hat mir gut gefallen. Sprachlich konnte mich der Roman jedoch nicht überzeugen. Die Sätze wirken oft sehr einfach und stückhaft, als ob kein richtiger Schreibfluss entsteht und Zusammenhänge nur durch ausdrückliche Nennung eines jeden Gedankens und jedes Handelns, hergestellt werden können. Zum Teil wird die Handlung inkonsistent, etwa wenn Marie in einem völlig dunklen Haus unterwegs ist und dann angeblich ein Foto des Wohnzimmers macht. Zum Ende hin nimmt der Roman jedoch noch einmal Fahrt auf und entwickelte eine gute Spannung.

Bombenjahre ist ein gewohnt guter Lokalkrimi aus dem Verlagshaus Athesia. Ein fesselnder Thriller war es für mich allerdings nicht und auch sprachlich konnte er mich leider nicht wie bisherige Publikationen überzeugen.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Ein Nest der Trostlosigkeit

Verlassene Nester
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Die jugendliche Pilly lebt wenige Jahre nach der Wende mit ihrem Vater im ehemaligen Grenzgebiet der DDR an der Elbe. In Pilly, ihrer Familie und Umfeld und dem kleinen Ort zeichnet Patricia Hempel wie ...

Die jugendliche Pilly lebt wenige Jahre nach der Wende mit ihrem Vater im ehemaligen Grenzgebiet der DDR an der Elbe. In Pilly, ihrer Familie und Umfeld und dem kleinen Ort zeichnet Patricia Hempel wie unter einem Brennglas die schwierige Situation in der Nachwendezeit für viele Menschen nach. Das Betonwerk, als großer Arbeitgeber ist abgewickelt und hinterlässt Arbeitslosigkeit, die auch Martin, Pillys Vater, schwer zu schaffen macht, die lokalen Geschäfte erhalten Konkurrenz von neuen, günstigen Super- und Baumärkten, ehemalige Vertragsarbeiterinnen leben in ungeklärtem Status und ohne feste Bleibe provisorisch in den Gartenkolonien. Die Stimmung ist trostlos, mit der DDR verschwinden für die Menschen auch immer mehr Ankerpunkte in ihrem Leben, alte Regeln werde durch neue ersetzt ebenso wie das Fernseh- und Radioprogramm. Kein Stein bleibt auf dem anderen und um so mehr möchte man sich am Verbliebenen festhalten.

Die Protagonist
innen von Verlassene Nester gehen sehr unterschiedlich damit um, während Martin den Verlust von Frau, Arbeit und der DDR im Alkohol zu ertränken versucht, kann Eli alles Neue nicht schnell genug erwarten, Katharina bleibt in sich gekehrt und zweifelt, ob die Veränderungen alle so sein müssen und gut sind, wie es suggeriert wird. Pilly erlebt mit Bine und Katja ihre eigene Pubertät in dieser historischen Sondersituation, man hat den Eindruck weitgehend unterhalb des Radars der Erwachsenen, die mit sich selbst und ihrem Platz in der neuen, sich verändernden Gesellschaft hadern. Ein zentraler Spannungsbogen der Erzählung ist der Verbleib von Pillys Mutter, der gelungen durch die Handlung trägt und lange viel Raum für Spekulation lässt.

Inhaltlich konnte mich der Roman leider nicht vollständig überzeugen, es werden viele wichtige Themen zum Teil nur angerissen, die mehr Tiefe verdient und benötigt hätten, um sie nur ansatzweise zu durchdringen, zumal ohne vertiefte Vorkenntnisse des historischen Kontexts. Die eigentlich gelungene Coming of Age Geschichte Pillys mit der Entdeckung ihrer Sexualität und sexuellen Orientierung konkurriert hier fast mit den Themen Fremdenfeindlichkeit gegenüber ehemaligen Vertragsarbeiter:innen, Mutterschaft, Republikflucht, der Rolle der Stasi und den schwierigen Umständen und Veränderungen nach der Wende für die Menschen der ehemaligen DDR.

Die Stimmung und Schilderungen der Lebenswelt habe ich fast durchweg als sehr angespannt und trostlos wahrgenommen, so sehr, dass es mir an einem bestimmten Punkt schwer fiel weiterzulesen.

Sprachlich finden sich einige gelungene Bilder und viele Metaphern die u.a. im Umgang mit Tieren den Zustand der Gesellschaft spiegeln sollen. Auch das Bild des Nestes durchzieht die Erzählung. Vollständig konnte mich die sprachliche Umsetzung jedoch nicht überzeugen. Nicht alle Bilder waren für mich wirklich eingängig und haben für mich so den Lesefluss eher gestört, als dass sie zur Verbildlichung beigetragen hätten. Auch bleibt der Stil seltsam distanziert, was gewollt sein mag, mir jedoch keinen der Protagonistinnen wirklich nahe gebracht hat, bis zum Ende sind mir die Menschen und der Ort seltsam fremd geblieben, obwohl ich teilweise sehr ähnliche biografische Erfahrungen mit ihnen teile. Ich befürchte auch, dass eben diese eigenen Erfahrungen mir geholfen haben, dem Roman überhaupt besser folgen zu können, da bestimmte Vokabeln, Eigenheiten und Gebräuche unerklärt und sich auch nicht ohne weiteres aus dem Kontext erschließend, darin eingebettet sind. Das sorgt zwar für Authentizität, behindert jedoch unter Umständen für Außenstehende den Lesefluss und/oder das Verständnis.

Zusammenfassend ist Verlassene Nester aus meiner Sicht ein wichtiges Buch, da es den Blick auf eine zentrale Epoche und das schwierige Schicksal der Menschen darin lenkt. Die inhaltliche und sprachliche Umsetzung konnte mich jedoch nicht vollständig überzeugen, sodass ich abwägend gute 3,5 Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Identität, Sprache und Fremdheit vor dem Hintergrund der Teilung der Tschechoslowakei

Samtene Scheidung
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Nur wenige Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus erleben die Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei 1993 erneut ein weiteres historisches, einschneidendes Ereignis, dass ihre Lebensrealität ...

Nur wenige Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus erleben die Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei 1993 erneut ein weiteres historisches, einschneidendes Ereignis, dass ihre Lebensrealität abermals entscheidend verändern soll: die Samtene Scheidung - die Trennung von Tschechien und der Slowakei. Jana Karšaiová gibt in ihrem gleichnamigen Roman einen Einblick darin, was dies für die Lebensrealität der Menschen bedeutet hat.

Im Mittelpunkt des Romans steht Katarina, stammend aus Bratislava, in einer Beziehung mit dem Tschechen Eugen, aus wohlhabender Familie, gemeinsam leben sie in Prag. Bis Eugen für Katarina völlig unvorbereitet eine Auszeit nimmt. Diese reist daraufhin zu Weihnachten allein zu ihrer Familie nach Bratislava, muss sich unangenehmen Fragen zu ihrer Ehe stellen, beginnt jedoch auch sich mit ihrer Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzusetzen, die eng mit den Herausforderungen des Landes und der Region, sowie deren Folgen für die Menschen, die in ihnen leben verbunden sind.

An Katarina, ihrer Familie, wie auch ihren Freund*innen, wird deutlich wie komplex und prägend die historische Situation war und ist und was dies mit Menschen und Familien macht. Nationale Vorbehalte von Außen, Korruption im Inneren, wachsende Perspektivlosigkeit, die die einen in Alkohol wie weiteren Drogen zu erdrücken versuchen und der die anderen durch Migration entfliehen, und dazu die Konsequenzen des einen wie des anderen für die Familien, zerrissen, zerrüttet durch Trennung, Stress und Sucht.

Die Beziehung zwischen der Slowakin Katarina und dem Tschechen Eugen nimmt dabei eine zentrale Rolle im Roman ein, indem in ihr strukturelle Unterschiede, Vorurteile, Verständigung, ihre Herausforderungen und Grenzen zwischen den beiden ehemaligen Landesteilen der Tschechoslowakei verhandelt werden, gleichzeitig jedoch auch der Vergleich des früheren kommunistischen Staates mit der aktuellen Situation. Vorurteile gegenüber Slowakinnen gibt es jedoch nicht nur in der Tschechischen Republik, sondern auch im restlichen Europa, oder den USA, wohin es, gerade junge Menschen angesichts der Perspektivlosigkeit im eigenen Land zieht, im Buch Katarinas Freundin Viera nach Italien, ihre eigene Schwester Dora in die USA.

Sensibel verhandelt die Autorin so die Themen (nationaler) Identität, Sprache und Fremdheit aber auch die Sehnsucht danach und schwierige Aufgabe sich selbst in diesem komplexen Geflecht zu finden und glücklich zu werden.

Es ist für mich der erste Roman, der sich mit der Region und ihrer Geschichte auseinandersetzt und für diese authentische Perspektive kann ich der Autorin und dem Verlag nicht genug danken. Trotzdem konnte mich der Roman nicht 100% fesseln, und ich bin unsicher, woran das konkret lag. Viele Beschreibungen der Region und Stadt Bratislavas wie auch Prags waren mir unbekannt, auch einige Wörter. Die Kapitel sind relativ kurz, sodass sich für mich keine echte Dynamik in der Erzählung und Tiefe in den Charakteren entwickeln konnte.

Insgesamt war für mich Samtene Scheidung jedoch ein wichtiges und sehr lesenswertes Buch, weil es die besondere Situation in der ehemaligen Tschechoslowakei verdeutlicht und vor diesem historischen Hintergrund gelungen und klug die Fragen nach Identität und Neuanfang im Spannungsfeld zwischen Geschichte, Sprache, Sehnsucht und Fremdheit behandelt. Die Bücher des Nonsolo Verlags sind für mich mittlerweile ein Versprechen für hochwertige Literatur, die nachhallt.

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