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Veröffentlicht am 08.02.2022

Eine Geschichte von Freundschaft und vom Akzeptieren des Unabänderlichen

Auerhaus
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Frieder hat versucht sich umzubringen und um ihm eine Chance auf ein anderes Leben zu geben, ziehen Anfang / Mitte der Achtziger sechs Freunde zusammen ins Auerhaus. Diese Wohngemeinschaft gibt den Jugendlichen ...

Frieder hat versucht sich umzubringen und um ihm eine Chance auf ein anderes Leben zu geben, ziehen Anfang / Mitte der Achtziger sechs Freunde zusammen ins Auerhaus. Diese Wohngemeinschaft gibt den Jugendlichen die Möglichkeit aus ihrem gewohnten Umfeld herauszukommen und die Möglichkeit, auf ihren Freund Frieder aufzupassen.

Das Buch hat mich beeindruckt, berührt, zum Lachen und zum Weinen gebracht. Es ist von Anfang an klar, wie es enden wird. Bov Bjerg schafft es, den leichten Ton der Jugend in diese sehr ernste Geschichte hineinzubringen. Die Jugend schafft es auf der einen Seite ganz ernst und verzweifelt zu sein und dann wieder völlig albern zu sein. Und das ist auch gut zu, denn erst dadurch wird dieses Buch so echt.

Die Wohngemeinschaft im Auerhaus sorgt füreinander, sie kümmern sich um Frieder, sie übernehmen Verantwortung und bauen auch gleichzeitig ganz viel Mist. Sie klauen Lebensmittel im Supermarkt, sie kiffen und trinken und dann sind sie wieder ganz erwachsen und sorgen dafür, dass Frieder einen geregelten Tagesablauf hat. Freundschaft ist eines der zentralen Themen dieses Buchs.

Gleichzeitig gibt es die erste Liebe mit Liebeskummer und Streitigkeiten und den Problemen der einzelnen WG-Bewohner:innen. Die Sprache ist eines der Mittel, die dieses Buch tragen und auch die Tatsache, dass schon am Anfang bekannt ist, wie die Geschichte enden wird. Trotzdem ist es kein völlig trauriges oder negatives Buch, es gibt trotz allem eine positive Grundstimmung durch die Fürsorge, die die jungen Menschen leben.

Auch wenn am Ende noch Fragen offen blieben, es gehört gerade zu der Sicht, aus der „Auerhaus“ geschrieben wurde, das nicht alles erzählt wurde. Es wurde das erzählt, was für Höppner nicht wichtig ist und nicht das, was wir als Leser:innen noch wissen möchten. Es ist eine Leseempfehlung, auch wenn es nicht immer leicht ist beim Lesen.

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Haben wir noch die Wahl?

Noch haben wir die Wahl
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Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen soll dieses Buch sein. Luisa Neubauer und Bernd Ulrich reden über die Themen, die jetzt und auch in den nächsten Jahren wichtig sein ...

Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen soll dieses Buch sein. Luisa Neubauer und Bernd Ulrich reden über die Themen, die jetzt und auch in den nächsten Jahren wichtig sein werden. Sie reden aus zwei zumindest altersmäßig unterschiedlichen Blickwinkeln miteinander über etwas, das beide Generationen angeht.

Das Buch hat den Untertitel „Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen“. Diesem Titel wird es nicht ganz gerecht. Es wird aber dem Anspruch gerecht, dass es darum geht, ein Konflikt des unterschiedlichen Mindsets zu sein und zwar nicht zwischen Luisa Neubauer und Bernd Ulrich, sondern zwischen dem, was in unser Gesellschaft über die verschiedenen Generationen hinweg zu beobachten ist. Und natürlich ist es auch ein Konflikt der Generationen, aber nicht nur, es geht noch tiefer und das wird gut herausgearbeitet.

Dass es ein Gespräch auf Augenhöhe ist, ist einer der vielen positiven Aspekte dieses Buchs. Es wird nicht künstlich versucht, wie es mittlerweile ja schon fast Standard in den Talkshows im Fernsehen ist, auf Konfrontation zu gehen. „Noch haben wir die Wahl“ ist kein Buch des Streits oder unüberbrückbarer Differenzen. Es sind zwei Menschen, die sich sehr intensiv mit dem, was sie machen, beschäftigen und deshalb klug ausgewählt für solch ein Buch. Denn so wird sich auf das Thema und nicht das Streiten konzentriert.

Es gab viel Input gerade in Bezug darauf, was die Klimakrise mit Gerechtigkeit zu tun hat und was von vielen Seiten zu tun ist. Was es heißt, nicht mehr mit den alten Methoden zu arbeiten. Es betrifft ja nicht nur jede:n Einzelne:n von uns, sondern alle. Die Medien sind gefordert, anders zu agieren. Wie kann es sein, dass es ein Ressort Sport oder Finanzen gibt, aber keines für Klimafragen mit eigens dafür ausgebildeten Journalist:innen? Wie muss sich die Politik, besonders die Geopolitik ändern? Was bedeutet Freiheit? Die Freiheit zu konsumieren bis der Arzt kommt und am anderen Ende der Welt bleibt nichts übrig?

Klar, auch der Konflikt zwischen den Generationen ist Thema, denn die ganz Jungen, die können jetzt noch gar nicht entscheiden. Es geht um Generationenverantwortung, wir, die Älteren, tragen die Verantwortung dafür, dass du nächste Generation in einer lebenswerten Umgebung leben kann.

Für mich, gerade auch im Hinblick auf die in diesem Jahr in Deutschland anstehenden Landtagswahlen eine absolute Leseempfehlung. Und eine Leseempfehlung in Hinblick auf die Ursachen der Klimakrise, um die wirkliche Dimension dieser drohenden Katastrophe zu verstehen und warum es unser aller Aufgabe ist, etwas zu tun.

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Veröffentlicht am 20.01.2022

Fragiles Glück

Die Glücklichen
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Wo ehemals Leichtigkeit war, sind jetzt ernste Gesichter, Angst und Unzufriedenheit. Dabei könnten Isabell und Georg nicht glücklicher sein in ihrer kleinen Welt, zu der seit Kurzem auch Matti, ihr kleiner ...

Wo ehemals Leichtigkeit war, sind jetzt ernste Gesichter, Angst und Unzufriedenheit. Dabei könnten Isabell und Georg nicht glücklicher sein in ihrer kleinen Welt, zu der seit Kurzem auch Matti, ihr kleiner Sohn gehört. Wie konnte die Leichtigkeit verschwinden und aus dem glücklichen Paar ein sorgenvolles Paar werden?

Isabell und Georg geht es gut. Sie ist Musikerin, er arbeitet als Journalist und gekrönt wird diese Idylle durch die Geburt ihres Sohnes Matti. Doch dann schleicht sich ganz langsam etwas in ihr Leben, durch das alles schwer wird, das sich wie ein dunkler Vorhang auf alles legt.

„Die Glücklichen“ ist der Debütroman von Kristine Bilkau und er ist absolut gelungen. Die Sprache trägt die Geschichte. Es ist eine Geschichte, wie es sie viele gibt, wie ich sie aber noch nicht so ausformuliert gelesen habe.

Es wird immer abwechselnd die Geschichte aus Isabells Sicht und dann wieder aus Georgs Sicht erzählt. Isabell, die sich um alles und jeden und vor allem um Matti Sorgen macht, die versucht, ihr Zittern allein unter Kontrolle zu bekommen. Georg, der immer um Vernunft bemüht ist, sich auch noch um seine Mutter kümmert und ist sich zerreibt. Seine Ablenkung sind Immobilienportale im Internet, wo er sich Häuser anschaut und dabei überlegt, wie es wäre dort zu leben.

Man spürt als Leser:in, wie die sich die Leichtigkeit langsam aus der Beziehung schleicht und ein Unterton hineinkommt, der den anderen in Frage stellt.

Es ist mal wieder ein leises Buch, eines dieser Bücher, die ich so sehr mag. Es ist ein Buch, in dem die Personen die wahre Geschichte sind und nicht die Geschichte. Man erlebt die Entwicklung mit und fühlt mit, kann verstehen, warum sie auf ihn sauer ist und er auf sie. Die Autorin schlägt sich nicht auf eine Seite, es gibt nicht die gute oder die schlechte Figur und man spürt auch die Gefühle, die da sind, füreinander und natürlich für Matti.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Wie übersteht man den persönlichen Winter?

Überwintern. Wenn das Leben innehält
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Diese dunklen Phasen im Leben, die nach einer schweren Zeit, mitten in einer Krise, einem Verlust oder auch nach einem schönen Ereignis wie der Geburt eines Kindes kommen können, sind Thema des Buchs „Überwintern ...

Diese dunklen Phasen im Leben, die nach einer schweren Zeit, mitten in einer Krise, einem Verlust oder auch nach einem schönen Ereignis wie der Geburt eines Kindes kommen können, sind Thema des Buchs „Überwintern Wenn das Leben innehält“. Aber nicht nur die Phasen selbst, sondern auch wie der Umgang leichter damit werden kann. Es ist ein persönlicher Bericht von Katherine May.

Katherine May hat mit „Überwintern wenn das Leben innehält“ wirklich ein literarisches Sachbuch geschrieben, sie lässt die Grenzen zwischen den Genres zerfließen und schreibt über ein sehr persönliches Thema, was gleichzeitig auch so viele Menschen betrifft. Sie lässt uns an ihrem Innenleben, an ihren Reflektionen, warum was passiert, teilhaben und beschreibt es gleichzeitig auch einer Außensicht. Es wirkt manchmal sehr distanziert, als ob sie sich selbst von außen beschreibt und analysiert. Sie erklärt vieles und geht auf bestimmte Dinge wie das Eisbaden oder die nordischen Winterbräuche sehr genau ein, was das Buch teilweise zu einem Sachbuch macht.

Die Autorin gibt einem mit ihren Gedanken über ihre dunklen Phasen gute Anreize, selbst anders mit den Phasen, in denen es nicht gut läuft, anders umzugehen und anders darüber nachzudenken. Es ist in Ordnung, sich nicht andauernd glücklich zu fühlen, wir haben nur verlernt, es für völlig normal zu akzeptieren, dass es so ist und zum Leben dazu gehört. Dies ist sehr optimistisch, denn es nimmt den Zwang, immer diese glückliche Rolle zu erfüllen und ermöglicht es, die dunklen Tage mit den dunklen Stimmungen anzunehmen.

Nicht alles gefiel mir, was sie ausprobiert hat, aber das zeigt auch, dass jeder und jedem etwas anderes hilft, über den inneren Winter zu kommen. Manche igeln sich ein, manche brauchen das tägliche Bad im Eiswasser. Das Buch ist eine Ansammlung von Anregungen und vieler Erklärungen zu bestimmten Themen. Mir hat es gut getan, es zu lesen und es ist ein Buch, dass ich gerne zur Hand nehme und einfach noch einmal ein bestimmtes Kapitel durchlese, um mich damit auseinanderzusetzen. In diesem Buch sind so viele gute Sätze, die sich dazu eignen, immer wieder darüber nachzudenken.

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Krimi mit Cliffhanger am Ende

Allmen und die Dahlien
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„Allmen und die Dahlien“ ist der dritte Band der Allmen Reihe und es geht auch hier wieder um Kunst. Dieses Mal wurde ein Dahliengemälde von Henri Fantin-Latour gestohlen und welches Unternehmen wäre dazu ...

„Allmen und die Dahlien“ ist der dritte Band der Allmen Reihe und es geht auch hier wieder um Kunst. Dieses Mal wurde ein Dahliengemälde von Henri Fantin-Latour gestohlen und welches Unternehmen wäre dazu besser geeignet als „Allmen International Inquiries“, das mit dem Slogan „The Art of Tracing Art“ wirbt?
Das Genre Kriminalroman gehört nicht zu meinen Lieblingsgenres, allerdings mache ich bei der Allmen Reihe eine Ausnahme. Sie ist einfach genial angelegt. Ein charmanter und belesener Erbe, der es geschafft hat, das Erbe seines Vaters durchzubringen und es gleichzeitig fertig gebracht hat, trotzdem – mit recht wenig Arbeitsaufwand – weiterhin ein Leben zu führen, dass seinem inneren Status entspricht und voller Spleens nur so strotzt. Carlos, sein Butler, Diener, Faktotum oder besser, seine rechte Hand, die sein Leben organisiert, ist der liebenswerte Gegenentwurf dazu. Dann spielt alles in der Welt der Schönen und Reichen, die auch gerne mal in Kunst investieren und auch durch diverse Macken glänzen.
Aber auch die Geschichte selbst wartet mit einigen unerwarteten Wendungen auf und es ist nicht ohne, was Allmen, Carlos und Maria auf sich nehmen, um den Fall zu lösen. Es bleibt spannend bis zum letzten Satz und man möchte gleich den nächsten Band der Reihe beginnen.

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