Profilbild von dogjack2016

dogjack2016

Lesejury Star
offline

dogjack2016 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit dogjack2016 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2024

Action-Komödie, perfekt erzählt!

Wir finden Mörder (Wir finden Mörder-Serie 1)
0

Wir finden Mörder von Richard Osman (List–Ullstein Buchverlage)

„Amys Auftragsliste der letzten Zeit liest sich sehr interessant“, sagt Jeff, „angesichts der Morde. Was ist da deine Einschätzung als Personalchefin?“
„Als ...

Wir finden Mörder von Richard Osman (List–Ullstein Buchverlage)

„Amys Auftragsliste der letzten Zeit liest sich sehr interessant“, sagt Jeff, „angesichts der Morde. Was ist da deine Einschätzung als Personalchefin?“
„Als Personalchefin würde ich sagen, dass du sie dringend sprechen musst“, sagt Susan. „Ich würde sie auf dem schnellsten Weg heimholen.“ S.37

Richard Oman ist es sicher nicht leicht gefallen, seinen bisherigen Figuren, in gewisser Weise, untreu zu werden. Doch Joyce, Elisabeth, Ibrahim und Ron wären sicher hoch erfreut angesichts dieser flotten Geschichte. Neue Figuren in gewohnt britisher Umgebung, gespickt mit Richard Osmans einmaligem Talent für gut erzählte Geschichten. Er hat die Gabe, den Leser mit den ersten Zeilen in die Story hineinzuziehen. Spannend, rasant und unglaublich unterhaltsam! Hier nun treffen wir auf Amy Wheeler, Personenschützerin und momentan außerhalb des Empires unterwegs. Aufpasserin und Bodyguard von Rosi D` Antonio, ihrerseits erfolgreiche und gut betuchte Thrillerautorin. Dann wäre da noch Steve, pensionierter Ex- Kiminalkommisar und Amys Schwiegervater. Er geniest die Zeit in einem beschaulichen Dorf in England zusammen mit seinem Kater Trouble. Abwechslung bringen ihm Aufträge in seiner kleinen Detektei.
Doch eine Handvoll Morde später wird nun Amy zur Zielscheibe des Geschehens. Sie bittet Steve zu sich und die Jagd rund um den Globus ist eröffnet.

Die Charakter sind detailliert geschildert. Der Autor haucht ihnen mit ihren Efgenschaften, Fähigkeiten und Eigenarten Leben ein. Die Beziehungen zueinander stehen auch hier im Vordergrund und machen Spaß!
Krimi, Humor und gute Laune, Action und viel Flair, handfeste Charaktere mit charmanten Eigenheiten, köstliche Unterghaltung bei der nie Langeweile aufkommt! Dafür steht der Autor und ich freue mich auf alle weiteren Ideen, die da noch kommen werden!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2024

Daphne, wunderbar!

The Freedom Clause
1

The Freedom Clause von Hannah Sloane (pola-Verlag) aus dem Englischen übersetzt von Verena Ludorff

Der Countdown beginnt. Dreizehn. Zwölf. Elf.
„Lassen wir es einfach!“, ruft er über den Lärm hinweg und ...

The Freedom Clause von Hannah Sloane (pola-Verlag) aus dem Englischen übersetzt von Verena Ludorff

Der Countdown beginnt. Dreizehn. Zwölf. Elf.
„Lassen wir es einfach!“, ruft er über den Lärm hinweg und greift nach ihrer Hand. Zehn! Neun! Acht!
„Aber warum?“, ruft sie zurück. Sie sieht verwirrt aus.
Sieben! Sechs! Fünf!
„Weil es dir nicht gefällt! Lass es uns einfach vergessen.“
Vier! Drei! Zwei!
„Wie kommst du darauf, dass es mir nicht gefällt?“
Eins! Frohes! Neues! Jahr!
Sie sind umgeben von den vertrauten Gesichtern ihrer Freundinnen und Freunde, die lachen und trinken, sich umarmen und tanzen. Alle, die hier in diesem kleinen Wohnzimmer zusammengepfercht sind, wirken ausgelassen und glücklich. Außer Madonna und Prince. Domenic starrt Daphne erstaunt an, sein Körper starr vor Angst. Sie starrt mit erhobenem Kinn zurück.
Oh scheiße, denkt er. Es gefällt ihr.
S. 117

Ein Schlüsselmoment! Nur eine Nacht im Jahr... und keine Fragen! Diese Idee, die von Domenic, Daphnes Mann angeregt wird, um ihre Beziehung interessanter und anregender zu machen, birgt für beide Seiten Gefahren und Möglichkeiten. Daphne ist skeptisch und stimmt widerwillig in diese Vereinbarung ein. Vereinbarte, feste Regeln bilden dabei die Rahmenbedingungen. Mit den Erfahrungen, die Daphne macht, streift sie nach und nach ihre bisherige Hülle ab. Sie lernt ihre Bedürfnisse zu formulieren und reift zu einer emanzipierten Frau. Die Fehltritte, die Domenic während der Laufzeit ihrer Vereinbahrung begeht, helfen Daphne die Augen zu öffnen. Sie definiert ihre Werte. Das schafft Selbstvertrauen und ebnet ihren Erfolg auf ihren weiteren Lebensweg.
Alte und neue Freunde begleiten sie dabei. Gespräche regen zum Nachdenken an. Sex und die Empfindungen dieser jungen Frau sowie deren Bezug zu ihrem Körper spielen hierbei eine große Rolle.

Hannah Sloanes Schreibstil ist angenehm, aufgeweckt und direkt, weder plumb noch anzüglich. Die Autorin schreibt von der sexuellen Befreiung und der weiblichen Lust. Sie gibt Daphne eine Stimme in ihrem anonymen Blog. Dort traut sie sich ihre Erfahrungen zu teilen. Sie koppelt diese an passende Rezepte. Das lockert die Situation auf und ist eine willkommene Abwechslung innerhalb der Geschichte.
Domenic kommt bei alldem nicht ganz so gut weg. Damit hatte ich kein Problem und fand seine Entwicklung passend innerhalb der Story.

Fazit: Angesprochen durch das auffallende Cover habe ich mich auf die Geschichte von Daphne und Domenic eingelassen. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Zeilen lesen sich flott weg und ich konnte das Buch nur schlecht beseitelegen. Die Autorin erzählt eine moderne Familiengeschichte. Alltag, Probleme, Freundshaft, Gespräche und Geheimnisse kommen nicht zu kurz. Mir hat der Roman ausgesprochen gut gefallen! Ein wunderbares Buch und ein Highlight aus dem neuen pola-Verlag der Bastei Lübbe AG!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.10.2024

Intesiv, derb und gleichzeitig empfindsam...

Das Parfüm des Todes
0

Das Parfüm des Todes ein Thriller von Katniss Hsiao aus dem Suhrkamp Verlag

Die Bilder, die uns das Sehvermögen vermittelt, bleiben an der Oberfläche, sind nur Erinnerungen, aber der Geruch dringt ein, ...

Das Parfüm des Todes ein Thriller von Katniss Hsiao aus dem Suhrkamp Verlag

Die Bilder, die uns das Sehvermögen vermittelt, bleiben an der Oberfläche, sind nur Erinnerungen, aber der Geruch dringt ein, in jede Pore. Yang Ning wusste um die Macht der Gerüche. Niemand entkam dieser Macht. S.49

Auf den ersten Blick ist die Hauptprotagonistin Yang Ning eher unsympatisch. Doch je weiter man in ihre Gedanken-und Gefühlswelt eintaucht, findet man, neben der ganzen Rauheit eine intelligente, entschlossene empfindsame und verwundete Frau. Mit einer superfeinen Nase ausgestattet ist ihr gerade dieser Sinneseindruck, Segen und Fluch zugleich, abhandengekommen. Der Beruf als Tatortreinigerin kommt ihr daher sehr gelegen, kann sie doch zeitweise durch den Geruch des Todes ihre Nase aktivieren. Die Beschreibungen dazu sind intensiv und bizarr zugleich. Eines Abends tappt sie in die Falle und folgt dem Duft eines Mörders um ihre Unschuld zu beweisen.
Auf der Suche nach dem Mörder werden verschiedene Fährten gelegt und Umwege müssen genommen werden. Katniss Hsiao bedient sich einer Palette an spannungserzeugenden Stilmitteln. Zwischenhandlungen, Zeitsprünge sowie Gedanken des Mörders spielen dabei eine Rolle, die den Leser bei der Stange halten. Daher ist der Roman äußerst fesseld und ich konnte mich schlecht von ihm lossagen. Die Beschreibungen der Tatorte und die damit verbundenen Gefühle sind derb und vielschichtig, teils eklig. Dem gegenüber stehen die Empfindungen und Schicksale der Protagonisten. Die Autorin verfasst hier nicht einfach einen Unterhaltungsthriller. Sie rechnet mit dem immensen Erfolgsdruck der asiatischen Gesellschaft ab. Viele Selbstmorde pflastern die beschriebenen Seiten und zeigen einen traurigen Bestandteil dieser Kultur, die keine Schwäche und kein Scheitern duldet.

Das Ende des Parfüm des Todes hat mich anfangs etwas unzufrieden zurück gelassen. Doch genauso musste es wohl enden, das noch Raum für Spekulationen bleibt und die eigene Fantasie anregt.
Die Danksagung der Autorin fand ich hilfreich und mich beeindruckt ihre Ehrlichkeit.

Fazit: Mich hat der Thriller überrrascht und geflasht! Ich spreche hier gern eine Leseempfehlung aus für nicht all zu zart beseitete Leser.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2024

Langsamer Fluss der Zeit

Das Geheimnis der Glasmacherin
0

Das Geheimnis der Glasmacherin ein Roman von Tracy Chavalier (Hoffmann und Campe Verlag- Atlantik)

Sie haben den Stein geschickt über die Oberfläche der Lagune geworfen. Ein weiterer Hüpfer, und er landet ...

Das Geheimnis der Glasmacherin ein Roman von Tracy Chavalier (Hoffmann und Campe Verlag- Atlantik)

Sie haben den Stein geschickt über die Oberfläche der Lagune geworfen. Ein weiterer Hüpfer, und er landet im Jahr 1631 – dank der Zeit alla Veneziana. S. 169

Mich spricht die wundervolle, ja zauberhafte Aufmachung dieses Romans an. Ein grandioses Cover und der dazu passende Farbschnitt runden das Ganze perfekt ab.
Leider dämpft das Geschrieben zwischen den beiden Buchdeckeln meine Euphorie. Die Autorin beginnt mit einer gut erzählten Familiengeschichte in Venedig und Murano. Die bildhafte Darstellung der Kulisse und der eindrücklich beschriebene Umgang mit dem Material Glas zeugen von einer hervorragenden Recherche. Ihre Hauptprotagonistin Orsala startet ihre (Zeit-)Reise durch die Jahrhunderte mit allen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten. Es geht ums Geschäft, den Handel, Macht und Konkurrenz sowie um Freundschaft und den Zusammenhalt der Familie. Dabei meistert sie in einem gemächlichen Tempo samt Alterungsprozess und Zeitsprüngen verschiedene Herausforderungen und trifft auf alte Bekannte. Die Autorin verweist auf den ersten Seiten des Buches auf den langsamen Fluss der Zeit. Doch habe ich diesen Wink nicht ganz ernst genommen und bekomme hier eine teils fantastisch angehauchte Geschichte präsentiert. Ich hatte manchmal meine Schwierigkeiten und doch, wenn man sich auf die Erzählung einlässt, kommt man gut durch die Lesestunden. Etwas holprig und abgeflacht, vielleicht ist es der Übersetzung aus dem Englischen geschuldet? Und doch soll das keine Verunsicherung sein, denn die Geschichte ist durchaus lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2024

Elisabeth erzählt

Nur nachts ist es hell
0

Nur nachts ist es hell ein Roman von Judith W. Taschler (Zsolnay Verlag)
Einmal in der Eden Bar, wir waren betrunken, sagte mein Bruder Eugen zu mir:“Wenn du nicht meine Schwester wärst, würde ich dich ...

Nur nachts ist es hell ein Roman von Judith W. Taschler (Zsolnay Verlag)
Einmal in der Eden Bar, wir waren betrunken, sagte mein Bruder Eugen zu mir:“Wenn du nicht meine Schwester wärst, würde ich dich vom Fleck weg heiraten. Weißt du, es gibt dreierlei Frauen: die Geheimnisvollen, die Exzentrischen und die Nüchternen, das sind diejenigen,die in klarer Schärfe denken und bei denen man stets weiß, woran man ist. Du gehörst eindeutig zu Letzteren, und das liebe ich an dir.“
Ich küsste ihn auf die Wange und zog ihn auf die Tanzfläche. S.290

Elisabeth, die jüngste Schwester erzählt aus ihrem Leben zwischen und während der Weltkriege. Ihre Berichte ähneln Tagebucheinträgen, die Erinnerungen teils in Romanform geschrieben. Diese Mischung ist interessant und anspruchsvoll. Selbstverständlich kann man diesen Roman eigenständig lesen. Doch liest man ihn infolge der ersten Geschichte „Über Carl reden wir später“, hat mich diese Familiengeschichte der Bruggers nicht enttäuscht aber etwas unbefriedigt zurückgelassen. Manch schnelle Anekdoten fühlen sich an, als ob noch etwas Füllung fehlt. Die Schnellichkeit und Vielfalt hat mich beim Lesen das ein oder andere Mal überrollt. Gern hätte ich mir ein paar Seiten mehr, weniger theoretisch und in gedrosseltem Tempo gewünscht. „Über Carl reden wir morgen“ ist für mich um Längen eindrücklicher geschrieben.

Trotzdem steckt die Liebe im Detail und und man merkt, dass es ein Herzensbuch der Autorin ist. Ich lese immer wieder gern einen Judith W. Taschler und freue mich auf ihre Veröffentlichungen. Die Themen, die sie aufgreift gepaart mit den geschichtlichen Details sind interessant. Hier durchstreift ihre starke Protagonistin, die Medizin, die Frauenrechte, den Fortschritt, streift die Politik und die Geschichte im emotionalen Blickwinkel der Differenzen der Generationen, Familienkonstelationen und gesellschaftlichen Konventionen. Sie stellt ethische Fragen, beantwortet sie einleuchtend und lässt dabei Raum zum Nachdenken.

Fazit: Ich habe den Roman mit kleinen Abstrichen gern gelesen. Er ist ehrlich und direkt. Hilfreich fand ich den Stammbaum am Ende des Buches.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere