Das viel zu kurze Leben der "Sappho Pommerns" Sibylla Schwarz
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«„BILLIE“ von Stefan Cordes erzählt die Lebensgeschichte von Sibylla Schwarz, genannt Billie, die während des dreißigjährigen Krieges mit ihrer Familie in Greifswald lebt. Sie war ein wirklich außergewöhnliches ...
„BILLIE“ von Stefan Cordes erzählt die Lebensgeschichte von Sibylla Schwarz, genannt Billie, die während des dreißigjährigen Krieges mit ihrer Familie in Greifswald lebt. Sie war ein wirklich außergewöhnliches Mädchen, mutig und trotzig und voller Wünsche. Ihr größter Wunsch war es, eine berühmte Dichterin zu werden. Das war damals absolut unüblich, das Dichten war den Männer vorbehalten.
Der Roman gibt Billie eine Stimme, um von ihrem Leben zu berichten. Sie war anders als die anderen Frauen damals. Zwar erledigte sie auch die täglichen Hausarbeiten, aber sie zog auch heimlich mal Hosen an, um als Junge verkleidet außer Haus gehen zu können.
Nach einem solchen Ausflug schlägt sie der Onkel, der den abwesenden Vater vertritt, und verbietet ihr das Lesen. Doch der Hauslehrer Samuel, der ihren Bruder unterrichtet, erkennt aber ihr Potenzial und versorgt sie mit einem Buch über das Verfassen von Gedichten. Sie schöpft Hoffnung, dass ihr Traum wahr werden kann ... Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr: Viel zu jung musste Billie mit nur 17Jahren sterben.
Dennoch hinterließ sie eine beeindruckende Sammlung an Gedichten.
Stefan Cordes hat mit "Billie" einen recht gelungenen Mix aus historischem Roman und Biographie vorgelegt, der sich gut und flüssig liest
"Die Menschen werden zu murren anfangen, Billie", sagte er wie ein Vater, der seinem Kind die wichtigen Dinge des Lebens erklärt. "Was sollen sie denken, wenn ihre Töchter mit einem Mal dichten wollen, forschen, predigen, was denn noch? Regieren? Kriege führen?"
"Ich flieg jetzt außer mir, ich fliege von der Erden. Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden."
"Er blickt auf: "Poesie?"
"Alles erscheint anders aus einer anderen Perspektive", antwortete ich."
"Hat auch die Missgunst tausend Zungen
und tausend Zungen ausgestreckt,
kommt sie mit Macht auf mich gedrungen,
so werd' ich trotzdem nicht erschreckt!
Wer sich vertraut in allen Dingen,
wird Welt, wird Neid wird Tod bezwingen.
...
Wenn dir also mein schlichtes Schreiben
nicht passt, nicht, wie mein Dichten klingt,
dann lass einfach das Lesen bleiben,
bevor's dir noch mehr Unmut bringt!
Denn was auch immer ich geschrieben,
wird nie ein falscher Freund je lieben.
...
Ich werd' die Endlichkeit besiegen.
Und du wirst mich nicht unterkriegen!
Ich will nun ganz auf mich vertrauen
und meinen Weg mir selber suchen.
So kann's mir auch vor dir nicht grauen,
selbst wenn du wagst, mich zu verfluchen.
Wer sich vertraut in allen Dingen,
wird Welt, wird Neid wird Tod bezwingen!"