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Veröffentlicht am 21.10.2024

Warum Frauen sich das Leben so schwer machen....

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
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Die Entscheidung für den etwas sperrigen Titel "Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen" kann ich immer noch nicht ganz nachvollziehen, dennoch fand ich das Buch durchaus lesenswert.
Anna Brüggemann ...

Die Entscheidung für den etwas sperrigen Titel "Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen" kann ich immer noch nicht ganz nachvollziehen, dennoch fand ich das Buch durchaus lesenswert.
Anna Brüggemann hat einen recht gut lesbaren Schreibstil, ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen.
Die Charaktere fand ich alle sehr authentisch und gut getroffen, vor allem Wanda, Antonia und Regina; jedoch auch die weiteren Personen der Geschichte.
Der Roman über Mütter und Töchter beginnt 1998 und zieht sich bis ins Jahr 2019.
Die Mutter, Regina, ist mit sich und allen anderen stets unzufrieden. Sie ist enttäuscht, dass sie in ihrem Leben nicht alle Chancen nutzen konnte, die sich ihr geboten hätten. Statt ihre Promotion zu beenden, hat sie für die Karriere ihres Mannes zurückgesteckt und zwei Töchter bekommen. Ihre Kinder sollen möglichst perfekt sein, sie hat große Erwartungen, die jedoch kaum zu erfüllen sind. Die Mutter ist sehr bestimmend, beide Töchter leiden auf unterschiedliche Weise darunter, es beeinflusst ihr Leben stark.
Die toxische Beziehung zwischen der Mutter und den Töchtern ist sehr gut dargestellt. Wanda und Antonia taten mir beide sehr leid. Mit so einer Mutter hat man eigentlich gar keine Chance, das eigene Leben unbelastet zu leben.

"Regina wünschte sich, keine Kinder bekommen zu haben. Sie wäre auch sehr gut ohne zurechtgekommen, jetzt hatte sie welche, und jetzt hatte sie versagt. Was bleiben würde, wäre ihr Scheitern als Mutter und ihre nur zur Hälfte befriedigende berufliche Laufbahn. Regina war sauer auf ihre Töchter, die noch immer etwas von ihr erwarteten, und sauer auf sich selbst, diesen langweiligen, familiären Weg gewählt zu haben, der sich jetzt als Quell von Vorwürfen entpuppte und der noch immer so eng war, so furchtbar eng."

"Mama legt immer einen Standard fest, wie bei einer Maßtabelle, und entweder man passt da rein oder nicht. Und wenn wir Idealmaße haben, machen wir sie glücklich."

Der Roman zeigt recht gut auf, wie unser Leben durch unser familiäres Umfeld und insbesondere durch unsere Mütter geprägt wird.
Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen, hätte aber noch ein bisschen Luft nach oben gehabt. Ich gebe vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

29 Essays von Überlebenden

Halb so schlimm
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Die von der großartigen Roxane Gay herausgegebene Anthologie "Halb so schlimm - 29 Essays über Rape Culture" versammelt 29 unterschiedliche Lebensgeschichten von Überlebenden.

Es gab hier nur einen Essay, ...

Die von der großartigen Roxane Gay herausgegebene Anthologie "Halb so schlimm - 29 Essays über Rape Culture" versammelt 29 unterschiedliche Lebensgeschichten von Überlebenden.

Es gab hier nur einen Essay, der mir persönlich überhaupt nicht gefallen hat. Alle anderen Essays fand ich sehr gewinnbringend zu lesen. Ganz besonders tief bewegt haben mich folgende Beiträge:
"Fragmente" von Aubrey Hirsch,
"Wie wir lernen, Mädchen zu sein" von xTx,
"Der Lebenszerstörer" von Nora Salem,
"Floccinaucinihilipilification" von So Mayer,
"Warum ich aufgehört habe" von Zoë Medeiros,
"Das perfekte Bild" von Sharisse Tracey,
"Endlich darüber hinwegkommen" von Stacey May Fowles,
"Ernten, was die Rape Culture sät" von Elisabeth Fairfield Stokes
und "Warum ich nicht Nein gesagt habe" von Elissa Bassist.

"Wie du lernst ein Mädchen zu sein, entscheidet darüber, wie du als Frau sein wirst - eine Frau, die tief im Inneren nicht gut genug ist. Wertlos und befleckt."
(aus "Wie wir lernen, Mädchen zu sein" von xTx)

"Man kann leise weinen, oder man kann laut heulen. Man kann gedämpft schreien oder durchdringend schrill. Aber Achweigen ist nur Schweigen. Es klingt immer gleich, egal wie tief es ist. Es ist nichts, was man sehen könnte, vor allem wenn man nicht mehr in den Spiegel schaut. Wenn ich mich nicht ansehe, kann ich so tun, als hätte sich nichts verändert."
(aus "Ernten, was die Rape Culture sät" von Elisabeth Fairfield Stokes)

"Weil etwas mehr als der Hälfte der Bevölkerung regelmäßig erzählt wird, dass das, was passiert, nicht wahr sei oder keine so große Sache, wie sie draus machen." - "Weil es als gutes Benehmen gilt, sein Trauma zu unterdrücken."
(aus "Warum ich nicht Nein gesagt habe" von Elissa Bassist)

Das Buch ist einerseits nicht leicht zu lesen - Achtung, Triggerwarnung!
Es wühlt so einiges in einem auf, was man vielleicht vergessen wollte...
Andererseits ist es auch heilsam und wichtig, diese Überlebensberichte zu lesen (und auszusprechen!).

Ich bin Roxane Gay sehr dankbar dafür, wie passend und gut sie die Essays für dieses Buch ausgewählt hat. Die kraftvollen und bewegenden Texte dieser Autor*innen werden sicher noch sehr lange in mir nachwirken.

Eindeutige Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 16.10.2024

Ein schwacher Abklatsch...

Unversehrt. Frauen und Schmerz
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Ich weiß gar nicht, wie ich hier mit meiner Rezension anfangen soll. Es ist nämlich so, dass ich gerade mal vor ca. einer Woche das Buch "Die kranke Frau" von Elinor Cleghorn beendet habe. Dieses Buch ...

Ich weiß gar nicht, wie ich hier mit meiner Rezension anfangen soll. Es ist nämlich so, dass ich gerade mal vor ca. einer Woche das Buch "Die kranke Frau" von Elinor Cleghorn beendet habe. Dieses Buch zum Thema Frauengesundheit bzw. Frauen in der Medizin (von damals bis heute) fand ich wirklich sehr umfassend und sehr gut geschrieben. Es behandelte verschiedene Gebiete von Frauenkrankheiten/-leiden, darunter natürlich auch Schmerzen.
Deshalb kam mir das Buch "Unversehrt" leider von Anfang an nur wie ein schwacher Abklatsch von "Die kranke Frau" vor, mit dem es meiner Meinung nach überhaupt nicht mithalten kann. Es konnte mich leider gar nicht überzeugen, weder vom Inhalt noch vom Schreibstil her. Ich hatte hier deutlich mehr erwartet.

Am besten gefiel mir noch das Anfangszitat von Sirka Elspaß:

"jede von uns kann eine geschichte davon erzählen
was es heißt so wenig raum wie möglich
einnehmen zu wollen die augen zu senken
(...)
GOTT bin ich wütend
dass mir das nicht früher
ich hätte kein einziges mal sterben müssen"

Der Rest des Buches ist mir leider bei weitem nicht tiefgründig genug. Es erzählt absolut nichts Neues, alles ist schon bekannt und wird nur wiederholt; wiedergekäut, was schon zigmal (besser) geschrieben wurde.
Ich empfehle, statt diesem unnötigen Buch unbedingt das sehr gut geschriebene "Die kranke Frau" zu lesen (deren Autorin Elinor Cleghorn immerhin auch von Frau Biringer zitiert wird).

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Die Frau in der Medizin, früher und heute

Die kranke Frau
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Das Sachbuch "Die kranke Frau: Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen" von Elinor Cleghorn ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiges Buch, ich würde sogar sagen, dieses ...

Das Sachbuch "Die kranke Frau: Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen" von Elinor Cleghorn ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiges Buch, ich würde sogar sagen, dieses Buch war schon sehr lange dringend fällig!
Das Buch, welches mit einem persönlichen und sehr gut geschriebenen Vorwort der Autorin beginnt, bietet einen sehr interessanten und umfangreichen Übersicht darüber, wie Frauen in der Medizin behandelt wurden und werden.
Es beginnt im 19. Jahrhundert, zieht sich über die 40er Jahre bis hin in die Gegenwart. Das Buch ist sehr aufschlussreich und an vielen Stellen auch einfach nur schockierend.

"Frauen erhalten seltener Schmerzmittel und stattdessen häufig schwache Beruhigungsmittel und Antidepressiva. Frauen erhalten nicht so oft eine Überweisung für eine weiterführende diagnostische Untersuchung wie Männer. Und ihre Schmerzen werden eher auf eine emotionale oder psychische als auf eine körperliche oder biologische Ursache zurückgeführt. Frauen leiden besonders häufig an chronischen Krankheiten, die mit Schmerzen beginnen. Doch ehe Schmerzen als Symptom einer möglichen Krankheit ernst genommen werden können, muss das Gegenüber im Behandlungszimmer sie erst einmal zur Kenntnis nehmen und glauben. Das verbreitete Misstrauen gegenüber Frauen und ihren Schmerzen ist seit Jahrhunderten fest in die Medizin eingeschrieben."

"Als weiße Frau kann es mir passieren, dass meine Schmerzen als hysterisch abgetan werden, aber manch Schwarze Frau muss darum kämpfen, dass ihre Schmerzen überhaupt zur Kenntnis genommen werden."

"Dass Frauen nicht zu Wort kommen, nicht gehört werden, gehört zu den Bedingungen der männergemachten Welt. Die Medizin ist ein Konstrukt dieser Welt, sie ist androzentrisch. Das heißt, der männliche Körper gilt als Standard, Männer dominiertes wissen er freut sich höchster Wertschätzung. Das heißt aber auch, dass Merkmale, die Mannsein und Männlichkeit bestimmen, privilegiert sind."

"Nachdem die hippokratischen Schriften und andere Texte den Frauen früher Heirat und häufige Fortpflanzung empfohlen hatten, um Krankheiten von Körper und Geist fernzuhalten, verordnete nun die Kirche Ehe und reproduktiven Geschlechtsverkehr als gesellschaftliche Schutzvorkehrung gegen die Fortsetzung der Erbsünde."

Auch wenn das Buch leider nicht komplett alle medizinischen Bereiche abdeckt (bzw. abdecken kann), sondern eben hauptsächlich frauenspezifische Gebiete, fand ich es durchaus sehr aufschlussreich und lesenswert. Es hat sich zwar seit dem 19. Jahrhundert zum Glück einiges getan, aber auch heute sind Frauen immer noch benachteiligt. Das Buch ist auch ein Aufruf, dies weiterhin zu verbessern.

"Die Medizin hat im Lauf ihrer Geschichte das Frausein und den Frauenkörper so massiv pathologisiert, dass die Unpässlichkeit der Frau in Gesellschaft und Kultur zum Normalstand wurde und ihr Recht über den eigenen Körper bis heute umstritten ist."

"Der Feminismus hat uns unseren Körper zurückgegeben. In der Medizin sollten sich alle Beteiligten bewusst sein, wie schwer es für uns Frauen war, an diesem Punkt zu gelangen, an dem wir artikulieren können, wie es sich anfühlt und wo es wehtut. Wir sind die verlässlichsten Zeuginnen dessen, was in unserem Körper geschieht. Das Leben von Frauen hängt davon ab, dass die Medizin lernt, ihnen zuzuhören."

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Conni als kleine Helferin

LESEMAUS: Conni hilft Mama
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„Conni hilft Mama“ ist ein weiteres schönes Lese-Abenteuer mit der beliebten Conni.
Mein Kind hat die Büchlein immer geliebt, so auch diesen Band, in dem Conni der viel beschäftigten Mama im Haushalt hilft. ...

„Conni hilft Mama“ ist ein weiteres schönes Lese-Abenteuer mit der beliebten Conni.
Mein Kind hat die Büchlein immer geliebt, so auch diesen Band, in dem Conni der viel beschäftigten Mama im Haushalt hilft. Da hofft man doch, dass das Buch auch auf die eigenen Kinder abfärbt beim Lesen, hihi ...
Super schön bebildert und kindgerecht geschrieben. Meinem Kind hat es gut gefallen.

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