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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2025

2020 - Mailand im Jahr der Pandemie

Café Royal
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Das Buch bietet Kurzgeschichten über 17 Personen an, die sich mehr oder weniger um vergleichsweise unbedeutende oder nichtige zwischenmenschliche Probleme drehen, die Menschen der westlichen Welt im Alltag ...

Das Buch bietet Kurzgeschichten über 17 Personen an, die sich mehr oder weniger um vergleichsweise unbedeutende oder nichtige zwischenmenschliche Probleme drehen, die Menschen der westlichen Welt im Alltag zu bewältigen haben. Mal geht es um vorübergehende Affären, um verschiedenste Lebenssituationen in Familien, zwischen Partnern oder Freundinnen, Senioren oder Drogenabhängigen. Deren Lebenswege kreuzen sich in verschiedenen Episoden, aus verschiedenen Perspektiven die Problematik ihrer Beziehung bzw. Lebenslage darlegend. In das Café Royal in der Via Marghera als verbindendem Element kehrt mit diesen Protagonisten nach der Pandemie mit vielen Lockdowns wieder Leben ein, leider nicht als die wichtige, zentrale Begegnungsstätte – wie die Buchüberschrift suggeriert. Dieses Sammelsurium an unchronologischen Kapiteln beschreibt eine bunte Gesellschaft mit eher blassen Charakteren. Im Gesamtbild endet manche Querverbindung ohne Tiefgang.
Sehr leichte Unterhaltung 2,5*

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Veröffentlicht am 20.11.2025

Tiefgründig!

Ein Herz aus Papier und Sternen
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Das Cover so ganz ohne einen Touch von Origami, ohne Gefaltetes aus Papier, enttäuscht ein wenig. Die Szenerie entfaltet sich in dem katholischen, fiktiven Dorf namens Ballybeg. Gemäß ihren Traditionen ...

Das Cover so ganz ohne einen Touch von Origami, ohne Gefaltetes aus Papier, enttäuscht ein wenig. Die Szenerie entfaltet sich in dem katholischen, fiktiven Dorf namens Ballybeg. Gemäß ihren Traditionen leben Dorfbewohner dort immer noch vom Torfstechen auf eigenem Landbesitz als Lebensgrundlage. Oder sie arbeiten im staubigen Steinbruch, der durch zu häufige Sprengungen zu drastischen Schäden an deren Häusern und Gesundheit führt. Juristische Fragen zum Umweltschutz und behördlichen Erlassen werden angerissen. Den Bewohnern dieser Moorlandschaft geht es jedoch nicht nur um Erdboden, sondern auch um tief verwurzelten Stolz und Identität, um das Erbe und ihre Unabhängigkeit. Mit dem emotionalen Blick in die Sterne in der dortigen Forschungssternwarte mit dem I-LOFAR-Radioteleskop nähert sich dieser Roman dem Setting um Philippa Sheridan, kurz Pip, jetzt 32 und Jamie Murphy, selbständig im Baugewerbe. Mit 16 Jahren wird die sehr verliebte Pip von ihm schwanger. Die Idee, über Pips heimlicher Leidenschaft für Origami mit dem Papierfalten, den wirren Gedichten und dem Verstecken ihrer Basteleien ihr Inneres nach und nach zu entfalten, teils in poetischem Schreibstil, ist sehr kreativ. So wie beim Torfstechen wird eine vernarbte Schicht nach der anderen freigelegt, größenteils verursacht durch ihre Mutter. Auch die Demütigungen und Beleidigungen, der Pip durch ihre 16-jährige Tochter Bella ausgesetzt ist, sind sehr schmachvoll.
Mit der Figur des Astronomen Io kommt eine magische Komponente ins Spiel. Unterstützt durch Jamie und Ios Worte, weich wie Honig, der langsam und dickflüssig durch ihren Kopf fließt, ist Pip nicht nur bereit für ihren Showdown mit dem gewalttätigen Monster Sammy, sondern nach 16 Jahren auch zum Widerstand gegenüber ihrer oppressiven Mutter mit ihrer Taktik der Infantilisierung, voller Gaslighting und manipulativem Verhalten.
Sämtliche Charaktere sind authentisch gezeichnet in einfühlsamem, teils bildlichem, teils poetischem Schreibstil.
Die Botschaft zum Finden des Glücks kristallisiert sich überzeugend heraus. Auch das Zitat von Stephen Hawking passt gut: ……. »Seid neugierig. Und egal, wie schwierig euch das Leben erscheinen mag, man kann immer etwas tun und damit erfolgreich sein. Man darf nur nicht aufgeben. «

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Veröffentlicht am 18.11.2025

Zu wenig Aufklärungsarbeit für einen Krimi!

Die Chinesin
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Hauptsächlich spielt dieser Roman rund um die Hauptfigur Gerhard Beckmann, dem ehemaligen Kriminalrat und Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität im LKA in Berlin, auf der idyllischen, italienischen ...

Hauptsächlich spielt dieser Roman rund um die Hauptfigur Gerhard Beckmann, dem ehemaligen Kriminalrat und Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität im LKA in Berlin, auf der idyllischen, italienischen Urlaubsinsel Sardinien. Beschreibungen zu einigen interessanten Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps leiten langsam hinüber zur zweiten Hauptfigur, der Chinesin Xia, die als Migrantin am dortigen Strand ihre Dienste als Masseuse anbietet. Thematisiert werden illegale Migration, Korruption, Menschenhandel, moderne Sklaverei, Schutzgelderpressung innerhalb eines global agierenden, kriminellen Netzwerks in und außerhalb Chinas. Als Zeuge eines brutalen Überfalls auf Xias ältere Schwester erfährt Beckmann nach deren Tod mehr über die Ausbreitung der chinesischen Triaden, über die Welt der chinesischen Mafia, die sowohl ein grausames Verbrecherkartell als auch ein Wirtschaftsgigant ist und sich seit Jahrhunderten konsequent mit wechselnden Machthabern arrangiert hat. Innerhalb dieses Romans nimmt das Privatleben der Hauptfigur mit Hautkrebs, Tochter Doris und seiner verstorbenen Ehefrau zu viel Raum ein. Leider verflüchtigt sich das authentisch beschriebene Geschehen rund um Xia in Berlin. Ohne Ermittlungserfolg wirkt der Fall blass und zu flach, für den Leser unbefriedigend. Es gibt interessante Tourismustipps über Sardinien und Infos zu chinesischen Fakten wie z.B. die Einkind-Politik oder Falun Gong. Darüber hinaus jedoch verliert dieser Roman an Spannung während der ausbleibenden Auflösung all dieser kriminellen Machenschaften..

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Veröffentlicht am 17.11.2025

Kontroverse, sozialkritische Themen wie Erster Weltkrieg, Kolonialpolitik und Frauenrecht – satirisch, magisch eigenwillig verpackt.

Zauberhafte Aussichten
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Eine scheinbar märchenhafte Geschichte voller magischer Figuren wie Hexen, Zauberer, Drache und Feen spinnt sich um die junge, alleinstehende Hauptfigur Sarah Brown, in London während des 1. Weltkriegs ...

Eine scheinbar märchenhafte Geschichte voller magischer Figuren wie Hexen, Zauberer, Drache und Feen spinnt sich um die junge, alleinstehende Hauptfigur Sarah Brown, in London während des 1. Weltkriegs lebend. In dieser harschen Realität voller Hunger in Londons Armenviertel mit sog. Komitees für wohltätige Zwecke taucht zunächst mit viel naturverbundener, traditioneller Magie eine Hexe auf, zu verstehen als Allegorie auf die Zerrissenheit der damaligen Gesellschaft, mit besonderem Blick auf sozial schwache Milieus und teils satirischer Kritik an der besseren britischen Gesellschaft wegen deren moralisch fragwürdigen Wohltätigkeitsarbeit. In dieser magischen Parallelwelt taucht auch ein eigenwilliger Zauberer auf als allegorischer Vertreter der herrschenden Klasse mit etablierter Bürokratie und politischer Macht. Wie in Fantasy-Geschichten verkörpern diese Hexe und der Zauberer wohl unterschiedliche soziale Schichten, wobei die Hexe hier aus dem Volk kommt und der Zauberer aus der Aristokratie. Beide Figuren weisen auf den sozialen und politischen Umbruch in diesen Kriegszeiten hin. Auch der Drache, als Großknecht verwaltet er nur mangelhaft die Feenfarm seines Herrn, kämpft hier gegen die Naturgewalten der Feen an, die Beschützer der Hauptfigur Sarah als überforderte Landarbeiterin werden. Wie Sarah und die Hexe bewältigt auch die mittellose Peony erfolgreich ihren sozialkritischen Kampf gegen die Kirche, gegen Normen und Moralvorstellungen der Oberschicht, heraus aus starren Klassen- und Geschlechterverhältnissen, z.B. aus Ehezwang.
Thematisiert wird auch die Kolonialmacht «England als Räuberstaat, der die schwächeren Nationen vernichtet, seinen eigenen Reichtum durch Verrat vermehrt und jetzt seinen friedliebenden Nachbarn diesen Aggressionskrieg aufgezwungen hat.»
Einige Figuren wie Peony, der Bürgermeister und der Polizist kommunizieren in einem übersetzten Dialekt, der im Original an Cockney Slang erinnern mag, der den Lesefluss jedoch hemmt.
Ein nicht zu fassendes Genre mit realistischen und fantastischen Erzählelementen voller Magie – interessant.

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Veröffentlicht am 16.11.2025

Die Suche nach äußerer und innerer Wahrheit – tiefsinnig!

Der unsichtbare Elefant
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In drei Teilen geht es vordergründig um einen Unfall, keinen Selbstmord, in einer renommierten, international agierenden Kanzlei in Düsseldorf, am Arbeitsplatz von Rechtsanwalt Dr. Thomas Siebenmorgen ...

In drei Teilen geht es vordergründig um einen Unfall, keinen Selbstmord, in einer renommierten, international agierenden Kanzlei in Düsseldorf, am Arbeitsplatz von Rechtsanwalt Dr. Thomas Siebenmorgen Damit beschäftigen sich drei sympathische Hauptfiguren. Deren Blick auf die Schuldfrage, auf die äußere und innere Wahrheit in diesem bitteren Fall, teils in präzisem juristischem Sprachduktus, führt auch zu deren Kindheitserinnerungen und zur archivierten Familiengeschichte des Toten. Diese Nachforschungen in deutsche Vergangenheit, bis in die Großeltern-Generation, lässt alle Hauptfiguren die eigene Vergangenheit hinterfragen. Geht es zunächst auf einer Erzählebene mit Viktor Kemper vom Kriseninterventionsteam, kurz KIT, und der Arbeitskollegin María Polonio um Betreuung der Betroffenen und um Absicherung des Unfallortes, kümmert sich auf der zweiten Ebene Simon Nyakuri,35, Juniorpartner der Münchner Dependance, um den juristischen Beistand der Familie neben internen Strategien zur Mitarbeiterberuhigung und Aufklärung der Hintergründe. Das harte, übel mitspielende Arbeitsklima voller Manipulation und Druck innerhalb der Düsseldorfer Kanzlei in dominantem Machismo macht sehr betroffen, wirkt überzeugend. Reizvolle Landschaftsbilder vom Niederrhein rund um Goch mit Scharen von überwinternden Graugänsen, mit Weiden und ausgebauten Fahrradwegen werden gezeichnet zwischen Erwähnungen von dort gebürtigen Künstlern wie Wilhelm Lehmbruck und Joseph Beuys. Passagen rund um das Klassentreffen mit Viktor stören eher.
Insgesamt ein kritischer Blick auf die Arbeit in einer Anwaltskanzlei, auf die Juristerei an sich, aber auch auf schwierige Vergangenheitsbewältigung.

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