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Veröffentlicht am 27.05.2024

Eine interessante Zeitreise

Am Himmel die Flüsse
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Vergangenheit und Gegenwart treffen hier zusammen in einem in mehrfacher Hinsicht interessanten Roman, der nicht nur über menschliche Schicksale erzählt, sondern diese kreativ verknüpft mit aktuellen ...

Vergangenheit und Gegenwart treffen hier zusammen in einem in mehrfacher Hinsicht interessanten Roman, der nicht nur über menschliche Schicksale erzählt, sondern diese kreativ verknüpft mit aktuellen und jahrhundertealten religiösen und politischen Konflikten. Auf drei Zeitebenen agieren drei Hauptfiguren, die mithilfe der drei Atome von Wasser, nämlich H-O-H, die Welt des Königreichs Assyrien in mehrfacher Hinsicht lebendig werden lassen. Narin, Zaleekhah, Arthur sind 2018 nach Fertigstellung der Talsperre am Tigris mit ihren Schicksalen vereint. Assurbanipal als Herrscher über das wohlhabendste Imperium der gesamten Welt spielt mit seiner riesigen Bibliothek in Ninive, der Hauptstadt Mesopotamiens, eine gewichtige Rolle. Das dort befindliche Gilgamesch-Epos fesselt Arthur, der 1840 am Ufer der Themse geboren wird. Neben seinem beachtlichen Lebensweg gesellt sich 2018 Zaleekhah, Hydrologin, dazu, auf einem Hausboot auf der Themse lebend. Und schließlich geht es 2014 um Narins eigener Vertreibung aus Hasankeyf am Tigris wegen eines Dammbauprojektes der türkischen Regierung. Das Leben der Eziden, einer Minderheit im osmanischen Reich, kein »Volk der Schrift«, deren Sitten und alten Künste werden lebendig beschrieben. Historische Figuren und tatsächliche Geschehnisse wie z.B. Dr. John Snow und seiner Entdeckung in Bezug auf Cholera oder das Flusspferd Obaysch, das ein osmanischer Pascha den Engländern schenkte, sind eingeflochten. Thematisiert wird auch die Frage, ob ausländische Museen wie das Britische Museum und reiche Privatleute überhaupt Besitz an dem kulturellen Erbe wie hier den Kunstschätzen aus Ninive anmelden können. Ein interessanter Roman über Ninive und seine kulturellen Überreste, angedockt an die lange Reise eines Regentropfens.

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Knifflige Mordaufklärungen

Wallanders erster Fall
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Dieses Buch enthält fünf Kurzgeschichten, 1999 in Schweden erschienen, 2002 in deutscher Ausgabe. Dass mittlerweile die Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei durch das Internet, Mobilfunk, DNA-Abgleiche ...

Dieses Buch enthält fünf Kurzgeschichten, 1999 in Schweden erschienen, 2002 in deutscher Ausgabe. Dass mittlerweile die Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei durch das Internet, Mobilfunk, DNA-Abgleiche etc. bedeutend anders gestaltet ist, fällt sofort auf. Der erste Fall spielt in Malmö um 1969, die letzte Kurzgeschichte spielt in Ystad um 1989. Neben den familiären Umständen mit seinem malenden Vater, Ehefrau und Tochter geht es um sehr knifflige Mordaufklärungen, bei denen sich Wallander immer wieder leichtsinnig in Gefahr begibt. Die einzelnen Aufklärungsergebnisse sind gut nachvollziehbar, der Schreibstil ist dabei nüchtern, sachlich, ein wenig spannungsarm. Kurt Wallander kommt mit seinen Schwächen und Unsicherheiten in Bezug auf seine Mitmenschen sehr menschlich und sympathisch rüber. Dieser Rückblick in ein Schweden lang vergangener Zeit ist auch jetzt noch interessant.

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Veröffentlicht am 22.05.2024

Mehr als nur Homosexualität in Irland

Die Sache mit Rachel
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Das Cover mit breitem Rahmen und Buchtitel in Pink spricht sicher jüngere Leserschaft an. Zu Beginn des Romans beschreibt Rachel als Redakteurin bei der Hibernian Post, einer Zeitung für Iren in Großbritannien, ...

Das Cover mit breitem Rahmen und Buchtitel in Pink spricht sicher jüngere Leserschaft an. Zu Beginn des Romans beschreibt Rachel als Redakteurin bei der Hibernian Post, einer Zeitung für Iren in Großbritannien, die Toy Show , eine spezielle Ausgabe der irischen Chatshow The Late Late Show. Die Toy Show schweigt jährlich auf RT One Ende November oder Anfang Dezember, um mit der Weihnachtseinkaufssaison zusammenzufallen, und zeigt die beliebten Spielzeuge des Jahres, wie sie vom Gastgeber präsentiert und von verschiedenen Kindern auf der Bühne zusammen mit Auftritten von prominenten Gästen demonstriert werden. Als schwangere Journalistin schreibt sie Artikel über die Abtreibungsdebatte in Irland, interviewt Aktivisten, Menschen von Marie Stopes International für Familienplanung, Menschen, die ihre Töchter und Frauen durch Komplikationen bei der Entbindung verloren hatten. Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und gleichgeschlechtliche Ehe war in Nordirland als einem der letzten Länder in Europa verboten, während in Großbritannien Schwangerschaftsabbrüche seit 1967 und die Ehe gleichgeschlechtlicher Partner seit 2014 legal sind. Auch die Finanzkrise in Irland spielt im Roman eine wichtige Rolle mit 16 Banken und Immobiliengesellschaften auf der Suche nach staatlichen Kapitalspritzen. Neben diesen historischen Fakten geht es um komplexe Beziehungen, enge Freundschaften, Wirren in der ersten Liebe mit interessanten Twists. Der Schreibstil lässt die Entwicklung zwischen den verschiedenen Charakteren subtil erblühen, was auch für spannende Rückblicke im Irischsein generell und im Irischsein im Ausland zulässt. Die Szenerie spielt im katholischen, irischen Cork um 2010 mit seiner homosexuellen Kulturszene und in London und New York ab 2011. Ein interessanter geschichtlicher Rückblick ummantelt von emotionalen und finanziellen Konflikten.

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Veröffentlicht am 21.05.2024

Eine wunderschöne Lektüre.

In den Farben des Dunkels
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Der Pirat und die Bienenzüchterin, beides Sonderlinge, lernen sich im Kindesalter 1975 im Heimatstädtchen Monta Clare im Mittleren Westen der USA kennen und schätzen. Deren Freundschaft reicht über mehr ...

Der Pirat und die Bienenzüchterin, beides Sonderlinge, lernen sich im Kindesalter 1975 im Heimatstädtchen Monta Clare im Mittleren Westen der USA kennen und schätzen. Deren Freundschaft reicht über mehr als 30 Jahre. Nach der Entführung und langer, dunkler Gefangenschaft des 13-jährigen Patch kämpft Saint um ihn und seine Obsession um die geheimnisvolle Grace aus bedingungsloser Liebe zu ihm. Die Erzählweise und die Wortwahl sind ausgesprochen ideal gewählt, einfühlsam, lebendig und voller Atmosphäre durch großartige Detailbeschreibungen. Auch die Nebenfiguren sind liebevoll bzw. dramatisch beschrieben zwischen viel Mitmenschlichkeit, unerwartetem Schicksal und endlich erfüllter Hoffnung. Auch voller Spannung verfolgt man diese grandiose Odyssee quer durch die USA, denn oft geht es – auch auf der Suche nach Grace - um Leben und Tod, Verzweiflung und Ausweglosigkeit. Kurz thematisiert werden auch Reizthemen wie Abtreibung und Homosexualität. Malerei zur Bewältigung von Traumata spielt hier eine Rolle. Sowohl eine feinfühlige Liebesgeschichte als auch ein spannender Kriminalfall um einen Serienmörder erwartet den Leser. Ein vollendeter Lesegenuss!

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Veröffentlicht am 18.05.2024

Was für ein fantasievolles Inselleben mit einem Bären.

Cascadia
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Das Cover wirkt unwirklich, etwas verwirrend mit dem blauen, von links eingeschobenen Detail in der Natur von Kaskadien, die Gebiete des kanadischen British Columbia und der US-Bundesstaaten Washington ...

Das Cover wirkt unwirklich, etwas verwirrend mit dem blauen, von links eingeschobenen Detail in der Natur von Kaskadien, die Gebiete des kanadischen British Columbia und der US-Bundesstaaten Washington und Oregon. umfassend. Inhaltlich erinnert dieser Roman sehr an das Märchen Schneeweißchen und Rosenrot der Gebrüder Grimm. Auch hier sind die Hauptfiguren Elena und Sam (Samantha) als Schwestern einander sehr verbunden trotz ihrer unterschiedlichen Charaktereigenschaften. Während Elena voller Tatendrang und Energie alles managt, – die kranke Mutter, alles Bürokratische, ihren Job - verhält sich Sam eher ruhig, introvertiert, nachdenklich, sogar abweisend. Beide gehen mit den Gefahren rund um den Grizzly-Bären verschieden um, besonders Elena will „helfen“ durch ihre Fütterungsaktionen. Leider ist der Bär hier nicht wie im Märchen der Beschützer der Schwestern, sondern er sorgt für Konflikte und Herausforderungen, die die Schwestern auseinander treibt. Er stellt das zentrale Ereignis und den Wendepunkt der Handlung dar, repräsentiert das Böse, letztendlich alles ohne Happy End. Im Grimms Märchen symbolisiert der Bär Schutz, Stärke und Loyalität. Am Ende dieser Geschichte wird ihm sogar seine wahre Gestalt als Prinz zurückgegeben. Sam träumt sich für Elena in dieses märchenhafte Wunschdenken mit dem Bären als Paar hinein, um ihre Schuldgefühle zu dämpfen. Sie selbst steht für eine unglücklich verlaufene Treue bei grober schwesterlicher Abweisung, bei überzeugender Schwesternliebe ihrerseits, für ein glücklicheres, gemeinsames Leben. In Erwartung eines glücklichen Endes - wie im Märchen - steigt die Spannung auch hier durch einige Twists und Turns. Steht Elena hier als Metapher für Selbstlosigkeit, Mut und Hilfsbereitschaft, die nicht verstanden und ebenso wenig belohnt wird? Welche Rolle spielen in dieser Gesellschaft unterbezahlte Frauen und Mädchen zwischen all den habgierigen und undankbaren Touristen auf der Fähre? Zusammen mit der kranken Mutter geben diese Frauen kritisierende Hinweise auf die dortigen sozialen Strukturen dieser Gesellschaft wider. Ist die Moral im Roman Cascadia für Elena und Sam solcher Art, dass Mitgefühl und Hilfsbereitschaft NICHT belohnt werden (ohne die Erwartung einer Gegenleistung)? Diese guten Eigenschaften führen schließlich nicht zu ihrem Glück. Nein, dies ist kein modernes Märchen, eher fantasievolle Realität in moderatem Erzähltempo.

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