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Veröffentlicht am 22.09.2022

Die schmerzhafte Aufarbeitung eines jungen Lebens ...

Der Klang der Erinnerung
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Gleich zu Anfang meiner Rezension möchte ich anführen, dass ich den Klappentext zu diesem Buch nicht wirklich passend finde. Er suggeriert, so meine ich, dass es um eine Geschichte rund den Haldenrutsch ...

Gleich zu Anfang meiner Rezension möchte ich anführen, dass ich den Klappentext zu diesem Buch nicht wirklich passend finde. Er suggeriert, so meine ich, dass es um eine Geschichte rund den Haldenrutsch in Aberfan geht, doch während dieser eine wichtige Rolle spielt, geht es eigentlich um viel mehr im Leben des einstigen Chorknaben William Lavery. Früh im Leben verliert dieser seinen geliebten Vater, wodurch seine Mutter ihn mehr denn zu lieben scheint, ihn regelrecht vergöttert. Sie schickt William, der eine engelsgleiche Stimme hat, ins Gesangsinternat nach Cambridge, wo er beginnt, eine steile Karriere hinzulegen. Dort findet er auch einen nicht minderbegabten Freund namens Martin, der ihm stets beschützend zur Seite steht. Doch dann geschieht das Unglaubliche, es kommt zum Bruch zwischen den beiden Freunden und kurz darauf überwirft sich William auch mit seiner Mutter. Der einst blütengesäumte Pfad in eine sonnige Zukunft nimmt eine unverhoffte Wendung und beschert William Albträume, die schließlich sein Erwachsenenglück zu zerstören drohen …

Ich tat mich anfänglich, tatsächlich eigentlich bis fast zur Hälfte des Buchs, ein wenig schwer, eine echte Leselust für das Buch zu entwickeln, ja fand es sogar fast zäh. Doch dann plötzlich hatte mich die Autorin Jo Browning Wroe abgeholt, um nicht zu sagen, mitgerissen. Ich fand mich zwischen Bedauern und Wut für und mit dem Protagonisten, der sich immer selbst im Weg zu stehen und mit seiner Hoffnung auf Glück im Leben abgeschlossen zu haben schien. Selbstmitleid und die mangelnde Bereitschaft Hilfe anzunehmen ärgerte und faszinierte mich gleichermaßen. Wenn auch der Schluss des Buchs drohte ins Kitschige abzudriften, schaffte es die Autorin mich vom Gegenteil zu überzeugen und ließ mich sogar ein paar Tränen zu vergießen. Schade, für die Bestnote hat es für mich nicht ganz gereicht, dennoch vergebe ich gerne wohlverdiente vier von fünf Sternen verbunden mit einer absoluten Leseempfehlung. Die Welt der Balsamierer war mir bis dato fremd und ich habe mich gefreut, dass die Autorin mir diese – tatsächlich aus eigener Erfahrung sprechend – nähergebracht hat. Ich bin gespannt, ob wir uns noch auf weitere Romane aus ihrer Feder freuen dürfen.

Veröffentlicht am 22.09.2022

Wenn der Satz "Keine Macht den Drogen" plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommt ...

Winters Knochen
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Mit „Winters Knochen“ von Daniel Woodrell hatte ich mal wieder ein altes Schätzchen aus den Tiefen meines Stapels ungelesener Bücher gezogen auf das ich richtig Lust hatte. Ich selbst hatte einige Jahre ...

Mit „Winters Knochen“ von Daniel Woodrell hatte ich mal wieder ein altes Schätzchen aus den Tiefen meines Stapels ungelesener Bücher gezogen auf das ich richtig Lust hatte. Ich selbst hatte einige Jahre in Missouri gelebt und war mit dem im Klappentext genannten eisigen uns schneereichen Winter bestens vertraut. Wenn kalt, dann richtig kalt! Während ich mich damals selbst eher in konservativen Kreisen ohne nennenswerten Drogenkonsum bewegte, war ich doch neugierig auf die wohl bevorstehenden Erlebnisse der jungen Ree Dolly, die ganz offensichtlich in einem weit weniger kuscheligen Elternhaus aufgewachsen war als ich selbst. Sehr bildhaft beschreibt der Autor gleich zu Anfang die Umgebung mit den halbverfallenen Häusern, Mobile Homes, ausgedienten Autowracks und verwilderten Gärten „out in the middle of nowhere“. Doch diese Umgebung scheint für Dee im Moment das kleinste Problem zu sein, denn sie muss ihren Vater finden, der einen wichtigen Gerichtstermin nicht versäumen darf um der verbliebenen Familie nicht das Dach über dem Kopf nehmen zu lassen. Die gefährliche Suche beginnt und bringt Dee mehr als einmal an ihre Grenzen und in Lebensgefahr …

Während ich zu Anfang des Romans noch an den Beschreibungen der riesigen Familie Dolly, von denen alle ihre Finger in zwielichtigen Geschäften zu haben schienen, klebte, merkte ich doch recht schnell, dass der Roman in eine Atmosphäre abdriftete, mit der ich so gar nicht klar kam. Drogen und brutale Gewalt gegenüber allem und jedem dominierte die Zeilen und ich ertappte mich dabei, wie ich schlussendlich nur noch quer las. Würden die Männer der allmächtigen Dolly Familie in Missouri lesen, hätte sie vielleicht Freude an der Story gefunden. Ich hingegen war enttäuscht und vergebe leider auch nur zwei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 22.09.2022

Harte Zeiten für Mensch und Tier in Schönbrunn ...

Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)
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Von der talentierten Autorin Beate Maly nach Wien entführt zu werden, ist doch immer wieder eine Reise wert. Diesmal nimmt sie mich mit in die Tierwelt, eine Welt mit der ich mich bis dato recht selten ...

Von der talentierten Autorin Beate Maly nach Wien entführt zu werden, ist doch immer wieder eine Reise wert. Diesmal nimmt sie mich mit in die Tierwelt, eine Welt mit der ich mich bis dato recht selten auseinandergesetzt hatte. Ich lerne die beiden Moser Schwestern Emma und Greta sowie ihren Vater Karl kennen. Während Greta von der Liebe und einer eigenen kleinen Familie träumt, hat die forsche Emma ganz andere Ambitionen. Ein Medizinstudium möchte sie absolvieren, möchte wie ihr Vater Arzt werden, aber dazu ist die Wiener Welt noch nicht bereit. Doch so schnell gibt sie sich nicht geschlagen und erkämpft sich einen Platz im schon damals ältesten Zoo der Welt, der mitten in der kaiserlichen Sommerresidenz Schönbrunn in Wien liegt. Die Arbeit als Tierpflegerin ist keine Zuckerschlecken, doch sie liebt sie allesamt, des Kaisers Tiere im Zoo. Inzwischen ist der Erste Weltkrieg ausgebrochen und macht auch vor den Männern in ihrer Peripherie keinen Halt. Als erst Gretas Verlobter Gustav und schließlich sogar der Vater eingezogen werden, ringen die Schwestern um das tägliche Überleben. Auch im Zoo hinterlässt der unsägliche Krieg seine Spuren, und das nicht nur bei den Tieren …

Das Buch liest sich so flüssig und flott, dass ich fast Mühe hatte, die Seiten schnell genug umzublättern. Die Autorin hat einfach ein Händchen dafür den Leser schnell für eine Geschichte einzunehmen und ihn das Drumherum vergessen zu lassen. Ich erlebte neben der Geschehnisse rund um Emma und Greta tolle Einblicke in die Geschichte des Tierparks in Schönbrunn, die definitiv Lust auf einen Besuch in der österreichischen Hauptstadt machen. Gerne vergebe ich hier deshalb verdiente vier von fünf Sternen und eine Empfehlung für alle diejenigen, die auch mal eintauchen wollen in das Reich der Tiere in Schönbrunn. Erfreut habe ich gelesen, dass es nächstes Jahr mit „Die Kinder von Schönbrunn“ ein Wiedersehen in Wien geben wird. Bin heute schon gespannt darauf!

Veröffentlicht am 22.09.2022

Die "schöne wilde Welt" der Familie Dehmel ...

Ulla und die Wege der Liebe
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Wie habe ich mich gefreut, mich wieder im Kreise der Familie Dehmel wiederzufinden, die mir doch schon seit Erscheinen des ersten Bandes dieser vierteiligen biografischen Romanreihe so ans Herz gewachsen ...

Wie habe ich mich gefreut, mich wieder im Kreise der Familie Dehmel wiederzufinden, die mir doch schon seit Erscheinen des ersten Bandes dieser vierteiligen biografischen Romanreihe so ans Herz gewachsen war. Schmerzhaft musste ich feststellen, wie sehr diesmal Paula fehlt, die gute Seele, die die Familie zusammen zu halten und sie stets auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu bringen schien. So rückt nun Ursula, von allen stets Ulla oder Ullala genannt, in den Fokus und bald schon hat auch sie mein Herz im Sturm erobert. Obwohl sie mit offenen Armen empfangen wird, hat sie es nicht immer leicht in der allmächtigen Familie Dehmel. Der Dichter Richard macht ihr Angst, die ihr ihre Freundin Vera, älteste Tochter, jedoch bald nehmen kann. In den einzigen Sohn Heinrich ist sie verliebt bis über beide Ohren und sieht ihm deshalb auch oft mehr nach, als ihr gut tut. Doch eine Hochzeit und das gemeinsame Töchterchen Fine scheinen das Glück perfekt zu machen und so kann auch sie sich dann immer wieder mal fallen lassen und ihren Spaß haben im Kreise der Familie Dehmel, die ihr bald so viel nähersteht, als ihr leibliche Familie …

Ich habe es geliebt, während des Lesens dieses bereits dritten Bands von „Eine Familie in Berlin“ der wunderbaren Autorin Ulrike Renk eintauchen und mich wegträumen zu dürfen in eine Welt vor guten hundert Jahren. Durch Ullas, aber auch Veras, Heinrichs, Tetjus‘, Ida, Lotties und Richards Augen erlebte ich die schlimmen Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs aber auch die rauschenden kleinen Feste, denen sie sich hingaben. Es war bei Weitem nicht alles Gold was glänzte und der Drogen- und Alkoholkonsum, der mit einer Selbstverständlichkeit einherzugehen schien, haben mich doch oft schlucken lassen. Auch empfand ich die männlichen Charaktere – jeder auf seine eigene Art – oft mehr als egoistisch und ich hätte nicht tauschen wollen mit Hilde, Vera und Co.
Ulrike Renks bildhafter und anschaulicher Schreibstil hat mich auch dieses Mal wieder mitgerissen, so dass ich mich schon fast schwertat, das Buch zur Seite zu legen um die Abschnitte in der Leserunde zu kommentieren, geschweige denn, um Arbeiten zu gehen. So gibt es dann auch diesmal von mir wieder die volle Punktzahl und als Empfehlung den Tipp, die Bücher dieser Serie unbedingt in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Ich freue mich auf jeden Fall heute schon auf den vierten Band der Reihe, in dem dann Richards Enkelin Fine im Mittelpunkt stehen wird. Bis dahin gibt es von mir lobende und vor allem herzliche Grüße an dich, liebe Ulrike. Das hast du mal wieder wunderbar hingekriegt!

Veröffentlicht am 22.09.2022

Nun heißt es langsam Abschied nehmen ...

Der achte Tag
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Lange habe ich mir dieses Hörbuch aufgespart, doch einmal muss das Ende kommen und so freute ich mich sehr darauf, dieses letzte Buch der Reihe um Frieda Klein, geschrieben von Nicci Gerard und ihrem Mann ...

Lange habe ich mir dieses Hörbuch aufgespart, doch einmal muss das Ende kommen und so freute ich mich sehr darauf, dieses letzte Buch der Reihe um Frieda Klein, geschrieben von Nicci Gerard und ihrem Mann Sean French, hören zu dürfen. Nachdem ich die vorherigen sieben Bücher der Reihe genossen hatte, hoffte ich, dass dieser Teil sie zu einem befriedigenden Finale bringen würde. Nun, ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. In „Der achte Tag“ gerät die beratende Psychologin Frieda Klein in eine schwierige Situation, als eine Studentin der Kriminologie sich ausgerechnet ihre Person als Thema für einen Aufsatz aussucht. Frieda hat sich nämlich vor der Welt, vor allem aber vor dem Serienmörder Dean Reeve versteckt. Doch wie wir Dean inzwischen kennen, gibt er nicht auf sie zu finden und fängt an scheinbar willkürlich ausgewählte Personen zu töten um ihren Aufenthaltsort aufzudecken. Die Flüsse Londons scheinen dabei in den Mittelpunkt zu rücken …
Auch dieser letzte Teil konnte wieder überzeugen und bot einen zufriedenstellenden Abschluss einer Geschichte, die viele von uns von Buch zu Buch verfolgt haben. Das Buch ist düster, mysteriös und macht süchtig, und diese Reihe ist es wert, von Anfang an gelesen, bzw. gehört zu werden, um das volle Frieda-Klein-Erlebnis zu bekommen. Frieda ist vielleicht kein Charakter, der Sie sofort überzeugen wird, aber nach und nach wird sie Ihnen ans Herz wachsen und sehr real werden. Fast meinte ich beim Hören, ein wenig zur Familie zu gehören. Ich vergebe für diesen finalen Band satte vier von fünf Sternen und möchte die gesamte Reihe allen Fans spannender Krimireihen ans Herz legen, natürlich der Reihe nach!