Die schmerzhafte Aufarbeitung eines jungen Lebens ...
Der Klang der ErinnerungGleich zu Anfang meiner Rezension möchte ich anführen, dass ich den Klappentext zu diesem Buch nicht wirklich passend finde. Er suggeriert, so meine ich, dass es um eine Geschichte rund den Haldenrutsch ...
Gleich zu Anfang meiner Rezension möchte ich anführen, dass ich den Klappentext zu diesem Buch nicht wirklich passend finde. Er suggeriert, so meine ich, dass es um eine Geschichte rund den Haldenrutsch in Aberfan geht, doch während dieser eine wichtige Rolle spielt, geht es eigentlich um viel mehr im Leben des einstigen Chorknaben William Lavery. Früh im Leben verliert dieser seinen geliebten Vater, wodurch seine Mutter ihn mehr denn zu lieben scheint, ihn regelrecht vergöttert. Sie schickt William, der eine engelsgleiche Stimme hat, ins Gesangsinternat nach Cambridge, wo er beginnt, eine steile Karriere hinzulegen. Dort findet er auch einen nicht minderbegabten Freund namens Martin, der ihm stets beschützend zur Seite steht. Doch dann geschieht das Unglaubliche, es kommt zum Bruch zwischen den beiden Freunden und kurz darauf überwirft sich William auch mit seiner Mutter. Der einst blütengesäumte Pfad in eine sonnige Zukunft nimmt eine unverhoffte Wendung und beschert William Albträume, die schließlich sein Erwachsenenglück zu zerstören drohen …
Ich tat mich anfänglich, tatsächlich eigentlich bis fast zur Hälfte des Buchs, ein wenig schwer, eine echte Leselust für das Buch zu entwickeln, ja fand es sogar fast zäh. Doch dann plötzlich hatte mich die Autorin Jo Browning Wroe abgeholt, um nicht zu sagen, mitgerissen. Ich fand mich zwischen Bedauern und Wut für und mit dem Protagonisten, der sich immer selbst im Weg zu stehen und mit seiner Hoffnung auf Glück im Leben abgeschlossen zu haben schien. Selbstmitleid und die mangelnde Bereitschaft Hilfe anzunehmen ärgerte und faszinierte mich gleichermaßen. Wenn auch der Schluss des Buchs drohte ins Kitschige abzudriften, schaffte es die Autorin mich vom Gegenteil zu überzeugen und ließ mich sogar ein paar Tränen zu vergießen. Schade, für die Bestnote hat es für mich nicht ganz gereicht, dennoch vergebe ich gerne wohlverdiente vier von fünf Sternen verbunden mit einer absoluten Leseempfehlung. Die Welt der Balsamierer war mir bis dato fremd und ich habe mich gefreut, dass die Autorin mir diese – tatsächlich aus eigener Erfahrung sprechend – nähergebracht hat. Ich bin gespannt, ob wir uns noch auf weitere Romane aus ihrer Feder freuen dürfen.