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Veröffentlicht am 19.05.2024

Beginn schwach, Ende stark

Leute von früher
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MEINUNG:
Kristin Höller kannte ich bisher nicht, aber das auf Leute von früher bin ich schon frühzeitig aufmerksam geworden und war auch von dem Cover magisch angezogen. Ich habe mir hier ein bisschen ...

MEINUNG:
Kristin Höller kannte ich bisher nicht, aber das auf Leute von früher bin ich schon frühzeitig aufmerksam geworden und war auch von dem Cover magisch angezogen. Ich habe mir hier ein bisschen eine Coming-of-Age Geschichte vorgestellt, die ein bisschen Nordsee-Sommerfeeling aufkommen lässt. Leut
Die ersten 100 Seiten des Buches fielen mir ziemlich schwer, was an verschiedenen Faktoren gelegen hat. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, aber ich fand ihn ziemlich emotionslos und es fehlt mir auch an Atmosphäre. Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, was will uns die Autorin mit diesem Buch erzählen, was ist hier das Besondere? Zu Marlene konnte ich nicht wirklich eine Beziehung aufbauen. Sie ist mit ihrem Studium fertig und wenn da nicht erwähnt worden wäre, dass sie schon Ende 20 ist, dann hätte ich sie eher als Schülerin gesehen, die gerade ihr Abi fertig gemacht hat. Dieser Eindruck hat sich auch weiter fortgesetzt und ich musst mich gedanklich immer wieder korrigieren. Marlene ergreift nun diese Art "Ferienjob"  in einem Erlebnisdorf, welches das Leben und Brauchtum um 1900 darstellt, auf der Nordseeinsel Strand in der Nähe von Husum. So überbrückt sie erst einmal den Fakt, dass sie mit ihrem Studium so schnell erstmal keinen passenden Job findet. Marlene lässt auch ein soziales Leben zurück, dabei werden diverse Personen so erwähnt als ob man die schon kennen müsste. Ich war davon anfangs ein bisschen genervt, weil es nicht relevant war und man aber trotzdem Marlene nicht besser kennengelernt hat. Was mich mehr interessiert hätte, warum Marlene kein so gutes Verhältnis zu ihren Eltern hat. Das wird nicht ganz so richtig ausgeführt. Allerdings wissen die nicht mal, wo sie sich aufhält.
Das erste Drittel bewegte mich eigentlich fast zum Abbruch des Buches, denn ich fand die Geschichte einfach relativ langweilig und es gab auch keine nennenswerte Atmosphäre. Ich habe trotzdem beschlossen weiterzulesen, denn ich habe auf die Entwicklung der Beziehung zwischen Janne und Marlene gewartet. Janne ist sozusagen eine Einheimische von der Insel. Die Liebesbeziehung zwischen den beiden entwickelt sich saghaft und ich habe das gerne gelesen. Janne wirkt etwas verloren und dennoch fest verbunden mit der Insel. Beide erleben eine schöne Zeit, allerdings immer mit der Frage, was nach der Saison passiert. Marlene wirkte auf mich, ebenso was die berufliche Zukunftspläne angeht, etwas passiv und will sich auf nichts festlegen. Auf den letzten 50 Seiten schlägt dann die Atmosphäre des Buches um, was ich mir schon viel früher gewünscht hätte. Es beginnt schon ein bisschen früher mit den ganzen Geschichten um eine versunkene Stadt und Wasserflecken. Eventuell muss man das ein bisschen mögen, aber das Ende ist wirklich dramatisch und voller Atmosphäre, so dass ich wirklich ein bisschen sprachlos am Ende zurück blieb. 

FAZIT:
Von Leute von früher habe ich ehrlich gesagt ein bisschen mehr erwartet. Der Schluss hat mir atmosphärisch sehr gut gefallen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin diese Atmosphäre schon von Beginn besser aufgebaut hätte. An sich wird hier keine neue Geschichte erzählt, aber sie hätte sich durch das WIE von anderen abheben können.

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Ein neuer Anfang

Wie Inseln im Licht
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MEINUNG:
Wie Inseln im Licht ist der zweite Roman von Franziska Gänsler nach Ewig Sommer , den ich gelesen und gemocht habe. Vom Thema her hat dieser zweite Roman allerdings etwas mehr angesprochen.
Gleich ...

MEINUNG:
Wie Inseln im Licht ist der zweite Roman von Franziska Gänsler nach Ewig Sommer , den ich gelesen und gemocht habe. Vom Thema her hat dieser zweite Roman allerdings etwas mehr angesprochen.
Gleich zu Beginn ist klar, dass Zoey ihre Mutter verloren hat und diese nun im Norden von Frankreich begraben möchte. Dort hat sie ein Teil ihrer Kindheit verbracht. Vor allem sucht Zoey nach Antworten zu dem Verschwinden ihrer kleinen Oda und beginnt sich auf die Suche zu machen. Mir war relativ schnell klar, was mit Oda passiert sein könnten, aber Zoey muss ihre verschollenen Erinnerungen erst wieder hervor holen. Es ist spürbar, dass für Zoey mit dem Tod der Mutter eine Welt zusammen gebrochen ist. Sie hat die Mutter isoliert in der eigenen Wohnung einige Jahre gepflegt und die Beziehung war vor allem für Zoey in dieser starken Form der Nähe und Verantwortung und damit Abhängigkeit sicher nicht die Beste und Gesündeste, aber Zoey kannte es nicht anders. Man kann sagen, dass die Mutter ihre ganz eigenen Vorstellungen und Wahrheiten hatte. Von außen betrachtet, vielleicht nicht in jeder Situation eine vorteilhafte Entscheidung. Einige Erkenntnisse und Zusammenhänge habe mich am Ende schon mitgenommen, was sicher auch für Zoey galt. Mir gefiel allerdings, dass die Autorin hier nicht wertend auftritt, sondern deutlich macht, dass es eben auch andere Glaubensgrundsätze gibt. 
Die Autorin gibt nicht auf alles Antworten, z.B. wieso das Verhältnis zum Vater von Zoey so schwierig ist und wer Odas Vater war, aber es spielt im Endeffekt auch keine so große Rolle. Allerdings ist Zoey einfach allein mit dieser Situation und verständlicherweise sucht sie irgendwo Halt. Sie versucht es bei ihrem Vater, doch der interessiert sich wenig. Unterstützung bekommt sie vor allem von einer Ex-Freundin, die sich um alles kümmert, damit die Mutter in Frankreich beerdigt werden kann. Die Autorin hat sehr gut den Schmerz und das Verlorensein von Zoey herausgearbeitet.

FAZIT:

Wie Inseln im Licht ist ein relativ kurzes Buch und dennoch schafft es Franziska Gänsler hier so viel zu verpacken und wenigen Worten zu erzählen, wie Zoey nach dem Tod der Mutter, versucht in ein Leben danach zu wechseln. Auf diesem Weg muss sie noch einmal in die Vergangenheit, um gewisse Themen abschließen zu können. Ich freue mich auf das nächste Buch von Franziska Gänsler!

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Veröffentlicht am 11.05.2024

Ende einer Beziehung aus männlicher Sicht

Am Ende ist es ein Anfang
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MEINUNG:
Ich habe mich schon sehr lange auf das neue Buch Am Ende ist ein Anfang von Dolly Alderton gefreut, nachdem mir Geispenster so gut gefallen hatte. Ich war und bin von dem Cover etwas irritiert, ...

MEINUNG:
Ich habe mich schon sehr lange auf das neue Buch Am Ende ist ein Anfang von Dolly Alderton gefreut, nachdem mir Geispenster so gut gefallen hatte. Ich war und bin von dem Cover etwas irritiert, da da anders in der Vorschau aussah und mich auch ein bisschen mehr angesprochen hatte. Das Buch ist so großen Teilen aus männlicher Sicht geschrieben und eine Frau auf dem Cover finde ich irgendwie unpassend. 
Andy wird von heute auf morgen von seiner Freundin Jen verlassen nach 4 Jahren Beziehung und weiß nicht warum. Über das Warum werden wir LeserInnen auch lange im Dunkeln gelassen. Das Buch ist zu großen Teilen aus der Sicht von Andy geschrieben, erst auf den letzten Seiten erfahren wir nochmals die Sicht von Jen. Das Buch dreht zu großen Teilen darum, wie Andy wie versucht auf die Beine zu kommen, denn beide haben auch zusammen gewohnt und Andy ist nur mittelmäßig erfolgreicher Comedian (was ich wirklich mal einen originellen Beruf fand). Ich mochte Andy, aber er weckte auch mein Mitleid auf Grund seiner teilweisen Hilflosigkeit. Ich habe mit ihm gefühlt, dass er einfach die Welt nicht mehr verstanden hat und wie schmerzhaft es ist, dass plötzlich der Lieblingsmensch, mit dem man alles geteilt hat, plötzlich nicht mehr mit einem das Leben teilen will. Obwohl ich es selbst nicht in der Situation war bisher, hat mir allein der Gedanke schon den Hals zugeschnürt. Hut ab, wie Dolly Alderton es schafft hier authentisch aus männlicher Sicht zu schreiben. Wie in Gespenster zeigt sie auf, dass nicht alle Menschen anstreben ihr Glück in einer Paarbeziehung zu finden. Ich finde, dass ist eine Seltenheit in der einschlägigen Literatur, wo immer aufgezeigt wird, dass das eigene Lebensglück auf Heirat, Beziehung und Elternschaft baut. Für diese abweichende Sicht ist auf jeden Fall am Ende die Erzählsicht von Jen wichtig, weil ansonsten wäre es eine Geschichte wie jede andere.

FAZIT:
Am Ende ist ein Anfang hatte ein paar Längen, was aber der britische Humor und die Liebeswürdigkeit von Andy retten konnten. Es erscheint zunächst als typische Trennungsgeschichte, aber typische für Dolly Alderton schlägt sie dann doch eine andere Richtung und hebt sich für mich dann doch wieder von den üblichen Büchern dieser Art ab.
 

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Freundschaft

Lichtungen
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MEINUNG:
Nach Die Unschärfe der Welt, welches mir schon gut gefallen hatte, ist Lichtungen nun der neue Roman von Iris Wolff. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte und vor allem auf die Freundschaft ...

MEINUNG:
Nach Die Unschärfe der Welt, welches mir schon gut gefallen hatte, ist Lichtungen nun der neue Roman von Iris Wolff. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte und vor allem auf die Freundschaft zwischen Lev und Keto.
Für diese Geschichte braucht man etwas Konzentration, denn sie ist rückwärts erzählt. Die Kapitel laufen auch rückwärts, wodurch sich einige Dinge es rückwirkend erschließen. Lev und Kato verbindet eine lange Freundschaft. Es war interessant zu lesen, wie sch die Freundschaft eigentlich entwickelt hat und natürlich stellt sich immer wieder die Frage, ob da nicht auch mehr ist. Ich habe es allerdings nicht als Liebesgeschichte empfunden. Ihrer beider Leben hat in Rumänien zusammen begonnen und trennt sich dann aber mit der Öffnung der europäischen Grenze und des Falls der Mauer. Die Geschichte ist aus der Sicht von Lev geschrieben, dadurch lernt man Kato nur aus der Außenwahrnehmung kennen. So blieb ich ihr gegenüber etwas distanzierter.  Kato wirkt im Gegensatz zu Lev, der sehr heimatverbunden ist und bleibt eher wie eine rastlose Person und ein Freigeist. Handlungsmäßig passiert nicht so viel, so dass ich oft längere Pausen eingelegt habe, dennoch überzeugt mich immer wieder Iris Wolffs poetische Sprache und die wirklich oft gut formulierten Sätze.

FAZIT:
Lichtungen ist kein Buch für zwischendurch. Man braucht allein für die rückwärts erzählte Geschichte schon die vollste Konzentration. Ich habe es oft nur etappenweise gelesen, weil es jetzt auch nicht den klassischen Sog hatte. Empfehlenswerter wäre aber, da einfach dran zu bleiben, denn die Sprach von Iris Wolff kann mich immer wieder überzeugen. Ich kann mir vorstellen, dass ich das Buch irgendwann nochmal lesen und es dann nochmal anders wahrnehmen werde.

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Veröffentlicht am 17.04.2024

So schmerzhaft schöne Liebesgeschichte

The Idea of You
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MEINUNG:
The Idea of You ist bereits 2020 unter den Namen Als du mich sahst erschienen. Ich wurde auf das Buch durch Zufall aufmerksam als ich den Trailer zu dem bald, gleichnamig erscheinenden Film mit ...

MEINUNG:
The Idea of You ist bereits 2020 unter den Namen Als du mich sahst erschienen. Ich wurde auf das Buch durch Zufall aufmerksam als ich den Trailer zu dem bald, gleichnamig erscheinenden Film mit Anne Hathaway und Nicolas Galitzine (meiner Meinung nach die besten Besetzungen) gesehen habe.
Die Geschichte ist schnell erzählt und eigentlich auch nichts Neues, dennoch hat mich die Geschichte total für sich eingenommen ab den ersten Seiten. Die Amerikanerin mit französischer Abstammung Solène Marchand verliebt sich in Brite Hayes Campbell. Eigentlich ganz einfach, wäre da nicht der große Altersunterschied zwischen den beiden, denn Hayes ist 20 Jahre alte und Solène schon fast 40 und hat eine 12-jährige Tochter, die Hayes anhimmelt, denn Hayes ist Mitglied einer international gefeierten britischen Boyband namens August Moon. Beide lernen sich auf einem Konzert kennen, zudem Solène ihre Tochter begleitet. 
Von Anfang an ist klar, dass diese Liebe eigentlich nicht für die Ewigkeit sein kann. Solène macht das Hayes immer wieder klar. Ich habe sie auch immer sehr klar und erwachsen empfunden, aber natürlich fällt es ihr sehr schwer, vor allem als mehr als nur körperliche Zuneigung wird. Vor allem Hayes hat immer ernste Absichten gehabt. Den reinen Altersunterschied habe ich noch nicht einmal als das größte Problem gesehen im Gegensatz zu Solène. Das größere Problem ist die Berühmtheit von Hayes und das Leben, dass sich für Solène damit radikal ändert und das tut auch ihren Job, ihr soziales Umfeld und vor allem ihre Tochter mit einschließen. Die Autorin zeigt sehr gut auf, wie das Leben an der Seite einer sehr berühmten Person aussehen kann und dabei hat sie noch in meinen Augen vergleichsweise harmlose Konsequenzen aufgezeigt. Auf jeden Fall sind auch die Hass-Nachrichten in Social Media ein Thema und wie schnell vermeintliche Fans, in die privaten Bereiche eindringen. Ich habe mit den beiden von den ersten Seiten mitgefiebert, besonders mit Soléne, was auch daran liegt, dass die Geschichte aus ihrer Sicht geschrieben ist. Hayes Sicht hätte mich definitiv auch noch interessiert. Ich habe ein bisschen Angst vor dem Ende gehabt, aber das von der Autorin gewählte bittersüße Ende war das einzig realistische und es passt auch zu Solènes Verhalten in der ganzen Geschichte.

FAZIT:
The Idea of You ist eine der schönsten und leidenschaftlichsten Liebesgeschichten, die je gelesen habe. Ich habe das Buch förmlich inhaliert und mit Solène und Hayes mitgefiebert und mitgelitten. Das bittersüße Ende lässt mich darauf hoffen, dass es hier eventuell nochmal einen zweiten Teil geben wird.

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