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Veröffentlicht am 16.10.2019

Schwieriges Thema und schwieriges Buch

Tanz auf Glas
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Ich wusste schon durch den Austausch mit euch und anderen Lesern, dass „Tanz auf Glas“ ein sehr emotionales Buch ist. Daher hatte ich mich auch schon auf reichlich Tränen eingestellt. Ich bin sehr nah ...

Ich wusste schon durch den Austausch mit euch und anderen Lesern, dass „Tanz auf Glas“ ein sehr emotionales Buch ist. Daher hatte ich mich auch schon auf reichlich Tränen eingestellt. Ich bin sehr nah am Wasser gebaut und dazu ein sehr emotionaler Typ. Tränen fließen bei mir immer sehr schnell. Umso überraschender war es für mich, dass bei „Tanz auf Glas“ keine Tränen flossen. Aber dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: Ich habe nach den ersten 150 Seiten begonnen, mich von der Handlung und den Charakteren zu distanzieren.

„Tanz auf Glas“ ist in der Tat ein sehr emotionales Buch. Aber leider sind es fast nur negative Gefühle, mit denen das Buch besetzt ist. Und dementsprechend negativ habe ich auch auf das Buch reagiert. Schon der Prolog hat mich mit seinem ersten Satz „Ich lernte den Tod auf einer Party kennen.“ total überrascht. Und auf jeder weiteren Seite, die folgt, ist der Tod allgegenwärtig. Das ganze Buch wird beherrscht von Angst, Trauer, Zweifeln, Unsicherheit, Krankheit. Das Buch ist so ernst. Und als mein Mann zu mir gesagt hat, dass ich beim Lesen so ernst schaue, dass er schon angefangen hat, sich Sorgen zu machen, wusste ich einfach, dass mir das Buch nicht guttut. Es hat mich runtergezogen.

Ich gehe normalerweise total auf in dem, was ich lese. Ich lebe zusammen mit den Figuren. Ich erlebe und fühle, was sie leben und fühlen. Und im Falle von „Tanz auf Glas“ sind das einfach keine positiven Dinge. Selbst in Kapiteln, die in der Vergangenheit spielen und zum Beispiel davon erzählen, wie sich die beiden Hauptfiguren Lucy und Mickey kennengelernt haben, was ja ein sehr schöner Anlass war, klingt immer ein ernster Unterton mit. In jedem Kapitel spielen Krankheiten eine Rolle. Immer wieder taucht der Tod auf, der in diesem Buch eine ganz eigene und irgendwie auch besondere Persönlichkeit hat. Und das wurde mir irgendwann einfach zu viel. Ich habe kein Problem damit, mich mit ernsten Themen zu beschäftigen und intensiv auseinander zu setzen. Ich finde das sogar sehr wichtig. Aber hier hat es mir einfach nicht gutgetan. Ich habe angefangen, negative Gedanken aufzunehmen und mich selbst in einem anderen Licht zu betrachten. Auf einmal waren da so viele Ängste und Sorgen, in die ich mich während des Lesens reingesteigert habe. Und deshalb musste ich nach ungefähr 150 einfach einen Strich ziehen und habe versucht, den Rest des Buches distanzierter zu betrachten. Zum Glück ist mir das gelungen, denn ich glaube, das Buch hätte mich richtig tief in ein Loch ziehen können.

Am Ende lassen sich natürlich auch einige positive Dinge feststellen, die Ka Hancock mit diesem Buch aussagen möchte. Aber dennoch kann ich nicht darüber hinwegsehen, dass der Großteil des Buches einfach mit zu vielen Ängsten, Nöten und Sorgen besetzt ist. Keinem Charakter scheint auch nur ein bisschen Glück vergönnt zu sein, jede Figur braucht Tragik in ihrem Leben. Und das betrifft nicht nur die Hauptfiguren. Selbst die Nebenfiguren, die am Ende ihren kleinen Teil zum großen Ganzen beitragen, müssen Kummer erleiden. Nicht eine Seite in diesem Buch ist nur gut oder nur fröhlich oder nur schön. Nein, selbst beim Beschreiben einer liebevollen Szene muss immer noch mal erwähnt werden, dass eigentlich alles ganz doll schlimm ist. Dadurch kam bei mir einfach kein Genuss auf, kein Gefühl, dieses Buch gerne zu lesen. Ich habe mich nach einer Lesepause nicht darauf gefreut, das Buch weiterlesen zu können, sondern mich eher davor gefürchtet.

Und obwohl der Schreibstil der Autorin so anschaulich ist und die Figuren alle so authentisch gezeichnet sind, kann ich daher am Ende nur vier Sterne vergeben. Diese Bewertung ist sehr subjektiv, aber anders geht es in diesem Fall nicht.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Ein reinster Genuss

Der eine Kuss von dir
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Schon ein Satz von „Der eine Kuss von dir“ genügt, und ich befinde mich in einer anderen Welt. Patrycja Spychalski schafft es bereits auf der ersten Seite des Buches, mich völlig gefangen zu nehmen. Auf ...

Schon ein Satz von „Der eine Kuss von dir“ genügt, und ich befinde mich in einer anderen Welt. Patrycja Spychalski schafft es bereits auf der ersten Seite des Buches, mich völlig gefangen zu nehmen. Auf einmal bin ich selbst wieder eine Jugendliche in Friedas Alter. Alle „erwachsenen“ Gedanken stellen sich ab und ich denke und fühle wie die weibliche Hauptperson, die als Ich-Erzählerin auftritt. Ich weiß nicht, wie die Autorin das macht, aber ihre Bücher treffen einfach einen ganz besonderen Nerv von mir und ich vergesse alles um mich herum. Es fühlt sich gut an, sich selbst noch einmal wie eine Jugendliche zu fühlen und sich dabei an die eigene Jugendzeit zurück zu erinnern. Da schwingt ein Hauch Melancholie mit, aber in erster Linie ist es ganz großer Genuss.

Während ich Frieda in „Ich würde dich so gerne küssen“ noch nur „ganz ok“ fand, mochte ich sie in „Der eine Kuss von dir“ viel mehr. Inzwischen ist sie schon fast so etwas wie eine Freundin für mich und mir fiel es total leicht, ihre Gedankengänge und Handlungen nachzuvollziehen. Frieda ist bodenständig und ehrlich, macht sich Sorgen um ihre Mitmenschen und fügt sich überall perfekt ein, weil sie ein so umgänglicher Mensch ist. Nicht zu jeder Figur aus „Der eine Kuss von dir“ konnte ich so eine intensive Beziehung aufbauen, aber das liegt vermutlich daran, dass Frieda als Ich-Erzählerin nun mal den intensivsten Kontakt zum Leser hat. Denn auch alle anderen Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet und mit Eigenschaften ausgestattet, die sie unverwechselbar machen. So sympathisch wie Frieda war mir allerdings nur eine weitere Figur: Edgar, der inzwischen nach „Ich würde dich so gerne küssen“ Friedas bester Freund ist.

Milo war ein Typ, der für mich ebenso undurchsichtig war wie für Frieda. Er kann so charmant sein, so liebenswert. Und im nächsten Moment ist er wieder so unnahbar und kühl. Dabei spielt Linda auch eine gewisse Rolle, die sich erst gegen Ende des Buches voll offenbahrt. Zu Linda konnte ich übrigens auch keine gute Beziehung aufbauen, aber das kenne ich inzwischen nicht anders von den Büchern von Patrycja Spychalski. Irgendwie ist immer jemand dabei, der ganz besonders nervt.

Die Autorin hat ein ganz tolles Gefühl für Sprache und schafft es perfekt, Stimmungen einzufangen. Das ist auch der Punkt, der mich an ihren Büchern am meisten begeistert: Sie ist eine so gute Beobachterin und übermittelt Lebensgefühle und -einstellungen perfekt mit ihren Worten. Der Schreibstil von Patrycja Spychalski ist eine hervorragende Mischung aus Umgangssprache und Poesie. Erlebt und erlest es einfach mal selbst. Mir fällt es sehr schwer, hierfür die richtigen Worte zu finden.

„Der eine Kuss von dir“ erzählt von einem Road-Trip durch Brandenburg, der aufregender ist, als er vielleicht klingen mag. Das Buch erzählt von Freundschaften, von der Liebe zur Musik, von der Liebe zu einem ganz besonderen Menschen, es erzählt vom Sommer und vom Erwachsenwerden. Es gibt so viele besondere Momente in diesem Buch, das ich sie gar nicht aufzählen kann. Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite in sich stimmig und ich mochte jeden einzelnen Augenblick. Obwohl es nicht nur schöne Szenen gibt. Auf Momente der Unbeschwertheit folgen tragische Ereignisse. Und Liebe und Kummer liegen so nah beieinander. Aber gerade das macht das gesamte Buch so authentisch. Denn als Teenager durchlebt man so viele unterschiedliche Gefühle, dass man manchmal gar nicht weiß, wie man damit umgehen soll. Und all das fängt Patrycja Spychalski in „Der eine Kuss von dir“ ein und erzählt eine ganz wundervolle Geschichte.

Vermutlich sollte man „Der eine Kuss von dir“ nur lesen, wenn man auch „Ich würde dich so gerne küssen“ bereits kennt. Es gibt einige Rückblicke auf das erste Buch der Autorin und Friedas Einstellungen zu den Themen „Jungs“ und „Liebe“ wird man als Leser vermutlich nur dann richtig nachvollziehen können, wenn man weiß, was Frieda mit Jeffer in „Ich würde dich so gerne küssen“ durchgemacht hat.

Mein Fazit

Für mich war jede Seite des Buches der reinste Genuss.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Ein tolles Buch über Freundschaft

Das Wunder des Pfirsichgartens
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„Das Wunder des Pfirsichgartens“ ist ein ganz zauberhaftes und magisches Buch. Lasst euch darauf ein und ihr werdet die Welt um euch herum vergessen, solange ihr dieses Buch lest. Zumindest ging es mir ...

„Das Wunder des Pfirsichgartens“ ist ein ganz zauberhaftes und magisches Buch. Lasst euch darauf ein und ihr werdet die Welt um euch herum vergessen, solange ihr dieses Buch lest. Zumindest ging es mir so. Schon die ersten Sätze des Romans vermitteln eine ganz besondere Stimmung und über das ganze Buch verstreut finden sich Szenen, wo man als Leser sofort das Gefühl hat, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Da ist zum Beispiel eine Türklingel in einem Laden, die ab und zu klingelt, obwohl niemand den Laden betritt oder verlässt. Das ist doch merkwürdig, oder? Es ist ganz toll, wie die Autorin magische Dinge in den Alltag einbaut und dem Buch dadurch das ganz besondere Etwas verleiht. Gleichzeitig wirkt das Buch nicht überladen an diesen übersinnlichen Dingen, sondern diese wurden ganz feinfühlig in die Handlung integriert.

Der Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig auf den Charakteren, deren Entwicklungen und deren Beziehungen zueinander. Es werden einige Bewohner des kleinen Örtchens Walls of Water vorgestellt, die im weiteren Verlauf des Buches eine Rolle spielen. Ich habe eine Zeitlang gebraucht, um mit den Charakteren warm zu werden. Die wenigsten von ihnen mochte ich auf Anhieb und zu allen anderen musste erst eine gewisse Distanz überwunden werden, um eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Am Ende ist mir das aber in Bezug auf jede Figur gelungen. Irgendwie sind sie doch alle auf ihre ganz besondere Art und Weise liebenswert. Und das erkennen auch die Charaktere selbst, denn es entwickeln sich einige Freundschaften und zwischen der einen und der anderen Figur vielleicht sogar noch etwas mehr.

Überhaupt spielen Freundschaften in diesem Buch eine sehr große Rolle. Am besten repräsentiert wird dieses Thema durch die Großmütter von Paxton und Willa, die schon fast ihr ganzes Leben lang die besten Freundinnen sind und dabei schon einiges erlebt haben. Auch tragisches.
Und auch das Dreier-Gespann Willa-Paxton-Colin wird intensiv beleuchtet und auch hier spielen Freundschaften und Veränderungen eine große Rolle.

Die Handlung selbst ist in wenigen Worten erzählt und ist dabei relativ unspektakulär. Der Fund unter einem gefällten Pfirsichbaum ist das aufsehenerregendste Ereignis, dessen Hintergrund dann aber auch recht schnell geklärt wird. Aber es macht Spaß, die Figuren zu beobachten, und das reicht manchmal für ein gutes Buch schon aus. Es gibt so viele Kleinigkeiten, gerade auf zwischenmenschlicher Ebene, zu entdecken. Und was das betrifft, hat sich Sarah Addison Allen einiges einfallen lassen. Allein was den Drang weiterzulesen betrifft, hätte ich mir doch vor allem in Bezug auf die Handlung etwas mehr Spannung gewünscht.


Mein Fazit

„Das Wunder des Pfirsichgartens“ überzeugt durch seine magischen Atmosphäre und das große Thema Freundschaft.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Zu wenig Gefühl, dafür zu viel Leidenschaft und eine sehr derbe Sprache

Twisted Perfection – Ersehnt
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Was mir beim Lesen von „Ersehnt“ ganz schnell bewusst geworden ist: Hier wird nicht lange gefackelt. Das Buch hat ja auch nur knapp 300 Seiten und da bleibt nicht so viel Raum für lange Vorreden. Zack, ...

Was mir beim Lesen von „Ersehnt“ ganz schnell bewusst geworden ist: Hier wird nicht lange gefackelt. Das Buch hat ja auch nur knapp 300 Seiten und da bleibt nicht so viel Raum für lange Vorreden. Zack, zack, ein paar Seiten sind gelesen und schon trifft Della auf Woods. Kurz geflirtet, schon werden Körper aneinander gepresst. Ein mal gezwinkert, schon liegen die beiden zusammen im Bett und geben sich ihrer Leidenschaft hin. Dabei ist Della doch so eine unerfahrene junge Frau. Sie hat wirklich eine schreckliche Kindheit hinter sich und wirkt dadurch auch etwas weltfremd. Davon merkt man aber nicht viel, wenn sie mit Woods zusammen ist. Da flirtet sie, was das Zeug hält, und hat keine Hemmungen. Zwar fragt sie sich innerlich ab und zu selbst, woher diese Spontanität kommt, aber authentischer machen sie diese kurzen Zweifel in meinen Augen nicht. Und leider wurde ich dadurch auch nicht richtig mit ihr warm. Ich konnte ihr Verhalten nicht nachvollziehen und daher auch keine richtige Sympathie zu ihr aufbauen. Mitleid empfand ich für sie, was ihre schlimme Kindheit betrifft. Aber ansonsten war sie mir als weibliche Hauptfigur einfach zu fremd.

Dellas schlimme Kindheit ist der einzige Punkt, der dem Buch eine interessante Handlung verleiht. In Rückblicken, die in Kursivschrift abgedruckt sind, erfährt man, was Della widerfahren ist. Kein Wunder, dass sie heute noch von schlimmen Alpträumen und Panikattacken geplagt wird. Ansonsten ist die Handlung sehr vorhersehbar, überhaupt nicht überraschend und dient eigentlich nur dazu, von einer Liebesszene zur nächsten überzuleiten. Wirklich verwunderlich, dass Woods Lieblingswort „Fuck“ ist, ist es daher nicht. Überhaupt wird in den Liebesszenen eine stellenweise recht derbe Sprache verwandt.

Romantik und echte Gefühle habe ich in diesem Roman völlig vermisst. Es dauert zwar nicht lange, bis sich Della und Woods ihre Liebe gestehen, aber ihre angeblichen Gefühle füreinander übertragen sich überhaupt nicht auf den Leser. Wo sind die Szenen, die ein Kribbeln im Bauch verursachen? Wo sind die vorsichtigen Annäherungsversuche, die schüchternen Blicke, die ersten zarten Berührungen? Das findet man hier alles nicht, weil hier alles Schlag auf Schlag geht. Vielleicht bin ich aber auch einfach mit völlig falschen Erwartungen an das Buch herangegangen.

Mein Fazit

Zu wenig Gefühl, dafür zu viel Leidenschaft und eine sehr derbe Sprache - irgendwie hatte ich mir meinen Ausflug in das „New Adult“-Genre anders vorgestellt.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Spannend!

Ein Tag, zwei Leben
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Bei Büchern wie „Ein Tag, zwei Leben“ oder ähnlichen, wo es um Zeitreisen oder Identitätssprünge geht, ist es mir immer sehr wichtig, dass der Autor / die Autorin eine nachvollziehbare Erklärung für das ...

Bei Büchern wie „Ein Tag, zwei Leben“ oder ähnlichen, wo es um Zeitreisen oder Identitätssprünge geht, ist es mir immer sehr wichtig, dass der Autor / die Autorin eine nachvollziehbare Erklärung für das jeweilige Phänomen anbietet. Ich muss das nicht logisch verstehen, das geht meistens irgendwie auch gar nicht. Aber ich muss es zumindest nachvollziehen können, um mich wirklich mit solchen „Fähigkeiten“ anzufreunden. Jessica Shirvington lässt ihre Leser relativ lange im Unklaren darüber, wie es sein kann, dass Sabine in zwei Parallelwelten lebt. Ich habe mich praktisch schon nach dem ersten Kapitel gefragt, wie das funktionieren soll und was vor allem mit Sabines Körper in der Parallelwelt passiert, die sie verlässt. Die Erklärung, die irgendwann von der Autorin kommt, ist total simpel, aber ich bin glücklich mit ihr. Ich habe keinen Knoten im Gehirn bekommen, um nachzuvollziehen, was hier passiert und konnte dem Buch dadurch total gut folgen. Letztlich hätte man als Leser auch selber auf die Erklärung kommen können, aber es ist mir eben auch wichtig, dass der Autor sich etwas dabei gedacht hat. Nur so kann für mich ein solches Phänomen authentisch in einem Buch verarbeitet werden.

Sabine ist eine Ich-Erzählerin, die mir sofort sympathisch war. Was besonders deutlich wird, ist ihre innerliche Zerrissenheit. Sie weiß einfach nicht, welches der beiden Leben, das sie führt, IHR Leben ist. Hat sie überhaupt eine eigene Persönlichkeit? Wer ist sie? Wo gehört sie hin? Immer wieder wird Sabine von diesen Fragen geplagt, bis sie einen Entschluss fasst, der ihre beiden Leben komplett verändern wird. Ich konnte Sabines Gefühle total gut nachvollziehen, denn nicht nur die Wechsel zwischen den Parallelwelten werden so eindringlich beschrieben, dass man als Leser fast selbst die Panik dabei spürt. Sondern auch Sabines Gedanken und vor allem Gefühle werden so intensiv dargestellt, dass man direkt Verständnis und Mitgefühl für sie aufbringt.

Ungefähr die erste Hälfte des Buches beschreibt die beiden Leben von Sabine. Die sind wirklich sehr unterschiedlich, aber Sabine hat gelernt, sich anzupassen. Das merkt man schnell daran, dass sie ab und zu dazu neigt, sich nach ihrem eigenen Charakter zu verhalten, sich dann aber innerlich daran erinnern muss, in welchem Leben sie sich gerade befindet und das dieses ein ganz anderes Verhalten von ihr erwartet. Es sind in dieser ersten Hälfte des Buches hauptsächlich Szenen aus dem Schul- und Familienalltag von Sabine. Es sind keine spannenden Szenen, aber dennoch ist einfach eine gewisse Neugier da, was mit Sabine passieren wird. Denn schließlich hat Sabine eine folgenschwere Entscheidung getroffen...

Und dann lernt sie Ethan kennen und er bringt alles durcheinander. Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich euch sage, dass sich Ethan und Sabine ineinander verlieben. Mir fehlten diesbezüglich leider die Emotionen. Obwohl Sabine ein total gefühlsbetonter Mensch ist, wurden ausgerechnet ihre Gefühle zu Ethan für mich nicht deutlich genug. Klar, Ethan ist schon echt ein toller Kerl und es wundert mich auch nicht, dass sich die beiden zueinander hingezogen fühlen. Aber irgendwie sind die Emotionen nicht bei mir angekommen. Und deshalb konnten mich auch einige dramatische Szenen am Ende des Buches nicht hundertprozentig mitreißen, weil da eine gewisse Distanz zu der Beziehung zwischen Ethan und Sabine bestand.

Gerade am Ende erwarten den Leser einige überraschende Szenen und auch eine gewisse Dramatik. Ich selbst hatte mit den Wendungen, die das Buch nimmt, überhaupt nicht gerechnet. Aber ich denke, es wird euch freuen zu hören, dass „Ein Tag, zwei Leben“ ein in sich abgeschlossenes Buch ist. Klar, die Autorin könnte bestimmt in einem zweiten Buch noch etwas zu erzählen haben, aber das Buch kann so, wie es ist, locker als Stand-Alone durchgehen.

Mein Fazit

Die Suche nach der eigenen Identität - für die sympathische Ich-Erzählerin Sabine könnte sie dramatischer nicht sein.