wichtiges Jugendbuch
Auf einer Skala von 1 bis 10Tamar ist in einer geschlossenen Jugendpsychiatrie, weil sie sich die Schuld für den Tod ihrer Freundin Iris gibt. Deshalb hat sie angefangen, sich selbst zu verletzen und depressiv zu werden.
In der ...
Tamar ist in einer geschlossenen Jugendpsychiatrie, weil sie sich die Schuld für den Tod ihrer Freundin Iris gibt. Deshalb hat sie angefangen, sich selbst zu verletzen und depressiv zu werden.
In der Psychiatrie fühlt sie sich zunächst ein bisschen fehl am Platz, weil die anderen psychisch kranken Jugendlichen viele Wutanfälle haben und sie verwundert ist, dass deshalb keiner mit der Wimper zuckt. Obwohl sie sich relativ schnell dort einlebt und mit den anderen Jugendlichen versteht, fällt es ihr sehr schwer mit ihrer Krankheit zurechtzukommen. Die Ärzte wollen ständig von ihr wissen, was genau vor Iris Tod passiert ist, da sie die letzte Person war, die Iris lebend gesehen hat. Wird sie ihr inneres „Monster“ bekämpfen können?
„Auf einer Skala von 1 bis 10“ ist aus Tamars Perspektive geschrieben und es gibt immer abwechselnd ein Kapitel mit dem Titel „Vorher“ und mit dem Titel „Jetzt“. Das heißt, dass das letzte Kapitel mit dem Titel „Vorher“ das Kapitel vor dem ersten Kapitel mit dem Titel „Jetzt“ ist. Ich finde das sehr gut durchdacht, weil man so erst zum Schluss erfährt, was der letztendliche Auslöser für die Einweisung in die Jugendpsychiatrie war und dadurch eine gewisse Spannung aufgebaut wird.
Einer der Hauptgründe, warum ich dieses Buch so toll finde, ist die Tatsache, dass man sehr hautnah und schonungslos miterlebt, was in dem Kopf einer psychisch kranken Person vorgeht und so Empathie entwickelt. Die Autorin leidet selbst an psychischen Problemen und mittlerweile wurde bei ihr eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Dadurch wirkt der Roman sehr echt und realistisch, was gut ist ist, weil ich nach jetzt zwei Tagen nach dem Lesen immer noch über den Inhalt des Buches nachdenke und ich in Zukunft mehr Mitgefühl für Menschen mit psychischen Erkrankungen aufbringen will. Somit hat mich dieses Buch nachhaltig geprägt, was es zu einem sehr besonderen Buch macht.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich persönlich das Gefühl habe, dass in der Mitte des Buches der rote Faden fehlt, weil man als Leser nicht so recht weiß, wie es weiter geht und man sich denkt, dass es theoretisch immer so weiter gehen könnte und die Lust weiterzulesen so etwas gedämpft wird. Zum Glück war dem nicht so, denn es gab noch eine überraschende Wendung und der Schluss ist der Autorin sehr gut gelungen.
Eine weiterer positiver Aspekt, der mir aufgefallen ist: dass extra hinten auf dem Buch „Triggerwarnung: Selbstverletzung und suizidales Verhalten“ drauf steht und dass es ganz hinten im Buch eine Seite mit anonymen und kostenlosen Hilfsangeboten für betroffene Jugendliche gibt. Zudem denke ich, dass mit die wichtigste „Message“ des Buches ist, dass es nie zu spät ist Hilfe entgegenzunehmen.
Insgesamt behandelt der Roman ein sehr schwieriges und heikles, aber gleichzeitig auch wichtiges Thema, welches von unserer Gesellschaft versucht werden sollte zu verstehen und zu akzeptieren. Wer einen „schonungslosen Insiderroman“ lesen will, der bis unter die Haut geht, ist mit „Auf einer Skala von 1 bis 10“ sehr gut bedient.
Allerdings würde ich – anders als der Verlag – den Roman erst ab 16 Jahren empfehlen, da die Gedankengänge von Tamar schon leicht verstörend und verrückt auf den Leser wirken können und man eine gewisse psychische Belastbarkeit mit sich bringen sollte.