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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2024

Meisterhaft erzählt mit einem nachdenkenswerten Thema

Hast du Zeit?
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Diese Frage wird uns allen oftmals gestellt: Hast du Zeit? „Na klar“, sagt man oder „morgen vielleicht“ oder „nee, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht“ usw. Zeit als Thema für einen außerordentlich spannenden ...

Diese Frage wird uns allen oftmals gestellt: Hast du Zeit? „Na klar“, sagt man oder „morgen vielleicht“ oder „nee, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht“ usw. Zeit als Thema für einen außerordentlich spannenden Thriller zu wählen, hat durchaus auch etwas Philosophisches, Vieldeutiges. Auf jeden Fall ist es reizvoll, darüber nachzudenken, was oder wer uns Zeit stiehlt. Können wir uns dagegen wehren? Oder verrinnt sie ganz einfach, egal was wir tun? Können wir Zeit überhaupt „besitzen“? Andreas Winkelmann, für mich einer der aufregendsten Thriller-Autoren, hat einen Protagonisten in Szene gesetzt, der alles daran setzt, genau an den Menschen, die ihm Zeit gestohlen haben, Rache zu üben auf schlimmste Weise. Diese Hauptperson hat sich selbst eine unermesslich große Aufgabe gestellt, denn es finden sich immer neue Zeitdiebe, deren Bestrafung unvermeidbar ist. Doch welch frühe Erlebnisse machen einen durchschnittlichen Menschen zum Serienmörder mit einem überdimensional großen Sendungsbewusstsein, diesen Zeitdieben dieser Welt eine tödliche Lehre zu erteilen?
Vor mehreren Jahren wartet Maren Liefers, eine Bestatterin, auf Kundschaft. Denn ihr Geschäft geht nur schleppend. Bis sie unerwarteten Besuch erhält… Jahre später fühlt sich die Krankenschwester Conny Goldmann angstvoll verfolgt. Der Vater ihrer besten Freundin Lars Erik Grotheer, ehemaliger Polizist, will ihr helfen. Doch Conny ist völlig überraschend tot. Kurze Zeit später wird die Schornsteinfegerin Felicitas Möller entführt und verschwindet spurlos. Deren Partnerin, die Fotografin Lilly Costanzo, versucht gemeinsam mit Grotheer, der seltsamen Serie von Todesfällen und der verschwundenen Felicitas Möller, auf die Spur zu kommen. Denn sie entdecken eine ganze Reihe unaufgeklärter Todesfälle, die nichts, aber auch gar nichts, miteinander zu tun haben.
Als Leser ist man von der ersten Seite an, wie gewohnt bei Winkelmann, gefesselt von der Geschichte, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird. Besonders faszinierend sind dabei die Sequenzen, in denen man den kruden Gedanken des Täters folgen kann und die im Verlaufe des Buches zunehmend die Persönlichkeit des Täters in seiner Tiefe aufdecken. Lange bleibt dennoch vorherrschend das Gefühl der Verwirrung, weil man trotz vielfältiger Ermittlungsschritte und aufmerksamster Lektüre den roten Faden nicht entdecken kann, der zum Täter führen könnte. Statt dessen gerät man beim Lesen immer wieder in komische Verständnisprobleme, weil der Hund namens Jemand zwar herrlich geschildert wird, aber durch seinen Namen die Lektüre seltsam komisch wird.
Fazit: Ein meisterhaft erzählter, nervenaufreibender Thriller mit einer Prise Humor, der zum Nachdenken über die Zeit animiert.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Schöne Anregung, um neue Pflanzenfreundschaften zu schließen

Zimmerpflanzenliebe
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Wenn eine Influencerin ein Sachbuch herausgibt, bin ich erst einmal misstrauisch. So auch in diesem Fall. Allerdings gibt bereits der Buchtitel keine falschen Versprechungen. Es geht um PflanzenLIEBE, ...

Wenn eine Influencerin ein Sachbuch herausgibt, bin ich erst einmal misstrauisch. So auch in diesem Fall. Allerdings gibt bereits der Buchtitel keine falschen Versprechungen. Es geht um PflanzenLIEBE, nicht um ein Kompendium zum Nachschlagen. Und wenn man das Buch so versteht, als persönliches Statement für das „artgerechte“ Halten von Pflanzen, die individuelle Zuwendung benötigen, dann wird man durch die Lektüre rundum belohnt.
In erster Linie wirken auf mich die ausgesucht ästhetischen Fotos anregend, Lust machend auf Pflanzenmitbewohner. Schon das Titelbild ist absolut gelungen, ohne Selbstbeweihräucherung der Autorin, sondern ein von Pflanze und Mensch verbundenes Miteinander. Diese Art von Freundschaft zwischen Mensch und Pflanze zieht sich durch das gesamte Buch, ergänzt von aussagekräftigen Fotos von einzelnen, teilweise bislang mir völlig unbekannten Pflanzen. Schöner kann man es doch gar nicht sagen: „Pflanzen sind wie Freunde. … man kennt ihre Macken, weiß mit diesen umzugehen…“ Ja, und genau diese individuellen Macken werden im Buch nicht ausgespart.
Das Buch beginnt mit Grundsätzlichem. Und tatsächlich erfuhr ich hier durchaus Neues, obwohl ich mich schon viele, viele Jahre mit Pflanzen umgebe. Es lohnt sich also, diese Basics aufmerksam durchzulesen. Das nächste Kapitel befasst sich ausschließlich mit Blattpflanzen. Viele mir bislang unbekannte Arten lernte ich hier kennen. Außerordentlich hilfreich sind die jeweiligen Angaben, wo die Pflanze leben möchte und was sie zum Gedeihen braucht. So kann man schon allein beim oberflächlichen Blättern und Lesen einige neue Idealpflanzen für das eigene Reich finden. So manche Pflanze hatte ich bereits im Garten-Center gesehen, hätte mich aber nicht getraut, sie mitzunehmen. Was für interessante Namen: Mondsamenpflanze, Ufopflanze, Geigenfeige, Flamingoblume… man könnte direkt poetische Zeilen um diese fantasievollen Namen herumranken. Auf die kleine Rubrik der fleischfressenden Pflanzen hätte ich verzichten können. Schön aber geht es weiter mit den Kakteen und Sukkulenten. Wer hat schon je von der Spuckpalme gehört? Unbekannte und blühende Pflanzen bilden das Buchende.
Fazit: Ein sehr gelungenes Buch, das Lust macht, sich angeregt durch zusätzliches Wissen neue Mitbewohner zu suchen. Doch diese Anmerkung sei erlaubt: Grausig ist die Bewerbung des Buches, das sich in Anglizismen wie „Must-Haves“ oder „Careguide“ usw. ergeht, statt in ganz normalem Deutsch auszudrücken, worum es geht.

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Veröffentlicht am 24.06.2024

Sehr leichte Kost

Geparkt
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Susanne Fröhlich war mir seit ihrem Buch „Moppel-Ich“ ein Begriff, habe aber ihre nachfolgenden Romane alle nicht gelesen. Sonst hätte ich wahrscheinlich realistischere Erwartungen gehabt. Das vorliegende ...


Susanne Fröhlich war mir seit ihrem Buch „Moppel-Ich“ ein Begriff, habe aber ihre nachfolgenden Romane alle nicht gelesen. Sonst hätte ich wahrscheinlich realistischere Erwartungen gehabt. Das vorliegende Buch erschien mir genau das richtige gegen die Tristesse des Wetters, und in der Tat hat mich der Roman zeitweilig vom Nicht-Sommer abgelenkt, mehr allerdings leider nicht. Der Rest war Enttäuschung.
Darum geht es: Monika hat endlich den richtigen Freund gefunden. Ein Mann mit reichlich Geld, der sie liebt, der sich auch noch richtig großzügig zeigt, ist wahrlich ein Glückstreffer. Dass er ihr seine Finca auf Mallorca überlässt, nachdem sie für ihn Wohnung und Job gekündigt hat, scheint ein perfektes Arrangement zu sein. Monika genießt das träge, bequeme Leben, bis sie völlig unerwartet aufgefordert wird, die Finca innerhalb weniger Wochen zu verlassen. Denn Sven hat eine neue Flamme, da ist kein Platz mehr für Monika. Die aus allen Wolken ihres Wolkenkuckuckheims fällt und nun zusammen mit alter und neu gewonnener Freundin minutiös einen Rachefeldzug gegen Sven schmiedet.
Ja, das Buch ist leicht lesbar und es ist unterhaltsam. Mitunter auch humorvoll. So manche spitzfindige Formulierung kommt dazu. Das kann Frau Fröhlich unzweifelhaft. Wer damit allein zufrieden ist, ist mit diesem Roman gut bedient. Mir jedoch ging recht schnell die Fülle an Klischees auf die Nerven. Im echten Leben gibt es halt nicht nur Schwarz oder Weiß. Und im echten Leben ist Rache nicht die wahre Problembewältigung. Die vorgestellten Akteure verkörpern jeweils so eindimensional schlechte oder gute Seiten, dass man nur den Kopf schütteln kann. Fast das gesamte Buch hindurch wird man durch strategische Planung der Racheaktionen geführt, so dass man in Erwartung eines großen Finales ist. Doch anscheinend hatte Frau Fröhlich keine Lust zum Ausformulieren eines aufregenden Endes, denn plötzlich geht alles ganz schnell und ganz einfach und alles löst sich in Wohlgefallen auf. Das ist mir dann also doch ZU leichte Kost!

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Veröffentlicht am 06.06.2024

Ein actionreicher Thriller in emotionsarmem Schreibstil

Das falsche Blut (Ishikli-Caner-Serie 2)
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Der vorliegende Thriller wird allgemein wegen seines Spannungspotenzials hochgelobt. Ich hatte allerdings beim Lesen sehr gemischte Gefühle. Vielleicht lag es daran, dass ich den ersten Band nicht kenne. ...


Der vorliegende Thriller wird allgemein wegen seines Spannungspotenzials hochgelobt. Ich hatte allerdings beim Lesen sehr gemischte Gefühle. Vielleicht lag es daran, dass ich den ersten Band nicht kenne. Ich hatte jedenfalls große Mühe, mich unter den handelnden Personen zurecht zu finden. Die Namen waren mir nicht eingängig und dadurch schlecht zu merken, auch fehlten mir detailliertere Personenbeschreibungen, die mir geholfen hätten, ein inneres Bild der Protagonisten zu entwickeln. Mir erging es beim Lesen dieses Thrillers ähnlich wie beim Anschauen komplexer Geheimdienstfilme: Unterhaltsam, eine Fülle spannender (filmreifer) Szenen, aber ein Mitdenken, ein Vermuten, ein Mitforschen, ein Mitfühlen, ein inneres Verbinden mit den Personen und den Ereignissen blieben aus.
Zum Inhalt in Kurzform: Hauptperson ist Ishikli Carner, einst Auftragskillerin, jetzt Agentin des deutschen militärischen Abschirmdienstes MAD. Ihr neuer Auftrag ist besonders schwierig, denn es geht um ein stummes Kind, dessen Mutter vor den Augen des Kindes brutal getötet wurde. Dieses Kind hütet ein Geheimnis, weshalb es sowohl vom französischen Staatsschutz gejagt wird, als auch Ziel eines Killer ist, dessen Auftraggeber, ein Pharmakonzern, ohne jegliche Skrupel bereit ist, zum Schlimmsten zu greifen…
Der Plot bietet reichlich Potenzial für Spannung. Aber, wie weiter oben bereits beschrieben, fehlte mir im Schreibstil die Kraft der bildhaften Beschreibung, was die Darstellung der Personen betrifft. So lief die Handlung vor meinen lesenden Augen einfach ganz neutral ab, unterhaltsam, streckenweise spannend, aber ohne jegliche gefühlsmäßige Verknüpfung. Aufregende Actionszenen finden viel Platz. Es treten viele Personen auf und wieder ab, die mich verwirrten. Und es geht, wen wundert’s, um Geld, sowohl beim Pharmakonzern als auch bei den korrupten Entscheidungsträgern.
Kurzum gesagt: Für mich ist dieses Buch ein actionreicher Thriller, dessen Lektüre weitgehend emotionslos an mir vorüberzog. Das mag an mir liegen, aber zu einem gewissen Maß ganz sicher auch an dem emotionsarmen Schreibstil..

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Eine makabre Geschichte ohne erkennbaren Sinn

Prometheus Highschool 1: Wie man ein Monster zum Leben erweckt
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Die Reizworte in der Werbung für dieses Kinderbuch sprachen mich an: Abenteuer, Monster, eine besondere Schule, Humor und Experimente. All dies klang nach aufregender Spannung und ideal für mich als Lesepatin, ...


Die Reizworte in der Werbung für dieses Kinderbuch sprachen mich an: Abenteuer, Monster, eine besondere Schule, Humor und Experimente. All dies klang nach aufregender Spannung und ideal für mich als Lesepatin, um das Buch gemeinsam mit „meinen“ Kindern zu lesen. Doch nachdem ich das Buch durchgelesen hatte, war ich maßlos enttäuscht. Auf keinen Fall handelt es sich meiner Meinung nach um ein Buch, das ich Kindern in die Hand geben möchte.
Hauptperson ist Athena. Sie ist ein intelligentes Mädchen, aber auch recht sonderbar, mit merkwürdigen Interessen. Von ihren Klassenkameraden wird sie gemieden. Sie experimentiert für ihr Leben gern, brennt aber eines Tages fast ihr Zuhause ab, als sie mit Hilfe von Blitzenergie versucht, die verstorbene Nachbarskatze wiederzubeleben. Überraschenderweise erhält sie statt Hausarrest einen Platz an der Prometheus Highschool angeboten, einer Schule, an der ausgewählte Schüler lernen, mit Wissenschaft und Magie umzugehen mit dem Ziel, den Tod zu bezwingen. Der Unterricht findet auf hoher See auf einem maroden Schiff statt. Seltsame Lehrer, seltsame Mitschüler und gruselige Geschehnisse bestimmen die Tage…
Die Hauptfigur Athena wirkt zunächst sympathisch, doch mit ihrer sturen Eigenwilligkeit und ihrer Rücksichtslosigkeit mag ich sie im Verlauf der Geschichte immer weniger. Überhaupt sind die einzelnen Charaktere nur sehr oberflächlich geschildert, sodass man keinen wirklichen Bezug zu den handelnden Personen aufnehmen kann. Ganz generell überfordert meiner Meinung nach der Schreibstil Kinder im Alter von 10 Jahren. Bei mir persönlich überwiegt letztlich der Ekel, wenn ungeniert mit Leichenteilen hantiert wird. Zwar gibt es einzelne kurzzeitig spannende Szenen, aber die Handlung ist im Gesamten wirr, es fehlt der rote Faden, von der ethischen Fragwürdigkeit des Geschehens ganz abgesehen. Ich finde es abstoßend, wenn Kinder ungeniert Leichenteile zusammennähen, um anschließend damit Wiederbelebungsversuche zu starten. Den vielleicht hinterlegten skurrilen Humor jedenfalls konnte ich in den makabren Details im Buch nicht entdecken, eine gewisse Sinnhaftigkeit des Erzählten sowieso nicht.
Kurzum: Ein Buch, das ich Kindern nicht in die Hand geben würde.

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