Traurig, hoffnungsvoll, aber auch etwas zu dick aufgetragen
Alles, was ich geben kann – The Last LetterElla ist eine starke Frau, die zwei Kinder und eine Ferienanlage allein managen muss. Ihr Bruder ist Teil eines Spezialteams bei der Army und vermittelt ihr einen Teamkollegen als Brieffreund. Obwohl sich ...
Ella ist eine starke Frau, die zwei Kinder und eine Ferienanlage allein managen muss. Ihr Bruder ist Teil eines Spezialteams bei der Army und vermittelt ihr einen Teamkollegen als Brieffreund. Obwohl sich die beiden nie getroffen haben, entsteht zwischen ihnen eine Freundschaftsbeziehung voller Vertrauen. Doch als die Briefe ausbleiben und ihr Bruder bei einem Einsatz ums Leben kommt, nimmt Ella an, dass auch "Chaos" tot sein muss. Sie ist wieder allein.
Für den Falle seines Todes hinterließ Ellas Bruder "Chaos" alias Beckett den Auftrag, sich um seine Schwester und deren Kinder zu kümmern. Doch weil er ihr nicht die Wahrheit sagen kann, verschweigt Beckett Ella, dass er "Chaos" ist. Viel zu groß ist die Schuld, die er auf sich geladen hat und außerdem hegt er Gefühle für diese Frau. Doch die lässt sich in ihrem Schmerz nur widerwillig auf Becketts Hilfe ein und hasst nichts mehr als Lügen.
Den ersten romantischen Roman von Rebecca Yarros "Weil ich an dich glaube" habe ich vor nicht allzu langer Zeit gelesen und fand ihn sehr schön erzählt. Auch hier punktet Yarros wieder mit einem eingängigen Schreibstil und Charakteren, die lebensecht wirken, deren Schicksale mich berühren können, oft lernt man sie am besten durch die immer wieder eingestreuten Briefe ihrer Korrespondenz kennen. Sowohl Ella als auch Beckett machen in ihrem Leben schwere Zeiten durch und man merkt, wie sehr vor allem Ella daraunter leidet, dass sie nach dem Tod ihres Bruders als einzige noch übrig ist von er Familie. Als Mutter ist sie großartig und auch ihre Ferienanlage hat sie im Griff. Trotzdem ist sie einsam und Beckett merkt das auch. Daher konnte ich seine Entscheidung, Ella nicht die Wahrheit zu sagen, nicht ganz nachvollziehen, denn ein Treffen war ohnehin geplant. Stattdessen lässt er sie in dem Glauben, er sei tot. Dass das noch zu Konlikten führen kann, war mir sofort klar. Nach anfänglicher Zurückhaltung wird Beckett für Ella schon bald zu einer wichtigen Stütze und Gefühle entstehen.
Ein Aspekt der Geschichte, die sehr viel Raum einnimmt, ist die Krankheit von Ellas Tochter, die so viel durchmacht. Für mich war das teilweise schwer zu ertragen, dass Ella zwischen Hoffen und Bangen leben muss. Gerade wenn man selbst Kinder hat, geht das an die Nieren. Das Buch ist ein einziges Auf und Ab von Gefühlen, stellenweise aber auch sehr in die Länge gezogen und ich fühlte mich dadurch regelrecht unnötig lang gequält. Auch konnte ich einige Entscheidungen der Protagonistinnen nicht nachvollziehen. Sie sollten meines Erachtens nur dazu führen, dass wieder Probleme auftauchen. Zwischendurch knistert es natürlich auch mal, das ist in Yarros' Büchern nichts Neues. Das Ende allerdings erwartet man so sicher nicht und ich war regelrecht schockiert von der Grausamkeit, die die Autoren ihren Figuren gegenüber ausspielt, um noch ein paar Tränen aus den Leserinnen zu bekommen. Hat funktioniert, aber hat mich auch wütend gemacht, dass nach all den Strapazen das größte Unglück noch folgt. Gefühlsmäßig war mir das dann zu viel des Ganzen. Wirklich aufgearbeitet wird die Sache dann auch nicht mehr. Da hätte man gern den ersten Teil kürzer machen und dafür am Ende ein paar mehr Seiten erübrigen können. Ein Epilog, der Jahre später spielt, soll mich dann doch noch mit einem guten Gefühl zurücklassen, aber das hat nicht wirklich geklappt. Daher gibt es 3 Sterne.