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Veröffentlicht am 22.04.2021

Urlaubstour durch Hessen mit ungeahnten Nebenwirkungen

Camping mit Todesfolge
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Kathrins Herz ist schwer, denn die Campingtour mit ihrem geliebten Oldtimer-Wohnmobil nach Rotenburg an der Fulda hat einen traurigen Hintergrund. Den Hochzeitstag kann sie seit acht Jahren nämlich nicht ...

Kathrins Herz ist schwer, denn die Campingtour mit ihrem geliebten Oldtimer-Wohnmobil nach Rotenburg an der Fulda hat einen traurigen Hintergrund. Den Hochzeitstag kann sie seit acht Jahren nämlich nicht mehr mit ihrem geliebten Mann verbringen, der bei einer Gchäftsreise auf See verunglückt und für tot erklärt wurde. Aber diese Auszeit auf dem vertrauten Campingplatz am Ufer der Fulda ist anders, denn Kathrin bekommt plötzlich sehr persönliche Geschenke von einem Unbekannten, die mit GPS-Koordinaten versehen sind und sie quer durch Hessen führen. Kathrin ahnt nicht, dass der Tod ab sofort mitfährt...

Man merkt von der ersten Seite an, dass H. K Anger ihre Liebe zum Campen hier voll auslebt und einige der schönsten Stellplätze in ihrer (und meiner) hessischen Heimat als Schauplätze des Grauens einbezieht.

Die idyllischen Landschaften werden immer mehr mit einem Gemisch aus Angst, Bespitzelung, perfiden Plänen und Rachegelüsten durchzogen und so zur perfekten Kulisse für einen Täter, der vor nichts zurückschreckt.

Kathrins Angst springt aus den Seiten direkt auf den Leser über und man schaut sich unweigerlich mehrmals bei Lesen um, hört auf jedes Geräusch im heimischen Wohnzimmer oder auf der Terrasse und bekommt so das Gefühl, selbst vom Unbekannten ins Visier genommen und beobachtet zu werden.

Für den gelungenen Wechsel von Anspannung und Entspannung sorgen die kurzen Aufenthalte an der Wetterauer Seenplatte, am Inheidener See oder der Bummel durch Wetzlars Altstadt. Hier genieße ich die kleine Auszeit im Rosengärtchen, höre das Wasser der Lahn über das Wehr rauschen, wenn ich über die Alte Lahnbrücke schlendere und den Blick zum Dom über die Colchester-Anlage schweifen lasse. Die Autorin hat wirklich das Gespür für die kleinen und roßen Sehenswürdigkeiten der hessischen Ortschaften und bindet diese geschickt in die Handlung mit ein.

Geheimnisvolle "Mitreisende", die immer wieder wie zufällig Kathrins Weg kreuzen bereichern ebenso den spannenden Verlauf wie Beagle Leo oder die kurzen Bekanntschaften, die Kathrin auf den WoMo-Stellplätzen macht.

Bis zum Showdown auf dem Baumwipfelpfad am Edersee ist der Spannungsbogen immer recht fest gezurrt und hält den Leser in Schach - bei der Auflösung des Ganzen trägt mir die Schreibende allerdings ein bisschen zu dick auf und lässt so ein wenig Unglaubwürdigkeit in ihren wirklich sehr guten Camping-Krimi einfließen.

Ansonsten ein echt spannendes Lesevergnügen mit einem guten Plot, interessanten Figuren und dem Gefühl, einen aufregend Urlaubstrip mit Nebenwirkungen quer durch Hessen zu genießen.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Das Meer gibt, das Meer nimmt...

So weit das Meer uns trennt
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Nina hat eine Aversion gegen alles, was mit Wasser zu tun hat und ihre Abneigung gegen das Meer ist fast schon als krankhaft zu bezeichnen. Kein Wunder, denn das Meer hat ihr bisher alle diejenigen genommen, ...

Nina hat eine Aversion gegen alles, was mit Wasser zu tun hat und ihre Abneigung gegen das Meer ist fast schon als krankhaft zu bezeichnen. Kein Wunder, denn das Meer hat ihr bisher alle diejenigen genommen, die ihr am nächsten standen. Als Kind verunglückt ihr Vater bei einer Havarie einer Bohrinsel und ihr Mann starb an der toskanischen Küste, als ein Kreuzfahrtschiff dort auf ein Riff aufläuft. Die Trauer sitzt auch sieben Jahre nach dem tragischer Verlust noch tief, aber ein anonymer Brief mit der Botschaft, dass Karsten auf Giglio lebt, reißt das Ruder herum. Nina kann nicht glauben, dass Karsten noch am Leben sein soll und die einzige Möglichkeit, dies herauszufinden ist die, den Weg übers Meer zu nehmen und eigene Nachforschungen anzustellen...



Mit ihrem Roman "So weit das Meer uns trennt" verarbeitet Britt Reissmann das tragische Unglück der Costa Concordia vor der italienischen Küste und nimmt die verheerende Katastrophe als Grundlage für ihren Roman. Kein leichtes Unterfangen, da auch sieben Jahre nach dem Unglück längst nicht alle Wunden verheilt sind und die Hinterblieben ihre Toten betrauern.

Mit viel Fingerspitzengefühl setzt sie dennoch das Leben auf der Insel in farbenfrohe Bilder um, die mit ihren pittoresken Gässchen, den leuchtend bunten Häusern und den herzlichen Einwohnern ein Gefühl des Willkommenseins verströmt.

Ninas ist sich zu Beginn nicht wirklich bewusst, wie sehr sie ihre Ängste bisher regelrecht eingeschnürt und vom Leben abgeschnitten haben und mit jedem Schritt, den sie auf der Insel tut, fällt ein bisschen von dieser selbstgewählten Einsamkeit ab. Sie lernt, sich mit den unangenehmen Dingen des Lebens auseinanderzusetzen und die Suche nach Karsten, so schmerzhaft sie auch ist, setzt einen Umdenkprozess in Gang.

Mit Tonio hat ihr die Autorin einen charmanten und manchmal doch recht tollpatschigen jungen Mann an die Seite gestellt, der zwar das Herz auf dem rechten Fleck hat und ein hervorragender Taucher ist, aber an Land lässt er kein Fettnäpfchen aus und tritt zielsicher hinein. und trotzdem ist er wie ein Pflaster für die geschundene Seele von Nina.

Die Geschichte erzählt von Schuld und Vergebung, Trauerbewältigung und dem mühsamen Weg aus der Trauer zurück ins Leben und kann auch mit differenzierten Botschaften zwischen den Zeilen punkten.

Manchmal rutscht allerdings das Ganze ein wenig zu sehr ins Rührselige ab und dadurch verlieren manche Sequenzen an Glaubwürdigkeit. Es gibt aufregende Momente zu überstehen, in denen man unweigerlich die Luft anhält und hofft, das alles doch noch zu einem guten Ende findet. Die Auflösung geht mir dann doch ein wenig zu schnell und reibungslos und es wirkt fast so, als müsse man auf den Punkt kommen.

Ansonsten eine sehr gefühlsintensive Geschichte, die Spuren hinterlässt.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Lobreden und dunkle Geheimnisse

Bretonisch mit Aussicht
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In Camaret-sur-Mer laufen die Vorbereitungen für die große Feier zu Ehren des 95jährigen ehemaligen Marineadmirals Bernards Sonnett auf Hochtouren, als Schwester Nominioe plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ...

In Camaret-sur-Mer laufen die Vorbereitungen für die große Feier zu Ehren des 95jährigen ehemaligen Marineadmirals Bernards Sonnett auf Hochtouren, als Schwester Nominioe plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist und die Mitglieder einer TV-Crew mit einer verdorbenen Fischsuppe aus dem Verkehr gezogen werden. Aber da ist noch längst nicht alles, denn Tereza findet zufällig Bernard Sonnett tot am Strand und gerät somit selbst in den Kreis der Verdächtigen. Aber Tereza kann einfach nicht mitansehen, wie sich das Unrecht in der Bretagne ausbreitet, stellt eigene Ermittlungen an und diese führen in das Reich der Sagen und Mythen und in die Zeit, als der zweite Weltkrieg tobte...


Mit Band zwei der Tereza-Berger-Reihe entführt Gabriele Kasperski ihre Leserschaft wieder in das malerische Örtchen in der Bretagne, das mit den liebgewonnenen Bewohnern sofort wieder vor dem inneren Auge sichtbar wird un man ist wieder mittendrin im Geschehen - aufgeregtes Hin und Her rennen, geschäftiges Treiben, Chorproben und diverse Orga-Teams an allen Ecken und Enden inklusive.

Mit der Brandung, die sich sich an den Klippen bricht, wird auch dieses Mal wieder ein spannender Fall an den Strand gespült und sorgt für helle Aufregung, Rätsel raten und dramatische Momente.

Die Autorin spielt mit den schrulligen Eigenarten ihrer Charaktere, lässt sie so zu aktiven Akteuren vor wildromantischer Kulisse werden und setzt mit gut recherchiertem Hintergrundwissen gezielte Akzente, die den Fall abwechslungsreich und nervenaufreibend gestalten.

Die Ermittlungsarbeit von Tereza hat auch im aktuellen Geschehen wieder eine geheimnisvolle Sage als Grundlage, die für magische, ja fast schon poetische, Lesemomente und eindrucksvolle Bilder sorgt.

Doch je tiefer Tereza in die Ereignisse der Vergangenheit vordringt, desto dunkler werden die Schatten, die wie dichtgewebte Netze ihr Unheil über die Idylle am Meer werfen und sie so empfindlich stören. Und immer, wenn Tereza denkt, dass sie ein Stückchen weiter mit ihren Ermittlungen gekommen ist, ereignet sich erneut ein Zwischenfall, bei dem sie zufällig vor Ort gewesen ist. Das entkräftet natürlich ihre Unschuldsbeteuerungen und rückt sie immer weiter in den Fokus der Polizei.

Die Suche nach dem Täter gleicht einer Zeitreise, auf der die Schreibende ihre Leser mitnimmt und ihnen nach und nach die Zusammenhänge der Ereignisse selbst aufbauen lässt. Die kleinen Hinweise sind gut versteckt, lassen die Möglichkeit der eigenen Ermittlungsarbeit zu und sorgen so für bewusstes Lesen, Reflektieren von Handlung und Zeitgeschehen und weckt die Abenteuerlust. Der Leser wird so zu einem aktiven Part im Kriminalroman und hat das Gefühl, neben Tereza eine Schlüsselrolle innezuhaben.

Mit Band eins hat Gabriela Kasperski die Messlatte schon recht hoch gelegt, aber mit Band zwei hat sie meine Erwartungen übertroffen und somit gezeigt, dass die Qualität ihrer Arbeit mit jedem Roman steigt.

Absolute Leseempfehlung !!

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Haste Töne ?!

Bergisches Roulette
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Remigius Rott ist gedanklich schon beim feierlichen Einzug auf dem Standesamt zu Klängen des Hochzeitsmarsches, aber die romantische Vorstellung wird empfindlich durch eine Nachricht an die Braut gestört. ...

Remigius Rott ist gedanklich schon beim feierlichen Einzug auf dem Standesamt zu Klängen des Hochzeitsmarsches, aber die romantische Vorstellung wird empfindlich durch eine Nachricht an die Braut gestört. Wer will unbedingt verhindern, dass Remi und Wonne den Bund fürs Leben schließen ? Als würde das nicht reichen, ist am Tag der Hochzeit die Standesbeamtin spurlos verchwunden. Schönwald, Standesbeamter a.D. springt kurzerhand ein und traut die beiden Turteltauben. Aber anstatt die Flitterwochen auf den Malediven zu genießen, findet sich Remi in einem Strudel aus Mord und Erpressung wieder und wird selbst zum Verdächtigen...


Oliver Buslau hat mit "Bergisches Rouletet" eine spannende Handlung rund um die Hochzeit von Remi und Wonne gewebt, die den Leser vom ersten Buchstaben an in atemlose Spannung versetzt. Die Jagd nach dem Mörder entpuppt sich nämlich als perfekte Vorlage für ein aufregendes Denk- & Ratespiel, das Kumpel Manni im Buch gleichzeitig als Grundidee für seinen Escape Room nutzt.

Remi muss gegen Opladen, mit dem ihm eine Art Hassliebe verbindet, und falsche Vorwürfe ankämpfen, wird zur Schachfigur des Täters in seinem Schachspiel des Bösen und taucht gleichzeitig in die Welt der klassischen Musik ein, für die er ja normalerweise nicht viel übrig hat.

Der Spannungsbogen ist von Beginn an straff gespannt und der Schreibende führt den Leser mit abwechslungsreichen Szenen, technischen Raffinessen bei der Ermittlung und dem einen oder andern Augenzwinkern durchs Bergische Land. Man lernt ein bisschen die Umgebung kennen, hat landschaftlich reizvolle Bilder vor dem inneren Auge und bekommt diese Idylle immer wieder durch aufregende Ereignisse regelrecht zerrissen.

Die Suche nach dem Täter bietet viele Geheimnisse, verstrickte Familienbande und immer wieder die ein oder andere musikalische Untermalung,in dessen Genuss Remi mehr oder weniger freiwillig gerät.

Zum Showdown packt Oliver Buslau nochmal eine Schippe Dramatik obendrauf und bereitet so dem Leser und beteiligten Figuren einen fulminanten Abschluss, der für unglaubliche Erkenntnisse sorgt und überraschend zu gleich ist. Haste da noch Töne ?!

Absolut Leseempfehlung für einen unkonventionellen Ermittler mit Herz und Hirn !

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Ein echter Seelenschmeichler - mein Highlight 2021 !

Hey June
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Leah hat das große Los gezogen - sie hat einen erfolgreichen Freund, selbst auf der Karriereleiter gerade einen Sprung nach oben gemacht und als perfekte Krönung folgt der Heiratsantrag. Fehlt nur noch ...

Leah hat das große Los gezogen - sie hat einen erfolgreichen Freund, selbst auf der Karriereleiter gerade einen Sprung nach oben gemacht und als perfekte Krönung folgt der Heiratsantrag. Fehlt nur noch ihr "Ja, ich will". Aber warum fühlen sich diese drei Worte plötzlich so falsch an ? Leah beginnt eine inspirierende und ungewöhnliche Unterhaltung mit einem faszinierenden Fremden in einer Bar und schon bald verbindet die beiden mehr als nur ihre gemeinsame Liebe zur Musik...


Dieses Buch ist ein Traum, ein kleiner Stern am Bücherhimmel und jedes einzelne Kapitel eine Offenbarung. Sonja Rüther hat mit "Hey June" d i e Romanze des Jahres 2021 geschrieben, die mit ganz viel Gefühl, Empathie und Fingerspitzengefühl die Figuren zu Leben erweckt.

Die Beziehung zwischen Leah/June und Henry/Johnny besitzt unglaublich viel Intimität und eine tiefe innere Verbundenheit, die man vom ersten Augenblick an spürt und die nach und nach die Eisenketten um die vernarbten Herzen sprengt. Sonja Rüther lässt den Leser dieses stückweise Öffnen spüren und gibt ihm so die Möglichkeit, die wachsende Vertrautheit zwischen June und Johnny ohne körperliche Gelüste zu genießen. Manchmal braucht es nicht viele Worte, um die Feinheiten zwischen den Zeilen hervorzuheben und so ganz leise die Saiten einer Harfe zum Klingen zu bringen. Genauso fühlt es sich für mich an, wenn Johnny und June sich gegenüberstehen - leise, zarte Töne , die eine langsame Annäherung bedeuten, aber auch lautere Akzente, wenn unangenehmes Terrain betreten wird.

Die Erzählung ist gefühlvoll und stark, wirkt fast hypnotisierend, denn zwischen emotionaler Aufarbeitung von Trauer und Verlust bis hin zu einschneidenden Ereignissen in der Gegenwart zieht die die Autorin alle Register, um mit ihrem bildhaften und plastischen Schreibstil eine ganz eigene Melodie aus Worten zu komponieren, die sie zu einer wohlklingenden Symphonie anschwellen lässt, um die Höhen und Tiefen des Lebens wiederzugeben.

Es geht um Vertrauen und Verzeihen, Loslassen und Zulassen und dem Mut, etwas Neues zu wagen. Liebevoll gezeichnete Charaktere beleben das Stadtbild und die Kulisse von Leipzig, lassen die wundervolle Stadt zu einer perfekten Bühne für eine Geschichte werde, die sich wie ein kuscheliges Plaid um mich legt und mich in wohlige Wärme einhüllt - eben ein echter Seelenschmeichler !

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