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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2019

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Kintsugi
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Miku Sophie Kühmel studierte in Berlin und New York Literatur. Und das unter anderem bei Roger Willemsen und Daniel Kehlmann. Mittlerweile hat sie sich als Autorin und Podcast-Produzentin einen Namen gemacht. ...

Miku Sophie Kühmel studierte in Berlin und New York Literatur. Und das unter anderem bei Roger Willemsen und Daniel Kehlmann. Mittlerweile hat sie sich als Autorin und Podcast-Produzentin einen Namen gemacht. Ihr neuestes Werk

Kintsugi erschien am 28.08.2019 im S.Fischer Verlag.

Der Roman erzählt die Geschichte von vier Menschen, die schon sehr lange befreundet sind. Max und Reik, ein schwules Paar sowie Tonio und Pega, sie sind Vater und Tochter. Max, Professor und sehr pedantisch und Reik, der ruhelose Künstler, möchten ihre Liebe feiern. Sie sind seit 20 Jahren ein Paar und jeder, der sie zusammen sieht, erkennt die große Harmonie der beiden. Tonio ist alleinerziehender Vater und sowohl Max als auch Reik halfen ihm, die Kleine sorglos heranwachsen zu lassen. Alle drei fühlen sich für sie verantwortlich. Mittlerweile ist Pega so alt wie die Beziehung zwischen Max und Reik und wohnt nicht mehr bei ihrem Vater. Die vier Freunde treffen sich in einem Wochenendhaus mitten in den Wäldern Brandenburgs und an einem ruhigen See.

Kintsugi ist ein Kunsthandwerk aus Ostasien. Dabei wird zerbrochenes Porzellan mit Gold zusammengefügt. Ich habe mir Fotos von einigen dieser Kunstwerke angeschaut. Mir gefielen sie sehr gut und die goldenen Fäden fügen sich perfekt in das zarte Porzellan. Beim Lesen des Romans fiel mir sofort die harmonische Sprache auf. Mal ernst, mal humorig aber zuweilen leider auch vulgär und das wiederum gefiel mir nicht.

Die Autorin lässt jede Figur für sich zu Wort kommen. Jeder berichtet, was er gegenwärtig empfindet aber auch etliche Erlebnisse aus der Vergangenheit sind ein Thema. Wie die drei aufwuchsen und was die frühen Kindheitserlebnisse aus ihnen machten. Es geht um eine Liebe, die nicht erfüllt wird, Eifersucht und Abhängigkeit.

Kintsugi zeigt auch wie wichtig es ist, die Kinder loszulassen, sodass sie ihre eigenen Erfahrungen machen können.

Es ist kein einfaches Buch und erfordert hohe Konzentration. Einige Längen gibt es auch aber die störten mich nicht, sie gehören wohl zum Stil der Autorin. Anspruchsvolle Literatur ist es und wer diese mag, dem empfehle ich das Buch auf jeden Fall.

Ich danke

NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 06.09.2019

Die Rose von Whitechapel

Hurenmord - Die Rose von Whitechapel
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Im zweiten Teil der Reihe von Tabea König geht es von Schottland nach London. Christine trauert um ihren Mann und vernachlässigt dabei sogar das Renfield Eden. Hier leben misshandelte Frauen und solche, ...

Im zweiten Teil der Reihe von Tabea König geht es von Schottland nach London. Christine trauert um ihren Mann und vernachlässigt dabei sogar das Renfield Eden. Hier leben misshandelte Frauen und solche, die sich ihren Lebensunterhalt als Hure verdienen müssen. Doch es ziehen dunkle Wolken über das Haus, denn ein Serienmörder verängstigt die Bewohner von Whitechapel. Hier leben Menschen, die kaum noch eine Perspektive in ihrem jämmerlichen Leben sehen. Sie ertränken ihren Frust im Alkohol und viele Kinder verwahrlosen.

Es sind Huren, die der Mörder tötet und das auf eine Weise, wie sie grausamer nicht sein kann. Mit einem Messer schlitzt er ihre Leiber auf und weidet sie aus. Als Christine zu einem Opfer gerufen wird, begegnet sie einem alten Bekannten wieder. Es ist Pike, jener Inspektor, der vor einigen Jahren ihre Freundin Emily aus den Fängen von Betrügern rettete. Ja, Emily und Christine sind noch immer befreundet. Emily ist schwanger und sie lebt mit Liam in Schottland auf dem herrschaftlichen Sitz ihrer Familie. Als sie erfährt, wie schlecht es Christina geht, eilt sie sofort zu ihr.

Die Autorin recherchierte die Lebensbedingungen der Menschen in London sehr genau. Auch wie sie die Gegensätze der Reichen und Ärmsten beschrieb, gefiel mir gut. Um Jack the Ripper ranken sich viele Geschichten und meiner Meinung nach setzte Tabea König diese sehr gut um. Dass auch die Liebe nicht fehlen darf, gehört zur Serie und nimmt einen großen Raum ein. Alles in allem ein Buch, das sich gut lesen lässt und die Bedingungen zur Zeit Victorias gut darstellt. Das Buch ist auch ohne Kenntnis des ersten Bandes gut zu verstehen. Die Autorin ließ immer mal wieder wichtige Ereignisse der Vergangenheit einfließen.

Das Cover ist wieder perfekt gewählt. Eine dunkle Rose spielt hier die Hauptrolle.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Die Wahrheit ist ein bitt´rer Trank

Böse Tränen
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BöseTränen ist der zweite Band, in dem Levi Kant und Olivia Hofmann gemeinsam ermitteln. Hier geht es um das Skelett eines Kindes, welches Bauarbeiter im Abwassersystem der Donau finden. Es handelt sich ...

BöseTränen ist der zweite Band, in dem Levi Kant und Olivia Hofmann gemeinsam ermitteln. Hier geht es um das Skelett eines Kindes, welches Bauarbeiter im Abwassersystem der Donau finden. Es handelt sich um Rosa Hohenwald, die vor fünf Jahren spurlos verschwand. Andreas Sperl legte damals ein Geständnis ab und sitzt seitdem ein. Bei dem Skelett liegt auch ein Tuch, welches Olivia Hofmann sehr bekannt vorkommt. Ist es etwa ein Stück, welches ihrer Tochter gehörte? Diese verschwand ebenfalls vor fünf Jahren mit ihrem Vater, Olivias Ehemann Michael.

Rosa Hohenwald wurde in eine sehr eigenartige Familie geboren. Oft gab es nichts zu essen, die Kinder hungerten. Der Vater gab das Geld für unnütze Dinge aus und ließ auch das schlossähnliche Haus verkommen. Die Autoren wechseln regelmäßig die Zeit ihrer Erzählung. Vom Heute geht es immer wieder in die Zeit damals, bevor Rosa verschwand. Können Olivia und Levi der Gerechtigkeit zum Ziel verhelfen und den wahren Mörder finden? Oder ist es doch Andreas Sperl, der die Kleine umbrachte?

BöseTränen überzeugte mich nicht so richtig. Viele Dinge waren vorhersehbar und die Spannung blieb aus. Es ist ein Buch, welches auch so geschrieben ist, dass erst die Nachfolgebände Auflösungen im Privatleben der Ermittler bringen. Das Ende hier hat einen Cliffhanger und wird wohl erst in den nächsten Folgen endgültig aufgelöst. Wer lockere Krimis liebt und gerne Fortsetzungsreihen liest, wird seine Freude an den Büchern haben.

Veröffentlicht am 04.09.2019

2. Weltkrieg in der Eifel

Winterbienen
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Winterbienen ist eins der 20 Bücher, welche auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2019 stehen. Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben und handelt vom letzten Kriegswinter in der Eifel. Es ist die ...

Winterbienen ist eins der 20 Bücher, welche auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2019 stehen. Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben und handelt vom letzten Kriegswinter in der Eifel. Es ist die Zeit von Januar 1944 bis Mai 1945. Egidius Arimond war Imker und lebte im Urfttal, in der Nähe von Kall. Der Ort liegt nicht weit von der Grenze zu Belgien entfernt. Das Tagebuch wird nicht täglich geführt, sondern immer mal wieder und das in guter Regelmäßigkeit. Zwischendurch kommen noch Auszüge dazu, die von Ambrosius, einem Mitglied des Benediktinerordens handeln.

Egidius ist Epileptiker und das war zur damaligen Zeit ein Todesurteil. Hätte die Nazis ihn entdeckt, wäre er ermordet worden. So versuchte er, die Anfälle mit Medikamenten zu unterdrücken. Das gelang ihm auch anfangs, bis der Apotheker ihm die Hilfe versagte. Er wurde zwar Zwangssterilisiert, aber die großen Anfälle bekam er zum Glück nicht im Beisein eines Nazis. Trotz seiner schweren Erkrankung war Egidius kein Kostverächter und hatte mit einigen Frauen des Dorfes ein Verhältnis.

Der Leser erfährt viel über Bienen und deren vielfältige Aufgaben in einem Stock. Gleichzeitig erklärt der Autor, wie mit der Hilfe dieser kleinen Tiere, Flüchtlinge zur belgischen Grenze geschafft werden konnten. Ein gefährliches Unterfangen, welches Egidius Arimond bis heute einen Platz im Gedächtnis der Geretteten brachte. Leider war ihm der Dank dieser Menschen nicht mehr vergönnt, da er kurz nach der Kapitulation mit seinem Pferdewagen über eine Mine fuhr.

Winterbienen lässt sich gut lesen, die Sprache ist einfach und so gehalten, als hätte Egidius tatsächlich selbst geschrieben. Die Lage der Flüchtlinge und auch jene der Einwohner von Kall sind eindrücklich beschrieben. Im Buch befinden sich Zeichnungen der Bomber, die damals über die Eifel hinwegflogen. Am Ende schreibt der Autor wie er zum Schreiben des Buches kam und es gibt ebenfalls ein Glossar, in dem Erklärungen zu Fremdwörtern stehen. Mir gefiel das Buch besonders gut, da ich die Gegend kenne und mir die Schauplätze sehr gut vorstellen konnte.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Manchmal schließen sich Kreise, die niemand kannte

Ein neues Blau
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Ein neues Blau
Es ist im Jahr 1985, als eine junge Frau namens Anja Hermann an der Türe eines Gründerzeithauses in Berlin klingelt. Eine ältere Frau öffnet ihr und bitte sie herein. Anja kommt auf Wunsch ...

Ein neues Blau
Es ist im Jahr 1985, als eine junge Frau namens Anja Hermann an der Türe eines Gründerzeithauses in Berlin klingelt. Eine ältere Frau öffnet ihr und bitte sie herein. Anja kommt auf Wunsch des Sohnes von Frau Kuhn und diese weiß nichts von dessen Ansinnen. Trotzdem entwickelt sich eine Freundschaft, die beiden Frauen hilft, mit dem Schicksal fertig zu werden.

Nach dem Epilog wird der Leser in die Vergangenheit geführt. Ab dem Jahr 1919 gibt der Autor einen Einblick in das Leben von Frau Lili Kuhn. Sie wuchs in Berlin auf und ihre Mutter Charlotte starb an Spanischer Grippe, als Lili sechs Jahre alt war. Das Haus, in dem sie 1985 noch wohnt, beziehen Vater Jakob und Tochter bereits damals, kurz nach dem Tod der Mutter. Da der Vater häufig auf Reisen ist, bittet er einen guten Freund aus Japan, dass er in das Haus einzieht und die Tochter beaufsichtigt. Lili wächst also sehr behütet aber nur unter Erwachsenen auf. Takeshi, so heißt der Freund, lernte er auf einer seiner Reisen in den fernen Osten kennen.

Nach dem Abitur nimmt Lili eine Stelle als Kindermädchen an. Der Vater der Kleinen ist Günter von Pechmann, Direktor der Staatlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin, die von König Friedrich gegründet wurde. Herr von Pechmann führt sie eines Tages durch die Manufaktur und Lili ist sofort Feuer und Flamme für den Werkstoff. Sie entdeckt ihre Liebe zu den edlen Teilen und möchte Porzellanmalerin werden. Zu ihrem 18. Geburtstag schenkt Jakob ihr eine Zeichnung von Paul Klee. Es trägt den Namen Geht kaum mehr, fliegt noch nicht. Das Bild wird ihr später einen guten Dienst erweisen.

Immer wieder schwenkt der Autor in das Jahr 1985 und die Ich-Erzählerin ist Anja Hermann. Sie berichtet von Problemen mit ihren Eltern und ihre lockere, zuweilen etwas schnodderige Art gefällt der Frau Kuhn. Dass sie trotz ihrer Gegensätze viel gemeinsam haben, erfahren sie erst im Laufe der Geschichte.

„Manchmal schließen sich Kreise von denen man nicht ahnt, dass sie existieren. Der eine nennt es Zufall, der andere Schicksal oder Fügung.“ (Ein Zitat aus dem Buch)

Ein neues Blau gefiel mir, auch wenn es einige Längen hatte. Die Sprache ist außergewöhnlich und die Kenntnis über Porzellan und die Herstellung sowie das Bemalen von Geschirr ist sehr gut beschrieben. Auch die Zeremonie beim Aufgießen wertvollen Tees kann nach dem Lesen jeder durchführen. Die Zeit des Nationalsozialismus wird erschreckend realistisch dargestellt. So auch die Schwierigkeiten der Künstlerin Marguerite Friedlaender, die auswandern musste. Sie war Jüdin und das Leben in Deutschland viel zu gefährlich. Der Autor zeigt die Protagonisten so, dass sie beim Lesen vor mir standen und ich mit ihnen litt. Ein Buch, welches sich zu lesen lohnt.

Auffallend ist ebenfalls das beeindruckende Cover. Hund, so nannte Lili ihren Vierbeiner und auch Lili sind so abgebildet, wie ich sie mir nach der Beschreibung vorstellte. Ich danke dem Autor Tom Saller, für dieses beeindruckende Stück Literatur.