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Veröffentlicht am 02.10.2024

»Die Geschichte hinter dem Zauberberg schreibe ich«, sagte ich nun. »Die ganze Geschichte.«

Der Zauberberg, die ganze Geschichte
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»Die Geschichte hinter dem Zauberberg schreibe ich«, sagte ich nun. »Die ganze Geschichte.«

Der Erzähler dieses Buchs, selbst Autor, reist mit seiner Tochter Suki zum Skifahren nach Davos, um einige Tage ...

»Die Geschichte hinter dem Zauberberg schreibe ich«, sagte ich nun. »Die ganze Geschichte.«

Der Erzähler dieses Buchs, selbst Autor, reist mit seiner Tochter Suki zum Skifahren nach Davos, um einige Tage mit zwei Freundinnen dieser sowie deren Mütter zu verbringen. Aus einem erholsamen Kurzurlaub wird eine Reise in die Vergangenheit und die Zukunft. Der Protagonist entschließt sich der Geschichte sowie der Wahrnehmung des Dorfes auf dem Grund zu gehen, stellt alsbald das Skifahren hintenan und nutzt die folgenden Tage vielmehr zur lokalen Recherche.
Zudem überschattet eine schwierige Beziehung die Gedanken des Protagonisten – er stellt sich eine Zukunft mit Emma vor, während sie doch nicht von ihrem Mann lassen kann.

Hört man Davos, hat man regelrecht die Sanatorien vor Augen, welche u.a. aufgrund der guten Bergluft damit warben Tuberkulose heilen zu können oder man denkt an Thomas Manns 1924, nach zwölfjähriger Arbeit, erschienenen Roman „Der Zauberberg“.
Doch Davos hat noch mehr zu bieten. Zusammen mit den Lesenden erkundet der Erzähler die Abwendung vom Sklavenhandel und der Entstehung des Kurorts, geht selbstverständlich auch auf Manns Roman ein und erwähnt Klabunds Erzählung „Die Krankheit“, welche einige Ähnlichkeiten zu diesem aufweist. Auch die Zeit des Nationalsozialismus lastet bedrückend auf Davos, besonders das Leben Wilhelm Gustloffs, welcher später von David Frankfurter erschossen und als Symbolfigur der Nazis inszeniert wurde.
Kritisch beäugt er zudem das jährlich tagende Weltwirtschaftsforum und die Auswirkungen des Klimawandels, mit besonderem Blick auf den Skitourismus.

Ohler zeichnet eine Geschichte des Zauberbergs, respektive des Ortes Davos, von dessen Ursprüngen und Entstehung als Kurort bis in die heutige Zeit. Eine wirklich faszinierende Abhandlung, mit fiktiven Elementen, die sich wunderschön – als würde man selbst dort sein – lesen lässt und nicht nur begeisterten „Zauberberg“-Lesern mehr Hintergrundwissen über den Ort des Geschehens liefert.

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Veröffentlicht am 02.10.2024

»Wir hatten es so gut, wir liebten das Leben, und das Leben liebte uns stürmisch zurück«

»Man lebt sein Leben nur einmal«
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»Wir hatten es so gut, wir liebten das Leben, und das Leben liebte uns stürmisch zurück«

Als Erich Maria Remarque auf Marlene Dietrich traf, saß diese mit dem Regisseur Josef von Sternberg, dessen Verfilmung ...

»Wir hatten es so gut, wir liebten das Leben, und das Leben liebte uns stürmisch zurück«

Als Erich Maria Remarque auf Marlene Dietrich traf, saß diese mit dem Regisseur Josef von Sternberg, dessen Verfilmung „Der blaue Engel“ sie berühmt gemacht hat, zusammen auf der Terrasse eines Hotels. Sie liebte seinen Roman „Im Westen nichts Neues“ und – als sie ihn jetzt vor sich sah – seine elegante Art und die blauen Augen. Sofort wusste sie, dass er der passende Mann sein könnte. Jedoch nicht ihr Mann, sondern vielmehr der nächste in ihrer Reihe unzähliger Affären und Liebschaften. Dazu kam, dass beide verheiratet waren, auch wenn das nicht viel hieß, schließlich betrogen beide ihre Partner hemmungslos und berichteten sogar darüber.
Überdies führte die Schauspieler-Diva ihre sog. „Umgebung“ fast überall mithin und überließ zudem ihrem Gemahlen die Aufgabe, sämtliche Briefe ihrer Affären sorgfältig zu archivieren.
Der Schriftsteller und die Schauspielerin durchlebten eine kuriose Beziehung – wenn man ihr Verhältnis überhaupt so bezeichnen kann – voller Höhen und noch mehr Tiefen, Neid, Ruhm, sexueller Befreiung und Zwang.
Um die zeitlichen Hintergründe der Liebesbeziehung nicht zu vernachlässigen – immerhin waren sie bestimmend –, ergänzen Einblicke in das Machtsystem der Nationalsozialisten das Buch.

Thomas Hüetlin hat geschaffen, was als unmöglich galt – er haucht Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque neues Leben ein und lässt beide Protagonisten erscheinen, wie sie wirklich waren. Behilflich waren ihm dabei besonders Briefe und Tagebücher, die den persönlichen Blick in die stetig wechselnden Gefühlslagen ermöglichen. Manche davon finden sich direkt im Text, was wiederum zeigt, wie akribisch der Autor recherchiert hat, um den Lesenden dieses detailreiche Porträt darbieten zu können.
Teils fiel mir die Lektüre etwas ermüdend, jedoch ist dies nicht dem Autor geschuldet, sondern vielmehr den oftmals ähnlichen, sich wiederholenden Handlungen im Leben von Dietrich und Remarque – sie konnten einfach nicht voneinander lassen.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

"Weil wir jüdisch waren, hatten wir keinen Wert."

Wir waren nur Kinder
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»Weil wir jüdisch waren, hatten wir keinen Wert. Man konnte uns demütigen, verängstigen, uns wehtun. Und man hatte das Recht dazu, so als hätten wir es verdient.«

Die passenden Worte, geschweige denn ...

»Weil wir jüdisch waren, hatten wir keinen Wert. Man konnte uns demütigen, verängstigen, uns wehtun. Und man hatte das Recht dazu, so als hätten wir es verdient.«

Die passenden Worte, geschweige denn überhaupt welche zu finden, fällt manchmal nicht leicht. Dieses Buch stellt so eine Situation dar. 

Rachel Jedinak nimmt uns mit auf eine persönliche Reise in ihre eigene Kindheit in Paris. Sie schildert, wie die Deportationen begannen, wie ihr Leben davon beeinflusst wurde und dieses nicht nur einmal am seidenen Faden hing. Der Alltag, der plötzlich keiner mehr ist. Vielmehr beherrscht von nun an Angst die ganze Familie. Auch wenn sie, wie ihre Eltern, keine praktizierenden Juden waren, überschattete sie ihr Jüdischsein auf einmal vollkommen. Ohne den abwertenden gelben Stern durften sie nicht mehr aus dem Haus, doch dieser führte dazu, dass sich andere von ihnen abgrenzten. 
Als die Massenverhaftungen begannen, konnte sie, da ihre Mutter sie wegschickte, mit ihrer älteren Schwester entkommen. Ihren Eltern gelang dies nicht und diese mussten ihr Leben in deutschen Vernichtungslagern lassen. 
Dabei wollte sie, wie unzählige andere Menschen, ausschließlich weiterhin in Frieden leben, immerhin waren viele von ihnen, wie der Titel so prägnant und schonungslos offenbart, nur Kinder. 

Lange schwieg die Autorin über ihr Schicksal als jüdisches Kind und erst als ihr Enkel sie aufforderte, doch darüber zu sprechen, um dieses mit anderen zu teilen, fing sie damit an. Ebenfalls setzt sie sich für Gedenktafeln ein, welche die Massenverhaftungen unzähliger Kinder nicht vergessen lassen, sondern allgegenwärtig als Erinnerung sowie als Warnung dienen.

Meiner Ansicht nach kann es nicht genug Bücher über Leidtragende des NS-Regimes geben und selbst wenn sich manche Geschichten ähneln mögen, ist jede Erzählung wert gehört zu werden, denn niemals dürfen diese vergessen oder relativiert werden! 

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Ein parteiübergreifender, wertschätzender Schlagabtausch

Gysi gegen Guttenberg
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»Warum ist Politik nicht vorbeugend, sondern es muss immer erst etwas passieren, um dann doch endlich irgendeine Lösung zu suchen.« 
~ Gregor Gysi 

Vor mittlerweile über einem Jahr entschlossen sich die ...

»Warum ist Politik nicht vorbeugend, sondern es muss immer erst etwas passieren, um dann doch endlich irgendeine Lösung zu suchen.« 
~ Gregor Gysi 

Vor mittlerweile über einem Jahr entschlossen sich die beiden Politiker Gregor Gysi (Die Linke) und KT Guttenberg (CSU) dazu, einen Podcast zu starten, der nicht ausschließlich aktuelle oder politische Themen umfasst, sondern vielfältig aufgestellt ist. 
Wer jedoch gierig lautstarke Diskussionen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Auch wenn die Grundansichten der beiden Gegenspieler teilweise weit auseinanderliegen – schließlich sind es die jeweiligen Parteikonzepte auch – und sich darüberhinaus bestimmte Argumente nicht ändern, lassen beide das jeweilige Gegenüber stets ausreden und hören dessen Gedanken respektvoll an. Schnell merkt man, dass sie sich so uneinig gar nicht sind, sondern durchaus gemeinsame Ansichten teilen. 
Ein Grund dafür könnte sein, dass Guttenberg selbst nicht mehr politisch aktiv tätig ist und somit auf keine Parteilinie Rücksicht nehmen muss und Gysi das sowieso nie tat, sondern seit jeher eigensinnig denkt. 

Nun liegen einige der bisherigen Diskussionen in Buchform vor und die beiden bieten sich, vor hörendem sowie lesendem Publikum, trotz uneiniger Meinungen, einen Schlagabtausch auf wertschätzender Ebene, wie es bei anderen Politikern der Parteien nicht möglich wäre. 

Dabei streifen sie persönliche Themen wie Heimat, Humor, Einsamkeit oder Depression. Aber natürlich umfassen diese Debatten auch das aktuelle politische Geschehen, wie den Krieg in der Ukraine, Israel und Gaza, Trump oder Ost- und Westdeutschland, insbesondere den aufsteigenden Triumphzug der AfD. 
Durch diese Gespräche bekommt man als Leser private Einblicke in die Biografien der beiden Politiker, welche einem sonst verwehrt bleiben. Zudem bietet die Lektüre andere Blickwinkel, durch die man selbst angeregt wird über bestimmte Thematiken nachzudenken. 

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Veröffentlicht am 26.09.2024

»Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.«

Beklaute Frauen
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»Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.«

Ein jeder kennt diesen Satz, doch dieses Buch macht deutlich, dass auf ihm eine ganz andere Bedeutung lastet, die, anders als bisher angenommen, ...

»Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.«

Ein jeder kennt diesen Satz, doch dieses Buch macht deutlich, dass auf ihm eine ganz andere Bedeutung lastet, die, anders als bisher angenommen, tiefer geht.
„Beklaute Frauen“ ist eines jener Bücher, von denen man sich wünscht, dass jeder, wahrhaftig jeder es liest.

Wie viele Männer gibt es, die für unterschiedliche Leistungen bis heute dafür geschätzt und geehrt werden, während sie selbst dafür gar nicht oder nur teils verantwortlich waren?
Diese Einstellung hat sich bis heute gehalten, schließlich denken wir bei berühmten historischen Persönlichkeiten fast ausschließlich an Männer. Gleiches gilt für bedeutende Schriftsteller des Bildungskanons. 
Die Liste wäre ewig weiterzuführen, doch Leonie Schöler zählt keine Beispiele auf, sondern schaut genau hin, hinterfragt deren wirkliche Leistungen und schildert bisher kaum erzählte Schicksale von Betrug, Diebstahl und Machtmissbrauch, jeweils zum Leidwesen der Frauen.
Dabei gibt die Autorin immer wieder spannende Exkurse und geht beispielsweise auf die kritisch zu hinterfragende patriarchale Institution der Ehe, das Wahlrecht oder den Nobelpreis ein.

Wir alle sollten endlich den Geschichten dieser vielen großartigen Frauen zuhören und sie selbst weiterhin in die Welt tragen. Immerhin verdanken wir ihnen, auch wenn sie dafür kaum bis keine Anerkennung bekommen haben, unendlich viel. 
Es ist Zeit, dass beklaute Frauen immerhin nachträglich den Ruhm bekommen, der ihnen seit jeher auch wirklich zusteht und dessen sie von Männern beraubt wurden.
Dieses Buch bietet einen Anfang, auch wenn es unergründlich bleibt, wie viele weitere Frauen – sicherlich sind die geschilderten Schicksale nur die Spitze des Eisbergs – um ihre Leistungen gebracht wurden. 

Doch, wer denkt, dass alle diese exemplarisch geschilderten Beispiele der Vergangenheit angehören und wir jetzt in anderen Zeiten leben, in denen so etwas nicht mehr möglich ist, irrt sich gewaltig.

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