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Veröffentlicht am 28.10.2019

Gelungenes Debüt mit Porträt einer beeindruckenden Frau

Die Zeit des Lichts
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"Die Zeit des Lichts" von Whitney Scharer ist ein fesselndes und mitreißendes Porträt der Fotografin Lee Miller.

Sowohl Lee Miller als Persönlichkeit als auch die Art, wie ihr in diesem Roman ein Andenken ...

"Die Zeit des Lichts" von Whitney Scharer ist ein fesselndes und mitreißendes Porträt der Fotografin Lee Miller.

Sowohl Lee Miller als Persönlichkeit als auch die Art, wie ihr in diesem Roman ein Andenken gesetzt wird, sind sehr überzeugend.

Schon das Cover ist ein echter Hingucker. Im Zentrum Lee, deren Frisur zusammen mit dem umgebenden grafischen Print, gut zu der Epoche, in der das Buch spielt passt. Zudem finden sich gold abgesetzte Elemente. Ein sehr edel wirkendes Cover, das mir gut gefällt.

Der Schreibstil von Whitney Scharer ist ausgesprochen gut. Es fiel mir sehr leicht gleich in die Geschichte rein zu finden. Die handelnden Personen und Orte sind genau richtig detailliert geschildert. Die Autorin schafft atmosphärische Bilder, bei denen es ein leichtes ist, sich gedanklich an Lees Seite zu versetzen und die Stationen ihres Lebens nachzuempfinden.

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Handlung in mehreren Zeitebenen spielt.
Zunächst lernt man die gealterte Lee kennen, die mit den in jüngeren Jahren erlebten Dingen nicht zurecht kommt und ihren Halt im Alkohol sucht. Später wird dann ein schillerndes, beeindruckendes Portrait der jungen Lee entworfen. Sie ist eine starke, mutige Frau, die versucht ihren Weg zu gehen, etwas bedeutendes zu schaffen. Ihren Werdegang mitzuerleben und dabei auch einen glaubhaften und emotional ansprechenden Einblick in Lees Gefühlswelt zu bekommen, war schön.
Ebenfalls toll war auch das Zeitportrait vom Paris der 30er Jahre. Die Autorin verwebt gekonnt Fantasie mit gut recherchierten tatsächlichen Personen und Begebenheiten.

Mich konnte "Die Zeit des Lichts" von Whitney Scharer begeistern und fesseln. Ich kann das Buch allen Lesern empfehlen, die gern etwas über reale Personen und Orte, eingefasst in einen spannenden, berührenden Roman, lesen möchten.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Überzeugendes Kinderbuch mit ansprechenden Details

Die Furchtlosen Fünf
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Bei diesem Kinderbuch für Leser ab 10 Jahren habe ich zunächst gestutzt, als ich die Autorin gesehen habe. Anna McPartlin kannte ich bisher als Autorin von großartigen, bewegenden Romanen mit liebevoll ...

Bei diesem Kinderbuch für Leser ab 10 Jahren habe ich zunächst gestutzt, als ich die Autorin gesehen habe. Anna McPartlin kannte ich bisher als Autorin von großartigen, bewegenden Romanen mit liebevoll gezeichneten Charakteren.

"Die furchtlosen Fünf" ist ihr erstes Kinderbuch und steht ihren Romanen für Erwachsene in nichts nach.

Allein schon das Cover gefällt mir sehr gut. Es passt toll zu dem Thema und macht Lust, das Buch in die Hand zu nehmen. Beim Lesen des Buches fällt dann auch die geschickt gewählte, kindgerechte Gestaltung auf. Gleich zu Beginn findet sich ein Foto (gezeichnet) der furchtlosen Fünf von DEM großen Tag - dem Tag des Überfalls. Dadurch war gleich eine Verbindung aufgebaut, die Vorstellungskraft angeregt. Und so zieht es sich durch das ganze Buch. Die angenehm kurzen Kapitel schließen immer mit einer Zeichnung, die teils gut zum vorangegangen Text passt.

Der Schreibstil ist lustig und mitreißend, baut große Spannung auf. Gleichzeitig wird aber auch eine sehr emotionale Ebene angesprochen. Die Wortwahl und Ausdrucksweise sind altersgerecht. Junge Leser können so richtig mit den furchtlosen Fünf mitfiebern. Eine ganz besondere Idee sind die DDDMWS - Drei Dinge, die man wissen sollte. "Lauter Sachen, die man nicht unbedingt wissen muss, aber wissen sollte. Ihr habt die Wahl, ihr entscheidet." Anna McPartlin hat hier ein sehr geschicktes Stilmittel gefunden. Sie kann so ihren Text um charmante und sehr witzige Details erweitern, ohne den Lesefluss zu unterbrechen oder den Text unnötig in die Länge zu ziehen. Jeder der jungen Leser kann selbst entscheiden, ob und wann er die Anmerkungen lesen möchte.

Die furchtlosen Fünf selbst werden unglaublich toll dargestellt. Sie sind sehr verschieden, haben jeder für sich ganz besondere Eigenheiten und ergänzen sich gegenseitig, indem sie ihre Schwächen auffangen und von den Stärken profitieren.

Ich kann dieses Buch uneingeschränkt an junge Leser weiterempfehlen. Es ist ein wunderbares Kinderbuch, das trotz ernster Seite viel Spaß macht und den Wert von Freundschaft und Zusammenhalt toll vermittelt.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Großer Lesegenuss für alle Sinne

Der Zwilling von Siam
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"Der Zwilling von Siam" von Tara Haigh ist ein Lesegenuss für alle Sinne.

Die Autorin hat eine solch wundervolle bildreiche und detaillierte Sprache, dass sie es schafft Bilder zu entwerfen, die alle ...

"Der Zwilling von Siam" von Tara Haigh ist ein Lesegenuss für alle Sinne.

Die Autorin hat eine solch wundervolle bildreiche und detaillierte Sprache, dass sie es schafft Bilder zu entwerfen, die alle Sinne ansprechen. Als Leser ist es ein leichtes sich in die Geschichte hineinzuversetzen, das Leben im alten Siam komplett nachzuempfinden. Ich konnte die vielen verschieden und für Europäer oft fremden Gerüche riechen, die Würze und Schärfe des Essens schmecken, all die fremden Geräusche hören - Stimmengewirr in verschiedenen Sprachen, Affengekreische, Elefanten, musische Klänge - und die vielen neuen visuellen Eindrücke vor meinem inneren Auge sehen. Das ist wirklich große schriftstellerische Kunst. Beim Lesen hatte ich viel Spaß, war gefesselt - ich konnte das Buch kaum weg legen.

Das Zeitportrait, welches Tara Haigh gekonnt mit der Handlung ihres Romans verwebt, begeistert mich ebenfalls. Man merkt deutlich, wie gut und engagiert sie recherchiert hat. Viele kleine zeitgenössische Begebenheiten fließen in liebevolle Details ein, welche die Handlung bereichern und ihr eine Tiefe geben, die alles noch realistischer erscheinen lässt. Zudem habe ich so auf unterhaltsame Weise einiges neues erfahren.

Emilie, die Hauptfigur, finde ich sehr sympathisch und beeindruckend. Sie ist so herrlich beschrieben, dass ich ihre Gefühle und Gedanken - ihre Ängste, Hoffnungen, Trauer - gut nachvollziehen konnte. Es fiel leicht von Beginn an eine Nähe zu ihr aufzubauen.
"Mein Leben ist komplett aus den Fugen geraten, und je mehr ich über Maries Tod nachdenke, desto mehr Fragen tauchen auf."
Bis zum Ende konnte ich mitgefieberen, wie es für sie weiter geht und was sie alles herausfindet.

Auch die weiteren Charaktere sind sehr facettenreich und ansprechend geschildert. Es wird in diesem Roman sehr deutlich, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern der Mensch und seine Handlungen sehr komplex und vielfältig sind.
Das Ende hat sich dann auch sehr stimmig und wunderbar in die Handlung eingefügt. Es blieben keine Fragen offen, was mir gut gefällt.

"Der Zwilling von Siam" von Tara Haigh ist großer Lesegenuss für alle Sinne und spricht Herz und Verstand an. Was will man mehr - klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.10.2019

Roman, den man sich erst warm lesen muss

Die Hoffnung zwischen den Zeilen
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"Die Hoffnung zwischen den Zeilen" von Elin Olofsson ist ein Buch, das erst auf den zweiten Blick zu überzeugen vermag.

Ich hatte im ersten Drittel des Buches Schwierigkeiten mich einzufinden. Der Start ...

"Die Hoffnung zwischen den Zeilen" von Elin Olofsson ist ein Buch, das erst auf den zweiten Blick zu überzeugen vermag.

Ich hatte im ersten Drittel des Buches Schwierigkeiten mich einzufinden. Der Start ist mir zwar leicht gefallen. Ich mochte die klare, schlichte Sprache. Einige Sätze waren durchaus tiefgründig. Durch geschickt gewählte und nicht übermäßige Vorausdeutungen auf Geheimnisse in Ulis und Elsas Leben war es von Beginn an spannend. Emotional hat mich dieser erste Anschnitt allerdings nicht berührt. Zu Beginn war es eher ein leicht lesbarer Bericht über das Leben von Elsa und Uli mit einigen Rückblenden. Ich habe es nicht als langweilig empfunden, aber mein Gefühl wurde nicht richtig angesprochen.

Im weiteren Verlauf habe ich mich jedoch eingelesen, über einige Punkte hinweggesehen und konnte der Geschichte und den Protagonisten etwas abgewinnen und habe das Buch mit einem insgesamt durchaus positiven Gefühl aus der Hand gelegt. Es ist kein ganz besonderes Highlight, jedoch gut lesbar, mit einigen wunderschönen Sätzen, über denen es sich innenzuhalten lohnt. Die Protagonisten werden interessant, ausreichend detailliert und lebensnah geschildert. Zudem liegt über dem ganzen eine gewisse Spannung.

Große historische Bezüge sollte man nicht erwarten. Bei historischen Romanen, wie "Die Hoffnung zwischen den Zeilen" kategorisiert wurde, ist es mir wichtig, mein Wissen zu erweitern. Ich möchte auf unterhaltsame, spannende Art etwas über historische Personen und Orte erfahren. Das ist hier wirklich sehr kurz gekommen, fehlt eigentlich ganz.

Uli, eine junge Deutsche, die auf der Suche nach Antworten nach Schweden auswandert, war für mich zunächst durch ihr Verhalten schwer greifbar. Einige Handlungen waren sehr erschreckend und moralisch fragwürdig. Zum Ende hin wurde jedoch eine durchaus plausible Erklärung gegeben, die es mir zumindest etwas erleichtert hat, Verständnis zu entwickeln. Zudem mochte ich zunächst ihre direkte Art und den Mut, Dingen auf den Grund zu gehen. Sie konnte nicht mit Hansi abschließen, unternahm aber etwas, wurde aktiv, um dies doch noch zu schaffen.

Elsa, die Frau, deren Briefe Uli nach Schweden gezogen haben, wirkte eher etwas besonnener, nüchterner. Mit ihr fiel es leichter eine gewisse Sympathie zu entwickeln. Ich konnte sie stellenweise gut verstehen. Sie hat eine mutige und richtige Entscheidung getroffen und musste dann mit den Folgen für ihr sonst sehr besonnenes, kontrolliertes Leben zurechtkommen. Sie hat ein großes Herz und macht sich beeindruckende Gedanken, die mich teilweise berühren.

Auch einige der Nebenfiguren haben mir gefallen, waren stimmig und haben die Handlung bereichert.

Insgesamt war ich jedoch leider ziemlich hin- und hergerissen. Immer wenn mir das Buch gerade gut gefiel, ich eine Passage besonders schön fand, wurde wieder etwas geschildert, das ich schwer nachvollziehen konnte, das nicht zu meinen Moralvorstellungen passte. Und das leider meist ohne eine plausible Erklärung zu bieten, die es zumindest ermöglicht, Verständnis zu entwickeln.

Das Buch war doch ganz anders als ich es auf Grundlage der Leseprobe erwartet bzw. erhofft hatte. Zudem musste ich erst warm werden und fand den ersten Abschnitt überwiegend und auch später noch einige Dinge gewöhnungsbedürftig. Es ist für mich aber eins der Werke, bei denen ich doch froh bin, es bis zum Ende gelesen zu haben, weil es nach dem ersten Drittel besser wurde.

Empfehlen kann ich es Lesern, die sich von dem Klappentext angesprochen fühlen. Dabei sollten sie sich jedoch bewusst machen, dass dieser nur eingeschränkt von "Die Hoffnung zwischen den Zeilen" erfüllt wird. Allzu große Erwartungen sollte man nicht haben, sondern einfach ganz offen an das Werk von Elin Olofsson herangehen.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Debütroman mit Potential, aber leider nicht überzeugend

Die Altruisten
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"Die Altruisten" von Andrew Ridker ist ein hochgelobtes Debüt, das Einzug in die Bestseller-Liste der USA gefunden hat und jetzt auch hier in Deutschland als 'genial konstruierter Erstling' beworben wird. ...

"Die Altruisten" von Andrew Ridker ist ein hochgelobtes Debüt, das Einzug in die Bestseller-Liste der USA gefunden hat und jetzt auch hier in Deutschland als 'genial konstruierter Erstling' beworben wird. Leider konnte mich das Werk nicht überzeugen.
Bereits mit dem Schreibstil konnte ich nicht richtig warm werden. Es werden sehr viele Wortbilder und Begriffe gebraucht, die nicht ganz stimmig und nachvollziehbar waren, so dass man als Leser immer mal wieder aus dem Lesefluss gerissen wurde. Erschwert haben das Lesen auch die sehr plötzlichen Wechsel in Person und Zeit. So manches Mal habe ich gestutzt und musste erst überlegen, wer jetzt thematisiert wird und wann die Handlung spielt. Das Ende kam dann ebenfalls sehr abrupt, wirkte gehetzt und so, als ob Andrew Ridker versucht hätte, noch ein versöhnliches Ende für die Leser zu entwerfen. Stimmig zum Vorangegangenen empfand ich es nicht. 
Die Handlung an sich hat großes Potenzial und hat mich sehr angesprochen und neugierig gemacht. Den Einstieg in den Roman fand ich dann auch spannend und überraschend. Der Start war gut und machte Lust auf mehr. Ich hatte mich richtig darauf gefreut mehr über die Alters zu erfahren.
Aber mit dem näheren Kennenlernen, flaute dann leider auch meine Lesefreude schnell ab. Ethan und Maggie haben so viele Verhaltensweisen, die für mich nicht nachvollziehbar sind. Ich habe es nicht als liebenswerte Macken empfunden, konnte aber auch kein Mitleid entwickeln, da vieles eher wirkte wie selbstgemachte Probleme. Auch Arthur war kein Charakter, mit dem ich warm werden konnte, vor allem ist er als Vater eine Fehlbesetzung. Ich konnte trotz aller Bemühungen keine Sympathien entwickeln, habe vieles nur mit einem Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Zudem habe ich einige Stellen nur überflogen, da ich sie langatmig und unrelevant empfunden habe. Vieles war für mich auch moralisch fragwürdig und mir fehlte die emotionale Tiefe der Erzählung, um das Verhalten wenigstens ansatzweise verstehen zu können. Zudem brauche ich in Büchern keine Vulgärsprache und fast schon derbe Sexgeschichten. Da schätze ich Andeutungen mehr.
Ich empfinde "Die Altruisten" als das Porträt einer Familie mit diversen psychischen "Auffälligkeiten". Sicherlich interessant für jemanden mit Hang zur Psychologie. Aber mich konnte es nicht überzeugen. Es fehlte mir die emotionale Ebene, die Chance Sympathie und Verständnis für die Charaktere zu entwickeln.
Gut gefallen hat mir allerdings, wie die Auswirkungen der familiären Bedingungen und der Eltern, auf ihre Kinder dargestellt werden. Auch einige Dialoge und Sätze haben mir sehr gut gefallen. Leider hat dies aber nicht ganz viel herausreisen können. Mich hat das Buch mit einem befremdlichen Gefühl zurück gelassen. Für mich ist die Intention des Autors nicht deutlich geworden, der Roman konnte mich nicht begeistern oder berühren.
Weiterempfehlen kann ich "Die Altruisten" von Andrew Ridker nur sehr bedingt an experimentelle Leser, die Lust haben herauszufinden, ob sie diesem Roman mehr abgewinnen können.