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Veröffentlicht am 05.09.2021

Paulas Entscheidung

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe
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„...Doch, wenn man aufmerksam ist, kann man die ersten Anzeichen schon erahnen. Es sind immer nur kleine Veränderungen, sachte und leise – der Rauchgeruch eines Feuers auf den Feldern, der mit einem Mal ...

„...Doch, wenn man aufmerksam ist, kann man die ersten Anzeichen schon erahnen. Es sind immer nur kleine Veränderungen, sachte und leise – der Rauchgeruch eines Feuers auf den Feldern, der mit einem Mal in der Luft liegt...“

Wir schreiben das Jahr 1878. Die 15jährige Paula Oppenheimer, Tochter eines Rabbiners in Berlin, diskutiert mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Franz, ob schon Herbst oder noch Sommer ist. Noch ahnt sie nicht, dass für sie bald eine Veränderung ins Haus steht.
Die Autorin hat eine berührende Familiengeschichte geschrieben. Man sollte wissen, dass der Hintergrund der Ereignisse auf realen Geschehen beruht. Der Schriftstil ist ausgereift und unterstützt die eher ruhige Erzählweise.
Die Familie kommt zurecht, muss aber Zimmer untervermieten. Dem Geist der Zeit gemäß gibt es natürlich indem gutbürgerlichen Haushalt ein Kindermädchen und eine Köchin.

„...Machst du dir wirklich sorgen um unsere Finanzen? Das musst du nicht. Wir haben nicht viel, aber alles, was wir brauchen...“

Eines wissen die Kinder genau. Auf ihre Eltern können sie sich verlassen, egal mit welchen Anliegen sie zu ihnen kommen.
Schon in jungen Jahren zeigt sich bei Paula eine gewisse literarische Begabung. Sie unterhält ihre Geschwister mit Rätselgedichten.

„...Es läuft und hat keine Beine, es gibt viele und doch nur eine. Wer zu viel hat, kann`s nicht verschenken, wer zu wenig hat, muss es beschränken. Bald geht es langsam, bald schnell...“

Auguste, Paulas Tante, die ebenfalls in Berlin wohnt, bietet der Familie an, Paula zu sich zu nehmen. Sie ist finanziell gut gestellt, hat keine Kinder und einen Mann, der beruflich häufig auf Reisen ist. Auguste hat viele Kontakte zu Künstlern und Schriftstellern, besucht Oper und Konzert. In diese Welt will sie Paula einführen und ihre musische Ausbildung fördern. Offiziell bietet sie Paula die Stelle einer Gesellschafterin an. Paula darf selbst entscheiden, was sie will. Gut werden ihre inneren Konflikte dargestellt. Für sie liegt die Zukunft noch im Dunkeln. Ein Studium ist nicht möglich.
Bei der Tante genießt Paula mehr Freiheiten als im Elternhaus. Sie darf sich ausprobieren, um ihren Weg im Leben zu finden. Natürlich geht nicht alles reibungslos.

„...Heimweh und Sehnsüchte sind tückische Gefühle. Sie gaukeln uns vor, dass das Gras auf der anderen Seite des Weges immer grüner ist...“

Das Zitat zeigt auch, dass die Autorin das Spiel mit Worten und Metaphern beherrscht. Eingebunden in die Geschichte sind etliche Briefe. Sie entsprechen dem Stil der Zeit: romantisch, voller Gefühle. Und es sind gerade Kleinigkeiten und kurze Bemerkungen in den Briefen, die die Zwischentöne des Buches ausmachen und Veränderungen verdeutlichen.
Durch ihren Bruder Franz lernt Paula Richard Dehmel kennen. Nach und nach entwickelt sich eine besondere Beziehung. Doch sowohl die Tante, als auch die Eltern haben einen anderen Blick auf den jungen Mann als die verliebte Paula. Ihr Vater stellt ihr die entscheidende Frage:

„...Macht er dich glücklich?...“

Sie sehen seine Arroganz und seinen Drang nach Selbstbestätigung. Paula kämpft für diese Liebe. Neben den Briefen sind es tiefgehende Gespräche, die einen Blick in die Seelen der Protagonisten gestattet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eher leise Lektüre, die die historischen Gegebenheiten gut widerspiegelt.

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Nicht alles ist, wie es scheint

Wenn die Schatten sterben
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„...In der Richtung von Arians Finger lag ein herrschaftliches Gebäude mit zwei Türmen neben einem weitläufigen Bauernhof….“

Becky hat mit ihrem kleinen Sohn Lübeck verlassen, um ins Schloss ihrer Vorfahren ...

„...In der Richtung von Arians Finger lag ein herrschaftliches Gebäude mit zwei Türmen neben einem weitläufigen Bauernhof….“

Becky hat mit ihrem kleinen Sohn Lübeck verlassen, um ins Schloss ihrer Vorfahren ins Schweizer Solothurn zurückzukehren. Das Schloss muss allerdings gründlich renoviert werden. Dabei wird im Keller die Leiche einer jungen Frau hinter einer Mauer gefunden.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Darin eingebunden ist ein Stück Schweizer Geschichte.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er sorgt unter anderen für den hohen Spannungsbogen. Die Handlung wir in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen darf ich in der Gegenwart an Beckys Ermittlungen teilnehmen, zum anderen erfahre ich, was in dem Jahr 1940 geschehen ist.
Die junge Frau wurde 1940 oder 1941 erschossen. Damit ist der Fall in der Schweiz verjährt. Es wird keine Ermittlungen von Seiten der Polizei geben. Das erklärt Feldweibel Dominik Dornach Becky. Er ist ihr neuer Nachbar.
Seine achtjährige Tochter freundet sich schnell mit dem zehnjährigen Adrian an. Wie die Kinder auf den Fund der Toten reagieren, liest sich so:

„...Pia war ihm dicht auf den Fersen. „Stopp, ihr beiden! Wo wollt ihr hin“ „Wohin wohl?“, sagte Adrian. „In den Keller.“ „Wozu?“ „Die Leiche sehen.“...“

Pia erweist als altkluge junge Dame, die genau weiß, was sie will.
Sehr interessant fand ich das historische Geschehen im Jahre 1940. Dort treffe ich Emma. Sie arbeitet in der Waffenfabrik von Beckys Großvater, Herrn von Colberg. Der ist Deutscher, und er produziert auch für Deutschland. Wie er wirklich zu den Nazis stand, erkennt man in der Geschichte relativ spät. Er ist erfahren genug, Sein und Schein auseinander zu halten.
Emma ist aufgeschlossen und politisch interessiert. Der folgende Satz hat mich sehr überrascht, da ich immer der Meinung war, dass die Neutralität der Schweiz nie infrage stand.

„...Hitler hat die Schweiz im eisernen Griff...“

Becky will genauer wissen, was 1940 passiert ist. Sie ahnt nicht, dass sie damit in ein Wespennest stochert und sich und ihren Sohn in Lebensgefahr bringt. Nicht jeder möchte, dass die Vergangenheit aufgedeckt wird. Nur gut, dass sie sich in jeder Situation auf Dominik verlassen kann.
Dominik ist in seinem Beruf sehr akribisch. Im Privatleben wechselt er gern einmal die Freundin. Mit Pias Mutter ging es gar nicht. Die beiden sind wie Feuer und Wasser.
Ab und an gibt es zwischen Becky und Dominik auch amüsante Szenen. Dabei wird der Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz thematisiert. Becky lädt Dominik zum Essen ein.

„...“Bei meiner Behörde gibt es auf Einladungen eine simple Regel. Wir dürfen alles annehmen, was wir auf einmal verzehren können.“ Becky grinst. „Pragmatisch. Ich wage zu bezweifeln, dass deutsche Beamte in der Lage sind, derart einfache Regeln aufzustellen.“...“

Im Strang der Vergangenheit treffen immer wieder diejenigen aufeinander, die für einen Anschluss der Schweiz an Deutschland sind, und diejenigen wie Emma, die konsequent dagegen sind. Gerade bei den Beamten ist es allerdings schwer, das wirkliche Gedankengut einzuschätzen.
Zu den beeindruckendsten Gesprächen gehört der Dialog zwischen Pia und Becky.

„...Ich glaube nicht, Dass wir unsere Kinder auf längere Sicht in Formen pressen können, die wir uns für sie ausdenken. Sie sind uns von der Vorsehung nicht zu Eigentum gegeben, sondern nur in Obhut, damit wir ihnen helfen können, ihren Weg zu finden...“

Wenige Minuten vorher hatte Pia ihre Mutter zur Weißglut gebracht.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich habe eine Menge über die Schweizer Geschichte gelernt. Gleichzeitig hat es der Autor verstanden, mich bei der Auflösung der Geschehnisse gekonnt zu überraschen.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Gute Idee mit kleinen Unzulänglichkeiten

Wo das Licht herkommt
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„...Ich fliehe nicht vor mir selbst, sondern vor meinem Geschlecht und der Bestimmung, die mir eingeimpft wurde...“

Wir schreiben das Jahr 1767, als Phiippine ihr Elternhaus verlässt. Angetan mit den ...

„...Ich fliehe nicht vor mir selbst, sondern vor meinem Geschlecht und der Bestimmung, die mir eingeimpft wurde...“

Wir schreiben das Jahr 1767, als Phiippine ihr Elternhaus verlässt. Angetan mit den Kleidern ihres Bruders macht sie sich auf den Weg in ein eigenes Leben. Sie sollte den Bauernsohn Seppl heiraten. Sie hatte gesehen, wie der mit Tieren umging und ahnte, was sie erwartete.
Die Autorin zeichnet in ihrem Roman das Leben einer jungen Frau nach, deren Bildungshunger sich nur in Männerkleidung stillen lässt Der Schriftstil ist ausgefeilt und zum Teil poetisch oder träumerisch.

„...Ich schließe die Augen, fliege mit meinem Vogel hinauf bis zu den Wolken. Wir queren hohe Gebirge, tiefes Meer...“

Das kann aber leider nicht über manche Unzulänglichkeit hinwegtäuschen. Das Geschehen wird nicht chronologisch erzählt. Es blieb mir als Leser überlassen, herauszufinden, in welchem Jahr und in welcher Stadt die Handlung gerade spielte. Das konnte innerhalb eines Kapitels ohne jegliche Vorankündigung mehrmals wechseln.
Eigentlich beginnt die Geschichte mit Phillipinas Schiffsreise nach Coimbra in Portugal, wo sie Kartographie studiert. Sie träumt von einer Weiterreise nach China. In Coimbra lernt sie die Welt der Automaten kennen.

„...Automaten sind unsere Zukunft! Bald wird niemand mehr arbeiten...“

Phillipina würde gern einen Automaten bauen, mit dem man fliegen kann. Der soll ihr den Weg an den Hof des chinesischen Kaisers ebnen.
Es ist eine Zeit des Aufbruchs, was auch in dem folgenden Zitat zum Ausdruck kommt.

„...Die Menschen sehnen sich nach Neuem und sie fürchten es. Sobald das Neue sich anschickt, ihr Leben zu verändern, winden sie sich wie ein Wurm...“

Wie schon erwähnt, gibt es immer wieder überraschende Rückblenden. Philippines erster Weg führt sie nach Wien. Dort bekommt sie einen Platz am Gymnasium. Es ist eine Gratwanderung, das Weiblichsein zu verbergen. In Rom studiert sie Medizin. Dazu allerdings gibt es nur wenige Episoden. Aufgeschlossen für Neues, interessiert sie sich für die Impfung gegen Blattern.
Nicht immer wird deutlich, wenn sie als Frau erkannt wurde. Manche Episode liest sich, als wäre sie missbraucht worden. Doch es bleibt dabei eher vage.
Ab und an kommen Erinnerungen an ihr Elternhaus. Sie schreibt den Brüdern Briefe, die sie nie abschickt.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Während der erste Teil in Europa spielt,befindet sich Philippina im zweiten Teil im Reich der Mitte. Dort wird plötzlich linear erzählt.
Das Potential der Geschichte wurde leider nicht ausgeschöpft. Der Wechsel der Zeiten wirkt sich ungünstig auf Lesefluss und Konzentration aus. Daran können auch der gehobene Sprachstil und die fesselnden Dialoge nur wenig ändern.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Gemeinsam schafft man viel

Duden Leseprofi – BMX und sonst nix, 2. Klasse
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„...Benno ist neu in der Stadt. Er hat eine neue Wohnung. Er geht an eine neue Schule. Und Benno sucht neue Freunde...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein Kinderbuch für Erstleser. Die Geschichte lässt sich ...

„...Benno ist neu in der Stadt. Er hat eine neue Wohnung. Er geht an eine neue Schule. Und Benno sucht neue Freunde...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein Kinderbuch für Erstleser. Die Geschichte lässt sich gut lesen. Die Schriftgröße ist für die Zielgruppe angemessen. Die Sätze sind kurz und leicht verständlich. Die Texte auf den einzelnen Seiten sind überschaubar.
Benno lernt in seiner Klasse das Mädchen Matti und den Jungen Alexis kennen. Sie treffen sich zum Radfahren. Benno und Matti können mit ihrem BMX – Rad einige Kunststücke. Da kann Benno mit seinem Klapprad nicht mithalten.
Doch die Drei lassen sich eine Menge einfallen, wie Benno zu einem BMX – Rad kommen könnte. Bei dieser Zusammenarbeit entwickelt sich eine schöne Freundschaft.
Viele farbige Illustrationen veranschaulichen das Geschehen. Sie sind realistisch gezeichnet.
Um das verstehende Lesen zu fördern, gibt es im Buch acht sogenannte Profifragen. Sie geben jeweils drei Antworten vor und beziehen sich auf den Text der entsprechenden Seite. Das Lesezeichen dient als Lösungsschlüssel.
Am Ende des Buches werden nochmals drei Fragen für Vollprofis gestellt.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeigt, was Freundschaft vermag.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Beeindruckende Analyse

Arab
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„...Um zu verstehen, woraus sich die arabische Identität speist – die ja bei aller Uneinigkeit und Differenz zwischen den Arabern der Anlass dafür ist, dass sie das Traumgespinst von politischer Einheit ...

„...Um zu verstehen, woraus sich die arabische Identität speist – die ja bei aller Uneinigkeit und Differenz zwischen den Arabern der Anlass dafür ist, dass sie das Traumgespinst von politischer Einheit wahrzumachen versuchen – müssen wir darum auf ihre Sprache hören und weit in die Zeiten vor der Entstehung des Islam zurückgehen...“

Diese Worte stammen aus einem Sachbuch, dass von den Anfängen bis zur Gegenwart die Geschichte der Araber untersucht und darlegt. Dabei ziehen sich zwei Schwerpunkte wie ein roter Faden durch das Buch. Das ist zm einen die Entwicklung der Sprache, zum anderen der Gegensatz zwischen Sesshaften und Beduinen.
Der teilweise sachliche und stellenweise fast poetische Schriftstil verlangt viel Aufmerksamkeit. Das ist mit Sicherheit kein Buch, das man am Stück hintereinander liest.
Ich möchte mich in meiner Rezension auf wenige Schwerpunkte konzentrieren und die mit Zitaten belegen.

„...Trotz des erheblichen Unterschiedes sollte inzwischen klar sein, wie falsch es ist, die „arabische Geschichte“ mit dem Islam oder den „Arabern“ anfangen zu lassen. Das Fundament der Geschichte bilden die Südaraber, die sich in ihrer Blütezeit nie auch nur entfernt als Araber betrachteten...“

Der Autor geht weit zurück bis ins Jahr 900 vor Christi. Er zeigt die geografischen Besonderheiten auf und legt dar, welche Völker und Stämme in der damaligen Zeit existiert haben. Schon damals bilden sich in den bewässerten Teilen sesshafte Völker heraus, während in der Wüstengegend das Nomadentum überlebenswichtig war.

„...Ihre semitischen Wurzeln einten sie, doch die semantischen Verzweigungen trennten sie...“

Einer der Schwerpunkte ist die Entstehung der Schrift, bevor sich der Autor dann dem Islam zuwendet. Ausführlich werden Kriege und Konflikte beschrieben. An vielen Stellen zitiert der Autor Originaldokumente und zeigt damit die Vielfalt des kulturellen Lebens auf. Dem haben auch die dauernden Kämpfe nur selten geschadet. Was dabei aber geändert hat, ist die Sprache. Hocharabisch war nie die Sprache aller Araber und doch war sie das verbindende Glied. Mohammed nutzt die Schrift .

„...Worauf es im Koran ankommt, ist nicht das, was er sagt, sondern wie er es sagt. Es ist nicht die Logik, die zählt, sondern die Magie...“

Es folgen Jahre des Aufstiegs und des Niedergangs. Die Ausbreitung des Islam bis nach Spanien und der kulturelle und wissenschaftliche Aufstieg der arabischen Welt sind begleitet von Kriegen und Auseinandersetzungen. Die Vermischung verschiedener Stämme und dem Auf und Ab der Entwicklung gibt der Autor viel Raum. Der folgende Satz scheint für die arabische Welt gjundlegend zu sein.

„...Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen...“

Dabei arbeitet der Autor unter anderen zwei Punkte heraus, die nun entscheidend für die weitere Entwicklung waren. Das ist zum einen der Überfall der Mongolen, zum anderen die Erfindung des Buchdruckes. Letzteres war für die arabische Schrift ein Desaster.
Interessant fand ich, wie weit sich arabische Begriffe über andere Kontinente verbreitet haben.
Ausführlich beschäftigt sich der Autor mit der jüngeren Vergangenheit.

„...Die imperialen Linienzieher haben in dieser Hinsicht eine Menge zu verantworten...“

Gerade dieser Satz wird von ihm mit vielen Beispielen unterlegt. In dieser Gegend der Welt zählen eben nicht in erster Linie Völker, sondern Stämme. Die Spuren der Vergangenheit sind heute noch tief verwurzelt. Und das sorgt für Gegensätze, statt für Einheit. Das kann man auch sehr poetisch formulieren:

„...Zeit lässt sich als Sanduhr betrachten, aber ebenso als Ziehharmonika – eine, die Variationen sehr alter Motive spielt...“

Was mich sehr überrascht hat, ist der äußerst kritische Blick des Autors auf Israel und seine Stellung in diesem Teil der Welt.
Ein inhaltsreiches Nachwort, mehrere Karten und ein umfangreicher Anhang ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat meinen Blick für einen Teil der Geschichte geschärft.
Gerade aus dem Geschehen der letzten Tage heraus möchte ich meine Rezension mit einem dazu ausgewählten Zitat beenden, über das man durchaus kontrovers diskutieren kann:

„...Freiheit kann niemand gegeben werden; Freiheit nimmt man sich, und jeder ist so frei, wie er will...“