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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2018

Zauberhafte Weihnachtsgeschichte

Weihnachtswunder in den Bergen
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„...Wisst ihr, […] genauso ist es, wenn Gottes Licht in unser Leben fällt. Mit einem Mal verblassen, nein, verschwinden unsere eigenen, selbst entzündeten Lichtquellen in ihm, und alles erstrahlt im reinsten ...

„...Wisst ihr, […] genauso ist es, wenn Gottes Licht in unser Leben fällt. Mit einem Mal verblassen, nein, verschwinden unsere eigenen, selbst entzündeten Lichtquellen in ihm, und alles erstrahlt im reinsten Glanz...“

Der alte Bauer Hannes trauert um seine Frau. Außerdem stören ihn die vielen Veränderungen, die Sabrina, die Schwiegertochter,einführt. Deshalb entschließt er sich kurz vor Weihnachten auf die Hütte in die Alm zu ziehen. Seine Gedanken klingen so:

„...Der Frieden, den er – alleine für sich – auf der Alm zu finden gedachte, war ihm mehr wert als alles andere...“

Der sechsjährige Julius wünscht sich zu Weihnachten viel Schnee und eine Herberge. Der Schnee könnte wahr werden, denn die Familie will die Feiertage in den Bergen verbringen. Julius` Mutter ist schwanger. Sie bittet deshalb ihre Schwester Chrissi, mit den Zwillingen Julius und Josie schon einmal in die Hütte zu fahren. Die Eltern wollen zwei Tage später nachkommen.
Die Autorin hat eine berührende Weihnachtsgeschichte geschrieben. Der Schriftstil ist dem Thema angemessen.
Gut charakterisiert werden die Protagonisten. Die Zwillinge Josie und Julius sind wie Tag und Macht. Julius ist ruhig und nachdenklich, Josie sehr lebhaft. Sie kann nicht lange still sitzen.
Auf der Anreise gerät Chrissie mit den Zwillingen in einen Schneesturm. Sie biegt falsch ab und hat einen Unfall. Zu Fuß erreichen sie Hannes` Hütte. Für Julius hat sich damit ein Gebet erfüllt. Die Hütte ist für ihn die gewünschte Herberge. An vielen Stellen wird deutlich, dass Julius trotz seiner sechs Jahre fest im glauben steht.
Sehr detailliert wird erzählt, wie sich das Zusammenleben auf engsten Raum gestaltet. Nicht nur bei Hannes hinterlassen die Tage Spuren. Es wird für alle ein besonderes Weihnachtsfest.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Gekonnt verbindet die Autorin das Weihnachtsgeschehen zu Jesu Geburt mit dem Erleben der Protagonisten.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Eine kleine Kostbarkeit

Hildegards Schatzkiste
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„...Gott wird vom Menschen erkannt, und um des Menschen willen hat Gott alle Geschöpfe erschaffen...“

Nach einem Vorwort lässt das handliche Büchlein in acht Kapiteln das Leben der Hildegard von Bingen ...

„...Gott wird vom Menschen erkannt, und um des Menschen willen hat Gott alle Geschöpfe erschaffen...“

Nach einem Vorwort lässt das handliche Büchlein in acht Kapiteln das Leben der Hildegard von Bingen lebendig werden.
Das Vorwort gibt einen Einblick in die vielfältigen Lebensaufgaben von Hildegard. Im ersten Kapitel wird ihr Wirken behandelt. Es wird dargelegt, dass sie vielfältig interessiert war und häufig bei praktischen Arbeiten selbst Hand mit angelegt hat.
Die folgende sieben Kapitel sind dann ähnlich aufgebaut. Zuerst gibt es zum gewählten Thema hinweisende Ausführungen. Danach folgen Originalzitate der Hildegard von Bingen.
Im dritten Kapitel geht es um Gott, Mensch und die Welt. Das Eingangszitat stammt aus diesem Abschnitt.
Danach folgen Ausführungen zum Thema Männer und Frauen. Hildegard wusste als Nonne erstaunlich gut über den weiblichen Körper Bescheid. Zur Frage der Menstruation sagt sie:

„...Das Bächlein der Zeit der Monatsblutung ist bei der Frau ihre zeugende Lebenskraft und Blüte, die in der Nachkommenschaft Laub trägt...“

Auffallend ist die bildhafte Sprache der Autorin.
Im fünften Kapitel geht es um Lebensführung und Wohlergehen. Einige ihrer medizinischen Ausführungen sind noch heute aktuell. Vor allem mit ihrer Forderung nach sauberen Wasser war sie ihrer Zeit voraus.
Nun folgen Hinweise zur gesunden Ernährung. Sie schätzte Dinkel und Hafer sowie vielfältige Gewürze. Ihre Aussagen zu Fischen und deren Lebensweise zeigen, dass sie eine gute Beobachterin war. Bei mehreren Krankheiten empfiehlt sie Bier.
Verschiedene Rezepte vervollständigen das Kapitel.
Im siebten Abschnitt gibt es Hinweise zur Erziehung und zum gedeihlichen Umgang miteinander. Auch wenn die Sprache in unseren Ohren ungewohnt klingt, kann der folgende Ratschlag problemlos auf das Heute übertragen werden:

„...Ein Meister der Seelenführung aber wird sowohl die Stärke als auch die Schwäche sowie die sonstigen Eigenschaften seiner Untergebenen, ferner die Art seiner Verfehlung sorgfältig abwägen...“

Das letzte Kapitel enthält einige der Liedtexte und der Gebete von Hildegard.
Quellenhinweise schließen das Büchlein ab.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Durch die Originalzitate wirkt es authentisch und zeichnet ein umfassenden Bild einer Frau, die sich in einer von Männer beherrschten Welt bewährt und durchgesetzt hat.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Fesselnd, düster, vielschichtig

Die Melodie der Schatten
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„...Plötzlich überkam sie Mitleid mit diesem Mann, den sie bis vor wenigen Tagen noch nicht einmal gekannt hatte und der seither immer wieder Unbehagen, Unsicherheit und Furcht in ihr hervorrief...“

Wir ...

„...Plötzlich überkam sie Mitleid mit diesem Mann, den sie bis vor wenigen Tagen noch nicht einmal gekannt hatte und der seither immer wieder Unbehagen, Unsicherheit und Furcht in ihr hervorrief...“

Wir schreiben das Jahr 1837. Fiona Hemington, Tochter eines schottischen Richters, ist mit ihrer Tante in einer Kutsche in den Highlands unterwegs. Sie soll nach dem Tode der Mutter bei der Tante in Edinburgh leben. Plötzlich bleibt die Kutsche stehen. Trotz Verbots der Tante verlässt Fiona den Wagen, um zu sehen, was passiert ist. Das rettet ihr das Leben. Nur mit den Sachen, die sie am Leib trägt, erreicht sie nach einem Marsch durch Kälte und Regen ein Herrenhaus. Dort trifft sie auf Laird Aidan, den Hausherrn.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus. Sie hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Personen werden gut charakterisiert. Fiona ist eine junge Frau, die besondere Begabungen hat. Ihr Vater aber sah das anders und hat sie im Haus versteckt. In seinen Augen war sie nicht vorzeigbar.
Aidan hütet ein dunkles Geheimnis. Er gibt sich Fiona gegenüber herrisch, bestimmend und abweisend. Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass ihn ihr Name bekannt ist. Manche seiner Aussagen wirken mysteriös, so als er zu Fiona sagt:

„...Ja, ich neige sogar zu der Ansicht, dass Sie noch nicht einmal wissen, wer Sie selbst sind...“

Für Fiona ist das Herrenhaus anfangs ein Haus des Schreckens. Sie glaubt, des Nachts Musik und ein Klopfen zu hören. Eigenartige Träume verunsichern sie. Außerdem fühlt sie sich überwacht.
Der Schriftstil ist ausgereift und unterstützt die fesselnde Handlung. Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche zwischen Aidan und Fiona. Anfangs vor allem von Aidans Seite durch Überheblichkeit und Ablehnung gekennzeichnet, ändert sich ihr Charakter nach und nach. Dann gibt es Dialoge zwischen ihnen, die mehr verschweigen als sie aussagen. Beide lernen, das der andere vielleicht doch nicht der ist, wie sie ihn am Anfang eingeschätzt haben. Aus Fionas Worten spricht viel Bitterkeit, wenn sie formuliert.

„...Ich glaube daran, weil ich weiß, dass ein Leben ohne Liebe die Hölle seine kann...“

Aidan hatte sie gefragt, ob sie an Liebe und Vergebung glaubt. Er begreift ebenfalls, dass Fiona nicht das charakterliche Ebenbild ihres Vaters ist.
Völlig gegensätzlich sind die Gespräche von Fiona mit dem örtlichen Pfarrer und seiner Frau. Während erstere sie mit Klatsch und Tratsch versorgt und ihr Unbehagen eher stärkt als abzubauen, hält sich der Pfarrer seltsam bedenkt.
Durch Aidan erhält Fiona einen neuen Blick auf Schottland. Sie erfährt,dass das Land nach dem letzten Niederlage seine Seele verloren hat. Aidan sieht seine Heimat so:

„...Er liebte den Anblick eines heranbrechenden Morgens, die Sonne, die sich ihren Weg durch die Wolkendecke bahnte, den aufsteigenden Nebel vertrieb und schließlich das Land in Licht tauchte...“

Das Zitat zeigt, dass die Autorin das Spiel mit Worten und Metaphern ausgezeichnet beherrscht.
Als Leser darf ich verfolgen, wie Fiona an Selbstbewusstsein gewinnt und Schritte unternimmt, die Geheimnisse des Hauses zu ergründen. Gleichzeitig gewinnt sie zunehmend die Anerkennung der Bewohner.
Es gibt weitere interessante Facetten und Handlungsstränge. Die darf der zukünftige Leser selbst erkunden, denn sonst müsste ich zu tief in die Handlung einsteigen.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat des schottischen Dichters Robert Burns in Englisch. Außerdem wurde die deutsche Übersetzung abgedruckt.
Zu Beginn des Buches befindet sich eine historische Karte Schottlands. Im Anhang geht die Autorin ausführlich auf verschiedene Aspekte der Handlung und ihre historischen Wurzeln ein. Ein Glossar, Stöbertipps, schottisch-gälische Ausdrücke und zwei Personenverzeichnisse, getrennt nach historisch belegt und von der Autorin kreiert, ergänzen das Buch.
Das Buch im Stile eines schottischen Schauerromans hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt an vielen Stellen von ausführlichen Recherchen der Autorin. Diese malt ein sehr differenziertes Bild nicht nur der Lebensverhältnisse in Schottland. Es werden sehr dunkle Kapitel der Geschichte gestreift.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Sehr schönes Kinderbuch

Wir Mäuse
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„...Das weiche Gras streichelte und kitzelte ihre Pfoten. Es war an manchen Stellen noch feucht vom Morgentau, aber das störte Schnuffen nicht...“

Vor langer Zeit gab es einen großen Wald, in den die ...

„...Das weiche Gras streichelte und kitzelte ihre Pfoten. Es war an manchen Stellen noch feucht vom Morgentau, aber das störte Schnuffen nicht...“

Vor langer Zeit gab es einen großen Wald, in den die Menschen noch nicht vorgedrungen waren. Dort lebte die kleine Waldmaus Schnuffen in einem gemütlichen Mäusebau unter einem Baum. Als sie an der Futterstelle auf die anderen Mäuse trifft, erzählen die, dass eine neue Gattung Mäuse angekommen ist. Zusammen mit Fred will Schnuffen sie sich ansehen.
Die Autorin hat eine spannendes Kinderbuch zu den Themen Toleranz und friedliches Miteinander geschrieben.
Der Schriftstil ist kindgerecht und trotzdem abwechslungsreich. Es werden Schnuffens Erlebnisse mit ihren Freunden erzählt. Manche Erkenntnis aber gewinnt die kleine Maus durch sehr abenteuerliche Träume. Dort lernt sie zum Beispiel, dass Streit und Unfriede kein gedeihliches Miteinander ermöglichen. Hinzu kommt, dass sich die Mäuse vorsichtig im Wald bewegen müssen, denn dort lauert auch ihr Feind, die Eule.
Eine Frage bewegt Schnuffen besonders. Was haben die Fledermäuse mit dem grünen Licht zu tun, dass neuerdings in der Nacht in Schnuffens Bau dringt? Eine weise Maus fasst zusammen, worum es wirklich geht:

„...Wir sind trotz aller Verschiedenheit doch eine Familie, nämlich eine große Waldfamilie...“

Viele farbige Bilder veranschaulichen die Geschichte. Sie geben den Protagonisten ein Gesicht und zeigen, wo diese leben.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Eher historischer Roman als Krimi

Alchimie einer Mordnacht
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„...Natürlich sollte eine Zeit kommen, da ich gezwungen sein würde, reumütig zuzugeben, dass sie klug waren, wo ich dumm war, denn hätte ich aufmerksamer darauf geachtet, was vor sich ging […], ich hätte ...

„...Natürlich sollte eine Zeit kommen, da ich gezwungen sein würde, reumütig zuzugeben, dass sie klug waren, wo ich dumm war, denn hätte ich aufmerksamer darauf geachtet, was vor sich ging […], ich hätte mir eine Menge Schwierigkeiten und Kummer erspart....“

Christian Stern ist gerade in Prag angekommen, als er eine tote junge Frau findet. Er begibt sich zur Festung, um die Wächter zu bewegen, ihn zur Toten zu begleiten. Die aber erschrecken, denn die Tote ist die Tochter der kaiserlichen Arztes Dr. Kroll und außerdem die neueste Mätresse des Kaisers. Felix Wenzel lässt Christian als möglichen Täter verhaften. Nach der Intervention von Philipp Lang kommt er frei. Er erhält sogar vom Kaiser den Auftrag, den Mörder zu finden.
Der Autor hat eine imposanten Zeitgemälde vom Leben am Hofe Kaiser Rudolfs geschrieben. Die Krimihandlung geht dabei aber fast unter.
Der Autor verwendet einen gehobenen Schriftstil. Er lässt Christian Stein sein Erleben selbst erzählen. Das Eingangszitat fällt nach der ersten Begegnung mit wichtigen Männern am Hofe.
Das Buch zeichnet sich durch eine sehr detaillierte Beschreibung von Personen und Orten aus. Kaiser Rudolf erscheint als eine widersprüchliche Persönlichkeit. Er verleiht schnell sein Gunst, lässt aber Menschen genauso schnell fallen. Christian lernt seine exotische Sammlung kennen. Von Alchimie und Astrologie lässt sich der Kaiser begeistern und verführen. Die folgenden Sätze stammen aus einem Gespräch,dass der Kaiser mit Christian führt:

„...Wir haben weder in Menschen noch in Gott auch nur das geringste Vertrauen. Die Welt besteht nur aus Schlechtigkeit und Narretei, und Himmel und Hölle sind nichts als eine Lüge, um uns zu beruhigen oder uns Angst einzujagen...“

Es gibt weitere Gespräche zwischen beiden, die vor allem ein Schlaglicht auf den Charakter des Kaisers und seine Lebenseinstellungen werfen. Christian selbst hat sich von der Alchimie verabschiedet und beschäftigt sich mit Naturphilosophie.
Am Hofe lernt er Kepler kennen. Dabei spürt er auch die Spannungen, die zwischen diesen und Brahe bestehen. Kepler ist sehr scharfzüngig. Er weiß um seine Fähigkeiten und ist gewillt, seine Ziele zu erreichen. Der Dialog von Stern und Kepler unterscheidet sich schon durch seine Tiefe von den eher oberflächlichen Gesprächen mit dem Kaiser.
Es braucht Zeit, bis Christian die Verhältnisse am Hof durchschaut. Freund und Feind auseinanderzuhalten ist schwierig, ja fast unmöglich, denn die Beziehungen sind nicht statisch. Jeder versucht, Christian für seine Zwecke einzuspannen. Die Frauen machen dabei keine Ausnahme. Die Moral am kaiserlichen Hof ist eher als leicht zu bezeichnen. Kepler warnt ihn deutlich:

„...Mein Freund, glaubt Ihr denn, an diesem Hof gibt es irgendwelche Geheimnisse?...“

Bei des Kaisers Geliebten klingt das so:

„...Das Leben am Hof, wie Ihr es nennt, ist der Unsittlichkeit recht förderlich. Sie ist alles, was wir haben, um den Überdruss abzuwenden, die Monotonie, die Langeweile des Ganzen hier...“

Bei all den Aktivitäten bleibt Christian kaum Zeit, sich um den Mord zu kümmern. Sein erster Verdächtiger wird alsbald schon als Leiche gefunden. Dadurch ist das Buch für mich auch eher ein historischer Roman als ein Krimi. Zwar werden die Morde am Ende aufgeklärt, aber ohne irgendwelche relevanten Ermittlungen.
Ein informativer Anhang trennt Realität von Fiktion.
Die Anzahl der Sterne erhält das Buch vor allem wegen seines ausgereiften Schriftstils.