Wenn aus Liebe Verzweiflung wird
„...Justizrat Georg Knauer ist ein sorgfältiger Mann. Er weiß, es kommt auf die richtigen Maße an, will er seinen geheimen Auftrag ordentlich erfüllen...“
Wir schreiben das Jahr 1846. Justizrat Georg ...
„...Justizrat Georg Knauer ist ein sorgfältiger Mann. Er weiß, es kommt auf die richtigen Maße an, will er seinen geheimen Auftrag ordentlich erfüllen...“
Wir schreiben das Jahr 1846. Justizrat Georg Knauer ist beauftragt, das Grab von Herzogin Luise zu finden. Sie ist die Mutter von Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem Prinzgemahl von Queen Victoria. Albert war 5 Jahre alt, als er seine Mutter das letzte Mal gesehen hat.
Die Autorin hat eine umfassende Biografie der Herzogin geschrieben. Gleichzeitig wurden die historischen Geschehnisse gekonnt in die Geschichte integriert.
Der Schriftstil liest sich über weite Strecken sachlich. Mit eigenen Urteil hält sich die Autorin weitgehend zurück. Dafür zitiert sie an vielen Stellen aus historischen Quellen.
Luise war 16 Jahre, als sie mit Ernst von Sachsen – Coburg vermählt wurde. Ihre Schwiegermutter wollte die Hochzeit gern hinausschieben, sie hatte aber keine Chance.
Luises Freundin, Julie von Zerzog, äußert über Luise:
„...Wie sehr hatte Julie Luise immer bewundert, diese lebhafte und unbedarfte Prinzessin aus Gotha, die so viel Sinn für Humor hat und die sich gegen jedermann so freundlich und heiter zeigt – vom Glück scheinbar begünstigt durch ihren fürstlichen Stand...“
Luise ist in Gotha sehr frei aufgewachsen. Der Gothaer Hof war aufgeschlossen für Themen der Wissenschaft. Es wurde viel gelesen. Allerdings wurde Luise dadurch kaum vorbereitet auf ihre Rolle als Ehefrau eines herrschenden Fürsten. Sie ist in Ernst verliebt. Für den allerdings ist sie dadurch die letzte Chance für eine standesgemäße Ehe, denn auf Grund seiner Affären haben schon viele Herrscherhäuser abgewinkt. Luise bietet für Ernst die Möglichkeit, Land und Macht zu erweitern. Während in Gotha genügend Geld vorhanden ist, muss man in Coburg genau rechnen.
Luise will geliebt werden. Für Hofintrigen fehlt er die Erfahrung. Damit ist die Katastrophe fast vorprogrammiert.
Ausführlich beschreibt die Autorin die Hochzeit und den Brautschatz. Auch Rosenau, wohin Ernst seine Ehefrau bringt, wird detailliert dargestellt.
Einen breiten Raum im Buch nimmt Leopold, Ernsts Bruder, ein. Seine Kontakte zur englischen Krone ebnen den Weg für den Aufstieg des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha. Im Gegensatz zu Ernst weiß sich Leopold geschickt auf diplomatischen Parkett zu bewegen. Er arbeitet leise und weiß genau, was er will.
Ernst dagegen will mit dem Kopf durch die Wand. Das betrifft insbesondere den Umgang mit seinen Affären. Damit gibt er aber den Libellenschreibern einen Freibrief, ihn öffentlich bloßzustellen.
Die Geschichte wird nicht durchgehend chronologisch erzählt. Dadurch erschließt sich erst nach und nach, warum Luise so gehandelt hat, wie sie gehandelt hat. Ernsts Motivation dagegen wird schnell deutlich. Allerdings bleibt sein Tun trotzdem undurchsichtig. Was er heute noch für gut befand, war am nächsten Tag schon seiner Kritik unterworfen.
Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung oder Einleitung, die kursiv und in deutlich kleinerer Schrift gesetzt ist.
Vielfältige Fotos veranschaulichen das Geschehen.
Ein Nachwort, Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis vervollständigen das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es skizziert das Bild einer jungen Frau, die geliebt werden wollte und an den Konventionen ihrer Zeit zerbrochen ist.