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Veröffentlicht am 15.02.2023

Von nächtlichen Versprechen, Vampiren, Blut und der Kunst der Liebe zu Geschwistern und Nachbarinnen.

A Night of Promises and Blood
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A night of promises and blood von Anne Pätzold

Wie die Welt einen sieht, und wie man sich selber sieht, das sind ja bekanntlich zwei verschiedene Dinge. Die einen sehen in einem etwas ganz Besonderes, ...

A night of promises and blood von Anne Pätzold

Wie die Welt einen sieht, und wie man sich selber sieht, das sind ja bekanntlich zwei verschiedene Dinge. Die einen sehen in einem etwas ganz Besonderes, die anderen finden uns zu unscheinbar, so dass wir selbst bald daran glauben, und das Besondere in uns nicht mehr sehen oder glauben, wenn es denn dann wirklich auftaucht. Und zwar so stark und blühend, dass es von anderen nicht unbemerkt bleibt. Und dann gibt es die Wesen, die sich selbst für ein Monster halten, weil sie sind, was sie sind. Doch wie anfangs erwähnt …. Oftmals sieht die Welt, oder eine einzelne Person, einen anders, als man selbst sich sieht. Ich rede hier von Wesen? Nun ja. Vorliegendes Buch hat einen Fantasy-Anteil, also ja. Und wieso komme ich hier auf das Thema des „Sich selbst sehens“? Vielleicht, weil ich befunden habe, dass die Protagonisten in „A Night of Promises and Blood“ oftmals gar nicht wissen, wie sie auf andere wirken. Und das Ganze kommt so ….

Worum es in der Geschichte geht:

Der Inhalt des Buches ist eigentlich recht schnell erzählt. Winnie und ihre jüngere Schwester Sasha sind nach New York gezogen und leben dort in einer WG. Sasha wegen ihres Kunststudiums (und vielleicht auch ein wenig der Freiheit wegen), und Winnie ….. zum einen um auf Sasha aufzupassen….. und zum anderen um ihrer beider Vater zu suchen, der sie in der Kindheit verlassen hat. In die Wohnung nebenan zieht schon bald die mysteriöse Jo. Und wie das in guten Liebesgeschichten so ist, leugnet man sich selbst gegenüber Anziehung, die schon bald zwischen Winnie und Jo entsteht. Da Jo ebenfalls ein Kunststudium absolviert, und deswegen sehr viel Zeit mit Sasha verbringt, hilft bald das Leugnen nicht mehr. Doch die Geschichte wäre hier zu Ende, wenn ich nicht anfangs „mysteriös“ erwähnt hätte. Denn Jo scheint ein Geheimnis zu haben. Und auch Winnie ist nicht immer ehrlich zu Sasha was den Stand der Suche nach dem Vater angeht. Hinzu kommt noch die Kunstliebe beider Schwestern, die sich bei Winnie so manifestiert, dass sie eine Kunst-App entwickeln möchte. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf …… in eine ganz andere Richtung als man anfangs denkt.

Cover und Gestaltung:

Die Gestaltung des Buches ist einfach nur mega toll, das muss mal gesagt sein. Erstmal das Cover – wow. Für Jemanden, der selbst verliebt in alle Arten und Ausdrucksweisen der Kunst ist, trifft das Cover genau diesen Nerv der künstlerischen Gestaltung. Den Innenteil zieren dann kunstvolle Blumen über den Kapiteln, und zwar die, die wir auf dem Cover sehen. Und die haben im Buch dann auch tatsächlich eine Bedeutung, genauso wie Jo’s rote Haare, die auf dem Cover leuchten wie ein Signal, vorsichtig mit ihr zu sein. Rundum gelungen wie ich finde.

Fazit:

Eigentlich ist dieses Buch etwas, das mit 3 Themen aufwartet, die ich grundsätzlich liebe: Vampire, eine Liebesgeschichte (die hier queer ist), und eine Protagonistin, die Kunst und Museen über alles liebt, und mit der ich mich somit vollkommen identifizieren kann. Das Buch ist der erste Teil einer Reihe, und somit ist es klar, dass nicht alle Geheimnisse gelüftet werden, und Fragen auftauchen, die wohl erst im nächsten Teil beantwortet werden können. Der Romance Anteil, bzw. der Part des New Adult überwiegt den Fantasy Teil ein wenig, so dass man eher sagen kann, dass es eine Romance Geschichte ist, die einen leichten Hauch von Fantasy hat. Für New Adult und Romance Liebhaber, die auf Geschichten stehen, die sich langsam entwickeln, ist das ein Pluspunkt. Denn die Anziehung die wir spüren merken wir fast das ganze Buch über.

Die Darstellung der Vampire hier eine sehr moderne ist, und diese somit wenig mit den alten Mythen, dem Dunklen und Mysteriös Geheimnisvollen zu tun haben. Natürlich ist dieser Hauch da, aber für mich bleibt es eben ein Hauch, weil die Geschichte wirklich vollkommen in der Moderne des New Yorks spielt, und Jo auch tatsächlich kein so alter Vampir ist. Das Ganze hat somit den Hauch und den Flair einer modernen New Yorker Liebes-Geschichte. Mir fehlt ein wenig dieser magisch mythische Zauber, dieser Touch der Vampire umgibt. Dieses Geheimnisvolle und Dunkle. Aber auch das ist Geschmackssache. Denn dafür bringt der Schreibstil genau das, er ist magisch und zauberhaft. Auch das Setting eines modernen New Yorks trägt dazu bei, dass wir uns nicht in altertümlichen Szenerien wiederfinden. Das kann gut oder schlecht sein, ganz im Sinne des Buches, und kommt darauf an, welche Vorlieben die Leserinnen und Leser haben. Kommen wir also nochmal zum geschriebenen Wort: Die Sprache und dieser Schreibstil dagegen sind wie wahre Kunst, uns das im Sinne des Buches. Denn sie sind wie ein Gemälde, kein geschriebenes Wort, sondern Worte, die einem Bilder in den Kopf malen. Von Gefühlen, Emotionen und Szenen. Von Zweifeln und Selbstzweifeln. Von Szenerien, und auch teilweise davon, wie es in den Protagonisten aussieht. Und natürlich von der New Yorker Umgebung, und dem Leben, dass Winnie und Sasha in dieser Stadt führen. Manche Textpassagen sind wirklich so wundervoll und poetisch geschrieben, dass ich tatsächlich eine ganze Liste an Lieblingszitaten sammeln konnte. Ein wahrer Pluspunkt des Buches. Was ich mag ist diese stille und langsame Atmosphäre. Sie ist unaufgeregt, trotz der Stadt New York, die niemals schläft. Es gibt so schöne Szenen, gerade in den Gesprächen, die geführt werden.

Ich muss nun zurückgreifen auf die Analyse der Charaktere, weil diese für die Geschichte fast das Wichtigste sind. Denn ich teile die Geschichte für mich in 3 Teile auf. Die ersten beiden passiert nicht viel, in Teil 1 wusste ich sogar tatsächlich nicht so ganz, wo die Geschichte hinwill, und vor allem, wo sie mich hinführt. Der mittlere Teil hat mir ganz gut gefallen, und Teil 3 zum Ende hin, war dann richtig spannend und hat mich mitgerissen. Deshalb kann ich nicht sagen, dass das Buch eines ist, das gleichzeitig die ganze Geschichte über 100 % von sich preisgegeben hat und mir somit seine Geschichte gezeigt hat. Tatsächlich passiert in diesem 1. Teil sogar recht wenig an Handlung. Wir erleben Winnie und Jo, und das langsame Annähern der beiden. Geheimnisse, die vor allem darauf fußen, dass Jo sehr mysteriös rüberkommt, als ob sie eben etwas verschweigt. Und auch in Jo sehen wir diesen inneren Konflikt, was sie selbst von sich denkt, und wie sie auf andere wirkt, hier dann Winnie und Sasha. Überhaupt die Figur von Sasha als Schwester. Sie ist eine wichtige Figur, denn für Winnie ist sie der wichtigste Mensch im Leben, und für Jo wird aus ihr eine gute Freundin. Sie ist wie die Brücke zwischen Jo und Winnie, nimmt beide so wie sie sind, und hat beide auf ihre Art gerne. Wie ein Verbindungsglied zwischen Winnie und Jo.

Erklärend hierzu zu den Charakteren: Ich mag es, wenn in Büchern Perspektivwechsel sind. Dies ist im Normalfall so, dass einige Kapitel der eine, und dann einige der andere Charakter etwas zu sagen hat, man seine Gedanken liest und nachempfinden kann. Hier war dies ebenfalls so, der Perspektivwechsel war da. Aber dadurch, dass das Buch zweigeteilt war in die Sicht von Winnie im vorderen Teil und die Sicht von Jo im hinteren, konnte ich gerade Winnie nicht so gut als Charakter erfassen. Denn ich hätte gerne auch im gerade so wichtigen hinteren Teil etwas darüber erfahren, wie es in ihr aussieht. Hier muss ich aber dazu sagen, dass das vielleicht nur meine persönliche Meinung ist, und andere das eventuell ganz anders sehen, und es für sie okay ist. Das ist eben eine meiner Vorlieben, die Charaktere ein wenig besser zu durchschauen. Und wenn nicht selber herauszufinden, wie sie ticken. Das entgleitet mir hier ein wenig, ist aber nicht ganz so schlimm. Auch wenn die Charaktere und ihr Inneres, ihre Gefühle und Emotionen, für mich schon fast das wichtigste Thema im Buch sind. Denn davon lebt es irgendwie.

Winnie erscheint mal so, und mal so. Ab und an denkt man, dass sie in sich gekehrt und introvertiert ist, und dann wieder ist genau sie diejenige, die die Initiative ergreift, auch bei Jo. Ebenso ist sie diejenige, die sich vor ihre kleine Schwester stellt, wenn diese in Gefahr gerät. Sie hat diesen Beschützerinstinkt gegenüber Sasha. Das Verhältnis der beiden ist auch etwas, das als wahrer Pluspunkt beschrieben werden kann. Fast noch schöner als die Liebesgeschichte wird für mich die Liebe der Schwestern Winnie und Sasha beschrieben. Denn das ist eine Art von Geschwisterliebe, von der manche nur träumen können. Eng, wie eine beste Freundschaft, und indem man sich aufeinander verlassen kann, zueinandersteht. Winnie und Sasha sind wie zwei Seiten einer Medaille. Die eine ruhig und besonnen, die andere gegenteilig. Somit ergänzen sich beide, und das wurde einfach nur unheimlich schön umgesetzt. Denn diese Geschwisterliebe spürt man durch die Zeilen hindurch. Doch auch Jo wirkt erst in sich gekehrt und introvertiert. Bis man dann ihre Sicht der Dinge erfährt im Perspektivwechsel.

Leider gibt es auch das Thema einer Kindheit, die für Winnie und Sasha nicht so schön war. Für Sasha, weil sie immer wieder krank wurde. Und für Winnie, weil sie von ihrer Mutter gar nicht wahrgenommen wurde, weil diese sich nur noch auf ihre Schwester fixiert hat. Was dazu geführt hat, dass Winnie sich etwas unsichtbar gefühlt hat, nicht von ihrer Mutter gesehen. Diese Konflikte mit der Mutter sind bis heute geblieben. Denn Winnie wird nicht wirklich gut von ihr behandelt. Dass der Vater die Familie verlassen hat, und dass er in dieser Geschichte auch eine große Rolle spielt …. Davon will ich gar nicht so viel verraten. Aber nachvollziehbar ist dieser Wesenszug in Winnie, dass sie einmal etwas alleine für sich haben möchte, weil sie die ganze Kindheit hinten anstehen musste. Fast habe ich es so wahrgenommen, dass sie Jo als das sieht, was sie gerne für sich allein und ihre gegenseitigen Gefühle hätte. Man möchte für jemanden ja auch mal etwas ganz Besonderes sein, und nicht einfach ein Mensch unter vielen, der dazu nicht wahrgenommen wird. Da ist ein Konflikt dessen, was Winnie von sich selbst glaubt zu sein, und dem was die Welt in ihr sieht. Ihre Schwester und Jo bewundern sie, fühlen sich zu ihr hingezogen, Sasha sieht gar zu ihr auf. Winnie selbst ist unglücklich über sich. Wo wir beim anfänglichen Thema wären. Denn ebenfalls gibt es Vorurteile. Vampire sind alle böse und Monster und Menschen alle gut? Oder ist es einfach so, dass nicht das Wesen selbst an sich böse sind, und in jeder Spezies Böses und Gutes existiert? Hier überrascht die Geschichte. Warum muss man selber herausfinden.

Tatsächlich wusste ich anfangs nicht so ganz, wie ich dieses Buch erklären soll, ohne dass es schlecht klingt, denn schlecht finde ich es auf gar keinen Fall. Und ach, die Nebenfiguren. Von denen hätte ich gerne mehr gehört und gelesen, weil sie so toll als Charakter gezeichnet wurden. Das hat ziemlich gut angefangen, und ist irgendwie in der Mitte abgeflaut. Die Geschichte erscheint mir so, als ob ein Strang erzählt wird, und das nicht zu 100%, denn kurz davor endet er im Nirgendwo. Aber: Gerade die Fahrt, die die Story am Ende aufnimmt ist es, die uns direkt in Band 2 katapultiert ….. wenn es diesen schon geben würde. Er macht neugierig, es kommen neue Fragen auf, die Spannung steigt, und wir sind ein wenig weg von der Liebesgeschichte, die den spannenden Teil das ganze Buch über ein wenig in den Hintergrund gerückt hat. Ich würde dem Buch gerne 4 Sterne geben. Weil ich auch gerade das letzte Drittel grandios fand, und er mich dazu verleitet hat den zweiten Teil lesen zu wollen, um zu wissen, wie es nun weitergeht.

Absoluter Pluspunkt: Die Umschreibungen der Gefühle, und die Atmosphäre von New York, die man regelrecht einatmet und fühlt. Das Buch strahlt gleichzeitig eine düstere und melancholische Hintergrundstimmung der Charaktere aus, die auf die Grundstimmung mit fröhlichen Dialogen trifft. Das ist ein gutes Zusammenspiel. Überhaupt kommt Licht und Dunkelheit als Thema sehr oft vor. Zumindest in den Dialogen spürt man diese Fröhlichkeit, aber auch Ernsthaftigkeit. Spannend, hintergründig, geheimnisvoll ….. und trotzdem hoffnungsvoll. Es geht wahnsinnig viel um Kunst, denn dieses Thema wurde im Roman sehr schön verarbeitet.

Kleiner Kritikpunkt: Dass es sehr lange dauert, bis wir wissen, was die Geschichte uns erzählt, wo sie hingeht, wo sie uns hinführt, was sie ausdrücken will, und in welche Richtung uns Band 2 führen wird. Anfangs wusste ich nicht, wo die Geschichtsreise des Buches hingeht. Wenn wir dann aber am Ende angelangt sind, ist die Spannung auch wirklich da, und man MUSS quasi wissen, wie es in Band 2 weitergeht. Im hinteren Drittel erscheint nämlich alles an Bucheigenschaften, was wir uns im vorderen gewünscht haben, und ein wenig vermisst haben.

Heutiges Rezensionslied? Ich dachte das hier passt so gut, zu dieser wirklich einzigartigen Schwesternbeziehung zwischen Winnie und Sasha: „For I am there for you, like you are there for me. Nothing feels as good, as a sister’s loyalty. I’m talking about family, what my sister means to me.“

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 18.05.2022

Gegensätze ziehen sich an….. sollte man meinen. Und manchmal fliehen sie sogar zusammen.

Sisters of the Sword - Wie zwei Schneiden einer Klinge
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Sisters of the Sword – Wie zwei Schneiden einer Klinge von Tricia Levenseller

Heute gibt es mal eine Einleitung, die man so gar nicht im Fantasygenre erwarten würde. Angststörungen. Man fand sie früher ...

Sisters of the Sword – Wie zwei Schneiden einer Klinge von Tricia Levenseller

Heute gibt es mal eine Einleitung, die man so gar nicht im Fantasygenre erwarten würde. Angststörungen. Man fand sie früher gar nicht häufig in Büchern, und seit Neustem wenn überhaupt, dann eher im Romance – Genre. Natürlich können diese jeden Menschen treffen, auch denjenigen, der in einer fantastisch magischen Welt lebt. Sie sorgen dafür, dass man zum Sonderling gemacht wird, zu „Demjenigen, der merkwürdig ist, weil er kaum mit einem spricht, sich Nichts traut, nicht für sich sprechen kann ….. und überhaupt eingebildet sein muss, weil ……. Gäbe es sonst einen Grund, warum er so menschenscheu ist, wenn nicht der, dass er glaubt etwas Besseres zu sein?“. Doch hinter allen Fassaden stecken Geschichten, die wir nicht kennen, und die Menschen vor uns verbergen. Was es mit der vorliegenden Geschichte auf sich hat, und welche Geschichte sich in der Geschichte verbirgt? Das gilt es herauszufinden.

Was die Geschichte uns erzählt:

Ziva ist 18, und lebt zusammen mit ihrer 16jährigen Schwester alleine als Waise. Ziva ist Schmiedin, und bestreitet so den Lebensunterhalt für Beide. Doch ihre Schmiedekunst geht weiter, denn sie schmiedet Waffen, die magisch sind, und deren Kraft und Magie sich erst offenbart. Das macht Ziva nicht nur in dieser Hinsicht einzigartig, denn zusätzlich leidet sie unter Angststörungen, einer ausgeprägten sozialen Phobie, die oft mit Panikattacken einhergeht. Also übernimmt ihre Schwester, die draufgängerische Temra, den Verkauf der Waffen. Eines Tages soll Ziva für eine Kriegsherrin eine magische Waffe schmieden, mit der sie sich selbst übertreffen soll. Ziva schafft es das Schwert zu schmieden. Doch das Schwert birgt, im wahrsten Sinne des Wortes, Geheimnisse. Und so erkennt Ziva, dass das Schwert niemals der Kriegsherrin ausgehändigt werden darf, noch Jemandem, der damit Schlechtes im Sinn hat, weil er die wahre verborgene Magie kennt. Und so müssen Ziva und ihre Schwester vor der Kriegsherrin flüchten. Die Gruppe um die beiden vergrößert sich dann noch auf den Söldner Kellyn und den Gelehrten Petrik. Welche Richtung das Ganze dann nimmt, gilt es selbst herauszufinden. Denn eins ist gewiss: Die Gruppe der 4 könnte unterschiedlicher nicht sein. Und trotzdem schweißt so eine gemeinsame Flucht zusammen.

Cover:

Das Cover ist in Bezug auf die Geschichte wirklich wunderschön herausgearbeitet. Ich mag leuchtende Farben, Helles, die Sonne und das Licht. Und gerade auf diesem Cover symbolisiert alles genau das. Trotzdem ist es nicht zu überladen und zeigt symbolisch alles von dem die Geschichte lebt. Zwei Schwestern, beide auf ihre Art verschieden, das Schwert, die Glut. Hier macht auch der Untertitel einen Sinn. Denn Ziva und Temra gehören zusammen, eben wie zwei Schneiden ein- und derselben Klinge, die doch verschieden sein kann, und trotzdem zusammengehört. Diese Zusammengehörigkeit spürt man dann auch die ganze Geschichte über.

Fazit und Gedankenallerlei (das mal wieder etwas länger ist):

Die Geschichte kommt langsam daher in all ihren Einzelheiten, aber genau das macht ihren Reiz aus. Diese Atmosphäre hat mir unheimlich gut gefallen, weil nichts überstürzt wurde. Keine überstürzte Magie, keine überstürzte Liebe. Das strahlt eine gewisse Ruhe aus, und das mag schon was heißen, befinden sich die Protagonisten doch immerhin auf einer Flucht, die überstürzt stattfinden muss. Die Liebesgeschichte ist nicht das übermäßige im Roman, sie nimmt die Geschichte nicht ein, kriecht langsam vorwärts, so wie die 4 langsam auf ihrer eigenen Flucht und Reise zu sich selbst sind (jaaa, irgendwie beides in einem, denn manchmal kann die Flucht von einer Sache auch er Anfang und Sprung in einen anderen Abschnitt im Leben bedeuten). Ich LIEBE es geradezu, dass die Liebesgeschichte zwischen beiden Paaren langsam vorangeht. Denn genau gesagt kann man nicht mal von Paaren sprechen, sondern nur davon, dass sich langsam etwas entwickelt, das man durch die Seiten spürt. Etwas, das kribbelt und mit ganz vielen Gefühlen gespickt ist. Und genau diese Langsamkeit sollten Gefühle ja auch in der Wirklichkeit haben. Dieses Überstürzte ist nicht immer meins, in Büchern gar auch nur, wenn es wirklich gut beschrieben wird. Hier ist es ein Herantasten aneinander. Und obwohl alle 4 Protagonisten verschieden sind, jedes Aneinandertasten anders funktioniert, ist es trotzdem schön anzusehen, dass alles gleichsam langsam und behutsam vorsichtig von statten geht. Denn sich kopfüber ins Liebesabenteuer zu stürzen würde einfach nicht zur Geschichte und Thematik passen. Und so kommt es, dass wir das Buch lesen, und man nicht sagen kann, dass die Geschichte nur aus diesem und jenem besteht, denn es ist eine Verkettung von allem. Flucht. Gefühle. Zu sich selbst finden. Vertrauen aufbauen. Eine Welt, die unserer ähnelt. Gaaaaaaanz viel Situationskomik und Kabbelei. Und ein Hauch Magie, der den Waffen, die geschmiedet werden, anhaftet, und die von Ziva ausgeht.

Ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier schreibe, dass es eine Sache gibt, die mich so beeindruckt hat, dass ich sie nicht unerwähnt lassen kann. Als Kussszenenliebhaberin sind manche von ihnen gut, manche weniger, und manche werden ganz stiefmütterlich behandelt. Aber es steht schon im Buch geschrieben, also spoiler ich nicht einmal. Es GIBT eine Kussszene. Und die ist wirklich ganz besonders, und hat es in sich. Nicht nur, weil sie einfach bezaubernd ist, sondern weil sie auch genau in die Geschichte und zu den Menschen passt, die diese Szene erleben dürfen, und somit den Geist und alles im Buch wiederspiegelt, was Worte nicht sagen können. Für Jemanden wie Ziva, die oftmals stumm vor Angst ist, und nichts sagen KANN, wegen genau dieser Angst, finde ich die Bedeutung des Kusses dann nochmal umso schöner, weil er so viel mehr als Worte sagt.

Die Geschichte ist eben ein Potpourri aus verschiedenen Dingen. Daraus, wie wir uns der Welt zeigen. Zeigen wollen. Zeigen können. Es ist eine Geschichte darüber, was wir tun, oder tun müssen, um uns zu schützen, unser eigenes Selbst, oder auch andere, die uns lieb und teuer sind. Und es ist ein hinter die Fassade schauen, und seine Maske des Schutzes fallen lassen, und dabei seine eigene Sicherheit zu riskieren. Und damit auch eine stumme Bitte, hinter die Fassaden der Menschen zu schauen, um unsere ersten Eindrücke zu widerrufen, um zu verstehen, warum sie so sind, wie sie sind, um zu verstehen, warum sie Dinge tun, die sie tun. Und nicht gleich vorzuverurteilen, und in Schubladen zu stecken, wenn die Wahrheit dahinter viel komplexer, und nicht immer so einfach ist. Und tjaaa. Ich weiß, Menschen hören solche Dinge nicht gerne, aber ich muss es trotzdem erwähnen, schon allein, weil es der Grund war, er mich so neugierig auf das Buch gemacht hat. Die Angststörungen von Ziva sind wunderbar beschrieben. Jedes Zittern, jedes Rotwerden, jedes Zögern, jedes Zurückziehen wollen und jeder Zweifel sind an der richtigen Stelle untergebracht. DAS macht das Ganze sehr realistisch. Zumindest aus meiner Sicht. Woher ich das weiß? So in etwa erahne ich es, durch meine eigenen Angststörungen. Was für den einen Sicherheit ist, bedeutet für den anderen Enge und eingesperrt sein. Und so hat jeder seine Angst vor IRGENDWAS. Die Sicherheit des einen, immer an einem Ort zu verweilen ist die Enge des anderen. Die Sicherheit der Freiheit und Weite der Welt für andere beängstigend. Es gibt nicht „diesen einen Weg“, der für alle richtig ist, weil für jeden etwas Anderes richtig ist. Weil Richtigkeit für jeden etwas Anderes bedeutet.

Die Konstellation der Protagonisten in ihrer Unterschiedlichkeit ist nicht nur wunderbar herausgearbeitet, sondern verspricht auch ein sprühendes Feuerwerk der Gegensätze, das nicht in Wortgefechten sondern regelrechten Wortfechtereien endet, die der Magie des Schwertes in nichts nachstehen. Denn die wahre Waffe des Buches sind seine Worte und Dialoge. Eine Waffe, die mitten ins Herz, aber auch die Lachmuskeln trifft. Und selbst in den Sticheleien merkt man, dass die 4 durch ihre Erlebnisse irgendetwas werden, das man fast schon Freunde, oder mehr, nennen kann, da Vertrauen wächst. Das Vertrauen als Hauptthema ist dann auch allgegenwärtig. Ständig wird es gebrochen, wieder neu geschmiedet, verletzt, neu aufgebaut, und auf die Probe gestellt. Auch Vertrauensbeziehungen allgemein. Zwischen Verwandten, Schwestern, einem selbst und Fremden, mit der Frage, wem man am Ende sein Vertrauen entgegenbringt.

Wir kommen im Buch ganz schön herum. Bereisen die Welt, in der das Buch spielt, mit mehreren Orten, und das Ganze in knapp über 400 Seiten. Trotzdem schafft die Autorin es irgendwie, dass es nicht gehetzt wirkt, jeder Ort seine Zeit bekommt, und die Flucht trotzdem nicht hastig von statten geht. So genau kann ich nicht mal erklären wie sie das hinbekommt. Vielleicht Autorenmagie? :D. Wo man in anderen Büchern bei der Seitenanzahl nur einen Ort bereist, so sind es hier mehrere. Die Flucht an sich ist das Herzstück der Geschichte. Die Odyssee, in der Ziva lernt, Dinge erkennt, und dazulernt. Und die anderen irgendwie auch. Ziva MUSS sich verlassen, muss loslassen, muss andere Leute zulassen. Zusätzlich merkt man, dass das Ganze eine Flucht ist. Von Flucht zu Flucht, Ort zu Ort, immer den suchend, der einem Sicherheit geben soll, sie aber nicht bieten kann, weil die Welt voller Gefahren ist, und der sichere Ort manchmal aus Menschen besteht, die bei einem sind.

Und was ich mag ist, dass das Buch die Besonderheit in jedem Menschen hervorhebt. Nicht nur in denen, die augenscheinlich besonders erscheinen, weil sie einer besonderen Tätigkeit nachgehen, oder eine magische Kraft besitzen. Es zeigt uns, dass in uns allen Besonderes steckt, in jedem ein Kämpfer, selbst, wenn wir gar keiner sind. Dass alle Unsicherheiten an den Tag legen und Angst haben in der eigenen Art und Weise. Dass die Starken auch mal Schwäche zeigen, und die, die man für schwach halten mag aufgrund ihres Makels, zu den Starken der Geschichte werden. Genau diese Facetten, die Seiten einer Medaille, die gleich ist, sich aber auf den ersten Blick unterscheidet, mag ich sehr. Und diese Wandlungen in den Charakteren zu sehen ist wahnsinnig unterhaltend, aber auch schön und eingängig herzerfrischend.

Was sich unter den Angststörungen und Panikattacken eines Menschen verbirgt muss sich erst zeigen. Man muss etwas tiefer graben, um zu verstehen. So ist es auch mit dem Buch. Anfangs erscheint einem die Geschichte anders, als auf dem Weg zum Ende, wo sie sich entfaltet, und immer mehr von ihrer Tiefe und ihren Geheimnissen preisgibt. Im Buch ist es ein Schwert, das die Last der Geheimnisse trägt. Die Lehre, dass es schön ist zu wissen, dass wenn man Geheimnisse teilt, alles leichter wird, und nicht mehr so viel Gewicht auf den eigenen Schultern lastet, finde ich metaphorisch ebenfalls sehr schön als Hintergrund. Das Spielen mit der Symbolik der Geheimnisse ist gut eingeflochten in die Story. Jemand mit Angststörungen hat Angst sich zu offenbaren, Dinge von sich preiszugeben, sich zu öffnen. Und wenn, dann passiert das nur bei Menschen, denen er felsenfest vertraut. Dass Ziva ihre Geheimnisse preisgibt, weil das Schwert aller Schwerter, die Waffe im Buch derer wegen sie flüchten müssen, nun eine ist, die Geheimnisse aufnimmt, auch Zivas, und somit das offenbart, was sie nicht auszusprechen wagt, gefällt mir einfach.

Nur eine einzelne kleine Schwäche im Weltenbau gibt es. Gerade die herausgearbeitete Welt hätte man etwas weitläufiger gestalten und beschreiben können? Es hätte eine Karte zur Welt geben können, damit man eine bessere Übersicht hat? Ja! Doch können einzelne wundervolle Szenen, genauso wie die humorvollen Dialoge dieses kleine Defizit ausgleichen, das uns nicht so viel über die Welt an sich bekannt ist? Meiner Meinung nach schon. Hier ran werden sich vielleicht die Geister, oder besser gesagt die Leser, scheiden. Da es hier um meine Meinung geht: Für mich hat es definitiv ausgereicht, und einiges ausgeglichen, weil die Freude über die Wortgefechte und ruhige Vorgehensweise der Langsamkeit einer sich aufbauenden Geschichte überwogen hat. Keine Konstante im Erzählstrang? Etwas chaotisch? Aber nein. Die Geschichte entwickelt eine gewisse Eigendynamik. Bis dahin braucht es. Doch dann ist es einer Sogwirkung gleich, und wir landen mittendrin.

Was ich ebenfalls toll finde ist, dass die Geschichte aufzeigt, dass wir Sicherheit und Vertrauen, und damit die Besiegung unserer Ängste, nicht immer in Familienmitgliedern finden, als vielmehr bei den Menschen, die uns beistehen, und uns so nehmen, wie wir sind. Und genauso harmonieren die Protagonisten dann auch miteinander. Wortgefechte, Kabbelei, liebenswürdige Sticheleien und sprudelnde Dialoge, die eine Lebendigkeit haben, die die Melancholie der Angststörungen ein wenig überstrahlen. Auch hier hat die Medaille, oder auch die Klinge, zwei Seiten oder Schneiden. Witzigkeit wird von Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit abgelöst und wieder andersrum. Wie eine immerwährende Welle, wie ein Auf und Ab, zieht sich das Ganze durch Band 1 der Geschichte. Und am Ende ist man tatsächlich gespannt darauf, was in Band 2 passieren wird. Der Wortwitz kommt manchmal so unvorbereitet und spröde gesagt um die Ecke daher, dass man plötzliche Lacher kaum vermeiden kann. Auch wird es mit Leichtigkeit geschafft zu switchen zwischen den komischen Situationen, zwischen dem Humor, und ernsten Untertöten und Situationen, ohne dass die Szene einen dann runterzieht. Auch hier wie zwei Schneiden einer Klinge gehören die Lustigkeit der Situationen und die Ernsthaftigkeit der Thematik um Ziva mit all ihren Problematiken zusammen. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wenn die 4 Gefährten auf Wanderschaft gehen, pardon…. Auf der Flucht sind …… und man den humorigen Schlagabtausch genießen kann, hat die Geschichte einen. Es dauert eine Weile, aber man wird belohnt. Gerade dieses frotzeln miteinander ist es, von was die Geschichte lebt. 4 Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und trotzdem eine Einheit sind, zusammengehören, obwohl sie eigentlich nicht so viel verbindet. Zumindest auf den ersten Blick. Doch besagte Tiefe der Geschichte kommt dann noch. Auch mag ich wie herausgearbeitet wurde, dass es Menschen gibt, die ihre ganz eigene Art von Magie umwebt, obwohl sie keine Magie wirken. Ziva, die mit ihren Angststörungen echte Magie wirkt, die aber durch ihre Angststörungen nicht perfekt erscheint, bzw. mit einem Makel. Aber auch Temra als Schwester, die zwar keine Magie wirken kann, aber ihren eigenen Zauber hat auf Menschen zu wirken. Oder auch Kellyn, der gerade Ziva mächtig zu beeindrucken scheint. Und doch sind alle auf ihre eigene Art einzigartig. Die Geschichte ist schlüssig, und alle scheinen mit ihrer Art, mit ihren Makeln, oder auch ihrer Perfektion zumindest perfekt in den Fluss der Geschichte zu passen, so als ob sich alles schlüssig fügt. Für mich hat es das definitiv getan, so dass ich die Geschichte rundum genießen konnte.

Heutiges Rezensionslied? Da gibt es einige, die von der Angst der Menschen sprechen, sich der Welt zu zeigen in all ihrem Sein. Deswegen wird es das, was mir als erstes in den Kopf kam:

„I′ve always been the kind of girl………that hid my face.
So afraid to tell the world…..what I've got to say.“

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht …. Selbst wenn er die Wahrheit sagt.

Die Lügendiebin - Spannungsgeladene Fantasy mit opulenter Ausstattung: Hardcover mit Schutzumschlag, Metallic-Folienveredelung und Lesebändchen!
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Die Lügendiebin von Saskia Louis

Wieder mal sind wir beim Thema Lügen. Es gibt sie in Groß und Klein. In Lebensverändernd und im kleinen Flunkermodus. Es gibt Lügen, die können wahre Katastrophen auslösen, ...

Die Lügendiebin von Saskia Louis

Wieder mal sind wir beim Thema Lügen. Es gibt sie in Groß und Klein. In Lebensverändernd und im kleinen Flunkermodus. Es gibt Lügen, die können wahre Katastrophen auslösen, und welche, die können sie verhindern. Es gibt Notlügen. Lügen unter Freunden und Feinden. Wir lügen, um jemanden zu schützen, oder um jemanden zu verraten. Um uns selber zu schützen, um etwas zu vertuschen. Um jemanden zu verletzen, oder ihn eben gerade nicht zu verletzen. Doch die wahre Kraft einer Lüge entpuppt sich erst dadurch, wenn wir den kleinen Unterschied in der Lüge erkennen, und warum sie ausgesprochen wurde. Will mich jemand schützen, bin ich ihm dankbar, will mir jemand damit schaden, so muss ich ihn leider hassen :). (sorry, not sorry). Und dann gibt es die Lügen, hinter denen steckt so viel WAHRHEIT, dass man sie kaum greifen kann. Lügen aus richtigen statt Lügen aus den falschen Gründen. Lügen die wir erst hinterher in ihrem ganzen Ausmaß verstehen. Ich erzähle euch hier mal wieder etwas über Lügen, weil, naja, schaut auf den Titel des Buches. Fawn ist eine Lügendiebin, und dabei geht es ganz sicher nicht um kleine Flunkereien. Je tiefer eine Lüge geht, desto wertvoller ist sie. Fast wie bei einer Währung. Lügen, die tiefgreifende Folgen haben können, sind mehr wert als andere. Die Frage liegt immer in der Interpretation der Lüge, und welche Wahrheit die Lüge uns sagen will. Denn dass hinter jeder Lüge eine Wahrheit steckt, das ist gewiss. Man muss nur die Facetten der Lüge in ihrer Farbe erkennen, zwischen Halbwahrheiten und dreister Lüge oder ganzer Wahrheit unterscheiden. Zum Glück gibt es für alles eine Farbe. Doch die können eben nicht alle sehen. Und so müssen wir normalen Menschen uns auf unsere Sinne verlassen, um die kleinen Nuancen zu erkennen, die unser Gegenüber uns gibt. Gar nicht einfach, und oftmals falsch. Auf alle Fälle ein RICHTIG spannendes Thema, über das ich stundenlang schwadronieren könnte. DA ich euch aber nun etwas übers Buch erzählen will, fange ich am besten mal damit an.

Die Wahrheit, nein Lüge, ach was…die Geschichte des Buches:

Fawn lebt in Mentano und ist eine Lügendiebin. Diese können Lüge von Wahrheit unterscheiden, indem sie Farben sehen, die den Menschen bei besagter Tat des Aussprechens umgeben. Mentano ist ein Land unter einer Kuppel, hinter einer Mauer. Das Königshaus entscheidet, wo ein Mensch hin eingeteilt wird, welchen Beruf er ausüben muss, um das System aufrecht zu erhalten, und das Land so zu schützen vor dem BÜNDNIS außerhalb der Mauer, das immer mal wieder erwähnt wird. Es gibt verschiedene Farbkreise, wie Viertel, in denen die Menschen leben, und je nach Farbe sind sie Arbeiter, besser gestellte Arbeiter, Magier oder Adlige. Um endlich in die Reihen der Dunkeldiebe, einer Gruppe von Lügenabnehmern, aufgenommen zu werden, will Fawn eine Lüge stehlen, die große Tragweite hat und damit wertvoll ist, um ihre Loyalität den Dunkeldieben gegenüber zu beweisen. So will sie ihrem Schicksal als einfache Arbeiterin des äußersten Farbringes entgehen. Besagte Lüge stiehlt sie im Hause Falcron, in dem sie eines Tages vom Sohn des Hauses, Caeden, überrascht wird. Fawn will natürlich nicht ausgeliefert werden, und von nun an sieht Caedens Mutter in ihr ein Hilfsmittel, das Lüge von Wahrheit unterscheiden kann, und welches sie zu nutzen weiß. Denn Fawn soll von nun an Caedens Verlobte spielen, und nebenher die Lügen der Mächtigen des Adels aufdecken, und für die Falcrons spionieren. Grund dafür: Caedens Vater wurde offenbar ermordet. Dass mit manchen Lügen nicht zu spaßen ist, und welche Geheimnisse sich dahinter verbergen ist die eine Sache. Doch wie gefährlich das Ganze am Ende ist, offenbart sich erst Schicht um Schicht.

Meine Wahrheit in Gedanken – und Fazitform:

…und hier entschuldige ich mich schon mal für die Länge, aber meine Gedanken wollten nicht mehr aufhören nach dieser Lektüre. Okay okay. Müsste ich ein Buch nennen, bei dem endlich wieder der Knoten geplatzt ist, durch das ich nur so geflogen bin, das alles hat, was ich in einem Buch brauche, das mich fühlen lässt aber gleichzeitig den Atem anhalten, dann müsste ich dieses erwähnen. Tatsache ist auch, dass ich das Buch regelrecht eingesaugt habe.

Man kennt Diebe als diejenigen die einen berauben. Mal wegen Armut, manchmal nicht, aus lauter Ungerechtigkeit, aus Gier nach Macht und Geld. Die romantischen Vorstellungen von Robin Hoods, die nur stehlen, um den Armen zu helfen, und den Reichen zu schaden, die eh alles im Überfluss haben, ist nicht immer richtig. Man kann viel stehlen. Waren, Geld und Juwelen, Macht, ein Herz. Oder Lügen. Und die sind die wahre Währung, die mehr wert ist, als alles Gold der Welt. Apropos Gold. Eine Farbe, die in unserem Roman keine große Rolle spielt. Das Rot ist es, das einen in die Geheimnisse einweiht. Das Rot der Lügen. Während die Wahrheit sich als pures reines Weiß dieser Welt zeigt. Der Detailreichtum ist zum Thema passend und etwas verbergend, was nicht gleich offensichtlich ist, eine zerstäubende Illusion, als Form der Lüge. Die Verehrung der Farbe Weiß und damit der Wahrheit als reinste Form. Solche kleinen symbolischen Dinge in den Details liebe ich. Auch, dass es eine Szene gibt, in der der Spruch „Im Wein liegt die Wahrheit“ eine ganz neue Bedeutung bekommt.

Die ganze Geschichte ist quasi eine Lüge. Inwiefern das? Bücher und Wissen werden den Menschen Mentanos als böse verkauft (Bücher sind sogar verboten. Shame on you!), da sie versteckte Propaganda von außerhalb der Kuppel beinhalten könnten (oder einem gar die Wahrheit sagen), und somit hat die Welt Mentanos auch noch einen wahren Kern, den man heute in vielen Ländern unserer Welt finden kann. Wer ist also der wahre Böse, der wahre Unterdrücker, Die wahren Lügner? Hier fängt das Gehirn nicht nur leicht zu rattern an, sondern ganz massiv. Vielleicht auch, oder gerade, weil man die Ähnlichkeit mit einigen real existierenden Ländern der Welt entdeckt, in der zu viel Wissen gefährlich sein kann?! Besonders gut gefallen hat mir dann auch das Aufzeigen der Unterschiede, ja gar der Kluft, zwischen Arbeitern und dem Adel der Gesellschaft im „Mini Kosmos“ von Mentanos, der komprimiert stattfindet unter seiner Kuppel und hinter seiner Mauer. Und schließlich nimmt einen die Geschichte mit auf eine eigene Reise der Suche nach der Wahrheit und der Bedeutung der Worte dahinter. Und dabei ist jede Situation, jedes kleinste Detail und jedes Wort soooo wichtig, weil es alles bedeuten kann. Wahrheiten und Lügen bedeuten Nutzen. Jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Es ist ein „Gefühle frei herauslassen“ vs. „Sie zu verstecken, weil wahre Gefühle die Wahrheit zeigen, und angreifbar machen“. Eine gefährliche Neugier, die zu viel Wissen mit sich bringt schadet und kann nutzen zugleich. Unwissen bei den Arbeitern ist gewollt, weil man so das Wissen über das Wissen nicht nutzen kann. Manchmal ist es also besser mit einer Lüge zu leben. Wo wir schon beim Thema Fawn, unserer Protagonistin, wären.

Fawn ist eine dieser Protagonistinnen, von der die Geschichte lebt, und die ihr Leben einhaucht (ähnlich wie Jack Sparrow in Fluch der Karibik. Jack Vibes yay!). Ein Hitzkopf, Dickkopf, meist die Unbedacht wählend. Mit ihrer herrlich unperfekten Art wird sie für mich gerade wegen dieser perfekt. Perfektionismus der sich in Unperfektion zeigt. Ihre Waffe sind ihre Worte. Meistens unbedachte, die sie in verzwickte Situationen bringen, aus denen sie sich mit anderen Worten rettet (oder es zumindest versucht). Sie ist eine Lügnerin, keine Hochstaplerin, unvernünftig, ungehorsam, aufbrausend, hitzköpfig, leichtsinnig, leicht rebellisch, chaotisch, temperamentvoll, macht Ärger und ist leichtsinnig und manchmal unvorsichtig. Sie will Selbstbestimmung und eigene Entscheidung um dem Hamsterrad zu entfliehen, und die Dunkeldiebe bringen diese Chance. Ein Wildfang gegen die Vernunft. Sie will Abenteuer, gegen die Langeweile des Einheitsbreis. Zumindest anfänglich. Später will sie ….. die Wahrheit. Man spürt als Leserin diesen Zwiespalt, diesen Drang im Leben nicht das tun zu können, was man will, mehr vom Leben zu wollen als das einem zugedachte. Diesen Drang nach mehr, nach Freiheit, nach eigener Bestimmung. Und plötzlich kann man die Unvernunft und den Mut verstehen, der dazu drängt alles dafür zu tun, aus der ausweglosen Situation des Daseins herauszukommen, die einem vorbestimmt ist aufgrund von anderen die für einen entscheiden. Ein Konflikt des Mehrwollens, sich nicht mit etwas zufriedengeben. Fawn macht aber auch eine Wandlung durch in ihren Gründen. Caeden dagegen ist….äh…..ein Eisklotz unter dessen Eisschichte sich die Wahrheit verbirgt? Vielleicht. Verantwortungsbewusst! Auf alle Fälle so ganz anders als Fawn. Er ist die Vorsicht in Person, niemals lügend aus Schutz vor Lügendieben, immer auf der Hut und die Gefahr erkennend. Die Wortgefechte und Worte sind es auch, die das Ganze so voll Humor strahlen lassen. Die Worte die Schwierigkeiten machen plumpsen nur so aus Fawns Mund heraus. Von diesem ganz eigenen Humor ist die Geschichte durchdrungen, ohne dauerhaft komisch oder lächerlich zu sein, weil immer die Tiefgründigkeit hinter den Worten auch eine Rolle spielt. Fawn ist hierbei ein ganz besonderer Charakter. Die Gespräche zwischen ihr und Caeden, oder auch Finn und Robyn als Nebencharaktere sind fast dauerhaft zum Schmunzeln. Fawn und Caeden schenken sich gegenseitig nichts. Es ist ein amüsantes hin und Her des Schlagabtausches. Und der verdient eins bis mehrere Herzen. Man kann es nicht direkt als Enemy to Lover Geschichte bezeichnen, denn eigentlich geht es nicht um die Liebe an sich. Und trotzdem spürt man zwischendrin diese Vibes, dass sich da etwas anbandeln könnte. Aber eben nur könnte. Denn in Wahrheit geht es um Lügen, Intrigen, Wahrheit und das, was wir alle brauchen um Lügen von Wahrheit unterscheiden zu können. Vertrauen ineinander, zueinander und untereinander. Und in wen wir unser Vertrauen setzen.

Die Welt selbst ist eine, ähnlich wie in anderen Fantasyromanen vom Ablauf, und trotzdem eine völlig neue und eigenständige in der Idee. Es gibt die Reichen und die Armen. Die einen, die die anderen ausnutzen. Das ist gar nicht mal so fantastisch, sondern sehr real und in unserer eigenen Welt sehr verwoben. Das Buch ist vielschichtig in all seinen Themen. Tiefgründig und humorig zugleich. Es öffnet einem die Augen, verschleiert aber gleichzeitig auch die Wahrheit, die Lüge …… es lässt einen in einem Gefühl der Unsicherheit zurück, und gleichzeitig des Vertrauens. Das Ganze erinnert an ein Abenteuer, ein Spiel, eine Intrige, ein Schauspiel, bei dem man das Wesen der Lüge ergründen muss, soll, kann. Hier ist es wichtig hinter die Fassade der Lügen zu schauen. Und anders, als man uns immer sagt, sind es nicht die Worte, die gewichtig sind, es ist die Lüge oder die Wahrheit die HINTER den Worten steckt. Denn wir lernen: Eine Lüge kann sehr facettenreich sein und je nach Bedeutung eine Farbe oder eine Mischung aus mehreren annehmen. Und dann gilt es noch die Bedeutung der Farben zu deuten. Wird gelogen aus Schutz? Weil man sich schützen will? Jemand anderen? Aus Neid oder Missgunst? Aus Angst? Was steckt hinter einer Lüge? Bedeuten Lügen immer Verrat? Und was ist mit den so viel besungenen kleinen weißen Lügen? (Hä? :D). Wo wie wir gelernt haben, dass Reden Silber und Schweigen Gold ist, wissen wir nun ob der Farben für Wahrheit und Lüge. Weiß und Rot - In jeder Farb– und somit Lügenvariation. Willkommen in einer Welt voller Illusion, Lüge und Wahrheit, und allem dazwischen, in der man alles hinterfragen, verstehen und zu deuten wissen muss. Man sieht nur das, was man sehen will. Und manches ist Augenwischerei. Die Idee mit den Lügen ist nicht nur eine tolle sie übernimmt auch ein Eigenleben, das sich wie ein Lügennetz auf das Buch ausbreitet, die Geschichte überzieht, einen selbst in das Buch hineinzieht, so dass man glaubt bei jeder Szene dabei zu sein, die Lügen zu erkennen oder eben auch nicht, und eigene Theorien aufzustellen, was an Spannung kaum zu überbieten ist. Und schließlich wird einem klar, dass es nicht die Lüge ist, die einem wehtun kann, die einem Schmerzen und all das zufügen kann, sondern die Wahrheit. Ja, die Wahrheit, die hinter der Lüge steckt kann einem mehr wehtun als eine Lüge, die uns unwissend lässt. Die Jagd nach Wissen, danach alle Lügen aufdecken zu wollen, kann also ungeahnte, unangenehme und schlimmere Folgen haben als die Unwissenheit. Nun bin ich nicht für Unwissenheit aber …. Das Buch drängt einen schon in einen Gewissenskonflikt, in dem ständig die Lügen- und die Wahrheitsseite miteinander konkurrieren. Die Lügenwelt, das Lügenthema, ist durchdacht bis ins kleinste Detail. Unwissenheit ist hier gut, denn wer unwissend ist, der kann nicht beim Lügen erwischt werden, wenn er über Dinge ausgefragt wird, von denen er keine Ahnung hat, weil er nie davon erfahren hat. Unwissenheit bringt also Sicherheit, während Wissen gefährlich werden kann (Jaja, Fawn liebt die Gefahr mehr als die Sicherheit).

Was Saskia Louis ausgesprochen gut gelungen ist: Dass man in die Charaktere, zumindest in die wichtigen, wunderbar hineinschauen kann. Man meint sie zu durchschauen, meint, man weiß, was sie denken. Und das ohne, dass es Perspektivwechsel gibt. Denn tatsächlich wird die Geschichte ausschließlich aus Fawns Sicht erzählt. Doch die Lügen und die Wahrheit machen es, dass wir meinen die Personen besser zu kennen, Wir meinen zu erahnen, was sie uns sagen möchten, was sie denken, was sie wollen und welchen Plan sie verfolgen. Doch Pustekuchen. Lüge und Wahrheit sind es am Ende doch nicht, die uns erleuchten, und die Wahrheit ans Licht bringen. Ganz im Gegenteil. Wo Lügen sind, da ist noch mehr Lüge, und sie verbirgt sich sogar hinter der Wahrheit. Oder nicht? Man merkt, das Buch ist undurchsichtig. Und das ist keinesfalls böse gemeint. Denn die Charaktere sind es, die uns nicht hinter ihre Fassade blicken lassen. Nur manchmal. Oft. Öfter? Manchmal auch nicht! Es ist kompliziert. Denn wo Menschen anfangen Vertrauen über Wahrheit zu gewinnen, da vertrauen wir eben auch gerne. Erst recht, wenn wir die andere Weise kennen, nämlich die Lüge. Dann glauben wir jeder Wahrheit nur zu gerne, weil wir meinen die Lügen zu kennen. Gerade diese Undurchsichtigkeit hat das Buch zu etwas ganz Besonderem gemacht, dass die Spannung dann auch aufrecht gehalten hat, und das über die gesamte Seitenanzahl. Man wusste nie, wem man vertrauen kann, hatte zwar immer das Gefühl es zu wissen, wusste es aber nicht. Hat auf unsicherem Boden gestanden. Und hat so eine Menge für sein Leben gelernt! Denn wie toll wäre es die Lügner von den Wahrheit sprechenden zu unterscheiden. Oder etwa nicht?!? Selbst da ist man sich am Ende nicht mehr sicher. Das Buch ist eines, das eine Geschichte erzählt, die aus vielen Dingen besteht, und alles in sich vereint. Gesellschaftskritik, Intrigen, ein Systemsregime in dem etwas falsch läuft, Hinterfragen von Wahrheiten und Lüge, die Lügen an sich, die Ungerechtigkeit, aber durch die beiden Protagonisten Fawn und Caeden auch jede Menge Humor, der durch die Gespräche ins Rollen gebracht wird, und das Ganze so zu einem tollen Mix macht. Das Armutsthema hat mich traurig, wütend und nachdenklich gemacht, weil man es aus der Realität kennt, dass Menschen sich über einen stellen, weil sie sich für besser und was Besseres halten. Anders gesagt, es hat mich mitgenommen, ohne Kritik am Buch selbst, weil es zum Nachdenken anregt und zwar in jeder Zeile seines geschriebenen Seins. Keiner hinterfragt. Es gibt eine gewisse Art der Unterdrückung je ärmer man ist. Wissensjäger werden gejagt und Bücher sind Wissen. So hält man die Bevölkerung durch ein Buchverbot klein und ohne Wissen. Was keiner Lüge gleichkommt, aber Verschweigen. Und wir alle wissen doch dass verschweigen manchmal die größere Lüge ist. Zeitungen berichtet nur über Dinge die mit Arbeit und der Verehrung des Königshauses zu tun hat. Auch hier gibt es kein freies Wissen, das eigene Gedanken auslösen könnte keinen freien Willen. In Zeiten wie unseren regt das Jeden zum Nachdenken an. Es ist nicht alles Gold was glänzt. Die Reichen in ihren Palästen, und weiße adelige Magier kleiden sich nicht immer in der Unschuld des Weiß. Manchmal schwelt unter dem Weiß der Magier auch etwas Faules. Fawn geht auf die Spurensuche der Lügen. Und landet mittendrin in einer!

Dieses Buch ist zweierlei Dinge. Es ist zum einen wie Hydra. Für jeden abgeschlagenen Kopf (also aufgestellte Theorie) gibt es eine neue, die der Leser nach der Lektüre aufstellt. Doch statt weniger Theorien, kommen immer mehr zu Tage, je verrückter und länger man darüber nachdenkt. Vielleicht ist das aber auch nur bei mir und meinem Kopf so. Zum anderen ist es wie eine dieser hohlen Holzpuppen, die in sich eine zweite beinhaltet, die wiederum eine in sich…..ihr wisst Bescheid, immer so weiter. Hinter jeder Wahrheit im Buch steckt eine andere Wahrheit, die hinter der vorherigen steckt. Aber hinter jeder Lüge steckt ebenfalls eine andere Lüge und …… meistens kann man Lüge von Wahrheit eh nicht unterscheiden. Manchmal nicht mal, wenn man Lügen und Wahrheit in ihrer Reinform erkennen kann, so wie Fawn es eigentlich tun müsste, der Farben wegen. Dies alles sind nun beste Voraussetzungen für Band 2. Wir haben hier nämlich Band 1 einer Dilogie vor uns. Unaufhaltsam steuert man auf ein Ende zu. Auf eine große Lüge, das Geheimnis der Lügen, der einen Lüge. Das ist es, was einen immer mehr in die Geschichte hineinzieht, und einen nicht mehr loslässt. Und am Ende wartet …… Cliffhanger, Leute :D. Und ich gebe zu, dass man vor lauter Spannung wirklich verflucht, nicht sofort den zweiten Teil vor sich zu haben, der auch noch dieses Jahr erscheint. Denn da gibt es eine MENGE, das aufgelöst werden muss. Eine Menge Fragen zu denen Antworten gefunden werden müssen. Und die Frage was die Lüge hinter ALLEM ist. Wenn man belogen wird bedeutet das nicht gleich Verrat, sondern etwas zum tieferen Beobachten worauf wir erst kommen müssen, und das macht das Buch so unglaublich spannend in Bezug auf seine Charaktere und deren Durchschaubarkeit. Es wurde eine beeindruckende Atmosphäre der Verunsicherung und Unsicherheit geschaffen und gesponnen, in der man sich zurechtfinden muss, und sich gleichsam direkt in die Atmosphäre reingezogen fühlt. Doch diese Unsicherheit führt zu Spannung, die bis zum letzten Wort gegeben ist, und eine Brücke zu Band 2 schlägt. Fast so, als ob man nun auf etwas wartet, das endlich Klarheit bringt. Band 2, Saskia Louis? :D. Und so wird die Lügendiebin zur Lügnerin….Flunkerin…..Halbewahrheitsagerin……Wahrheitzurechtbiegerin? Auf alle Fälle Verbergerin eines Geheimnisses und Spionin. Oder nicht? Was genau die Lüge von Caeden und Fawn anrichtet, und welche Verwicklungen und Wirrungen es gibt, ist die Essenz des Buches. Denn eine Lüge führt zur nächsten und man meint immer mehr auf die große Lüge am Ende zuzusteuern.

Ein Buch in das ich voller Freude gegangen bin, allein aufgrund der Geschichtsidee. Mich hat fasziniert, was eine Welt hervorbringt, in der Lügen gestohlen werden, die große Intrigen verbergen. Kleine Lügen, Halbwahrheiten, lebensverändernde Lügen. Da wurde klar, welche Facetten eine Lüge hat, und wie toll das im Buch dargestellt ist. Und diese reine weiße Wahrheit, die wir alle so schön finden, und die im Buch als Weiß beschrieben wird, ganz im Gegensatz zu diesem Dunkelrot der Lügen. Leben in einer Welt mit Bücherverbot? Unweigerlich fragt man sich, ob das so ist, weil Bücher die Wahrheit sagen, und manche nicht wollen, dass diese ausgesprochen wird.

Heutiges Rezensionlied. Da konnte ich nicht widerstehen und musste zur kleinen weißen Lüge greifen. Neue Farbkombi:

I can see something so true. No one else could ever see. And I'll never chance losing you.
I believe my heart, I hear what it's telling me.

One little white lie. One white lie surrounds us. One white lie won't stop the love, that I feel around us.

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Veröffentlicht am 10.02.2022

Elisa muss nur noch kurz irgendwie die Welt retten…

Die Gilde der Iris
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Die Gilde der Iris von Sylvani Barthur

Manche Tage fühlen sich doch so an, als ob man die Last der Welt auf seinen Schultern tragen müsste. Nicht im wahrsten Sinne des Wortes, aber ungefähr doch fühlbar. ...

Die Gilde der Iris von Sylvani Barthur

Manche Tage fühlen sich doch so an, als ob man die Last der Welt auf seinen Schultern tragen müsste. Nicht im wahrsten Sinne des Wortes, aber ungefähr doch fühlbar. Normalerweise trägt die Last der Welt ein Erlöser, ein Superheld, Spiderman …ähmmm…oder….ein Weltenbaum wie Yggdrasil? Das Geschehen ist das Gleiche. Der Weltenbaum braucht zwei Dinge: Einen starken Stamm und starke und feste Wurzeln um die Welt zu tragen. Und so ist es auch mit den Erlösern und Superhelden unserer Welt. Starke Wurzeln sind das A und O, das Menschen Vertrauen gibt, und sie zu Superhelden macht, die so manche Last tragen müssen. Diese Wurzeln, dieses Fundament, ist bei den meisten das, woher sie kommen, die Familie, Freunde …. Die die Wurzeln und die Last zusätzlich stützen, und ohne die der Baum, also wir zusammenbrechen würden. Denn wie hat mal ein bekannter Mann gesagt? „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“ (jaja okay, ich hör jetzt mit meiner Spiderman – Manie auf). Und wir wissen doch alle: Verantwortung zu haben für andere Menschen, das wiederum BEDARF dann auch wieder Kraft und Anstrengung und Stärke.

Warum ich das Ganze erzähle ist wegen der Verwurzelung von Elisa in vorliegendem Buch. Sie fühlt sich manchmal nicht zugehörig, zwischen den Stühlen, und damit ist ihre Wurzel nicht stark verankert. Trotzdem: dieses Gefühl des nicht dazu Gehörens, der Entwurzelung, das ist fühlbar. Und irgendwie muss man nach dem Roman darüber nachdenken. Natürlich könnte ich euch nun erzählen, dass ihr hier einen Urban Fantasy Roman vor euch liegen habt, in dem es darum geht, dass jemand die Welt retten muss vor den Bösen. Nämlich, und das ist kein Spoiler, Elisa. Doch ist nicht genau das auch das Schicksal aller Superhelden? Die Welt zu retten, die Bösen zu bekämpfen, und dem Rest der Menschheit eine Last abzunehmen? Manchmal offen, und manchmal im Geheimen? Familie und ein Zusammengehörigkeitsgefühl ist es hier, was uns beschäftigt, zusammen mit dem Thema des Zuhauses und einem Zugehörigkeitsgefühl. Ein ganz wichtiger Punkt und Aspekt, wenn es darum geht, seine Wurzeln festzulegen. Denn was ist ein Zuhause? Sind es die eigenen vier Wände? Ist das Zuhause dort, wo die sind, die man liebt? Kann ein Mensch, der uns alles bedeutet, ein Zuhause sein, wenn die Welt um uns herum uns keines bietet? Das ist für mich die zentral angelegte Frage im Buch, TROTZ, dass natürlich noch die Geschichte drum herum spielt. Und es ist eine gute Geschichte, die einem viel Spaß macht beim Lesen, die einen einfängt, und irgendwie bis zum Ende nicht loslässt. Doch nun erzähle ich euch erstmal, worum es eigentlich im Buch geht.

Die Geschichte, die uns das Buch erzählt:

Des Buches Geschichte ist eine, die man als typisch ansehen könnte, wenn man sich nicht damit beschäftigt. Denn wer das tut, und dahinter schaut, der erkennt mehr, als nur den reinen Urban Fantasy Aspekt. Elisa ist unsere Protagonistin. Sie lebt mit ihrer Mutter in Deutschland. Irgendwie doch andersartig, wird sie nicht wirklich in der Schule anerkannt. Sie spricht mit Bäumen, das ist eine ihrer großen Leidenschaften. Die Natur. Mit wem sie dagegen nicht so gerne spricht, das ist Kris, den sie bei einem Norwegisch – Sprachkurs kennenlernt, und der irgendwie …….. wie soll ich das nun ausdrücken? ……. „Babbelwasser“ getrunken hat. Für die, die damit nichts anfangen können, weil das nur in meiner Gegend so heißt: Er redet einen ständig von der Seite an, ununterbrochen, ist ständig im Redefluss und ….. Elisa ist davon wohl etwas genervt. Als plötzlich überall auf der Welt Naturkatastrophen geschehen, die nicht aufzuhalten sind, wird Elisa in ein Geschehen gezogen, von dem sie nicht begeistert ist. Denn die Katastrophen mehren sich, und sie haben einen Grund. Sind es die Bäume? Die norwegische Sprache? Die immer fortlaufenden Worte, die aus Kris‘ Mund plumpsen? Alles zusammen oder gar etwas ganz Anderes? Die Menschheit selbst? Böse Mächte? Genau das gilt es herauszufinden. Denn irgendwie muss Elisa auf einmal die Welt retten. Und wer wäre Kris, wenn er ihr nicht helfen würde. ODER doch nicht?!!? Dann ist da noch ein Geheimbund der Elisas Magie benutzen will. Denn ja, hatte ich das vergessen zu sagen? Magie gibt es auch im Buch. Sehr viel davon. Wie sonst könnte man eine Welt retten?

Cover und Titel:

Cover und Titel gefallen mir sehr gut, weil der Bezug zur Geschichte sofort gegeben ist. Wir haben die Gilde der Iris, den Geheimbund. Um welche Iris geht es hier eigentlich, und was hat sie getan, dass ihr eine Gilde gewidmet wurde? Geht es um Blumen, einen Namen? Wer oder was ist Iris? Es ist offensichtlicher, und ein wenig sieht man es auch schon auf dem Buchcover. Dass dieses so strahlend hinbekommen wurde, gefällt mir gut. Ebenso der angedeutete Geheimbund. Cover und Titel vereinen also alles in einem, und erzählen von der Geschichte des Buches, ohne zu viel zu verraten.

Fazit und Gedankenallerlei:

Erst einmal: Der Schreibstil ist anders, als man es von genretypischen Geschichten sonst kennt. Aber das hat mir selbst nichts ausgemacht. Ganz im Gegenteil war es erfrischend, diesen Mix aus Ideen und Stilen zu lesen, weil mich die Kreativität der Geschichte wirklich beeindruckt hat. Ich fand faszinierend, wie hier eine Geschichte gesponnen wurde, um ein Ereignis, das wirklich in unserer Erdengeschichte stattgefunden hat. Und zum Teil auch stattfindet. Wie sich Realität mit Fiktion mischt, und wie sie uns nachdenken lässt, obwohl die Geschichte sich um Vergangenheit, Legende und ein topaktuelles Thema dreht. Ebenso mag ich den Stilmix, den Genremix…. Wie auch immer man es nennen mag. Es springt von Urban Fantasy in alte Fantasylegenden, mit einem Spritzer Science-Fiction und einer kleinen Prise Dystopie, die dann wieder für weinige Sequenzen bei Romantasy landet und uns im Grunde genommen einfach erzählt, dass wir als Menschen besser auf unsere Erde, auf unsere Natur und unser Drumherum achten sollen, weil alles miteinander verbunden ist. Und ….. dass es immer böse Mächte gibt, die andere unterdrücken möchten, einfach wegen der Macht. Denn Macht haben über andere und alles, das ist ja DER Grund schlechthin für das Böse. Der Genrecocktail wird gerührt geschüttelt und angerichtet. Und 007 ist es diesmal nicht, der die Welt rettet, die ja auch überhaupt nicht genug ist für einige.

Die Idee die hier entwickelt wurde, hätte man anfänglich auf keinen Fall so erwartet. Selbst wenn man einiges erahnen konnte, so kamen dann in der Geschichte selbst doch Überraschungen, mit denen man nicht gerechnet hat.

Auch die Liebe zur Natur ist im Roman verwurzelt, und das im wahrsten Sinne des Wortes, spricht er doch auch über Bäume und Wälder, über die Natur, und was diese anrichten kann mit ihrer Naturgewalt.

Die Geschichte ist minimalistisch in ihrer Erscheinungsform, denn sie spielt fast die ganze Zeit in einer Höhle, in der sich aber so viel ereignet, dass es nicht langweilig wird. Dieser begrenzte Raum macht das im Buch erlebte dann aber umso intensiver, weil alles auf diesen Punkt, die Höhle und ihre Bewohner, fixiert ist. Dass das Ganze nur dort spielt, bzw. an einem Ort, bringt einen gewissen „Schutz“ von außen. Es ist wie als ob man auf die Gemeinschaft der Gilde in der Höhle schaut, und sich dort alles abspielt. Die Geschichte, die Gefühle, eine kleine Prise Lagerkoller, den wir von Formaten kennen, in denen Menschen auf begrenztem Raum aufeinandersitzen, und sich merkwürdige Emotionen entwickeln? Der Widerspruch im Buch ist unheimlich gut beschrieben. Elisa, die nicht vertrauen kann, weil sie enttäuscht wurde, was Gedanken in ihren Kopf bringt, die zumindest ich vollkommen nachvollziehen konnte. Dieses Misstrauen gegenüber allem. Der Mix aus Verlassen, Allein sein, Geborgenheit und Zugehörigkeit. Und schon wieder ….. dem verwurzelt sein. Es geht darum seinen Glauben zu verlieren, und zwar nicht den in eine Religion, sondern in alles um einen herum, in die Menschen, in das Vertrauen selbst, und in sich selbst.

Elisa unsere Protagonistin erscheint vielleicht manchmal trotzig und pubertär, aber diesmal ist es wirklich eine Geschichte, in der ich dieses Verhalten nachvollziehen konnte (was ich manchmal sonst nicht so gut kann). Weil es später eine Wandlung gibt, und sie ihrer Verantwortung nicht mehr entrinnen möchte. Und weil ihr Dinge erklärt werden, die vorher verheimlicht wurden (und belogen wird ja niemand gerne). So ist das Ganze dann auch wieder altersgerecht, und wir haben nicht das Problem, dass wir sagen könnten, die Protagonistin würde sich nicht ihrem Alter entsprechend verhalten. Denn wer große Verantwortung hat ………. Ihr wisst Bescheid ;). Elisa ist nun mal ein Buchwurm, so wie wir alle (und falls nicht … ihr wisst ja gar nicht, was ihr in Büchern alles verpasst :)). Sie liest, träumt sich hinweg, flüchtet aus ihrer Realität …. Weil sie tief in ihrem Inneren weiß, dass da etwas ist, wo es sie hinzieht. Ein Sehnen, etwas tief in ihr verborgen, das sie nicht benennen kann, und was sie völlig überrumpelt. Dann sind da noch die Selbstzweifel, Zweifel an anderen und in andere, und nicht mehr vorhandenes Vertrauen. Eine falsche Selbstwahrnehmung, und ein Leben, in dem man nicht mehr weiß, wer man eigentlich ist. Das Ganze ist rein aus Elisas Sicht geschrieben. Und ja, ich mag es normal lieber, wenn man mehrere Perspektiven hat, oder zumindest eine kleine Sequenz aus einer anderen Sichtweise, um die anderen Charaktere besser kennenzulernen. Hier war das aber tatsächlich nicht nötig, weil die Hauptgeschichte und der Fokus auf Elisa lagen, und ihrer Magie und Wandlung. Deswegen war ich in diesem Punkt über mich selbst überrascht. Für mich lebt die Geschichte wirklich von Elisas Gedankenwelt, da diese wichtig für die Entwicklung und den Verlauf des Buches ist. Dieser Struggle, den man beim Lesen selbst fühlt, und sogar verstehen kann, da Verantwortung einem manchmal Angst machen kann. Was die Geschichte die eigentlich erzählt wird aber nicht unwichtiger macht. Denn in allen Einzel – und Teilstücken ist irgendeine Wichtigkeit, eine Botschaft, die es zu erkennen gibt. Stilmix eben :)

Und dann ist da ja noch Kris …… Ein Charakter den ich anfänglich nicht so gut greifen konnte, das gebe ich zu, der aber wichtig für das Buch ist. Elisa hatte dasselbe Problem. Hier gilt es also wieder hinter die Fassaden zu schauen, warum jemand so ist, wie er ist. Sowohl bei Elisa, als auch Kris. Mit Fortführung der Lektüre hat alles einen Sinn ergeben. Alles was anfänglich noch im Dunkeln geschlummert hat, wurde später gelichtet. Im wahrsten Sinne der Worte wurden einem die Augen geöffnet, warum agiert wurde, wie manche es getan haben. Und so konnte man sich mit jedem Benehmen und allen Charaktereigenschaften aussöhnen. Ein Überraschungsbuch eben, das einem ein wahres Feuerwerk an Ideen geboten hat, das dem Feuerwerk einer Iris gleichkommt. Womit wir beim eigentlichen Thema des Buches wären. Die Iris und ihre Gilde….. ähm tja. Ich mal wieder und mein Versuch Brücken zu bauen :D

Mir gefällt die alte Druidenthematik, die Runen im Zusammenspiel mit dem modernen Thema des Schutzes unserer Erde und ihren Naturkatastrophen, die nicht durch Magie oder böse Menschen im eigentlichen Sinne entstehen, sondern durch etwas, das uns alle bedroht. Schmelzendes Eis der Erde und Überflutungen, so wie andere Katastrophen. Außerdem fand ich die Beschreibung und die Namen der Runen samt ihrer Bedeutung sehr gut beschrieben und faszinierend, wie alles miteinander zusammenhängt. Druiden, Runen, Natur und Magie, die alles zusammen innehat. Und als Pluspunkt ebenfalls das angeschnittene Thema der nordischen Mythologie.

Und hier nochmal alles zusammen in kleinen Stichpunkten zum Merken: Spielt erst in Deutschland, dann in Norwegen. In einer Höhle. Beklemmendes Gefühl das schwankt zwischen Schutz und nicht vertrauen zu können. Wo ist das eigentliche Zuhause? Wer ist das Zuhause? Wem kann ich trauen und wer ist meine Familie? Das Thema durchzieht den ganzen Roman. Eine Bedrohung, die über eine dunkle Macht hinausgeht. Verantwortung für sich und für die Anderen, große Verantwortung für die Welt, nicht gewollt, überfordert. Druiden, Runen, Natur, Magie. Naturkatastrophen.

So und nun…..Irgendwie erhoffe ich mir, dass es einen zweiten Band gibt, in der die Geschichte weitererzählt wird. Auch wenn es für den ersten Band erstmal ein Ende gab. Ich bin guter Dinge, dass da etwas kommen MUSS.

Liebe Leute. Zuhause ist da, wo man sich sicher fühlen kann, dort wo man vertraut, da wo man sich fallen lassen kann, und ganz man selbst sein darf, egal was in der Welt für Probleme auf einen warten, und wer man ist. Und ebenso ist ein Zuhause auch bei den Menschen, die für uns genau dasselbe ausstrahlen und sind, bei denen wir uns nicht verstellen müssen, und denen wir vertrauen. Und wenn wir diese starken Wurzeln haben, dann können wir vielleicht auch eines Tages die Welt retten, wenn wir nicht alles alleine auf unseren Schultern tragen müssen.

Heutiges Rezensionslied. Denn es ging mir tatsächlich während der Lektüre ständig im Kopf herum, weil ich diesen ganzen Gedankengang dazu hatte, dass man ein Zuhause braucht, wie auch immer das aussehen mag, um Dinge stemmen zu können. Sein es Welten, oder die Rettung der Menschheit:

„Just to be sure these last days are better. And if I have any enemies, to give me the strength to look the Devil in the face, and make it home safe.

Now tell me: how did all my dreams turn to nightmares? How did I lose it when I was right there? Now I'm so far, that it feels like it's all gone to pieces. Tell me why the world never fights fair?

I'm trying to find Home. A place where I can go. To take this off my shoulders. Someone take me home.“

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Folge dem Piratenwind mitten ins Abenteuer hinein.

Piratenwind
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Piratenwind von Simone Vajda

Liebe Buchmenschen, und alle anderen natürlich auch. Lasst uns heute mal darüber reden, was man alles auf dem Meer verlieren kann. Zuerst einmal: Sich selbst. Man kann sein ...

Piratenwind von Simone Vajda

Liebe Buchmenschen, und alle anderen natürlich auch. Lasst uns heute mal darüber reden, was man alles auf dem Meer verlieren kann. Zuerst einmal: Sich selbst. Man kann sein Herz verlieren an das Meer, oder an eine Frau in der Ferne, so wie an die Meeresgöttin Calypso selbst (Jaaaa okeeee, ich hör ja schon auf mit Davy Jones). Seinen Kopf. Manche verlieren ihr Leben, ihre Erinnerung, oder die Erinnerung an ihr Leben. Ihr Gedächtnis. Mysteriös? Nun ja. Das wird wohl noch so weitergehen. Man kann sein Schiff verlieren (was schlecht ist, denn dann muss man entweder schwimmen, oder hat Schildkröten in der Nähe). Die Orientierung! (Danke an die Erfindung des Kompasses). Seine Besatzung …. (Meuterei!), seine Autorität (noch mehr Meuterei!!!). Sein Menschsein. Menschen und Angehörige (weil jeder, auch jeder Seemann, von jemandem abstammt, den er zurücklassen muss). Sein Geld und die Schiffsladung (immer diese bösen Piraten, die vielleicht gar nicht immer so böse waren, wie ihr Ruf! Denn alternativ geht die Schiffsladung auch verloren, wenn das Schiff verloren geht.). Und ganz wichtig: Rum! (der soll ja auf Schiffen zu Hauf verloren gegangen sein. Meist in den Mündern der Piraten) So. Und warum erzähle ich euch nun eigentlich die ganze Litanei von verlorenen Dingen? Geht es hier um Schiffe? Um das Meer? Um Vergangenes oder die Gegenwart? Natürlich kann man immer und zu jeder Zeit Dinge verlieren, auch wenn das vorliegende Abenteuer uns in die Zeit der Piraten des frühen 18. Jahrhunderts schickt. Und so wie im Heute, so hat man schon damals noch etwas verloren, oder anders gesagt, neu dazu gewonnen. Sehnsucht und Freiheit, die das Meer einem geboten hat. Einen Ausweg. Ein Abenteuer. Etwas von der Weite der Welt, die Schiffe und das Meer umweht. Diese Weite, die man nur hat, wenn man sich auf Wasser befindet, und ringsherum nichts Anderes ist außer noch mehr Wasser und Horizont. Und der Drang, die Ferne zu erreichen, und dort vielleicht nichts zu verlieren, aber definitiv etwas Neues zu gewinnen. Sein es Erinnerungen, Abenteuer, ebenfalls Menschen. Ihr könnt nun ergänzen laut obriger Liste. :). Das Suchen, Verlieren und Finden…. Die Sehnsucht die man bei Verlorenem verspürt… all das spürt man durch die Geschichte hier, weil es die Handlung bestimmt. Und nun fange ich besser mal an, das Buch vorzustellen. Selbst, wenn ich jetzt schon sagen kann, dass ich wohl restlos begeistert war.

Die Geschichte des Buches:

Amy ist 12, fast 13, und ein Mädchen in Plymouth im Jahre 1728. Da nach ihrer Tante nun auch ihr Onkel gestorben ist, soll Amy nun zu einer anderen Tante. Doch Amy hat anderes vor. Denn im Gegensatz zu Onkel und Tante, bei denen sie aufgewachsen ist, ist die andere Tante nicht gerade die Freundlichkeit in Person. Amy findet im Haus eine alte Karte in einer Truhe, und tut das, was ihr Herz ihr sagt. Sie flüchtet, heuert auf einem großen Schiff an, und gibt sich fortan als Robin aus… dem neuen Schiffsjungen des Roten Löwen. Sie möchte mit der Karte ihre Mutter finden, und nimmt das Schiff als Mittel zum Zweck. Was sie aber auf alle Fälle dort findet sind Freunde und nette Menschen, so wie John Black. Als dieser entführt wird, möchte sie helfen. Doch alles kommt anders, und überhaupt ist DAS erst der Anfang all der Abenteuer, die Amy auf Schiffen, Land und dem Meer erlebt. WAS und WEN sie am Ende dann findet, muss jeder beim Lesen herausfinden.

Cover und Gestaltung:

Das Cover? Kommt Leute, es lädt ja quasi zum Träumen über Abenteuer ein :). Die Gestaltung gefällt mir einfach nur richtig gut. Auch im Inneren merkt man, wie viel Mühe im Buch steckt, ist jede Seite doch mit einer kleinen Ratte versehen. Fast so, als ob das Buch selbst das Schiff wäre, das seine Geschichte erzählt, und die kleinen Ratten die sind, die auf Schiffen nun mal gelebt haben. Heißt: Wir sind quasi, wenn wir das Buch lesen, direkt auf dem Schiff. Ist das logisch oder ist das logisch?! :D

Gibt es noch etwas, das ich hervorheben möchte? Ja! Die Überschriften der einzelnen Kapitel, die einem Logbuch gleichen, und auch genau das wiedergeben. Ein Logbuch der Gefühle und Fragen, die sich nicht nur Black als Protagonist stellt, sondern die uns unweigerlich auch an den Gefühlen teilhaben lassen, weil sie genau die Stimmung des Buches wiederspiegeln. Sind die Protagonisten in Schwierigkeiten, merkt das Logbuch, und somit die Kapitelüberschrift es sofort. Sie lebt quasi mit der Geschichte, atmet mit ihr, und geht somit mit ihr den Weg, den der Lauf der Geschichte wohl nimmt. Die Kapitelüberschriften sind der Kompass, der uns durch die Untiefen des Buches führt. Wenn man die Augen für all diese Einzelheiten öffnet, merkt man, wieviel Liebe im Buch steckt.

Fazit und Gedankenallerlei zum Buch:

Schon vom ersten Moment an war ich gepackt, wohl auch, weil mir die Anfangsszene so bekannt vorkam. Als Schwester eines Bruders, habe ich wohl auch immer gesagt bekommen, dass er unser „Piratenschiff“ (einfach das Zimmer) steuert, während ich Dinge auf unserem „Schiff“ erledigen sollte, weil ich ja ein Mädchen bin (den Schatz zählen, oder kochen und schrubben…möhh :/). Ich glaube ich habe schon damals nicht verstanden, wieso ich nicht genauso eine steuernde Piratin sein kann. Okay, genug Einblick in meine Kindheit, und unsere Spiele, auch wenn dies meine Piratenliebe wohl geprägt hat. Vielleicht gefällt mir deswegen die vorliegende Geschichte so gut, weil ein Mädchen all das schafft, wovon andere träumen (in dem Falle mein junges Ich). Habe ich euch also schon mal über meine Passion und Leidenschaft für Piraten und ihre Geschichten erzählt? Der ein oder andere wird es sicherlich schon mitbekommen haben. Es ist nicht nur dieser unbändige Drang der Freiheit und des Meeres, sondern auch die Sehnsucht nach etwas, das einem das Meer bringen kann. Anders zu sein, gesetzlos aber nicht aus Bosheit, sondern weil andere Menschen einen zu dem machen, was man ist. Es geht um Ungerechtigkeiten, Abenteuer, schöne Frauen und Männer, Liebe, das Aufgeben des normalen Lebens. Eine Reise in eine andere Welt, selbst wenn diese Welt das Meer ist, und somit real. Aber Mythen und Legenden um Schiffe, Symbolik in Dingen und Wesen des Meeres machen das Ganze fast so spannend wie erfundene Fantasiewelten. Und vielleicht ist es auch die Angst vor allem Unbekannten, die Angst, die das Meer einem einjagen kann, weil man noch immer nicht weiß, was sich in seinen Untiefen herumtreibt, und weil das Meer so gnadenlos ist und seinen eigenen Kopf hat. Apropos Kopf, ich gebe zu, ich bin ein kleiner (größerer) Freak. Oder halt, vielleicht ja auch nicht! Denn wem geht es nicht genauso wie mir, dass er IMMER, wenn er ein Piratenbuch sieht oder irgendwas, das mit Piraten zu tun hat, sich automatisch das Theme von Fluch der Karibik im Kopf abspielt, und einem sowas rausrutscht wie „Nun kämpf schon du Schurke, ich will mein Schiff zurück!“?! Ich bin machtlos dagegen. Und es ist ja auch mein Kopf, der diese Dinge tut :). Was ich damit eigentlich sagen will ist, dass genau dieses Feeling mich von der ersten Seite beschlichen hat. Irgendwie kommen sofort beim Lesen BlackSailsFluchderKaribikSchatzinselOnePiecePiratenvibes auf. Doch in der Geschichte steckt viel mehr drin, als „nur“ eine Geschichte über Piraten, und dieses MEHR sollte man unbedingt entdecken, ist es doch zeitlos als Botschaft für uns Menschen der Welt wichtig. Uns sogleich ist man in der Geschichte drin, sie schlägt einen in ihren Bann, fängt einen ein, und man ist für die Zeit des Lesens ganz woanders. Auf dem Meer, einem Schiff, einer Insel.

Die angesprochenen Thematiken haben eine ungeheure Vielschichtigkeit und Bandbreite von Themen, die alle zum Nachdenken anregen sollten. Sklavenhandel, Unterdrückung, Rassismus, Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich und in der Welt, Geld – und Goldgier, der Status von Frauen, sich über andere stellen, und die Frage, ob Menschen die frei leben wollen wirklich die Bösen sind, oder eher die Gesetzestreuen, die mir ihrer Machtgier dafür sorgen, dass man in die Gesetzlosigkeit getrieben wird. Ein Thema, das sich durch alle Zeitepochen zieht, und einem gleichzeitig aufzeigt, was im Leben wirklich wichtig ist. Dass das alles so, oder zumindest so ähnlich stattgefunden haben muss, macht es dann gleichzeitig noch realistischer, aber auch trauriger, weil es einen zwingt zu akzeptieren, wie die Welt war (und noch ist). Ab und an ist die Geschichte dann auch mit Melancholie durchzogen, die einfach der Umstände geschuldet ist.



Amy als erzählende Kraft in der Geschichte, die aus ihrer Sicht erzählt wird, ist sozusagen der Leitfaden, wegen dem wir auf hoher See nicht verloren gehen. Nur ab und an wird das Ganze unterbrochen durch einen Gedanken von einem der anderen Protagonisten, was angenehm ist. Es ist kein ausladender Perspektivwechsel, nur einzelne Abschnitte, die trotzdem reichen, um auch in die Köpfe der anderen blicken zu lassen (Larou, Black oder Will, um ein paar Namen zu nennen). Amys Neugier und ihre Fragen sind es dann auch, die uns durch die Geschichte führen, und uns alles über Seefahrten, Schiffe, Piraten, Piraterie, Gepflogenheiten, andere Sitten und Länder und die damalige Zeit berichten. So fließt die Leidenschaft der Autorin, aber auch die Befriedigung des eigenen Wissensdurstes mit ein. Das Ganze ist eine Mischung aus Realität und Fiktion, Geschichtsunterricht, Wahrheit, Legende, und hinzugedichteten Dingen über Piraten, die die Geschichte abrunden, sich zusammenfügen und einfach passen, um in einem Abenteuer zu enden. Lehrreich, gewitzt und spannend abenteuerlich. Vom Genre schwer einzusortieren, was es nur noch spannender macht. Und obwohl die Menschen authentisch sind, weil gerade die Piraten und Seemänner wirklich gelebt haben, wird die Atmosphäre des Abenteuers vollkommen transportiert und wir befinden uns mitten in einer Piratengeschichte mit allem was dazugehört, und diese Atmosphäre haftet der Geschichte an.

Es ist schwer zu beschreiben, dass die Geschichte sowohl junge Jugendliche ansprechen kann, als auch Erwachsene. Damals waren die Kinder oftmals schon mit 13 erwachsen, oder zumindest an der Schwelle daran, und man findet alle menschlichen Begierden und Sehnsüchte im Buch zumindest als Gedanke. Man fühlt mit. Natürlich können das Buch auch Jüngere lesen, weil es einem viel beibringt. Und trotzdem würde ich es nicht rein als Buch für Jugendliche ansehen, denn auch Erwachsene können hier noch viel lernen. Hinter jeder Geschichte der Charaktere steckt eine Wahrheit, ein Auslöser, etwas Unbekanntes, das wir erst erkennen, wenn wir die Gesamtheit der Geschichte sehen und annehmen, dass nicht alles immer nur Schwarz oder Weiß ist, wir mehr auf die Grautöne dazwischen achten, und uns fragen WARUM Menschen Dinge tun, und was sie hat zu dem werden lassen, was sie sind. Und das ist nicht nur lehrreich für Kinder, und sollte immer in ihren Köpfen sein, sondern auch für Eltern und Erwachsene, damit diese tolerant durch die Welt gehen, und hinter Fassaden von Menschen schauen, um diese besser zu verstehen. Augen auf, würde ich mal sagen ;). Da in der Geschichte alles von der menschlichen Seite ausgeht, leidet man oft mit bei Gefahren und Kämpfen, so wie beim Leid, und einigen Geschichten. Man leidet, bangt, aber vor allen Dingen versteht man, auch einige Beweggründe.

Das Buch erinnert in seinen Anfängen an abenteuerliche Geschichten wie die Schatzinsel, die tatsächlich eine meiner Lieblingsgeschichten ist. Und ja! Ich bin vielleicht etwas parteiisch, wegen meiner Piratengeschichtenliebe. Aber so soll es ja auch sein. Man liest ein Buch über etwas, das man mag. Besonders authentisch erscheint die Geschichte schon nochmal deswegen, weil all die Piraten, oder der große Teil, wirklich existiert haben. Man kann also nicht sagen, dass die Geschichte einfach nur so erfunden wurde, weil sie zum Teil aus echten und realen Personen und ihrer Geschichte besteht, und zum Teil fiktiv ist, aber irgendwie auch angelehnt an die Geschichten der realen Persönlichkeiten. DAS fand ich so toll, weil ich besser ins Thema reinrutschen konnte, einiges schon wusste, einiges ergänzt wurde, und mit einigem Wissen überrascht wurde. Auch die historische Geschichte wurde grandios und sorgfältig recherchiert, so wie die Zeitabläufe, die Namen der Schiffe, die Geschichten die sich um die Piraten ranken, die Legenden. Und Legenden bedeuten Spannung. Man merkt in diesem Buch die Liebe zu Schiffen und Piraten. Fast wie ein Lehrbuch, aber natürlich nicht mit dem Hauch eines Lehrbuches, dem die Langeweile anhaftet. Man erfährt sehr viel über Schiffe, das Leben der Piraten auf See, den Tagesablauf, und wie alles vorangegangen ist. Gleichzeitig entführt uns das Buch aber auch in ein Abenteuer. Und diese Atmosphäre wurde besonders gut hinbekommen. Denn tatsächlich wähnt man sich auf dem Meer, glaubt mitten unter den Seemännern zu sein, und bangt mit allen. Geschichten über Mädchen, die sich verstecken müssen um nicht entdeckt zu werden, und deswegen in Jungsklamotten schlüpfen, dafür hatte ich wohl schon immer eine Schwäche. Wenn sie zusätzlich noch so mutig sind wie Amy, die mir selbst noch einiges vormacht, dann macht es umso mehr Spaß. Denn gerade ihre Figur ist es, die der ganzen Geschichte Lebendigkeit einhaucht. Aber auch die anderen Figuren sind bemerkenswert real beschrieben, so, dass wir sie als Freunde gewinnen.

Was mir besonders gut gefallen hat sind dann auch die kritischen Untertöne, die uns eine Zeit der Piraterie zeigen, aber von Menschen sprechen, die genau dieselben Probleme haben, die wir heute noch in unserem Leben bezwingen müssen. Armut gegen Reichtum, dass die Reichen die Armen unterdrücken, dass sich einige gefangen in ihrer Verantwortung fühlen, und manche die Freiheit, das Adrenalin und Abenteuerlust suchen (samtschäumender wilder See und Gefahr). Und fast JEDER das große Geld. Aber dass auch die Sehnsüchte da sind, die Liebe, die Anziehung, Familienleben, Zuhause und Heim, und der Glaube an gute Menschen und gute Taten.

Die Geschichte zeigt uns von allem zwei Seiten, beide Seiten einer Medaille (oder Piratengoldmünze). Die See, so ruhig und wunderschön und frei, und die See, wie sie rau, unerbittlich und stürmisch sein kann, tosend, Menschen mit sich reißend. Die Piraten, und die Seefahrer. Gut und Böse. Familie wie sie sein sollte, und wie nicht. Abenteuer gegen Sicherheit. Arm gegen Reich. Heimat und die Sehnsucht danach, nach Familie und Zugehörigkeit, danach heimatlos zu sein, nicht nur auf dem Meer als Seemann. Es handelt von Meer und Freiheit, gleichzeitig aber auch dem Sehnen nach Heimat und Sesshaftigkeit und Familie, nach Liebe und geliebten Menschen. Der Sehnsucht nach Vater und Mutter, nach Heimat, nach Erinnerungen an sich selbst. Oder verlorene Dinge, wie die eigene Identität. Diese innere Zerrissenheit ist super toll eingefangen und man wähnt sich selbst im Zwiespalt zwischen Abenteuer, der großen weiten Welt und der Sicherheit der Heimat. Doch wo ist Heimat? Was ist Familie, wenn nicht die eigene Blutsverwandtschaft? Wem und was fühle ich mich zugehörig? Das Buch spielt nicht nur mit diesen Themen, sondern lässt einen auch in seiner eigenen Gedankenwelt zurück.

Das heutige Rezensionslied fand ich passend, weil es in seinem Text die Sehnsucht widerspiegelt, die einige Menschen hatten, wenn sie jemanden auf See, oder an die See mit all ihren Verführungen verloren haben. Und weil es aufzeigt, dass Gold nicht alles ist, wenn diese Sehnsucht einen ereilt:

„Kommt all ihr hübschen Mädchen, ganz gleich, wer ihr auch seid, die ihr liebt nen tapfren Seemann, der auf den Meeren weilt.

Mein Herz durchbohrt von Amor, ich verschmäh das Glitzergold. Und rein gar nichts kann mich trösten. Bloß mein tapfrer Seemann hold.“

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