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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2024

Zeitschleifendilemma

Death. Life. Repeat.
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In "Death. Life. Repeat" ist der jugendliche Spencer in einer Zeitschleife gefangen. Am Todestag seiner Mutter, die einen tödlichen Unfall hatte, wird er morgens in seinem Auto auf dem Schulparkplatz wach, ...

In "Death. Life. Repeat" ist der jugendliche Spencer in einer Zeitschleife gefangen. Am Todestag seiner Mutter, die einen tödlichen Unfall hatte, wird er morgens in seinem Auto auf dem Schulparkplatz wach, da seine Mitschülerin Clara Hart den Wage touchiert hat. Obwohl er eigentlich keine richtige Lust hat, geht Spencer abends zur Party zu seinem besten Freund Anthony. Dort sieht er, wie Clara bedrängt und missbraucht wird, anschließend benommen aus dem Haus stürzt, von einem Auto überfahren wird und stirbt. Während alle Schülerinnen mehr oder weniger geschockt von dem Unfall sind, wacht Spencer am nächsten Tag wieder auf dem Schulparkplatz auf und stellt schnell fest, dass er diesen Tag wieder und wieder durchlebt. Seine Mission wird klar: Er muss Clara Hart retten.

Da Spencer den Tag immer wieder erlebt und sich die Figuren entwickeln bzw. andere Handlungen geschehen und Spencer mit jedem weiteren Tag anders reagiert, lernen wir sowohl ihn als auch seine Freunde und Mitschüler
innen immer besser kennen. Louise Finch schreibt locker, einfach und sehr derb - gerade die Dialoge unter den Jungs sind sehr vulgär, abwertend und misogyn. Für die Zielgruppe und als Widerspiegelung von Spencers Umfeld und den Dynamiken innerhalb der Gruppe scheint dies authentisch, ich musste mich jedoch daran gewöhnen.
Thematisiert werden toxische Männlichkeit, geschlechtsspezifische Gewalt und kollektives Schweigen sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch und Mobbing.
Gerade für ein Jugendbuch und da die Geschehnisse nicht leider nicht unüblich sind und mit Sicherheit auf jeder Party geschehen, finde ich es wichtig, darauf ein Augenmerk zu legen und diverse Umgangsweisen damit aufzuzeigen. Ich kann das Jugendbuch also auf jeden Fall empfehlen!

Veröffentlicht am 08.09.2024

Essays zur Selbstakzeptanz mit Yoga

Es ist ein Fulltime-Job, sich selbst zu lieben
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Jessamyn Stanley kenne ich von Social Media, aus Werbekampagnen und vor allem durch ihr erstes Buch. Daher war ich sehr gespannt auf dieses noch persönlichere Buch und mehr Einblicke in Stanleys Weg hin ...

Jessamyn Stanley kenne ich von Social Media, aus Werbekampagnen und vor allem durch ihr erstes Buch. Daher war ich sehr gespannt auf dieses noch persönlichere Buch und mehr Einblicke in Stanleys Weg hin zum Yoga - vor allem in Bezug auf die Selbstakzeptanz und Selbstliebe.

"Es ist ein Fulltime-Job, sich selbst zu lieben" besteht aus 13 Essays, in denen Jessamyn Stanley über die Yoga-Praktiken in den USA schreibt und von ihrem Weg hin zum Yoga schreibt. Als queere, fette, Schwarze Femme aus den Südstaaten der USA hatte sie es nicht leicht in den Yoga-Studios und mit den Yoga-Coaches. Die Essays sind autobiographisch und daher sehr persönlich und in meinen Augen auch emotional aufgeladen - häufig durch Wut, oftmals in Form von Sarkasmus und Zynismus. Jessamyn Stanley schreibt über Segregation, Kapitalismus, Rassismus und die weißen Schönheitsideale im Yoga. Sie erzählt davon, wie sie ihren Körper wahrgenommen hat, wie sich diese Wahrnehmung durch Yoga verändert hat, welche Grenzen es für sie gab und welche sie überschreiten/ausweiten konnte. Dieser Weg führte für sie nicht nur zu einem bewussten Körpergefühl und Beweglichkeit, sondern auch zu Selbstakzeptanz und einem Bewusstsein für Körperbilder und Schönheitsideale sowie dessen Reflexion und Einordnung.

"Es ist ein Fulltime-Job, sich selbst zu lieben" ist ein sehr persönliches Buch und rechnet mit den westlichen, weißen Yoga-Praktiken ab. Unter dem Gesichtspunkt, Einblicke in und Kritik an die segregativen, kapitalistischen und kulturell angeeigneten Aspekte des Yogas zu lesen, in Kombination mit persönlichen Geschichten und der Perspektive einer Schwarzen, queeren, fetten Femme hat das Buch vieles zu bieten und hatte für mich Mehrwert.

Veröffentlicht am 02.09.2024

Seichte Lovestory

Wilde Herzen in Kalifornien
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Wenn es nach Salenas Eltern geht, würde Salena bis zu ihrer Hochzeit bei ihnen im Haus leben. Doch Salena hat andere Pläne: Sie arbeitet als Restaurantmanagerin bei den D'Angelos im Restaurant und möchte ...

Wenn es nach Salenas Eltern geht, würde Salena bis zu ihrer Hochzeit bei ihnen im Haus leben. Doch Salena hat andere Pläne: Sie arbeitet als Restaurantmanagerin bei den D'Angelos im Restaurant und möchte unabhängig sein. Das bedeutet, sie möchte weder von ihren Eltern kontrolliert werden, noch sich an einen Mann binden. Also zieht sie kurzerhand aus und muss sich fortan selbst finanzieren. Auf einer Hochzeit lernt sie Ryan Rutledge kennen, dessen Familie wegen ihrer Weindynastie sehr wohlhabend ist. Ryan hingegen möchte mit dem Familienunternehmen nichts zu tun haben und hält sich raus. Wegen dieser Einstellung sowie seiner Tattoos und seines Motorrads ist er das schwarze Schaf der Familie. Als er Salena kennenlernt, möchte er sie am liebsten für immer an seiner Seite haben. Doch die finanziert sich ihren Lebensunterhalt zusätzlich mit Pole-Dance und filmt sich dabei, ohne dass ihre Familie und Ryan davon wissen. Ob dieses Geheimnis ihre Beziehung zu Ryan gefährden wird?

Catherine Bybee hat mit "Wilde Herzen in Kalifornien" den vierten Band um die Familie D'Angelo geschrieben, der jedoch unabhängig lesbar ist. Ich kenne die vorherigen Bücher nicht und brauchte daher eine Weile, um die Figuren sortieren und zuordnen zu können.
Der Schreibstil ist flüssig und die Atmosphäre sommerlich-leicht. Dennoch konnte ich weder zu Ryan noch zu Salena eine Verbindung aufbauen. Ich habe beide bis zum Schluss als eher oberflächlich wahrgenommen und konnte den Aufbau ihrer Beziehung größtenteils nachvollziehen, fand jedoch einige Dialoge etwas zu plump und konnte die Nähe zwischen den beiden nicht spüren.

Eine sommerliche Liebesgeschichte, die mich wegen der distanzierten Figuren nicht catchen konnte, sich jedoch flott lesen ließ.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Unerwartete Freund*innenschaft

Das Licht in den Birken
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Nach zwanzig Jahren als Ziegenhirtin in Portugal wagt Thea mit Mitte fünftig noch einmal einen Neuanfang - zurück in ihrer Heimat in Norddeutschland. Mit ihren zwei Ziegen kommt sie auf einem alten Hof ...

Nach zwanzig Jahren als Ziegenhirtin in Portugal wagt Thea mit Mitte fünftig noch einmal einen Neuanfang - zurück in ihrer Heimat in Norddeutschland. Mit ihren zwei Ziegen kommt sie auf einem alten Hof in der Lüneburger Heide bei Benno unter. Sie möchte dort zur Ruhe kommen und sich endlich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.
Benno liebt Tiere und Pflanzen, hat sein eingespieltes Leben auf dem Hof. Nur mit anderen Menschen kommt er nicht allzu gut zurecht. Da er auf die Miete angewiesen ist, bietet er Thea einen Unterschlupf und sie nähern sich trotz ihrer unterschiedlichen Wesen langsam an. Als dritte im Bunde stößt Juli, eine Wanderung mit Fußverletzung, zu ihnen und gemeinsam bestreiten sie das Leben auf dem Hof und entwickeln einen Plan, um Bennos Schulden zu begleichen.

"Das Licht in den Birken" erzählt von drei sehr unterschiedlichen Menschen, die aus verschiedenen Gründen zusammenkommen und quasi dazu gezwungen sind, sich mit sich selbst und den anderen beiden auseinanderzusetzen. Aus Fremden werden langsam Freundinnen und eine feste Gemeinschaft. Jeder von ihnen trägt in sich eine gewisse Last aus der Vergangenheit, die es zu bearbeiten und aufzuarbeiten gilt.
Romy Fölck erzählt sehr ruhig von dem Wagnis eines Neuanfangs, der Begegnung mit neuen Gedanken und Einstellungen sowie dem Hinterfragen bestehender Muster. Ich mochte den gelassenen Schreibstil, die lockere Art des Erzählens, inklusive der notwendigen Ernsthaftigkeit, jedoch auch dem Blick für das wesentliche Geschehen.
Ein schöner und berührender Roman über den Neuanfang und entstehender Freund*innenschaften aus einer vermeintlichen Zweckgemeinschaft.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Atmosphärischer Thriller

Das Baumhaus
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Henrik und Nora fahren mit ihrem Sohn Fynn, fünf Jahre alt, in den Urlaub nach Schweden. Sie kommen in einer Hütte in Västernorrland unter, wo Henrik als Kind schon viel Zeit mit seinen Eltern verbracht ...

Henrik und Nora fahren mit ihrem Sohn Fynn, fünf Jahre alt, in den Urlaub nach Schweden. Sie kommen in einer Hütte in Västernorrland unter, wo Henrik als Kind schon viel Zeit mit seinen Eltern verbracht hat. Als sie dort ankommen, empfinden sie das Ferienhaus als düster und bedrohlich. In dem angrenzenden Waldstück ein Kinderskelett entdeckt, das dort bereits seit mehreren Jahrzehnten liegt. Kurz darauf trifft Henrik und Nora ein großer Schock, denn Fynn verschwindet. Bei der Suche nach ihm trifft Henrik auf ein altes Baumhaus, das ihm vage bekannt vorkommt. Ist es etwa das Baumhaus, das er als Kind entdeckt und mit schrecklichen Erinnerungen verknüpft hat?
Rosa Lindqvist ermittelt in dem Fall und macht sich auf die Suche nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Fynns Verschwinden und dem Kinderskelett.

Nachdem ich "Wolfskinder" von Vera Buck gelesen habe, stand für mich außer Frage, dass ich "Das Baumhaus" ebenfalls lesen werde. Der Klappentext klingt vielversprechend und ich habe mich auf einen rasanten Thriller mit überraschenden Wendungen gefreut. Meine Erwartungen wurden absolut erfüllt.
Vera Buck schreibt sehr dicht, eindringlich und überzeugt durch die atmosphärische Beschreibung - sowohl der Situation von Henrik und Nora als auch des Baumhauses, der Erinnerungen aus der Vergangenheit und der Landschaft.
Während ich die einzelnen Perspektiven und Erzählstränge zunächst nicht zusammenbringen konnte, fügten sie sich in der Lektüre immer mehr und ergaben - trotz und durch - mehrere(r) Wendungen ein schlüssiges Ganze.
Das Tempo hat sich für mich während des Thrillers erst aufgebaut. Ich würde das Buch eher als Psychothriller beschreiben, der von Beginn an düster ist, seine vollständige Wirkung jedoch im Verlauf entfaltet.

Für mich in jedem Fall ein gelungener Thiller, der mir spannende Lesestunden bereitet hat!