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Veröffentlicht am 19.06.2017

Realität oder Täuschung?

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
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Von der Autorin habe ich bereits "Hotline" und "Schuld bist du" gelesen - beides Thriller, die ich mit fünf Sternen bewertet habe und die mich total begeistern konnten. Auch "Amnesia" konnte mich wieder ...

Von der Autorin habe ich bereits "Hotline" und "Schuld bist du" gelesen - beides Thriller, die ich mit fünf Sternen bewertet habe und die mich total begeistern konnten. Auch "Amnesia" konnte mich wieder überzeugen, doch kam bei mir nicht so viel Spannung auf, wie bei den Vorgängern. Ich kann allerdings nicht sagen woran es lag, denn meine Mitleser waren allesamt begeistert! Deswegen macht euch selbst ein Bild von diesem Psychothriller, bei dem sich Realität und Sinnestäuschung abwechseln.

Gleich zu Beginn erfahren wir von Helens Lungenkrebserkrankung und der minimalen Chance auf Heilung. Durch ihren höchst bedenklichen Tablettenkonsum hat sie immer wieder Aussetzer, die sie verwirren und in der sie Realität und Sinnenstäuschung nicht auseinanderhalten kann. Deswegen verlässt sie auch ihr Freund Sven und Helen findet es an der Zeit ihrer Mutter und ihrer Schwester von der Krebsdignose zu erzählen. Das Verhältnis zu den beiden Frauen war nie besonders gut und so möchte sie sich mit Beiden noch vor ihrem Tod aussöhnen. Während ihre Schwester Kristin Helen überraschend freudig empfängt, ist ihre Mutter wie immer distanziert. Jedoch erwartet Helen ein Schock, denn Kristin ist mit Leon verheiratet und schwanger. Dieser Mann hat vor Jahrzehnten ihre beste Freundin Gela vergewaltigt und wenige Tage nach Helens Ankunft ist er tot....

Die Geschichte kommt mit wenigen Figuren aus, die jedoch sehr detailliert und bildhaft beschrieben sind. Die eiskalte Mutter, die immer Helens Schwester Kristin bevorzugt und deren Exmann sich wegen ihrer Gefühlskälte getrennt hat; sowie Kristin, die kleine Schwester, die immer wieder gerne im Mittelpunkt steht und im Gegensatz zu Helen auf Menschen zugeht, jedoch dabei nur ihr eigenes Wohlergehen im Sinn hat. Aber vorallem Helens Wahrnehmungsstörungen und Erinnerungslücken werden phantastisch und überzeugend dargestellt. Ihre Selbstzweifel, ihre Ängste und ihre Panik sind so lebendig dargestellt, dass man als Leser diese durch die Zeilen hindurch spüren kann. Man rätselt die ganzen 300 Seiten über, was real ist und was sich allein in Helens Kopf abspielt. Diese Wahrnehmungen, die durch die unkontrollierte Einnahme ihrer Angstlöser laufend passieren, lassen auch Helen selbst an ihren Taten zweifeln. Hat sie Leon etwa getötet? Oder ist ihr jemand zuvor gekommen?
Dieses Rätselraten und psychologische Spiel beherrscht die Autorin meisterhaft. Man wird in den Bann gezogen und fühlt mit Helen mit oder rätselt ob sie nicht doch die Mörderin sein könnte.... Überraschende Wendungen, die an den richtigen Stellen eingebaut wurde, lassen die Spannung erhalten.

Warum trotzdem keine 5 Sterne? Ich fand den Anfang ein bisschen zu schleppend. Es kam für mich noch keine richtige Spannung auf. Auch das Ende lässt einige Fragen offen, die jedoch genauso dosiert sind, dass ich damit klar komme. Ich mag nämlich offene Ende überhaupt nicht. Hier bietet die Autorin aber noch genauso viel Spielraum an, dass es für mich passt.

Schreibstil:
Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive geschrieben und aus der Sicht von Helen erzählt. Wie schon in ihren vorangehenden Thrillern schreibt Jutta Maria Herrmann fesselnd, eindringlich und temporeich. Die kurzen Kapitel tun ihr übriges, dass man nur so durch die Seiten fliegt.

Cover:
Noch ein Wort zum Cover. Im Original ist das Cover wirklich grandios gestaltet. Es ist rauh und spürt sich kratzig an, während die Buchstaben des Wortes "Amnesia" glänzen und erhaben sind. Toll gemacht!

Fazit:
Wieder ein grandioser Psychothriller der Autorin, der für mich aber nicht ganz an ihre beiden Vorgänger anschließen kann. Den Beginn fand ich etwas zu schleppend. Danach wird es aber spannend undgewohnt fesselnd mit überraschenden Wendungen.

Veröffentlicht am 19.06.2017

Katz und Maus Spiel im australischen Busch

Die Hatz
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Um die Wogen nach einen Streit mit ihrem Freund Gavin etwas zu glätten, beschließt die sechsundzwanzigjährige Polizistin Sammi eine kleine Auszeit zu nehmen und zwei Tage bei ihrer Freundin Candy in Brisbane ...

Um die Wogen nach einen Streit mit ihrem Freund Gavin etwas zu glätten, beschließt die sechsundzwanzigjährige Polizistin Sammi eine kleine Auszeit zu nehmen und zwei Tage bei ihrer Freundin Candy in Brisbane zu verbringen. Wieder einmal die Nacht zum Tag machen und quatschen bis die Sonne aufgeht...einfach ein bisschen Ablenkung. Doch für Sammi wird es ein Wochenende des Grauens, denn nachdem Candy in einer Bar noch weiter feiert, verlässt sie das Lokal um früher nach Hause zu fahren. Sie macht den Fehler in das Auto des Barkeepers zu steigen (für eine Polizistin eigentlich unverzeilich!) und wird von ihm entführt. Hier spoilere ich nicht, denn es ist von Beginn an klar, wer der Entführer von Sammi ist. Doch zu welchen perfiden Ideen und Grausamkeiten er fähig ist, erfährt man erst im Laufe der kurzweilgen 320 Seiten....

Die Grundidee und auch das Setting hat mich sofort angesprochen: Ein Entführer, der seine Opfer wie Freiwild durch den australischen Busch jagt - wie grausam und sicherlich spannend, waren meine ersten Gedanken. Und ja - beide Kriterien wurden erfüllt, auch wenn dies ein bisschen anders kommt, als ich es mir vorgestellt hatte. Trotzdem war ich sofort mitten im Geschehen und flog nur so durch die Seiten.

Der Thriller ist von Beginn an sehr temporeich und wir begleiten den Entführer, seinen Hund und Sammi in den Busch. Hier beginnt ein Katz und Maus-Spiel, das mich an meinen Nägel kauen ließ und bei dem ich auf das Ende hinfieberte...
Durch die wechselnden Perspektiven, die aus verschiedenen Sichten erzählt werden (Sammi, der Entfüher, Gavin und verschiedene ermittelnde Polizeibeamte) bleibt man als Leser am Laufenden und kann selbst die Ereignisse gut nachvollziehen.
Die über den jeweiligen Kapiteln angeführte Uhrzeit und der jeweilige Tag geben dem Leser Einblicke in Sammi's verzweifelte Bemühung ihren Entführer zu entfliehen und im Busch zu überleben, während man gleichzeitig mitverfolgen kann, wie die laufenden polizeilichen Ermittlungen Fortschritte machen. Diese nehmen einen großen Teil des Romanes ein und vorallem Detective Janine Postlewaite, die leitende Ermittlerin, besitzt von Beginn an einen guten Spürsinn und verbeißt sich regelrecht in den Fall. Als Ähnlichkeiten zu anderen Vermisstenfällen auftreten ist sich Janine sicher es mit einem Serientäter zu tun zu haben.
Die Charaktere sind teilweise sehr gut gezeichnet, vorallem Janine, Sammi und Gavin überzeugen mit ihren teils sehr emotionalen Gefühlen. Janine verbeißt sich regelrecht in den Fall, Gavin wandelt zwischen Zorn, Angst und Verzweiflung und Sammi konnte mich mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Durchhaltevermögen begeistern.
Andere, wie Candy, blieben mir eher blass. Zu Sammis Freundin fehlte mir auch die Vernehmung durch die Polizei, die ja eigentlich eine potentielle Zeugin ist.

Obwohl die Ermittler durchwegs Gutmenschen sind, sind sie keine übermenschlichen Helden oder versoffene und im Selbstmitleid badene Detectives, wie es in skandinavische Krimis sehr oft vorkommt, sondern ganz normale Menschen mit Schwächen. Auch Sammi und Gavin haben ihre Ecken und Kanten, was der Streit zu Beginn des Buches klar darfstellt.

Im Mittelteil kam es zu kleinen Wiederholungen. Dadurch, dass die Polizeiarbeit in diesem Teil stark in den Mittelpunkt rückt, flaute die Sannung etwas ab. Trotzdem fand ich es interessant, diese zu verfolgen, wobei jedoch Sammi's Teil etwas zu kurz kommt.

Der Klappentext führt ein bisschen in die falsche Richtung und deswegen hat das Buch einige Mitleser in der Leserunde enttäuscht. Mir hat dieser Thriller aber wirklich gut gefallen und ich freu mich schon auf weitere Bücher der Reihe rund um die Polizistin Samantha Willis, die bereits angekündigt sind. Ich hoffe wir müssen nicht zu lange auf die Übersetzung warten!

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr! Er ist temporeich, bildhaft und lässt sich sehr gut lesen. Die Kapitel sind kurz gehalten und erhöhen die Spannung. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und das angegebene Datum und die Uhrzeit zeigen genau den Stand der Ermittlungen an bzw. in welcher Lage sich Sammi gerade befindet. Der Spannungsbogen ist kurz gehalten und man bemerkt, dass die Autorin als Polizistin gearbeitet hat und so über den genauen Ablauf der Polizeiarbeit Bescheid weiß.


Fazit:
Mir hat das kurzweilige Thriller-Debüt von J.M. Peace gut gefallen. Die vielen Einblicke aus verschiedenen Perspektiven fand ich gelungen, die Jagd durch den australischen Buch spannend erzählt. Ich werde sicherlich die Reihe weiterverfolgen und hoffe, dass Band 2 bald veröffentlicht wird.

Veröffentlicht am 19.06.2017

Toller Reighenauftakt rund um die Hohensteins

Das Hotel am Drachenfels
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Die Autorin katapultiert den Leser sehr schnell in die Geschichte - das hinten abgedruckte Personenregister ist am Anfang deswegen sehr hilfreich. Jedoch bekommt man schnell den Überblick über die Familie ...

Die Autorin katapultiert den Leser sehr schnell in die Geschichte - das hinten abgedruckte Personenregister ist am Anfang deswegen sehr hilfreich. Jedoch bekommt man schnell den Überblick über die Familie der Hohensteins, den illustren Gästen und dem Personal des Hotels. Das beginnende zwanzigste Jahrhundert ist eine sehr interessante Epoche, in der sich die Gesellschaft noch in die reiche Oberschicht, den Adelsfamilien und dem "gemeinen Fußvolk" teilt, wo die Wirtschaft am Beginn eines großen Aufschwunges steht, Fabriken entstehen und die Frauen beginnen für ihre Rechte zu kämpfen. Für mich eine wahnsinnig spannende Zeit, über die sehr gerne lese.

In "Das Hotel am Drachenfels" werden die damaligen gesellschaftlichen Ansichten und Zwänge hervorragend dargestellt. Mit Maximilan Hohenstein hat die Autorin einen autoritären Mann erschaffen, der das damalige Bild widerspiegelt. Der harte Geschäftsmann, der nur seiner Tochter Johanna gegenüber etwas an Zuneigung zeigt, seine Söhne ignoriert und seine Frau Anne betrügt, wahrt nach Außen hin den Schein und stellt sich als das perfekte Familienoberhaupt dar. Seine beiden Söhne Karl und Alexander nehmen es ebenfalls mit der Treue nicht so genau, wobei Alexander aber noch unverheiratet ist. Tochter Johanna schwärmt für den Freund ihres Bruders, Philipp von Landau. Der unehelicher Halbbruder des Hoteleigentümers, Konrad Alsberg, macht von seinem Erbrecht Gebrauch und fordert seine Hälfte des Hotels. Und auch das Dienstmädchen Henrietta hat sich aus einem bestimmten Grund für ihre Stelle im Hause Hohenstein beworben. Diesen erfährt man erst am Ende des Buches.

Die verschiedenen Handlungsstränge, die aus dem Leben der Hohensteins, deren Dienstboten und den Gästen erzählt, ist sehr vielschichtig. Überraschende Wendungen, Machtspiele und Intrigen und einige geheimnisvollen Geschehnisse lassen den Spannungsbogen nicht absinken und werden von der Autorin platziert eingesetzt. Manchmal erinnert der Roman auch an eine Fernsehserie a lá Downtown Abbey, die Folge um Folge immer wieder etwas Neues zu bieten hat.
Die Figuren sind authentisch und sehr vielschichtig dargestellt. Maximilian, der alles Neue ablehnt und sich für die Traditionen einsetzt, steht Konrad Alsberg mit seiner Aufgeschlossenheit den neuen Errungenschaften, wie dem Telefon oder das elektrische Licht, gegenüber. Auch sein ältester Sohn Karl begeistert sich dafür und möchte das Hotel gerne modernisieren. Dies ergibt alleine schon Differenzen und Ränkespiele zwischen den eigenen Familienmitgliedern. Doch auch Skandale, wie das Verschwinden eines Mädchens, das mit ihren Eltern und der jüngeren Schwester als Gast im Hotel eingecheckt hatte, bringt Spannung und eine überraschende Wendung in den Roman.
Die bildhaften Beschreibungen der Umgebung rund um das Siebengebirge, den Drachenfels und den Eselssteig runden die Erzählung perfekt ab.

Für mich hat die Autorin einen tollen historischen Roman rund um die Jahrhundertwende geschaffen, der unterhält und sich sehr gut lesen lässt.
Ich freue mich schon auf Band 2 "Das Erbe der Hohensteins", der im September erscheinen wird.

Schreibstil:
Anna Jonas konnte mich mit ihrem wundervollen und bildhaften Schreibstil überzeugen. Ich fühlte mich von Beginn an wohl in ihrem Roman, der in der 3. Person erzählt wird und in drei Teile aufgeteilt ist. Zu Beginn des Buches befindet sich eine Karte mit den wichtigsten Orten und wie bereits erwähnt am Ende ein Personenverzeichnis.

Fazit:
Themen wie Machtspiele und Intrigen sind ein großer Teil des Romans, der mit einer abwechslungsreichen Handlung und einem wundervollen Schreibstil punktet. Aber auch der damalige Wandel zwischen dem Althergebrachten und der Moderne wird großartig miteingebunden und zeigt auf, wie die Menschen auf die neuen Errungenschaften reagierten. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung rund um die Hohensteins und empfehle diesen Roman gerne weiter.

Veröffentlicht am 14.06.2017

Wolle und Schicksal

Das Muster der Liebe
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Viele von euch kennen sicher die ROSE HARBOUR Reihe der Autorin, wo im Juli der nächste Band erscheinen wird. "Das Muster der Liebe" von Debbie Macomber ist bereits 2008 erstmals erscheinen und ist nun ...

Viele von euch kennen sicher die ROSE HARBOUR Reihe der Autorin, wo im Juli der nächste Band erscheinen wird. "Das Muster der Liebe" von Debbie Macomber ist bereits 2008 erstmals erscheinen und ist nun im Mira Taschenbuchverlag neu aufgelegt worden. Die Cover sind den Büchern der Rose Harbour Reihe, die im Blanvalet Verlag veröffentlicht wird, "angepasst" worden. Ich kenne die Rose Harbour Reihe noch nicht, obwohl ich den ersten Band "Winterglück" bereits auf meinem SuB habe. Als ich jedoch in der Bücherei die ersten beiden Romane der Blossom Street Reihe entdeckte, habe ich sie mir einfach mal mitgenommen.

"Das Muster der Liebe" ist ein Roman über das Schicksal von vier Frauen und über das Stricken. Zum Thema "Handarbeit" und Frauenschicksale/-freundschaften gibt es bereits einige Bücher und auch Verfilmungen. Ich habe bereits einen ähnlichen (Strick-)Roman gelesen (noch vor meiner Bloggerzeit) und auch der Christmas Cookie Club ist sehr ähnlich aufgebaut, auch wenn es hier ums Backen geht. Das Thema ist also nicht wirklich neu und auch die Autorin hat hier das Rad nicht neu erfunden, aber es unterhält immer wieder aufs Neue.

Wie bereits im Klappentext erwähnt hat Lydia zweimal den Krebs besiegt und erfüllt sich nun den Traum eines eigenes Wollladens. Mit den vier sehr unterschiedlichen Frauen, die sich in Lydias neuen Strickladen "A Good Yarn" in der Blossom Street zu einem Strickkurs treffen, lernen wir auch vier verschiedene Schicksale kennen. Im "wahren"Leben außerhalb des Ladens hätten sich diese Vier ziemlich sicher nie getroffen, geschweige angefreundet.

Lydia hat sich zwar ihren Traum eines Wollgeschäftes erfüllt, aber außerhalb der vier Wände nimmt sie kaum am Leben teil. Sie hat die Befrüchtung nicht lange genug zu leben,
Jacqueline Donavan gehört zur Upper Class und sie lässt es auch jeden spüren, der nicht aus ihren Kreisen kommt. Ihr Sohn Paul hat hingegen ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen und aus den Südstaaten geheiratet. Nun ist ihre Schwiegertochter schwanger und sie wird Großmutter. Ihre Schwiegertochter kann sie einfach nicht akzeptieren, aber dem Kind ihres Sohnes möchte sie die Babydecke stricken, die im Kurs angeboten wird. Denn ihr Sohn Paul entgleitet ihr immer mehr...
Carol Girard hingegen versucht seit Jahren ein Kind zu bekommen bzw. zu behalten. Durch eine Erbkrankheit wird das befruchtete Ei immer wieder abgestoßen. Nach zwei erfolglosen künstlichen Befruchtungen haben Carol und ihr Mann nur mehr einen Versuch, den sie sich leisten können. Mit dem Strickkurs einer Babydecke glaubt Carol an einen Wink des Schicksals und mit der Fertigstellung der Strickarbeit an eine erfolgreiche Schwangerschaft.
Alix Townsend jobbt im gegenüberliegenden Videogeschäft (hier bemerkt man das Alter des Buches), ist vorbestraft und hält eigentlich nichts vom Stricken. Aber mit der Spende der Babydecke kann sie ihre aufgebrummten Sozialstunden abbauen.

Als die Vier das erste Mal zusammentreffen kracht es gleich gewaltig zwischen Alix und Jacqueline, die die junge Punkerin nicht akzeptiert. Ihre Vorurteile sind mit der Hand zu greifen, doch nach und nach legt auch Jacqueline ihre Intoleranz ab. Jede der vier Frauen beginnt zu begreifen, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen und entdecken durch die langsam wachsende Freundschaft einander zu helfen und zu vertrauen. Es macht großen Spaß Zeit mit den Figuren zu verbringen und ihre Entwicklungen mitzuerleben.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailiert beschrieben. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der jeweiligen Frauen erzählt. Über jedem Kapitel steht der Name der Protagonistin, über die wir gerade lesen. Das fand ich anfangs etwas schade, da die gemeinsame Strickrunde und die aufkommende Freundschaft der vier Frauen irgendwie unterging. Jede Protaginistin wird zuerst vorgestellt und ihr Schicksal einzeln erzählt, wobei die Perspektive ständig wechselt. Erst im letzten Drittel verknoten sich die Schicksale wie lose Wollfäden von Lydia, Jacqueline, Carol und Alix zu einem ganzen bunten Wollknäuel und letztendlich findet auch der Strickkurs ein bisschen mehr Raum.

Die Autorin hat in diesem Roman viele Themen, die zum Nachdenken anreigen, miteingebunden. Es geht um Krankheit, Verlust, Akzeptanz, Neuanfänge, Hoffnung und die Liebe. Es ist eine Geschichte, die natürlich auch etwas vorhersehbar ist, aber Mut macht und gut unterhält.

Am Ende des Buches findet man noch die Strickanleitung der Babydecke, die Lydia im Strickkurs

Die Blossom Street Reihe hat im englischen Original schon einige Bände. Auf deutsch übersetzt wurden
1. Das Muster der Liebe
2. Die Maschen des Schicksals
und nun bin ich nicht ganz sicher ob
Der Garten des Lebens oder
Die Farben der Herzen der nachfolgende Band 3 ist.
Vom Inhalt her würde ich auf "Die Farben des Herzens" tippen, doch dieser Band erscheint erst im Juli, während "Der Garten des Lebens" bereits im April erschienen ist.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, leicht und sehr angenehm. Die Geschichte wird aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt, die sich abwechseln. Über jeden Kapitel steht der Namen der Frau, aus deren Leben man mehr erfährt. Ebenso befindet sich immer wieder ein nettes Zitat über das Stricken über einige Kapitelanfänge. Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert beschrieben.


Fazit:
Eine kurzweilige Geschichte über vier Frauenschicksale, verpackt in einem schönen und zu Herzen gehenden Roman. Leichte Lektüre mit Tiefgang, die mich unterhalten hat.

Veröffentlicht am 14.06.2017

Ein Neuanfang auf dem Hausboot

Zimtsommer
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Dies ist mein zweites Buch der Autorin und anfangs war ich ziemlich irritiert, weil es zu meinem bereits gelesenen Roman der Autorin "Irgendwo für immer" doch größere Ähnlichkeiten aufweist. Nun habe ich ...

Dies ist mein zweites Buch der Autorin und anfangs war ich ziemlich irritiert, weil es zu meinem bereits gelesenen Roman der Autorin "Irgendwo für immer" doch größere Ähnlichkeiten aufweist. Nun habe ich mir die Inhaltsangaben der anderen Romane durchgelesen und gesehen, dass ich wohl zu den beiden einzigen Romanen der Autorin gegriffen habe, die Verlust und Trauer beinhalten und die Hauptprotagonistinnen alles verlieren und auf einer Insel bzw. einem Hausboot einen neuen Lebensabschnitt beginnen möchte. Das war nun wirklich Zufall!

Unsere Hauptprotagonistin Ada kehrt New York den Rücken und möchte endlich ihre Trauer hinter sich lassen. Ihr Therapeut vermittelt ihr ein Hausboot in Seattle. Durch den Ortswechsel versucht die stellvertretende Chefredakteurin ihren Verlust zu bewältigen und wieder einen Sinn in ihrem Leben zu finden. In ihrem neuem Zuhause entdeckt sie eine alte Truhe, gefüllt mit einem Hochzeitskleid, Fotos, einem Backbuch und beschriebenen Blättern. Ada entdeckt, dass diese Gegenstände einer jungen Frau namens Penny gehört haben, die in den 1950-iger Jahren auf diesem Boot gelebt hat und die unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Die Hausbootsbesitzer von damals hüllen sich noch heutue in Schweigen und wecken Adas Neugierde....

Auch in diesem Roman von Sarah Jio gibt es Schriftstücke, die eine geheimnisvolle Frau geschrieben hat und über die unsere Protagonistin mehr herausfinden möchte. Trotz des sehr ähnlichen Plots hat mir aber "Zimtsommer" einen Ticken besser gefallen als "Irgendwo für immer". Das lag großteils am Strang aus der Vergangenheit, der in den 1950-iger spielt. Mit Penny, die mit dem wesentlich älteren Künstler Dexter verheiratet ist, hat die Autorin eine sehr sympathische Figur entworfen, über deren plötzliches Verschwinden noch immer in der Bootsstraße spekuliert wird. Penny hat sich ihre Ehe mit Dexter anders vorgestellt. Dem Künstler plagen Depressionen und in ungewollten Schaffenspausen neigt er zum Alkohol. Dazu ist er oft tagelang nicht zuhause und Penny wird immer nachdenklicher und trauriger...

Während Ada versucht etwas Licht in die Geschichte von Penny's Verschwinden zu bringen, erfährt der Leser sowohl Bruchstücke aus Pennys Vergangenheit, wie auch häppchenweise welches Unglück in Ada's Leben geschehen ist. Dabei werden Pennys Kapitel immer intensiver und ich war gespannt, was die Ursache für ihr Verschwinden sein könnte. Die Autorin hat mich dabei - wie von ihr gewollt - in die falsche Richtung gelotst und so war ich am Ende richtig überrascht. Das hat mir gefallen, da doch in vielen Romanen wie diesen, einige Dinge vorhersehbar sind.

Die Kapitel werden abwechselnd aus Ada's und Penny's Sicht erzählt und hinterlassen dem Leser gute Einblicke in die Gefühlswelt der beiden unglücklichen Frauen. Obwohl das Hauptthema die Überwindung der Trauer ist, fühlt man sich beim Lesen nicht traurig oder wird hinuntergezogen. Die Autorin führt uns eher in die Richtung "loslassen" und "neu beginnen" und die Vergangenheit in liebevoller Erinnerung zu behalten. Auch Ada wird durch die Suche nach Antworten von ihrer Trauer abgelenkt. Hinzu kommt noch eine kleine Liebesgeschichte, wobei der attraktive Bootsnachbar Alex einiges dazu beiträgt. Doch ist Ada schon bereit für eine neue Liebe?

Schreibstil:
Der Schreibstil von Sarah Jio hat mir gut gefallen. Sie schreibt lebendig, einfühlsam und sehr bildhaft. Ich hatte die Bootsstraße mit all den Hausbooten und auch die großteils liebenswürdigen Nachbarn vor meinen Augen. Die beiden Zeitebenen aus der gegenwart (2008) und der Vergangenheit (1959) ergänzen sich perfekt.
Der titelgebende Zimt findet sich in den Zimtschnecken wider, die im Roman einige Male erwähnt werden und deren Rezept am Ende des Buches abgedruckt ist.

Cover:


Das deutsche Cover ist gänzlich anders aufgebaut, als diejenigen, die ich gefunden habe. Von links nach rechts sind dies die Cover der niederländischen, norwegischen, türkischen und englischen Ausgabe. Auf drei davon sieht man einen Fluss bzw. Häuser oder ein Boot. Nur das Türkische fällt gänzlich aus der Rolle und könnte für jede beliebige Geschichte stehen. Trotzdem gefällt es mir...wenn auch nicht unbedingt für diesen Roman. Oberflächlich betrachtet passt auch das deutsche Cover nicht zum Inhalt, doch der Originaltitel heißt "Morning Glory" und genau diese Blume sehen wir auf den Cover abgebildet. Ich liebe diese Blumen und habe selbst jedes Jahr welche in meinem Garten.

Fazit:
Ein atmosphärischer Roman über die Überwindung von Trauer und Verlust mit einem Schuss Liebe. Ein nachdenkliches Wohlfühlbuch mit ernsterem Unterton, das mir gut gefallen hat.