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Veröffentlicht am 19.06.2017

Toller Reighenauftakt rund um die Hohensteins

Das Hotel am Drachenfels
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Die Autorin katapultiert den Leser sehr schnell in die Geschichte - das hinten abgedruckte Personenregister ist am Anfang deswegen sehr hilfreich. Jedoch bekommt man schnell den Überblick über die Familie ...

Die Autorin katapultiert den Leser sehr schnell in die Geschichte - das hinten abgedruckte Personenregister ist am Anfang deswegen sehr hilfreich. Jedoch bekommt man schnell den Überblick über die Familie der Hohensteins, den illustren Gästen und dem Personal des Hotels. Das beginnende zwanzigste Jahrhundert ist eine sehr interessante Epoche, in der sich die Gesellschaft noch in die reiche Oberschicht, den Adelsfamilien und dem "gemeinen Fußvolk" teilt, wo die Wirtschaft am Beginn eines großen Aufschwunges steht, Fabriken entstehen und die Frauen beginnen für ihre Rechte zu kämpfen. Für mich eine wahnsinnig spannende Zeit, über die sehr gerne lese.

In "Das Hotel am Drachenfels" werden die damaligen gesellschaftlichen Ansichten und Zwänge hervorragend dargestellt. Mit Maximilan Hohenstein hat die Autorin einen autoritären Mann erschaffen, der das damalige Bild widerspiegelt. Der harte Geschäftsmann, der nur seiner Tochter Johanna gegenüber etwas an Zuneigung zeigt, seine Söhne ignoriert und seine Frau Anne betrügt, wahrt nach Außen hin den Schein und stellt sich als das perfekte Familienoberhaupt dar. Seine beiden Söhne Karl und Alexander nehmen es ebenfalls mit der Treue nicht so genau, wobei Alexander aber noch unverheiratet ist. Tochter Johanna schwärmt für den Freund ihres Bruders, Philipp von Landau. Der unehelicher Halbbruder des Hoteleigentümers, Konrad Alsberg, macht von seinem Erbrecht Gebrauch und fordert seine Hälfte des Hotels. Und auch das Dienstmädchen Henrietta hat sich aus einem bestimmten Grund für ihre Stelle im Hause Hohenstein beworben. Diesen erfährt man erst am Ende des Buches.

Die verschiedenen Handlungsstränge, die aus dem Leben der Hohensteins, deren Dienstboten und den Gästen erzählt, ist sehr vielschichtig. Überraschende Wendungen, Machtspiele und Intrigen und einige geheimnisvollen Geschehnisse lassen den Spannungsbogen nicht absinken und werden von der Autorin platziert eingesetzt. Manchmal erinnert der Roman auch an eine Fernsehserie a lá Downtown Abbey, die Folge um Folge immer wieder etwas Neues zu bieten hat.
Die Figuren sind authentisch und sehr vielschichtig dargestellt. Maximilian, der alles Neue ablehnt und sich für die Traditionen einsetzt, steht Konrad Alsberg mit seiner Aufgeschlossenheit den neuen Errungenschaften, wie dem Telefon oder das elektrische Licht, gegenüber. Auch sein ältester Sohn Karl begeistert sich dafür und möchte das Hotel gerne modernisieren. Dies ergibt alleine schon Differenzen und Ränkespiele zwischen den eigenen Familienmitgliedern. Doch auch Skandale, wie das Verschwinden eines Mädchens, das mit ihren Eltern und der jüngeren Schwester als Gast im Hotel eingecheckt hatte, bringt Spannung und eine überraschende Wendung in den Roman.
Die bildhaften Beschreibungen der Umgebung rund um das Siebengebirge, den Drachenfels und den Eselssteig runden die Erzählung perfekt ab.

Für mich hat die Autorin einen tollen historischen Roman rund um die Jahrhundertwende geschaffen, der unterhält und sich sehr gut lesen lässt.
Ich freue mich schon auf Band 2 "Das Erbe der Hohensteins", der im September erscheinen wird.

Schreibstil:
Anna Jonas konnte mich mit ihrem wundervollen und bildhaften Schreibstil überzeugen. Ich fühlte mich von Beginn an wohl in ihrem Roman, der in der 3. Person erzählt wird und in drei Teile aufgeteilt ist. Zu Beginn des Buches befindet sich eine Karte mit den wichtigsten Orten und wie bereits erwähnt am Ende ein Personenverzeichnis.

Fazit:
Themen wie Machtspiele und Intrigen sind ein großer Teil des Romans, der mit einer abwechslungsreichen Handlung und einem wundervollen Schreibstil punktet. Aber auch der damalige Wandel zwischen dem Althergebrachten und der Moderne wird großartig miteingebunden und zeigt auf, wie die Menschen auf die neuen Errungenschaften reagierten. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung rund um die Hohensteins und empfehle diesen Roman gerne weiter.

Veröffentlicht am 14.06.2017

Wolle und Schicksal

Das Muster der Liebe
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Viele von euch kennen sicher die ROSE HARBOUR Reihe der Autorin, wo im Juli der nächste Band erscheinen wird. "Das Muster der Liebe" von Debbie Macomber ist bereits 2008 erstmals erscheinen und ist nun ...

Viele von euch kennen sicher die ROSE HARBOUR Reihe der Autorin, wo im Juli der nächste Band erscheinen wird. "Das Muster der Liebe" von Debbie Macomber ist bereits 2008 erstmals erscheinen und ist nun im Mira Taschenbuchverlag neu aufgelegt worden. Die Cover sind den Büchern der Rose Harbour Reihe, die im Blanvalet Verlag veröffentlicht wird, "angepasst" worden. Ich kenne die Rose Harbour Reihe noch nicht, obwohl ich den ersten Band "Winterglück" bereits auf meinem SuB habe. Als ich jedoch in der Bücherei die ersten beiden Romane der Blossom Street Reihe entdeckte, habe ich sie mir einfach mal mitgenommen.

"Das Muster der Liebe" ist ein Roman über das Schicksal von vier Frauen und über das Stricken. Zum Thema "Handarbeit" und Frauenschicksale/-freundschaften gibt es bereits einige Bücher und auch Verfilmungen. Ich habe bereits einen ähnlichen (Strick-)Roman gelesen (noch vor meiner Bloggerzeit) und auch der Christmas Cookie Club ist sehr ähnlich aufgebaut, auch wenn es hier ums Backen geht. Das Thema ist also nicht wirklich neu und auch die Autorin hat hier das Rad nicht neu erfunden, aber es unterhält immer wieder aufs Neue.

Wie bereits im Klappentext erwähnt hat Lydia zweimal den Krebs besiegt und erfüllt sich nun den Traum eines eigenes Wollladens. Mit den vier sehr unterschiedlichen Frauen, die sich in Lydias neuen Strickladen "A Good Yarn" in der Blossom Street zu einem Strickkurs treffen, lernen wir auch vier verschiedene Schicksale kennen. Im "wahren"Leben außerhalb des Ladens hätten sich diese Vier ziemlich sicher nie getroffen, geschweige angefreundet.

Lydia hat sich zwar ihren Traum eines Wollgeschäftes erfüllt, aber außerhalb der vier Wände nimmt sie kaum am Leben teil. Sie hat die Befrüchtung nicht lange genug zu leben,
Jacqueline Donavan gehört zur Upper Class und sie lässt es auch jeden spüren, der nicht aus ihren Kreisen kommt. Ihr Sohn Paul hat hingegen ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen und aus den Südstaaten geheiratet. Nun ist ihre Schwiegertochter schwanger und sie wird Großmutter. Ihre Schwiegertochter kann sie einfach nicht akzeptieren, aber dem Kind ihres Sohnes möchte sie die Babydecke stricken, die im Kurs angeboten wird. Denn ihr Sohn Paul entgleitet ihr immer mehr...
Carol Girard hingegen versucht seit Jahren ein Kind zu bekommen bzw. zu behalten. Durch eine Erbkrankheit wird das befruchtete Ei immer wieder abgestoßen. Nach zwei erfolglosen künstlichen Befruchtungen haben Carol und ihr Mann nur mehr einen Versuch, den sie sich leisten können. Mit dem Strickkurs einer Babydecke glaubt Carol an einen Wink des Schicksals und mit der Fertigstellung der Strickarbeit an eine erfolgreiche Schwangerschaft.
Alix Townsend jobbt im gegenüberliegenden Videogeschäft (hier bemerkt man das Alter des Buches), ist vorbestraft und hält eigentlich nichts vom Stricken. Aber mit der Spende der Babydecke kann sie ihre aufgebrummten Sozialstunden abbauen.

Als die Vier das erste Mal zusammentreffen kracht es gleich gewaltig zwischen Alix und Jacqueline, die die junge Punkerin nicht akzeptiert. Ihre Vorurteile sind mit der Hand zu greifen, doch nach und nach legt auch Jacqueline ihre Intoleranz ab. Jede der vier Frauen beginnt zu begreifen, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen und entdecken durch die langsam wachsende Freundschaft einander zu helfen und zu vertrauen. Es macht großen Spaß Zeit mit den Figuren zu verbringen und ihre Entwicklungen mitzuerleben.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailiert beschrieben. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der jeweiligen Frauen erzählt. Über jedem Kapitel steht der Name der Protagonistin, über die wir gerade lesen. Das fand ich anfangs etwas schade, da die gemeinsame Strickrunde und die aufkommende Freundschaft der vier Frauen irgendwie unterging. Jede Protaginistin wird zuerst vorgestellt und ihr Schicksal einzeln erzählt, wobei die Perspektive ständig wechselt. Erst im letzten Drittel verknoten sich die Schicksale wie lose Wollfäden von Lydia, Jacqueline, Carol und Alix zu einem ganzen bunten Wollknäuel und letztendlich findet auch der Strickkurs ein bisschen mehr Raum.

Die Autorin hat in diesem Roman viele Themen, die zum Nachdenken anreigen, miteingebunden. Es geht um Krankheit, Verlust, Akzeptanz, Neuanfänge, Hoffnung und die Liebe. Es ist eine Geschichte, die natürlich auch etwas vorhersehbar ist, aber Mut macht und gut unterhält.

Am Ende des Buches findet man noch die Strickanleitung der Babydecke, die Lydia im Strickkurs

Die Blossom Street Reihe hat im englischen Original schon einige Bände. Auf deutsch übersetzt wurden
1. Das Muster der Liebe
2. Die Maschen des Schicksals
und nun bin ich nicht ganz sicher ob
Der Garten des Lebens oder
Die Farben der Herzen der nachfolgende Band 3 ist.
Vom Inhalt her würde ich auf "Die Farben des Herzens" tippen, doch dieser Band erscheint erst im Juli, während "Der Garten des Lebens" bereits im April erschienen ist.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, leicht und sehr angenehm. Die Geschichte wird aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt, die sich abwechseln. Über jeden Kapitel steht der Namen der Frau, aus deren Leben man mehr erfährt. Ebenso befindet sich immer wieder ein nettes Zitat über das Stricken über einige Kapitelanfänge. Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert beschrieben.


Fazit:
Eine kurzweilige Geschichte über vier Frauenschicksale, verpackt in einem schönen und zu Herzen gehenden Roman. Leichte Lektüre mit Tiefgang, die mich unterhalten hat.

Veröffentlicht am 14.06.2017

Ein Neuanfang auf dem Hausboot

Zimtsommer
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Dies ist mein zweites Buch der Autorin und anfangs war ich ziemlich irritiert, weil es zu meinem bereits gelesenen Roman der Autorin "Irgendwo für immer" doch größere Ähnlichkeiten aufweist. Nun habe ich ...

Dies ist mein zweites Buch der Autorin und anfangs war ich ziemlich irritiert, weil es zu meinem bereits gelesenen Roman der Autorin "Irgendwo für immer" doch größere Ähnlichkeiten aufweist. Nun habe ich mir die Inhaltsangaben der anderen Romane durchgelesen und gesehen, dass ich wohl zu den beiden einzigen Romanen der Autorin gegriffen habe, die Verlust und Trauer beinhalten und die Hauptprotagonistinnen alles verlieren und auf einer Insel bzw. einem Hausboot einen neuen Lebensabschnitt beginnen möchte. Das war nun wirklich Zufall!

Unsere Hauptprotagonistin Ada kehrt New York den Rücken und möchte endlich ihre Trauer hinter sich lassen. Ihr Therapeut vermittelt ihr ein Hausboot in Seattle. Durch den Ortswechsel versucht die stellvertretende Chefredakteurin ihren Verlust zu bewältigen und wieder einen Sinn in ihrem Leben zu finden. In ihrem neuem Zuhause entdeckt sie eine alte Truhe, gefüllt mit einem Hochzeitskleid, Fotos, einem Backbuch und beschriebenen Blättern. Ada entdeckt, dass diese Gegenstände einer jungen Frau namens Penny gehört haben, die in den 1950-iger Jahren auf diesem Boot gelebt hat und die unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Die Hausbootsbesitzer von damals hüllen sich noch heutue in Schweigen und wecken Adas Neugierde....

Auch in diesem Roman von Sarah Jio gibt es Schriftstücke, die eine geheimnisvolle Frau geschrieben hat und über die unsere Protagonistin mehr herausfinden möchte. Trotz des sehr ähnlichen Plots hat mir aber "Zimtsommer" einen Ticken besser gefallen als "Irgendwo für immer". Das lag großteils am Strang aus der Vergangenheit, der in den 1950-iger spielt. Mit Penny, die mit dem wesentlich älteren Künstler Dexter verheiratet ist, hat die Autorin eine sehr sympathische Figur entworfen, über deren plötzliches Verschwinden noch immer in der Bootsstraße spekuliert wird. Penny hat sich ihre Ehe mit Dexter anders vorgestellt. Dem Künstler plagen Depressionen und in ungewollten Schaffenspausen neigt er zum Alkohol. Dazu ist er oft tagelang nicht zuhause und Penny wird immer nachdenklicher und trauriger...

Während Ada versucht etwas Licht in die Geschichte von Penny's Verschwinden zu bringen, erfährt der Leser sowohl Bruchstücke aus Pennys Vergangenheit, wie auch häppchenweise welches Unglück in Ada's Leben geschehen ist. Dabei werden Pennys Kapitel immer intensiver und ich war gespannt, was die Ursache für ihr Verschwinden sein könnte. Die Autorin hat mich dabei - wie von ihr gewollt - in die falsche Richtung gelotst und so war ich am Ende richtig überrascht. Das hat mir gefallen, da doch in vielen Romanen wie diesen, einige Dinge vorhersehbar sind.

Die Kapitel werden abwechselnd aus Ada's und Penny's Sicht erzählt und hinterlassen dem Leser gute Einblicke in die Gefühlswelt der beiden unglücklichen Frauen. Obwohl das Hauptthema die Überwindung der Trauer ist, fühlt man sich beim Lesen nicht traurig oder wird hinuntergezogen. Die Autorin führt uns eher in die Richtung "loslassen" und "neu beginnen" und die Vergangenheit in liebevoller Erinnerung zu behalten. Auch Ada wird durch die Suche nach Antworten von ihrer Trauer abgelenkt. Hinzu kommt noch eine kleine Liebesgeschichte, wobei der attraktive Bootsnachbar Alex einiges dazu beiträgt. Doch ist Ada schon bereit für eine neue Liebe?

Schreibstil:
Der Schreibstil von Sarah Jio hat mir gut gefallen. Sie schreibt lebendig, einfühlsam und sehr bildhaft. Ich hatte die Bootsstraße mit all den Hausbooten und auch die großteils liebenswürdigen Nachbarn vor meinen Augen. Die beiden Zeitebenen aus der gegenwart (2008) und der Vergangenheit (1959) ergänzen sich perfekt.
Der titelgebende Zimt findet sich in den Zimtschnecken wider, die im Roman einige Male erwähnt werden und deren Rezept am Ende des Buches abgedruckt ist.

Cover:


Das deutsche Cover ist gänzlich anders aufgebaut, als diejenigen, die ich gefunden habe. Von links nach rechts sind dies die Cover der niederländischen, norwegischen, türkischen und englischen Ausgabe. Auf drei davon sieht man einen Fluss bzw. Häuser oder ein Boot. Nur das Türkische fällt gänzlich aus der Rolle und könnte für jede beliebige Geschichte stehen. Trotzdem gefällt es mir...wenn auch nicht unbedingt für diesen Roman. Oberflächlich betrachtet passt auch das deutsche Cover nicht zum Inhalt, doch der Originaltitel heißt "Morning Glory" und genau diese Blume sehen wir auf den Cover abgebildet. Ich liebe diese Blumen und habe selbst jedes Jahr welche in meinem Garten.

Fazit:
Ein atmosphärischer Roman über die Überwindung von Trauer und Verlust mit einem Schuss Liebe. Ein nachdenkliches Wohlfühlbuch mit ernsterem Unterton, das mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Ein Toter am Polsterlift

Steirerpakt
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Im bereits siebenten Fall rund um Sandra Mohr und Sascha Bergmann wird das Duo zu einem skurillen Leichenfund in die Region rund um den Erzberg geschickt. Am alten Einser-Sesselift, der vom Präbichl auf ...

Im bereits siebenten Fall rund um Sandra Mohr und Sascha Bergmann wird das Duo zu einem skurillen Leichenfund in die Region rund um den Erzberg geschickt. Am alten Einser-Sesselift, der vom Präbichl auf den Polster führt, wird die nackte Leiche eines unbekannten Mannes gefunden. Ein Detaill wird allerdings den berichtenden Medien verschwiegen: Der Mann wurde kastriert. Es handelt sich dabei um den vor 15 Jahren ausgewanderte Frauenarzt Doktor Rupert Kronsteiner, der zum Begräbnis seiner Mutter aus Kanada angereist ist. Die Tat lässt auf ein emotionales Wiedersehen schließen.....oder doch nicht? Denn in der Region steht die Schließung des bald 70jährigen Polstersesselliftes bevor. Bürgermeisterin Susanna Kaltenegger befürwortet diese, während eine Bürgerinitiative um die Erhaltung des Einsersesselliftes kämpft, die auch der Tote unterstützt hat...

Sandra und Sascha stoßen im Erzgebirge auf eine Mauer des Schweigens und schon bald ist ihnen klar, dass sie hier tief in die Vergangenheit der handelnden Personen graben müssen, um ein bisschen Licht in das Verbrechen bringen zu können. Da das Opfer bereits fünfzehn Jahr im Ausland gelebt hat und in der Heimat nicht viel über sein Leben bekannt ist, gestalten sich die Ermittlungen schwierig. Der allseits unbeliebte Leiter der Spurensicherung aus dem LKA Graz, Manfred „Mani“ Siebenbrunner, der mit dem Toten die Schulbank drückte, ist dabei auch keine große Hilfe und wird vom Fall abgezogen. Doch schon bald gibt es eine weitere Leiche...
Der neue Regionalkrimi von Claudia Rossbacher hat knappe 300 Seiten und trotzdem kommt der Kriminalfall nicht so richtig in Schwung. Die privaten Probleme von Sandra und Sascha stehen zu viel im Vordergrund und die Ermittlungen kommen teilweise zu kurz. Ebenso treten die Beiden lange auf der Stelle bis der Krimi im letzten Drittel etwas an Fahrt aufnimmt. Das Ermittlerpaar, das einst nicht gegensätzlicher hätte sein können, nähert sich langsam immer mehr an, was mir gut gefällt.
Gekonnt hat die Autorin die wirtschaftlichen Probleme der Region aufgegriffen. Der Erzberg, der über Jahrhunderte das Überleben der Menschen in der Region Eisenwurzen und der östlichen Obersteiermark gesichert hat, ist noch immer Lebensgrundlage, jedoch sterben die Orte in der Umgebung aus, nachdem viele Betriebe geschlossen haben. So werden auch Lifte in kleinen Schigebieten eingestellt, wie hier der historische Einser-Sessellift und oft gleich ein ganzes Schigebiet einfach als zu unrentabel stillgelegt....

Ich mag Mohr und Bergmann und liebe auch ihr Geplänkel, aber hier plätscherte mir die Handlung einfach zu viel dahin. Die Auflösung hat mir jedoch gefallen und ist stimmig. Das Interesse an den kommenden Band ist mit einem kleinen Cliffhanger am Schluss bereits vorprogrammiert....

Schreibstil:
Claudia Rossbacher schreibt flüssig, sehr dialoglastig und mit viel Lokalkolorit. Ich hatte diesmal das Gefühl, dass die Autorin mehr Dialektwörter eingebracht hat, als in ihren letzten Krimis. Für mich kein Problem, obwohl ich aus einem anderen Bundesland komme. Für alle anderen gibt es wie gewohnt hinten ein Glossar.

Fazit:
Der siebente Teil der bereits teilweise im TV verfilmten Reihe rund um Sandra Mohr und Sascha Bergmann plätschert leider etwas dahin, bis er in einem spannenden Finale mit einer Überraschung und einen kleinen Cliffhanger endet. Das Ermittlerduo ist mir bereits ans Herz gewachsen und das Lokalkolorit kommt auch diesmal wieder nicht zu kurz.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Abschluss der Meindorff Saga

Hoffnung eines neuen Tages
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*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Im Abschlussband der Meindorff Trilogie begleiten wir Demy van Campen und ihre Schwester Anki Busch durch die letzten beiden Kriegsjahre 1917 und 1918. In Petrograd ...

*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Im Abschlussband der Meindorff Trilogie begleiten wir Demy van Campen und ihre Schwester Anki Busch durch die letzten beiden Kriegsjahre 1917 und 1918. In Petrograd spitzt sich die Lage zu und die Revolution bricht aus. Für Anki und Robert eine gefährliche Situation. Gemeinsam mit den vier Chabenski Mädchen der Füstenfamilie versuchen sie Russland in Richtung Berlin zu verlassen. Doch auf der Flucht werden sie getrennt....
Auch Demy hat in Berlin immer mehr Schwierigkeiten über die Runden zu kommen. Mit den Meindorffs geht es geschäfltlich bergab, die Lebensmittel werden immer knapper und die Menschen sind kriegsmüde. Das Haus der Meindorffs ist voll von Hilfesuchenden und Demy stößt langsam an ihre körperlichen Grenzen. Als sie schwer erkrankt und um Leben und Tod kämpft, erkennen die Menschen in ihrem Umkreis erst, wie viel Demy eigentlich leistet und dass sie eigentlich der Mittelpunkt in der Meindorff-Villa geworden ist. Das Verhältnis zu Philippe ist noch immer schwierig und ihre beiden jüngeren Geschwister Rika und Feddo machen ebenfalls Probleme. Hannes kämpft noch immer an der Westfront und Edith geht ganz in hrem Beruf als Krankenschwester im Lazarett in Belgien auf. In der Zwischenzeit heckt Karl Roth einen teuflischen Plan aus....

Die Kapitel werden diesmal abwechselnd aus Berlin und St.Petersburg erzählt, zum Ende hin auch aus Belgien. Als Leser weiß man, dass der Krieg sich dem Ende naht und so findet man viele Leidensgeschichten noch sinnloser. Besonders die Revolution in Petrograd und eine ebenso befürchtete in Berlin, führen uns die Sinnlosigkeit des Krieges noch mehr vor Augen. Die politischen Unruhen und die Frauenrechtskämpfe, bei denen wir Lieselotte wieder begegnen, zeigen den Wandel der Zeitgeschichte deutlich. Zu Herzen ging mir die Geschichte von Hannes und Edith. Hier kann ich leider nicht mehr dazu verraten ohne zu spoilern.

Elisabeth Büchle hat wie auch in den Vorgängerbänden die politischen Ereignisse hervorragend recherchiert und ihr ist es in allen drei Büchern großartig gelungen die Stimmung der damaligen Zeit zu reflektieren.
Trotzdem konnte mich diesmal der Abschlussteil der Trilogie nicht mehr ganz so fesseln, wie Band 1 und 2. Manche Ereignisse fand ich zu glatt, manche zu wenig spektakulär. Die Beziehung zwischen Demy und Philippe fand ich anfangs sehr steif und gab mir erst zum Ende hin das richtige Gefühl.
Der Abschluss bereitet dem Leser ein versöhnliches Ende für viele der liebgewonnenen Figuren, jedoch mussten wir von einigen im Laufe der Trilogie auch Abschied nehmen. Insgesamt fand ich diese Trilogie als Ganzes aber wunderbar zu lesen und deswegen habe ich beim Abschlussband noch ein Auge zugedrückt und statt der vorher bereits vergebenen 3 1/2 Sterne auf 4 aufgerundet.

Charaktere und Weiterwentwicklung:
(von Band 1 bis 3)
Die Charaktere unserer Protagonisten haben sich über die Kriegsjahre sehr weiterentwickelt. Aus dem Herzensbrecher Philippe wurde ein verantwortungsbewusster Mann, Hannes gewinnt an Stärke und Mut, Albert blieb ein bisschen blass, wird aber im letzten Band ein draufgängerischer junger Mann, der Philippe glühend verehrt. Nur Joseph bleibt weiterhin stur, kalt und eingebildet und auch der alte Meindorff bleibt nach außen hin der gefühlskalte und am Ende einsame kranke Mann, der jedoch ein bisschen Herz zeigt....wenn auch im Verborgenen.
Am meisten hat sich aber Demy in diesen drei Bänden verändert. Von einem jungen und ungestümten Mädchen, das sich im fremden Berlin unsagbar einsam fühlte, ist sie zu einer verantwortungsvollen Frau mit einem großen Herzen geworden. Sie sieht in jedem Menschen das Gute und hilft, wo sie kann.
Tilla blieb mir in dieser Reihe als Einzige der van Campens viel zu blass und Rika scheint einen ähnlichen Dickkopf wie Demy zu haben. Sie scheint erst in Band 3 wirklich auf und hinterlässt ebenfalls nicht viele Spuren. Da sie aber in Band 1 und 2 noch ein Kind war und in Holland lebte, kann ich hier ein Auge zurdürcken. Anki's Leben, das mit ihrer Position als Kindermädchen am Fürstenhof weitaus besser als Demy's begann, muss ebenfalls viel Leid erleben und liebt ihre Schützlinge wie ihre eigenen Töchter. Sie empfand ich als sehr liebevoll und sympathisch. Edith wächst im Beruf über sich hinaus, verliert aber durch einen Vorfall im letzten Band ihren Glauben an Hannes.

Schreibstil:
Elisabeth Büchles Scheibstil ist lebendig und einfühlsam. Die Atmosphäre dieser Zeitepoche wurde von der Autorin wunderbar widergegeben. Diese Trilogie ist großes Kino, die Charaktere lebendig und authentisch.
Der Wechsel der Schauplätze wird am Beginn des jeweiligen Kapitels angezeigt, ebenso Monat und Jahr.
in einem Vorwort erklärt die Autorin die prekäre Lage Russlands zu Beginn des Jahres 1917, dem Umsturz von Zarenreich zur später entstehenden sowjetischen Sozialistischen Republik. Am Anfang des Buches befindet sich ein Glossar über die wichtigsten historischen Persönlichkeiten.

Fazit:
Der Abschlussband konnte mich nicht so fesseln, wie die Vorgängerbände. Trotzdem kann ich die Meindorff-Trilogie allen Liebhabern von Familiensagen und historischen Romanen empfehlen. Großartig recherchiert und eine wunderbar aufgebaute Familiengeschichte, die auf jeden Fall im Gedächtnis haften bleibt.