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Veröffentlicht am 20.08.2022

Flucht vor den Nazis

Svendborg 1937
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Dieser Roman erzählt von der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialsozialisten einmal in einem neuen Blickwinkel. Im Mittelpunkt steht eine jüdische Familie, der es 1937 noch rechtzeitig gelungen ...

Dieser Roman erzählt von der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialsozialisten einmal in einem neuen Blickwinkel. Im Mittelpunkt steht eine jüdische Familie, der es 1937 noch rechtzeitig gelungen ist, nach Dänemark zu fliehen. Von ihrer Trauer um alles in der deutschen Heimat Zurückgelassene und ihrer Hoffnung auf einen sicheren Neuanfang erzählt die Geschichte. Jedes Familienmitglied sucht sich eine neue Aufgabe. Doch ein guter Ausgang scheint ungewiss, weil die älteste Tochter ihren Traum von einer Auswanderung nach Palästina unbedingt realisieren will. Geschrieben ist alles in sehr bedächtigem Ton, passend zum ernsten Thema. Was meinen Lesefluss ein wenig beeinträchtigt hat, ist der Umstand, dass sich die Romanfiguren oft mit der Frage auseinandersetzen, was es bedeutet, jüdisch zu sein. Die entsprechenden Passagen sind nicht unbedingt leicht zu verstehen. Andererseits wird Abwechslung eingebracht, indem die Familie auf ebenfalls im Exil befindliche feingeistige Juden aus Deutschland trifft. Hier stößt man auf viele bekannte Namen.
Wer anspruchsvolle Lektüre mag, sollte zu diesem Buch greifen.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Gute Nachbarschaft

Tür an Tür
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Zunächst hat mir das Buch wunderbar gefallen. Der Ich-Erzähler Kurt, Anfang 30, Lehrer, homosexuell, bezieht seine erste Wohnung in einem Genossenschaftsbau in Wien. Er knüpft verschiedene nachbarschaftliche ...

Zunächst hat mir das Buch wunderbar gefallen. Der Ich-Erzähler Kurt, Anfang 30, Lehrer, homosexuell, bezieht seine erste Wohnung in einem Genossenschaftsbau in Wien. Er knüpft verschiedene nachbarschaftliche Beziehungen zu anderen Mietern mit ihren ureigenen persönlichen Hintergründen. Wichtige Bezugspersonen sind auch sein Freund aus Kindheitstagen und einer seiner Schüler, ein kurdischer Flüchtling. Zeitlich ist die Geschichte vorwiegend im Sommer des Jahres 2014 angesiedelt und gelungen wird immer wieder auf seinerzeit aktuelle Ereignisse eingegangen, wie die Fußballweltmeisterschaft, die Besuche des türkischen Präsidenten in Europa, der Einfluss des sog. Islamischen Staates in Syrien und dem Irak. Zum Thema Homosexualität gibt es interessante Gedankengänge, denn Kurt hat sich zwar geoutet, lebt seine Homosexualität aber nicht aus. Was mir dann aber gänzlich missfallen hat und letztlich zu einer Herabstufung in der Bewertung führt, ist, wie die Geschichte rund um Kurt und seinen Schüler vor dem Hintergrund des Erdogan-Besuchs einen Eigencharakter annimmt und eine mir unpassend erscheinende Fahrt aufnimmt.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Der Titel weckt andere Erwartungen

Freundin bleibst du immer
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Dem Buchtitel und den Beschreibungen auf dem Buchumschlag nach habe ich ein Buch über eine tief verbindende Frauenfreundschaft erwartet. Bei der Lektüre aber habe ich mich dann wiederholt gefragt, ob die ...

Dem Buchtitel und den Beschreibungen auf dem Buchumschlag nach habe ich ein Buch über eine tief verbindende Frauenfreundschaft erwartet. Bei der Lektüre aber habe ich mich dann wiederholt gefragt, ob die Verbindung zwischen den drei Protagonistinnen überhaupt die Bezeichnung Freundschaft verdient. In meinen Augen ist es eine eher lockere Verbindung, die ihren Ursprung in den gemeinsamen Studienzeiten hat und dann über mehrere Jahrzehnte hinweg auch nur lose fortgeführt wurde. Umso mehr erstaunt es mich, dass eine von ihnen die beiden anderen zur Hochzeit der Tochter einlädt. Die in der Gegenwart angelegten Vorbereitungen dazu bilden den Rahmen der Geschichte, die dann bis in die 1980er Jahre in Nigeria zurückreicht. Über das politische System und die gesellschaftlichen Verhältnisse sind viele interessante Dinge zu erfahren, die mir bislang fremd waren. Landestypische Begrifflichkeiten sind anschaulich in dem Glossar am Ende des Buches erklärt, wenn auch längst nicht alle, so dass ich schon einige Mühe auf Recherchen verwandt habe. Eindeutig missfallen hat mir, dass in extenso über Mode, Lebensmittel und Mahlzeiten geschrieben wird. Das und ebenso die eine oder andere Sexszene verleihen dem Buch einen oberflächlichen Charakter.
Für mich ist es daher ein Buch, das nicht lange bei mir fortwirken wird.

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Veröffentlicht am 02.08.2022

Familiengeschichte über eine starke, übergewichtige Frau

Lügen über meine Mutter
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In diesem Buch setzt sich die Autorin autobiografisch mit der Ehe ihrer Eltern und deren eigenem Erleben als Kind auseinander.
Die Familie lebt in den 1980er Jahren in einem kleinen rheinland-pfälzischen ...

In diesem Buch setzt sich die Autorin autobiografisch mit der Ehe ihrer Eltern und deren eigenem Erleben als Kind auseinander.
Die Familie lebt in den 1980er Jahren in einem kleinen rheinland-pfälzischen Dorf. Der Vater hat den sozialen Aufstieg vom Bauernkind zum Angestellten geschafft und legt zum weiteren Emporkommen Wert auf totalen Rückhalt seiner Frau, vor allem ein ansprechendes Äußeres. Diese, Kind schlesiendeutscher Zuwanderer, gerät gewichtsmäßig allerdings völlig aus den Fugen. Ihr extremes Übergewicht ist omnipräsentes Thema in der Familie und führt zu permanenten Erniedrigungen der Mutter durch den Vater. Dabei ist letztlich sie es, die das Unternehmen Familie ganz dem damaligen Zeitgeist entsprechend schmeißt. Irgendwann gewinnt dann auch die Mutter die Oberhand, ohne dass ihr Mann es wahrhaben will. Die kleine Daniela gibt mit ihrem kindlichen Beobachtungsvermögen das auch sie sehr belastende Familienleben über einen Zeitraum von etwa vier Jahren wieder. Unterbrochen werden die Schilderungen von Einschüben, in denen die erwachsene Daniela eigene Überlegungen zu ihrer Kindheit anstellt, den möglichen Ursachen für die Gewichtsprobleme der Mutter nachgeht und Gespräche mit der Mutter über deren Ehe führt.
Der Roman ist unglaublich fesselnd und durch die gewählte Erzählperspektive der kleinen Daniela angenehm zu lesen. Er spricht ein auch aus heutiger Sicht noch so wichtiges Thema an: Den Druck auf Frauen, schön zu sein und dem arbeitenden Ehemann den Rücken freizuhalten. Während der gesamten Lektüre habe ich mit der übergewichtigen Mutter mitgelitten und mich gefragt, wann diese endlich wagt, sich vom Mann zu trennen angesichts all seiner Erniedrigungen. Doch auch Daniela lässt einen mitfühlen. Als Kind steht sie zwischen den Stühlen und ihr wird so manches Mal die Rolle der überhaupt nicht altersgerechten erwachsenen Vermittlerin zwischen den Eltern zugewiesen.
Das Buch erhält von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Gut durchdachter Reiseführer

Südfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag
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Ein gelungener Reiseführer, der sich zur Reisevorbereitung und während der Reise selbst gut nutzen lässt.
Vom Umfang her ist er sehr kompakt. Er lässt sich durchgängig wie ein Buch von vorne bis hinten ...

Ein gelungener Reiseführer, der sich zur Reisevorbereitung und während der Reise selbst gut nutzen lässt.
Vom Umfang her ist er sehr kompakt. Er lässt sich durchgängig wie ein Buch von vorne bis hinten lesen und betrachten. Doch es lassen sich auch gezielt einige Seiten ansteuern, um Informationen und Details zu erhalten. Das Inhaltsverzeichnis ist übersichtlich. Die besprochene Region wird dann in fünf Teile gegliedert. Am Ende folgen noch hilfreiche praktische Informationen. Nützlich sind die ausklappbaren Karten im vorderen und hinteren Bucheinband.
Einziger Wermutstropfen für mich ist der ausgewählte recht kleine Schrifttyp, den ich trotz an sich guter Augen nur mühevoll lesen kann, wenngleich ich nicht verkenne, dass anderenfalls die Dicke des Buches wohl noch angestiegen wäre.

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