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Veröffentlicht am 09.09.2020

Eine Familie & Triest zwischen den Kriegen

Die Liebenden von der Piazza Oberdan
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Der Roman „Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ von Christian Klinger ist im Picus Verlag erschienen und beruht auf einer wahren Geschichte.

Triest zwischen den beiden Weltkriegen. Der junge Vittorio ...

Der Roman „Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ von Christian Klinger ist im Picus Verlag erschienen und beruht auf einer wahren Geschichte.

Triest zwischen den beiden Weltkriegen. Der junge Vittorio hat den Ersten Weltkrieg überlebt und baut sich in der Zwischenkriegszeit eine Existenz als Rechtsanwalt auf. Als in Italien der Faschismus aufkeimt, hilft er Juden und Slowenen dabei, ausreichend Geld für die Emigration aufzubringen. Vittorios Sohn Pino beginnt unterdessen ein Architekturstudium, das ihn vor der Einberufung in den Zweiten Weltkrieg beschützt. Pino verliebt sich unsterblich in die junge Lehrerin Laura und am Tag, an dem das junge Paar Vittorio von den Hochzeitsplänen erzählen wollten, wird Pino an der Piazza Oberdan von der Gestapo verhaftet.

Christian Klinger beschreibt nicht nur einen Familienepos, der unter die Haut geht, sondern malt auch Triest malerisch. Ich habe mich beim Lesen direkt in die Cafés rund um die Piazza Unità d’Italia, die zur Zeit Vittorios noch Piazza Grande geheißen hat, versetzt gefühlt. Auch Pinos Wanderung zu den Partisanen im Karst, habe ich bildlich vor mir gehabt. Und die Steinzellen in der Risiera di San Sabba haben mir Tränen in die Augen getrieben, vor allem weil ich das ehemalige Konzentrationslager in Triest selbst besucht habe und die Zellen einfach erschreckend sind. Nur, dass Pino in der KZ-Gedenkstätte vorkommt, wusste ich zu meinem Triest-Aufenthalt noch nicht. Christian Klinger hat mich mit seinem Buch nicht nur emotional berührt, das Ende hätte ich mir so nicht erwartet und ganz anders gewünscht, sondern in mir auch die Sehnsucht nach Triest erweckt. Über die Zeit des Faschismus in Italien wusste ich bisher nicht viel und ich würde mir mehr Bücher wie „Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ wünschen, die mein Geschichtsinteresse nicht nur für die eigene Geschichte wecken.

„Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ ist ein großartiges Buch für alle geschichtsinteressierten Triest-LiebhaberInnen, die auch mit einem Buch leben können, das kein Happy End aufweist.

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Menschlichkeit in düsteren Zeiten

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Der Roman „Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ von Sharon Cameron ist im Insel Verlag erschienen und beruht auf einer wahren Geschichte.

Polen 1939. Die Heimatstadt der sechzehnjährigen Stefania ...

Der Roman „Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ von Sharon Cameron ist im Insel Verlag erschienen und beruht auf einer wahren Geschichte.

Polen 1939. Die Heimatstadt der sechzehnjährigen Stefania wird von den Nazis besetzt und ihr Verlobter Izio muss mit seiner Familie ins jüdische Ghetto ziehen. Als die Deportationen beginnen, kann nur Izios Bruder Max fliehen und sein Weg führt ihn zu Stefania. Kurzerhand versteckt sie Max und zwölf weitere JüdInnen auf ihrem Dachboden.

Sharon Cameron beschreibt sehr einfühlsam, das alltägliche Leben im Versteck und die ständige Angst entdeckt zu werden, denn die Nazis könnten jede Minute vor der Tür stehen. Das Buch bringt den LeserInnen viele Informationen über die damalige bei, ohne etwas zu beschönigen. Vor allem aber macht „Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ Mut, dass auch in den dunkelsten Zeiten Menschlichkeit, Mut und Hoffnung existieren. Ich habe Stefania gerne auf ihrem Weg begleitet und konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Lügenpresse, Kriegspropaganda und Fake News enttarnen

Propaganda. 100 Seiten
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„Propaganda“ von Alexandra Bleyer ist in der 100-Seiten-Reihe von Reclam erschienen.

Beim Wort „Propaganda“ denkt man sofort an die Gleichschaltung der Medien in der NS-Zeit und in anderen Diktaturen, ...

„Propaganda“ von Alexandra Bleyer ist in der 100-Seiten-Reihe von Reclam erschienen.

Beim Wort „Propaganda“ denkt man sofort an die Gleichschaltung der Medien in der NS-Zeit und in anderen Diktaturen, an Fake-News aus dem Internet und an Verschwörungstheorien von selbsternannten Gurus. Doch ohne Propaganda gäbe es auch keine Werbung und keinen Wahlkampf. Die Historikerin Alexandra Bleyer erklärt in diesem dünnen Büchlein, wie Propaganda funktioniert, welche Arten von Propaganda es gibt und wie wir sie enttarnen können. Denn nur wer die Propaganda erkennt, kann sich ihrer Manipulation entziehen.

Ich finde es wirklich beeindruckend, wie die Autorin Theorie mit historischen Beispielen und aktuellem Geschehen veranschaulicht und verdeutlicht. Kurz und knapp und doch sehr verständlich erklärt sie die Rolle von Sender und Empfänger und beschreibt am Ende zehn Gebote der politischen Meinungsbildung, damit man „Fakten“ kritisch hinterfragt und sich seine eigene Meinung bilden kann. Alexandra Bleyer verteufelt dabei keine JournalistInnen sondern hebt ihre Rolle in der Demokratie hervor. Denn auch heute noch werden kritische JournalistInnen mitten in Europa ermordet und Medien wirtschaftlich geschädigt.

Ich würde mir wünschen, dass viele „Fake News!“-Schreier dieses Büchlein lesen und ihre eigene Denkweise hinterfragen und möchte noch einmal betonen, dass mir meine eigene Manipulationsanfälligkeit durch das Buch vor Augen geführt wurde und ich in Zukunft nicht nur die Quellen hinterfragen werde, sondern auch meine eigene Gefühlslage.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Mit dem Kuschelhasen Felix quer durch Deutschland

Mit Felix auf großer Deutschlandreise
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Das Kinderbuch „Mit Felix auf großer Deutschlandreise“ von Annette Langen und Bildern von Constanza Droop ist im Coppenrath Verlag erschienen.

Felix, der kleine Kuschelhase, der seiner Freundin Sophie ...

Das Kinderbuch „Mit Felix auf großer Deutschlandreise“ von Annette Langen und Bildern von Constanza Droop ist im Coppenrath Verlag erschienen.

Felix, der kleine Kuschelhase, der seiner Freundin Sophie immer wieder abhanden kommt und nicht lange bei ihr zuhause in Münster verweilen kann, ist mir schon seit meiner eigenen Kindheit bekannt. Wie sehr habe ich mich damals als Kind gefreut, auch Briefe von Felix zu lesen und da konnte ich einfach nicht anders, als „Mit Felix auf großer Deutschlandreise“ bei uns einziehen zu lassen, um es meinen beiden Kindern vorzulesen.

Auf Sylt wird Felix von einer Windböe erfasst und landet auf Hallig im Wattenmeer und eine ereignisreiche Deutschlandreise beginnt. Doch Felix wäre nicht Sophies Kuschelhase, würde er ihr von seiner Reise keine Briefe schicken, damit sie weiß, dass es ihrem kleinen Hasen gut geht. Mit seinen Siebenmeilenstiefel entdeckt Felix 20 Stationen quer durch Deutschland: große Städte, Sehenswürdigkeiten, wie die Wartburg oder den Kölner Dom, archäologische Schätze im eigenen Land. Und eins ist klar, Felix Deutschlandreise macht Kindern und erwachsenen VorleserInnen Lust, selbst quer durch Deutschland zu reisen. Denn das unser Nachbarland so viel zu entdecken hat, wurde mir erst beim Vorlesen bewusst.

Ich bin großer Fan der „Briefe von Felix“-Reihe und kann „Mit Felix auf großer Deutschlandreise“ wärmsten weiterempfehlen. Ich bin schon gespannt, wo es Felix als nächstes hinbringt. Denn lange in Münster bei Sophie kann der kleine Kuschelhase nicht bleiben.

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Historischer Coming-of-Age-Roman

Schatten der Welt
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Der historische Roman „Schatten der Welt“ von Andreas Izquierdo ist im DuMont Buchverlag GmbH erschienen.
Der Roman begleitet die drei Jugendlichen Carl, Artur und Isi auf ihren Weg ins Erwachsenenalter ...

Der historische Roman „Schatten der Welt“ von Andreas Izquierdo ist im DuMont Buchverlag GmbH erschienen.
Der Roman begleitet die drei Jugendlichen Carl, Artur und Isi auf ihren Weg ins Erwachsenenalter in Westpreußen in der Zeit von 1910-1918. Alle drei kommen aus ärmlichen Verhältnissen und ein Aufstieg scheint weit entfernt, doch die Jugendlichen haben ihre Träume nicht verloren und große Pläne. 1914 müssen Artur und Carl an die Front, während Isi zuhause in Thorn bleibt und sich ihren eigenen Kämpfen stellt. 1918 ist der Krieg endlich vorbei und ein Neuanfang scheint möglich. Ob Carl, Artur und Isi ihre Träume wahr werden lassen können?
Andreas Izquierdo schafft mit „Schatten der Welt“ einen Roman, der in den Wirren des frühen 20. Jahrhunderts spielt und ganz unaufgeregt die Figuren und deren Entwicklung beschreibt. Dabei wirkt der Roman gut recherchiert, von der Rekrutenausbildung, bis zum Leben der Zuhausegebliebenen Frauen. Auch die strikte Trennung von „Arm“ und „Reich“ wurde bildhaft dargestellt. Ich konnte mich gut in die Geschichte fühlen, in der Bedrückende Ereignisse immer durch Humor und ein wenig Listigkeit abgewechselt wurden. Ich kann mir diesen Coming-of-Age-Roman auch gut als Sommerlektüre für Jugendliche vorstellen und bin froh, dass ich das Buch gelesen habe.

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