Lebensringe
Die Vegetarierin (Geschenkausgabe)Yong-Hye wurde von ihrem Mann ausgesucht, weil sie so normal und unauffällig ist. Inzwischen sind die eine Weile verheiratet, Yong-Hye ist still und bringt immer schmackhaftes Essen auf den Tisch. Ihr ...
Yong-Hye wurde von ihrem Mann ausgesucht, weil sie so normal und unauffällig ist. Inzwischen sind die eine Weile verheiratet, Yong-Hye ist still und bringt immer schmackhaftes Essen auf den Tisch. Ihr Mann ist zufrieden und so langsam könnte man vielleicht mal an Kinder denken. Dann fängt Yong-Hye an, nur noch vegetarisch zu essen. Das ist in Südkorea nicht an der Tagesordnung und ihr Mann versucht sie davon abzubringen. Alle Überzeugungsarbeit hilft jedoch nicht, es bleibt dabei, dass für Yong-Hye der Fleischkonsum unerträglich ist. Als letztes Mittel soll die junge Frau während einer Familienveranstaltung doch nicht überzeugt werden, wieder normal zu essen.
Aus drei verschiedenen Perspektiven wird die Geschichte von Yong-Hye beleuchtet. Sie selbst ist zwar immer dabei, ergreift aber selten das Wort. Zunächst lässt sich ihr Ehemann aus, der sich als sehr gefühllos entpuppt. Dann gerät Yong-Hye an ihren Schwager, was zunächst hilfreich zu sein scheint, schließlich aber doch bergab geht. Schließlich versucht ihre ältere Schwester sich um sie zu kümmern.
Nicht alles erfährt man über oder von Yong-Hye. Dass sie sich von Menschen abgrenzen möchte, die ihr gegenüber nicht wohlwollend auftreten, kann man allerdings gut nachvollziehen. Ob man die gänzliche Abgrenzung noch verstehen kann, obliegt dem eigenen Empfinden. Selbst wenn einen einiges fremd bleibt, so besticht dieser Roman durch eindringliche Beschreibungen, die einen mitunter einen Schauer nach dem anderen den Rücken runterlaufen lassen. Die Extremität ist nicht ganz nachvollziehbar, aber man wünschte, die Familie wäre untereinander liebevoller und verständnisvoller gewesen.
Hat man sich bei Erscheinen des Romans noch gefragt, ob man die Handlung gänzlich durchdringen kann und dann die mögliche Lektüre erstmal verschoben, ist das Interesse durch den Gewinn des Literatur Nobelpreises 2024 der Autorin neu geweckt. Und man ist sehr froh, dass man diesmal nichts verschoben hat.