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Veröffentlicht am 03.11.2024

Ein stilistisch gelungener, aber (für mich) wenig greifbarer Erzählband

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
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In seinem Roman "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" erkundet Saša Stanišić die verpassten Chancen und Wege, die das Leben aufzeigt ...

In seinem Roman "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" erkundet Saša Stanišić die verpassten Chancen und Wege, die das Leben aufzeigt – jene Möglichkeiten, die wir wählen oder an denen wir vorbeigehen. Der preisgekrönte deutschsprachige Autor, der 1978 in Višegrad geboren wurde und seit seiner Jugend in Deutschland lebt, ist bekannt für seine Werke, die sich zwischen humorvollen und tiefsinnigen Geschichten bewegen.

Worum geht's genau?

Stanišić beleuchtet in einer Reihe von Erzählungen die Entscheidungen und Möglichkeiten, die sich im Leben eröffnen – und ebenso die verpassten Chancen, die diese Wege mit sich bringen. Durch verschiedene Charaktere und Begebenheiten, die sich überschneiden und verweben, setzt sich das Bild einer vielschichtigen Welt zusammen, in der die Protagonisten an Scheidewegen stehen. Da gibt es etwa die Reinigungskraft, die endlich die Zügel ihres Lebens in die Hand nehmen möchte, oder einen Vater, der sich darin übt, gegen seinen kleinen Sohn im Memory-Spiel zu gewinnen. Auch der Schriftsteller selbst erscheint und erzählt von einer Reise nach Helgoland, bei der er erkennt, dass er diese Reise möglicherweise bereits erlebt hat.

Meine Meinung

Ich habe mir länger Gedanken darüber gemacht, ob ich das Buch lesen soll. Das Cover hat mich sofort angesprochen und der ungewöhnliche Titel finde ich nach wie vor GRENZGENIAL und hat meine Neugier geweckt. Der Klappentext hingegen schien mir nicht ganz so vielversprechend, dennoch wollte ich mich überraschen lassen. Leider war das Buch für mich dann aber nicht das, was ich erwartet hatte. Ich hatte auf einen durchgehenden Roman gehofft und wurde stattdessen mit einer Sammlung von Geschichten konfrontiert. Zwar sind diese Geschichten miteinander verbunden und die Figuren tauchen teilweise auch in den Erzählungen anderer auf, doch für mich fehlte der rote Faden, der alles zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen würde. Es war, als ob ich eine Ansammlung von Momenten betrachte, ohne das große Ganze wirklich zu erfassen.

Zu den Charakteren konnte ich nur schwer eine Verbindung aufbauen. Besonders gelungen fand ich jedoch die Geschichte der Jugendlichen, die die Zukunft "spielerisch" anprobieren & (nicht) einloggen. Auch die zweite Geschichte von Dilek fand ich ansprechend und nachvollziehbar. Doch bei den übrigen Geschichten fühlte ich mich weniger eingebunden, und einige empfand ich sogar als eher mittelmäßig und nicht besonders einprägsam.

Der Schreibstil von Saša Stanišić hat mir an sich sehr gut gefallen. Seine Wortwahl ist präzise, und er hat eine besondere Art, mit Sprache umzugehen, die das Lesen an vielen Stellen angenehm machte. Dennoch empfand ich einige Passagen als zu langatmig. Vielleicht fehlte mir hier auch der nötige Zugang oder die Bereitschaft, mich tiefer auf manche der Themen einzulassen. Bei einigen Stellen war mir nicht klar, wie sie zu verstehen waren oder welche Botschaft Stanišić vermitteln wollte.

Fazit

Leider hat mich "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" nicht überzeugt. Der fehlende rote Faden und die distanzierte Beziehung zu den Charakteren sind einige Gründe für die Bewertung. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen, da der Stil zwar ansprechend, das Buch für mich jedoch insgesamt nicht zugänglich und stimmig war.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Ein WG-Leben ohne Ecken und Kanten: Interessante Idee, aber unauthentische Umsetzung

Wohnverwandtschaften
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In "Wohnverwandtschaften" erzählt Isabel Bogdan von einer Wohngemeinschaft, die aus vier Menschen verschiedener Lebensphasen besteht und dabei die Grenzen zwischen Freundschaft und Familie auslotet. Die ...

In "Wohnverwandtschaften" erzählt Isabel Bogdan von einer Wohngemeinschaft, die aus vier Menschen verschiedener Lebensphasen besteht und dabei die Grenzen zwischen Freundschaft und Familie auslotet. Die Autorin, die unter anderem Werke von bekannten Autoren wie Jonathan Safran Foer und Nick Hornby ins Deutsche übersetzte, hat sich auch als Schriftstellerin einen Namen gemacht. Ihr Debütroman "Der Pfau" war ein großer Erfolg und zeigte ihren feinsinnigen Humor und präzisen Stil. Bogdan, die in Hamburg lebt und arbeitet, verknüpft in ihrem neuen Roman nun humorvolle und nachdenkliche Töne, um eine Geschichte über moderne Wahlfamilien zu erzählen.

Worum geht’s genau?
Nach der Trennung von ihrem langjährigen Partner Flo zieht Constanze als Übergangslösung in eine Wohngemeinschaft, die von Jörg, einem älteren Witwer, gegründet wurde. Neben ihm leben noch Murat, ein charmanter und lebenslustiger Mann in den Fünfzigern, und Anke, eine Schauspielerin, die unter den beruflichen und persönlichen Herausforderungen des Älterwerdens leidet, in der WG. Alle vier bringen ihre individuellen Geschichten, Hoffnungen und Unsicherheiten in die Wohngemeinschaft ein. Dabei stellt sich bald die Frage: Ist diese Zweck-WG mehr als eine bloße Wohnlösung? Könnte sie eine Art Ersatzfamilie sein, die ihnen Halt gibt?

Meine Meinung
Leider muss ich sagen, dass mich der Roman "Wohnverwandtschaften" enttäuscht hat. Die Vorstellung, dass Freundschaften eine bessere Familie sein könnten, ist zwar eine interessante Thematik, die sich allerdings im Buch nicht wirklich befriedigend widergespiegelt hat. Die vier Hauptfiguren haben zwar ihre eigenen Baustellen im Leben, scheinen jedoch keine Probleme mit ihren leiblichen Familien zu haben, wodurch das Thema der „besseren Familie“ hier nicht nachvollziehbar herausgearbeitet wird. Die einzelnen Charaktere sind dabei durchaus vielseitig: Jörg, der nach dem Tod seiner Frau (den er noch nicht überwunden hat) seine Lebenssituation verändert & die WG gegründet hat; Murat, der mit Mitte fünfzig eine jugendliche Freiheit zu leben scheint, die jedoch oberflächlich bleibt; Anke, die um ihre Schauspielkarriere bangt und mit den sozialen Erwartungen ans Alter kämpft; und schließlich Constanze, die nach der gescheiterten Beziehung & einem von ihr abgelehnten Heiratsantrag auf der Suche nach sich selbst ist. Für mich sind leider alle Figuren trotz dieser Hintergründe erstaunlich unnahbar geblieben. Die sehr harmonisch beschrieben WG-Leben hat auf mich künstlich inszeniert und unrealistisch gewirkt.

Insbesondere die "Rivalität" zwischen Constanze und Anke in Bezug auf Murat war für mich wenig authentisch und erschien aufgezwungen, ohne einen echten Spannungsbogen zu entwickeln. Auch zur Erzählweise mit den kurzen Kapiteln und langen inneren Monologen hab ich keinen Zugang gefunden - ebenso wie zu den Charakteren. Die Perspektive von Jörg fand ich dabei noch am gelungensten, während mich die Abschnitte der anderen Charaktere durch die langatmigen Gedankengänge oft eher ermüdeten. Die Dialoge, vor allem zwischen Jörg und Anke, waren dagegen ein Lichtblick: Sie waren humorvoll und haben mich gelegentlich schmunzeln lassen. Insgesamt jedoch hat mich der Roman nicht gepackt, obwohl die Themen die angeschnitten werden, wie bspw. Zusammenleben, Altern und Demenz, an sich spannend und wichtig sind - jedoch für meinen Geschmack zu oberflächlich behandelt wurden.

Fazit
"Wohnverwandtschaften" behandelt eigentlich interessante Themen, bleibt für mich jedoch zu inszeniert und distanziert. Trotz der gelungenen Dialoge und mancher humorvollen Momente fehlt dem Roman für mich persönlich die emotionale Tiefe, um das Kernthema Freundschaft als Wahlfamilie wirklich überzeugend darzustellen. Daher kann ich nur 2 von 5 Sternen vergeben.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2024

Italienische Magie in fragmentarischen Momenten

Ja, es ist ein Zauberort
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Alfred Kerrs "Ja, es ist ein Zauberort" bietet einen Einblick in die Italien-Reisen des berühmten Kritikers und Essayisten. In diesem Buch sind Kerrs Beobachtungen und Eindrücke von seinen Aufenthalten ...

Alfred Kerrs "Ja, es ist ein Zauberort" bietet einen Einblick in die Italien-Reisen des berühmten Kritikers und Essayisten. In diesem Buch sind Kerrs Beobachtungen und Eindrücke von seinen Aufenthalten in Italien versammelt. Er schildert seine Reisen mit poetischen Notizen und tiefen Eindrücken, die das Leben und die Kultur Italiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts widerspiegeln. Kerr, einer der einflussreichsten deutschen Kritiker seiner Zeit, war bekannt für seine sprachgewandten Theaterkritiken und seine exakte Beobachtungsgabe. Die in der Reihe „Übermorgen“ erschienene Sammlung zeigt, wie stark Italien ihn inspiriert hat.

Worum geht's?

In "Ja, es ist ein Zauberort" beschreibt Kerr seine Reisen durch italienische Städte wie Venedig, Rom und Padua. Die Notizen sind weniger ein zusammenhängender Reisebericht, sondern eher lose Gedankensplitter, die er während seiner Aufenthalte festgehalten hat. Kerr schildert die italienische Landschaft, die Architektur und die Menschen mit einer besonderen Faszination. Der Leser begleitet ihn in zauberhafte Lagunenstädte, durch verwinkelte Gassen und in prachtvolle Kirchen. Diese Eindrücke reichen von malerischen Beschreibungen bis hin zu tiefgründigen Reflexionen über das Leben, die Schönheit der Natur und die italienische Kultur.

Meine Meinung

Das Buch hat definitiv seinen Charme, angefangen bei dem wunderschönen Cover, das direkt Italien-Urlaubsgefühle aufkommen lässt. Die Liebe Kerrs zu Italien ist in jedem seiner Notizen spürbar, und die poetische Sprache transportiert auf jeden Fall die Atmosphäre der italienischen Städte. Besonders gelungen fand ich seine Beschreibungen von Orten wie Venedig oder Rom. Kerr vermischt die Magie der Städte mit einer gewissen Melancholie, was den Texten Tiefe verleiht.

Allerdings muss ich sagen, dass ich mir den Inhalt des Buches etwas anders vorgestellt habe. Die Notizen sind sehr fragmentarisch, was das Lesen erschwert. Statt eines durchgehenden Textes handelt es sich um kurze Tagebuchaufzeichnungen, die oft nur Momentaufnahmen verschiedener Reisen widerspiegeln. Dadurch entsteht ein gewisser Bruch in der Erzählung, und der Lesefluss wird gestört. Für Leser:innen, die einen zusammenhängenden Reisebericht erwarten, kann das enttäuschend sein.

Ein weiterer Aspekt, der mich persönlich nicht überzeugt hat, ist die Tatsache, dass die einzelnen Notizen oft ohne klaren Zusammenhang aufeinander folgen. Manchmal fühlte es sich an, als ob ich mitten in Kerrs Gedanken eintauche, ohne einen roten Faden zu erkennen. Das kann zwar durchaus als literarischer Stil verstanden werden, war für mich jedoch nicht ansprechend.

Fazit

Ja, es ist ein Zauberort bietet wunderschöne, stimmungsvolle Eindrücke von Italien, allerdings in einer sehr fragmentarischen Form. Wer kurze, poetische Texte mag, wird sich an Kerrs Italien-Erfahrungen erfreuen, wer jedoch einen zusammenhängenden Reisebericht erwartet, könnte enttäuscht sein. Ich vergebe dem Buch 2 von 5 Sternen, da es zwar atmosphärisch und sprachlich ansprechend ist, aber auf mich insgesamt zu bruchstückhaft und sprunghaft wirkt.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Eine Kindheit im Schatten der Wende

Verlassene Nester
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Patricia Hempels Roman Verlassene Nester entführt uns in den Sommer 1992, kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, in eine fiktive Ortschaft an der Elbe. Im Zentrum steht die 13-jährige Pilly, die ...

Patricia Hempels Roman Verlassene Nester entführt uns in den Sommer 1992, kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, in eine fiktive Ortschaft an der Elbe. Im Zentrum steht die 13-jährige Pilly, die versucht, in einer zerrissenen Familie und einer ebenso fragmentierten Gesellschaft ihren Platz zu finden. Patricia Hempel, geboren 1983 in Berlin, studierte zunächst Archäologie, bevor sie sich dem Literarischen Schreiben widmete. Sie ist bekannt für ihre Arbeit in der queeren Literaturszene und engagiert sich in der Förderung von Diversität im Literaturbetrieb. Verlassene Nester ist ihr zweiter Roman und wurde für den Alfred-Döblin-Preis 2023 nominiert.

Worum geht's?

Pilly lebt mit ihrem trinkenden Vater in einem trostlosen Ort an der Elbe. Ihre Mutter, eine ehemalige Olympiateilnehmerin, hat die Familie verlassen, und auch sonst scheint die Familie von den Nachwirkungen der DDR-Zeit und der Wende geprägt zu sein. Während Pillys Vater sich in Alkohol flüchtet und die Tanten von einem besseren Leben im Westen träumen, sucht Pilly verzweifelt nach Halt. Diesen glaubt sie in der älteren Mitschülerin Katja zu finden, doch diese Beziehung verläuft nicht so, wie Pilly es erhofft. Als die Gärten der vietnamesischen Vertragsarbeiter abbrennen, erreicht der Sommer einen Wendepunkt, und Pilly steht plötzlich ihrer vermeintlichen Mutter gegenüber.

Meine Meinung

Das Cover hat meine Neugier geweckt, und nach dem Lesen kann ich sagen, dass es sehr gut zur düsteren und beklemmenden Atmosphäre des Buches passt. Leider muss ich gestehen, dass der Roman insgesamt überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprach. Vielleicht liegt es daran, dass ich – als Österreicherin – mit der deutschen Geschichte nicht so vertraut bin und in der Schule kaum etwas über die DDR und die Wende gelernt habe. Viele der Wörter und Ausdrücke im Buch waren mir fremd, und ich hatte Schwierigkeiten, den verschiedenen historischen und gesellschaftlichen Bezügen zu folgen. Es wird vorausgesetzt, dass die Lesenden über umfassendes Wissen zur DDR-Zeit verfügen, was das Verständnis deutlich erschwert.

Ein weiteres großes Problem für mich war die Vielzahl der Figuren, die in der Geschichte auftauchen. Ich konnte kaum nachvollziehen, in welcher Beziehung die Charaktere zueinander stehen, was es zusätzlich kompliziert machte, den roten Faden zu behalten. Oft wechselte die Perspektive mitten im Kapitel oder sogar im Absatz, was das Verstehen der Handlung noch schwieriger machte. Es wäre hilfreich gewesen, wenn die Kapitel klarer strukturiert gewesen wären, zum Beispiel mit Hinweisen darauf, wessen Perspektive gerade erzählt wird.

Inhaltlich finde ich das Thema des Buches durchaus spannend. Die Darstellung von Vater-Tochter-Beziehungen, der Auswirkungen der Wende und Pillys innerer Kampf, erwachsen zu werden, sind interessante Aspekte. Doch die Art, wie dies umgesetzt wurde, hat mich nicht überzeugt. Die ständigen Rückblenden und Zeitsprünge waren oft verwirrend, und ich verlor schnell den Überblick. Besonders schwierig fand ich es, dass mitten im Absatz von der Gegenwart in die Vergangenheit gesprungen wurde, ohne klare Trennung. Das führte dazu, dass ich mich ständig orientieren musste, was mir das Lesevergnügen nahm.

Im Laufe des Romans hatte ich den Eindruck, dass viele Handlungsstränge entweder offenblieben oder einfach fallengelassen wurden. Es schien, als hätte sich die Autorin bei der Vielzahl der behandelten Themen ein wenig verzettelt. Dabei sind diese Themen doch so wichtig, wie beispielsweise die Darstellung des zunehmenden Rassismus in der Gesellschaft oder die ersten queeren Beziehungen während der Jugend. Zudem setzte das Buch einiges an Vorwissen voraus, um die feinen Zwischentöne zu verstehen, was das Lesen zusätzlich erschwerte. Auch die im Klappentext angekündigte Geschichte über das Verschwinden von Pillys Mutter vermittelte den Eindruck eines zentralen Handlungsschwerpunkts, der jedoch nicht im erwarteten Maße ausgearbeitet wurde.

Es gab jedoch einige Passagen, die mir sehr gut gefallen haben, insbesondere die bildhaften Beschreibungen der Trostlosigkeit und Pillys Beziehung zu ihrem Vater. Diese Abschnitte waren eindrucksvoll und emotional, doch insgesamt war die Lektüre für mich eher eine Herausforderung als ein Genuss. Ich musste mich regelrecht zwingen, das Buch zu beenden, was leider kein gutes Zeichen ist. Auch der Mangel an Erklärung für bestimmte historische und gesellschaftliche Hintergründe hat dazu beigetragen, dass ich viele Situationen und Begriffe nicht deuten konnte.

Fazit

"Verlassene Nester" ist ein Roman mit einem starken Thema und durchaus poetischen Momenten, doch die unklare Erzählweise und die Vielzahl an unzureichend beschriebenen Figuren machten es für mich zu einer anstrengenden Lektüre. Obwohl es einige schöne Passagen gab, konnte mich die Geschichte als Ganzes nicht überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.09.2024

Zu viele Figuren, zu wenig Spannung – kein fesselnder Auftakt einer Krimi-Reihe

Mord in der Charing Cross Road
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„Mord in der Charing Cross Road“ ist der erste Band der Krimireihe von Henrietta Hamilton, der erstmals 1956 erschienen ist. Die Autorin, geboren 1920 in Dundee, arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg in ...

„Mord in der Charing Cross Road“ ist der erste Band der Krimireihe von Henrietta Hamilton, der erstmals 1956 erschienen ist. Die Autorin, geboren 1920 in Dundee, arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg in einer antiquarischen Buchhandlung in London, was sich auch in ihren Krimis widerspiegelt. Ihre Ermittler Sally und Johnny debütieren in diesem Buch, das nicht nur den Mord in einem Antiquariat thematisiert, sondern auch den Beginn einer romantischen Beziehung der beiden Protagonist:innen.

Worum geht's?

In der Charing Cross Road, mitten in einer antiquarischen Buchhandlung, wird der unbeliebte Mr. Butcher tot an seinem Schreibtisch gefunden. Die Polizei steht vor einem Rätsel, denn es gibt nur wenige Spuren. Die Buchhändlerin Sally und der Juniorchef Johnny beginnen, auf eigene Faust zu ermitteln, nachdem Johnnys Cousin verdächtigt wird. Sie versuchen herauszufinden, wer Mr. Butcher ermordet hat und welche Verbindung die Bücherdiebstähle in den umliegenden Antiquariaten zu dem Fall haben. Während sie sich tiefer in die Ermittlungen stürzen, kommen sie sich auch privat näher.

Meine Meinung

Leider hat mich „Mord in der Charing Cross Road“ nicht überzeugen können. Zwar hat mich das wunderschön gestaltete Cover sofort angesprochen, und auch die Idee, einen Krimi in einem Antiquariat anzusiedeln, klang vielversprechend, doch die Umsetzung ließ für mich zu wünschen übrig. Schon von Beginn an wurden mir zu viele Charaktere vorgestellt, die aber später keine wesentliche Rolle mehr spielten. Das führte dazu, dass ich Schwierigkeiten hatte, den Überblick zu behalten und mir ein klares Bild von den Figuren zu machen, da sie mir oft zu wenig detailliert beschrieben waren.

Auch die Handlung konnte mich nicht fesseln. Obwohl ich wusste, dass der Krimi aus einer anderen Zeit stammt und sich somit nicht mit heutigen Krimis vergleichen lässt, fehlte mir jegliche Spannung. Der Plot zog sich über weite Strecken und ich hatte mehrfach das Gefühl, abbrechen zu wollen. Nur die Verpflichtung zur Rezension hat mich dazu gebracht, das Buch bis zum Ende zu lesen.

Ein weiteres Problem war für mich die Beziehung zwischen Sally und Johnny. Die Ermittler:innen tun sich zwar zusammen, um den Mord aufzuklären, doch die Gründe dafür wurden für mich nicht ausreichend erklärt. Ihre Romanze, die sich im Verlauf des Buches entwickelt, kam mir viel zu subtil daher. Ich möchte hier nicht spoilern deshalb: Das "Ende" ihrer Beziehung hat mich überrascht, da es so plötzlich und unerwartet geschah.

Während der Mittelteil der Geschichte für meinen Geschmack viel zu langatmig war, ging das Ende wiederum viel zu schnell. Gerade als es spannend hätte werden können, wurde die Auflösung regelrecht abgehandelt, ohne der Geschichte den nötigen Raum zu geben.

Fazit

Leider konnte mich „Mord in der Charing Cross Road“ trotz eines vielversprechenden Settings nicht begeistern. Die fehlende Spannung, die blassen Charaktere und das abrupte Ende haben meine Erwartungen an einen Krimi leider nicht erfüllt. Ich werde die Reihe wohl nicht weiterverfolgen und vergebe 2 von 5 Sternen.

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