Sollte man gelesen haben!
Wie bereits gesagt, liest sich das Buch nicht wie eine typische Dystopie, die in ferner Zukunft spielt. Denn diese Geschichte spielt nicht in ferner Zukunft, sondern in 10 Jahren. Und es ist nur eine einzige ...
Wie bereits gesagt, liest sich das Buch nicht wie eine typische Dystopie, die in ferner Zukunft spielt. Denn diese Geschichte spielt nicht in ferner Zukunft, sondern in 10 Jahren. Und es ist nur eine einzige Kleinigkeit – der ID-Chip -, der diese Welt von der dystopischen Welt der Zukunft unterscheidet, die sich Paola Mendoza und Abby Sher hier ausgedacht haben.
Wobei – viel ausdenken mussten sie sich vermutlich gar nicht. Die beiden sind bewandert darin, wie es illegalen Migrant*innen in den USA geht und was diese auf der Flucht erleiden müssen. Ihr ahnt es schon: dieses Buch ist wirklich keine leichte Kost. Es ist erschreckend realistisch, aufwühlend und an nicht wenigen Stellen schwer verdaulich. Eben weil einem das Schicksal von Vali und ihrer Familie nur nah gehen muss, wenn man die Parallelen zur heutigen Zeit zieht. Denn die Parallelen sind da.
Gleichzeitig war ich wirklich gefesselt von der Geschichte. Das klingt unter Umständen makaber, aber anders kann ich es nicht sagen. Ich konnte mich an einigen Stellen nicht gut von dem Buch losreißen, auch wenn es längst Zeit war, ins Bett zu gehen.
Am Ende bleiben offene Fragen. Was einerseits gut ist, andererseits aber auch ein kleines bisschen enttäuschend. Das Finale macht das Buch einfach noch realistischer, und ich glaube, ich finde das tatsächlich auch gut. Auch wenn ich normalerweise kein Fan von relativ offenen Enden bin, fand ich es in diesem Fall wirklich passend, denn letztendlich soll Valis Geschichte aufwecken und wachsam machen.
Durch die bedrückende Atmosphäre auf Valis und Ernies Flucht musste ich mir oft wirklich die Zeit und Ruhe nehmen, wenn ich weiterlesen wollte. Denn das Buch ist ganz sicher nichts für zwischendurch. Es muss wirklich so wahrgenommen werden, dass der ganze Schrecken, den Vali erlebt, auf einen selbst überspringt. Das ist bei mir passiert, und das macht das Buch für mich auch so wichtig. Es klärt auf eine gewisse Art und Weise auf, ohne dass die Parallelen zu Heute direkt angesprochen werden. Dafür gibt es dann das Nachwort, das man meines Erachtens ebenfalls nicht auslassen sollte.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings: Manchmal hätte ich gerne einen tieferen Einblick in Valis Psyche gut gefunden. Klar, dadurch, dass sie diejenige ist, die die Geschichte erzählt, erfahren wir auch ihre Gedanken und Emotionen. Die blieben mir manchmal aber trotzdem zu … oberflächlich. Vor allem in den grauenvollsten Momenten. Das hätte das Ganze noch viel eindrucksvoller wirken lassen, aber das ist auch tatsächlich schon Meckern auf hohem Niveau und ändert nichts daran, dass ich das Buch wirklich allen empfehle!
Fazit
Ein Jahreshighlight ist das Buch nicht geworden, dafür hat einfach etwas gefehlt. Trotzdem ein super Buch, das ich jeder Person ans Herz lege.