Victoria Bredon ist dabei, für ihre Freundinnen der Sufragettenbewegung, den nächsten Ort auszukundschaften an dem die Frauen eine Aktion geplant haben. Doch auf Melbury Hall, entdeckt Victoria zufällig noch etwas anderes. Während sie sich im Garten versteckt, erspäht sie Lord Melbury, der sich mit zwei Männern am Hinterausgang unterhält. Diese Art von verstohlen wirkender Unterhaltung, ist Victoria suspekt und so macht sie heimlich Fotoaufnahmen von den drei Männern. Auch die Neugierde ihres Butlers Hopkins ist sogleich geweckt, der glaubt, dass einer der Männer auf dem Photo, der Mann mit der Narbe, wahrscheinlich ein Deutscher sein könnte. Was hat der Lord bloß heimlich mit einem Deutschen zu besprechen? Hopkins verspricht sich in der Stadt nach den Männern umzuhören. Aber auch Jeremy ist in eine Sache hineingeschlittert, die ihm beinahe das Leben kostet. Nur knapp entgeht er einem Anschlag und muss für eine Weile untertauchen. Victoria ist entsetzt aber auch traurig, als Jeremy ihr eröffnet, dass er sich ohne sie auf den Weg machen muss und fürchtet sich, dass Jeremy womöglich etwas zustoßen könnte.
Als sie von ihrer Freundin Rosalyn, die in Deutschland lebt und verheiratet ist, eine Einladung erhält, in der diese Victoria inständig darum bittet, in einem Vermisstenfall diskret zu ermitteln, nimmt sie diese Einladung an und reist an den schönen Rhein, allerdings ohne Hopkins, der zunächst in London bleiben soll, um mehr über die unbekannten Männer mit denen Lord Melbury zu tun hatte, in Erfahrung zu bringen.
Victorias Freundin beichtet ihr auf deren Burg, dass sie mit einem anderen Mann fremdgegangen ist. Zwar war es für sie nur eine harmlose Tändelei, da Rosalyn ihren Mann liebt, doch fürchtet sie um das Leben ihres Ex-Geliebten, der seit dem Tag seiner Abreise kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Erschwerend kommt dazu, dass Rosalyn bei einer Seance durch ein Medium erfuhr, dass ihr Geliebter wohl ermordet worden sei. Zwar ist Victoria amüsiert über die leichte Überspanntheit ihrer überaus romantisch veranlagten Freundin, doch kommt sie deren Bitte um Nachforschungen gerne nach. Womit sie nicht rechnet, ist, dass sie nur wenig später tatsächlich über eine Leiche stolpert.
Und zu allem Überfluss muss sie auch noch ein Abendessen mit ihrer Großmutter überstehen, die Rosalyn nichts ahnend eingeladen hat. Victoria ist hin und hergerissen, denn ihr Verhältnis zur Großmutter ist alles andere als perfekt. Die Dame aus dem Hochadel, hat es Victorias Mutter nie verziehen, dass diese sich einst einen Bürgerlichen zum Manne nahm. Und dennoch, Victoria benötigt dringend die Hilfe ihrer Großmutter, denn sie hat im Nachlass ihrer bereits vor Jahren verstorbenen Mutter, einer Malerin, ein Bild gefunden, dass von einem anderen Maler erschaffen wurde, in dem ein Liebesbrief versteckt war. Kann es sein, dass die Beziehung von Victorias Eltern gar nicht so glücklich war, wie sie immer dachte?
Nachdem Pauline Peters, alias Beate Sauer, ihre Leser im ersten Teil der historischen Krimireihe, „Die rubinrote Kammer“, bereits mit der Welt der Victoria Seaton und allen wichtigen Akteuren bekannt gemacht hat, lässt sie die unkonventionelle, moderne junge Frau ein weiteres Mal auf detektivischen Pfaden wandeln. Und obwohl man schon im ersten Teil einiges über die Vergangenheit von Victoria und ihren Eltern erfahren durfte, gelingt es der Autorin nun abermals, die Neugierde ihrer Leser bis zum Schluss zu schüren, denn neben dem zu ermittelnden Kriminalfall, begibt sich Victoria erneut auf Spurensuche in Bezug auf das Verhältnis ihrer Eltern.
Aber nicht nur Victorias Romanpassagen sind spannend geschrieben; dazu darf man zwischenzeitlich Butler Hopkins bei seinen Recherchen über die Schulter schauen, der dabei in Lebensgefahr gerät oder aber Jeremy. Ich habe beim Lesen feststellen müssen, dass mir nicht nur Victoria, sondern auch der urenglische Hopkins und der wagemutige Jeremy, schon sehr ans Herz gewachsen sind. Alle drei bilden eine feste Einheit, entwickeln sich stetig weiter und ich hoffe sehr, dass die Autorin ihre Victoria Bredon Reihe weiter führen wird.
Was mir aber besonders gut gefällt, ist Pauline Peters Schreibstil. Sie drückt sich der Epoche entsprechend, zeitgemäß aus, so dass das historische Flair jederzeit gewahrt bleibt. Zwar würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass Victoria und Jeremy ein paar Liebeszenen mehr geschenkt bekommen würden, die für mich einfach dazugehören, doch ist das eigentlich meinerseits nur ein kleiner Kritikpunkt, da man hier in erster Linie eine historischen Krimiserie in Händen hält, in der die Kriminalfälle natürlich auch mehr im Fokus stehen. Zwar kann man sich als Leser diesmal schneller denken, wer der Schurke/Mörder in diesem Roman ist, doch tappt man, ob seiner Beweggründe, lange Zeit im Dunkeln.
Ein wenig erinnert mich die Serie an die wunderbare Francesca Cahill Buchreihe von Brenda Joyce. Wer diese mochte, wird bestimmt auch von Victoria Bredons Abenteuern begeistert sein.