Spionin oder Bauernopfer
In seinem neuen Roman „Die Spionin“ lässt Paulo Coelho seine Protagonistin Mata Hari einen fiktiven Brief im Gefängnis schreiben. Den Brief soll ihre einzige Tochter Jeanne Louise nach ihrem Tod erhalten, ...
In seinem neuen Roman „Die Spionin“ lässt Paulo Coelho seine Protagonistin Mata Hari einen fiktiven Brief im Gefängnis schreiben. Den Brief soll ihre einzige Tochter Jeanne Louise nach ihrem Tod erhalten, falls ihr Gnadengesuch nicht erfolgreich ist. Mata Hari fühlt sich unschuldig, sie ist fest davon überzeugt, dass das Gesuch Erfolg verspricht, da sie viele reiche Freunde und Gönner hat.
In dem Brief schildert sie ihren Lebensweg als Margaretha Zeller, dann als jungverheiratete Margaretha MacLeod und ihre Abreise aus dem exotischen Java nach Paris, der Stadt ihrer Träume. Dort ändert sie ihren Namen in Mata Hari und gibt sich als Tänzerin aus. Weiter beschreibt sie einige Stationen ihres Lebens bis es zur Verhaftung kommt.
Neben den fiktiven Brief von Mata Hari gibt es noch Fotografien und Aktennotizen sowie einen fiktiven Brief von ihrem Anwalt, um die Geschichte abzurunden.
Paulo Coelho beschreibt das Leben einer sehr freiheitsliebenden Frau, die sehr mutig und unkonventionell handelt. Die Männer fühlten sich von ihr geliebt und sie erweckte in ihnen das Gefühl, zu allem fähig zu sein. Trotz allem blieb sie für mich eine einsame Frau.
Bis heute ist ungeklärt, ob sie tatsächlich eine Spionin oder nur ein Bauernopfer war. Vielleicht bringen die Veröffentlichungen der französischen Gerichtsakten im Jahr 2017 Klarheit.
Die Erzählweise in Briefform hat mir gefallen. Manches regt zum Nachdenken an. Paulo Coelho hat in seinem Buch Grundwissen über das Leben von Mata Hari weitergegeben, aber ich hatte mehr erwartet.