Geschichte ganz lebendig
Für ihren historischen Roman „Der grüne Palast“ wählt die Autorin Peggy Hohmann ein besonderes Stilmittel: den Brief. In Briefform erschließt sich die Geschichte der Erzherzogin Leopoldine von Österreich. ...
Für ihren historischen Roman „Der grüne Palast“ wählt die Autorin Peggy Hohmann ein besonderes Stilmittel: den Brief. In Briefform erschließt sich die Geschichte der Erzherzogin Leopoldine von Österreich. Wie bei den Habsburgern üblich, dienten die Töchter meist als Vertrags-und Verhandlungsobjekte. Nicht von ungefähr kommt der Ausspruch „Tu felix Austria nube“! (du glückliches Österreich heirate) Leopoldine wird durch Vermittlung des Fürsten Metternich mit dem portugiesischen Thronfolger Dom Pedro verlobt, der vom Gesandten des Landes in glühenden Farben geschildert wird. Der gebildeten Leopoldine, mehrsprachig erzogen, mit außergewöhnlichen Interessen an Naturwissenschaften und Musik, erscheint die Reise nach Brasilien, wo die portugiesische Königsfamilie im Exil lebt, als Aufbruch in ein neues abenteuerliches Leben.
Allerdings wird die Wirklichkeit sehr viel rauer sein, Dom Pedro ist ein ungebildeter, vulgärer Weiberheld, der seine unpassenden Liebschaften nie sehr diskret behandelt, Leopoldine ist isoliert und einsam. Geschwächt von jährlichen Schwangerschaften und Fehlgeburten, wird sie knapp 10 Jahre nach ihrer Ankunft sterben. Es ist ihr allerdings gelungen, trotz des schwächlichen Gatten, Brasilien in die Unabhängigkeit zu begleiten.
Dies alles erfährt der Leser aus den Briefen, die den Roman bilden. Die Schreiber sind Leopoldine selbst, ihre Hofdame, Fürst Metternich und portugiesische Gesandte. Aus deren jeweiligen Sicht erschließt sich die Geschichte der jungen Österreicherin in ihrer ganzen Dramatik.
Sehr gekonnt gelingt es der Autorin, jedem Schreiber eine unverwechselbare Sprache zu geben. Die Ränke des Fürsten und seine Neigung zu amourösen Anspielungen genauso, wie die diplomatischen Gemeinplätze des Gesandten. Ganz besonders die Briefe der Gräfin Lazansky an ihre Schwester und Fürst Metternich bilden das historische und gestalterische Gerüst des Romans. Die Autorin bleibt nahe an der Geschichte, fügt natürlich einige erdichtete Personen, wie die Hofdame Lazansky und Liebesverwirrungen der Dramatik wegen ein, was dem Romans über das Zeitbild hinaus noch lebendiger werden lässt. Die Briefe ermöglichen einen sehr persönlichen, vielschichtigen Zugang zu diesem Buch und erzeugen von Anfang an Spannung und Sogwirkung. Wenn ich anfangs noch zweifelte, ob dieses Stilmittel das ganze Buch trägt, war ich schon nach wenigen Seiten restlos überzeugt.