Liebe zwischen Motoren und Zwängen
„Wie wäre es, würden sich Sterne verzehren
Nach uns, und wir ihnen Gunst verwehren?
Ein Ungleich an Liebe nehme ich hin,
Solang ich der Liebendere bin.“
Beau Winston ist eigentlich der umgänglichste von ...
„Wie wäre es, würden sich Sterne verzehren
Nach uns, und wir ihnen Gunst verwehren?
Ein Ungleich an Liebe nehme ich hin,
Solang ich der Liebendere bin.“
Beau Winston ist eigentlich der umgänglichste von allen Winstons. Immer gut gelaunt, freundlich und zuvorkommend hilfsbereit, genau das Gegenteil von seinem Zwillingsbruder Duane. Ihn aus der Fassung zu bringen ist quasi unmöglich, nur die neue Mechanikerin Shelly Sullivan in der Winston'schen Autowerkstatt, die auch noch ohne sein Einverständnis eingestellt wurde, bringt ihn regelmäßig auf die Palme. Kaltschnäuzig und unberechenbar ist sie, verletzend direkt und scheinbar ohne jedes Takt- oder Mitgefühl anderen Menschen gegenüber, doch entgegen seiner anfänglichen Abneigung bemerkt Beau bald, dass Shelly etwas hinter ihrem bissigen Verhalten zu verbergen versucht. Er will hinter die Schale blicken und stellt fest, dass die junge Frau sehr viel mehr bieten kann, als es zunächst den Anschein hat..
Nach „Whatever you need“ ist dies für mich das zweite Buch über die Winston Brüder, insgesamt der 4. Teil der Reihe, deren Bände man auch getrost ohne die Vorgänger zu kennen lesen kann. Ich kann im Vorfeld schon sagen, dass Penny Reid mich definitiv nicht enttäuscht hat, auch wenn Beau für mich in keinem Fall an Cletus aus dem dritten Band heranreichen kann, dafür hat mich der schräge Vogel einfach zu sehr begeistert.
Das Cover ist von der Art wie die anderen Bücher der Reihe gestaltet, man sieht einen Mann, der den typischen Bart der Winstons trägt. Mir gefällt es, dass die Bücher auf diese Weise eindeutig als zusammengehörig gekennzeichnet sind, und vor allem auch, dass nicht der Körper des Mannes, der bei vielen New Adult Büchern leicht bis nicht bekleidet gezeigt wird, sondern das charakteristische Aussehen der Winston-Brüder im Vordergrund steht.
Beau und Shelly erzählen die Geschichte abwechselnd aus ihrer Ich-Perspektive, gerade Shellys Gedanken waren extrem interessant zu verfolgen. Ich habe wirklich mit den beiden gefühlt und gelitten, denn wie jede Liebesbeziehung hat natürlich auch ihre viele Höhen und Tiefen.
Für New Adult hatte dieses Buch auch relativ viele Seiten, die es wegen der zögerlichen Entwicklung der Geschehnisse auch braucht, aber dennoch lässt sich das Buch flüssig lesen und man mag es eigentlich gar nicht aus der Hand legen. Die einfache, unkomplizierte Sprache, Shellys spezielle Gedanken und Beaus Humor haben die Seiten für mich nur so dahinfliegen lassen.
Shelly hat eine besondere Art mit Menschen umzugehen. Sie schüttelt keine Hände, macht bissige, unfreundliche Bemerkungen und ist schonungslos direkt, hat für keinen ein nettes Wort geschweige denn ein Lächeln übrig, nur mit ihren Tieren geht sie liebevoll um. Dadurch macht sie Beau den Arbeitsalltag in der Werkstatt zur Hölle, doch dass sie eigentlich Hilfe braucht, bemerkt zunächst niemand. Alle denken, sie wäre nur eine Frau mit unglaublich attraktiver Schale und ungnädigem Gemüt, doch in ihrem Kopf führen die Gedanken ein Eigenleben. Sie leidet unter Zwängen und Ängsten, schon seit vielen Jahren, immer und überall, doch im Laufe der Geschichte macht sie eine bemerkenswerte Wandlung durch. Ihre Gedanken und Gefühle zu verfolgen war unfassbar spannend und sich in jemanden mit ihren Problemen hineinzuversetzen, muss für die Autorin sehr schwer gewesen sein, sofern man keine persönlichen Erfahrungen damit hat. Ob Shellys Handlungen realistisch sind, kann ich nicht richtig beurteilen, aber ich persönlich empfand es während des Lesens als gleichermaßen authentisch wie faszinierend, hatte stellenweise auch großes Mitgefühl mit der jungen Frau.
Beau, der Strahlemann der Winstons, eigentlich stets gut gelaunt und ausgeglichen, hegt von der ersten Sekunde an eine Abneigung gegen Shelly, die er sich irgendwie selbst nicht so richtig erklären kann. Er will sie nur loswerden, raus aus seiner Werkstatt und am besten auch gleich aus der Stadt, bis er dann feststellt, was Shelly hinter ihrer ruppigen Art zu verbergen versucht, und anfängt, Gefühle für sie zu hegen. Für den jungen Mann steht fest, er muss Shelly näher kommen, doch das gestaltet sich sehr schwierig. Ich finde es bewundernswert, mit wie viel Geduld und Gefühl Beau sich Shellys Vertrauen erarbeitet und sich von nichts abschrecken lässt, wenn sich mal unvorhergesehene Vorkommnisse ereignen. Er hat einfach eine liebevolle Art, sie ihn als Buchcharakter sehr sympathisch macht und ist Shellys perfektes Gegenstück, es ist so süß gewesen zu sehen, wie beide sich gegenseitig stützen und „das Werkzeug halten“, wie es im Buch so schön heißt.
Eine weitere Geschichte über die Winstons zu lesen, hat mich wirklich gefreut. Es ist das große Ganze, was mir so gut gefällt, die vielen liebenswerten Charaktere, die detaillierten Schauplätze und die außergewöhnlichen Hintergrundgeschichten der Menschen. Man fühlt sich beim Lesen, als käme man nach einer langen Reise nach Hause in den Schoß der Familie zurück und findet dort etwas, was man schon lange gesucht hat. Ein perfektes Wohlfühlbuch, dem durch die kleinen Querelen mit dem ortsansässigen Motorradclub Iron Wraiths immer wieder neue Spannung hinzugefügt wird. Die Geschichte von Beau und Shelly ist nicht übertrieben kitschig und heile Welt, aber auch nicht überladen mit Drama oder plumpen Bettszenen, sondern die perfekte Mischung aus allem.
Mein Fazit:
Kaufen, kaufen, kaufen! Die Reihe um die Familie Winston ist einfach traumhaft und nahezu perfekt. New Adult vom feinsten, genau das richtige für einen kuscheligen Nachmittag auf dem Sofa während der kalten Herbsttage, eine klare Leseempfehlung.