Cover-Bild Der Honigmann
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Droemer
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 01.08.2024
  • ISBN: 9783426449820
Peter Huth

Der Honigmann

Ein Vorort wie aus dem Bilderbuch – doch was machen Vorzeigebürger*innen, wenn ihre hübsche Fassade bröckelt?

In Peter Huths Roman ist ein Vorort von Berlin die perfekte heile Welt für Mittelschicht-Familien – bis ein unheilvolles Gerücht die Runde macht ...

Für Fine und Tim ist das malerische Fischbach vor den Toren der Großstadt das Familienparadies, von dem sie geträumt haben. Unter den anderen Eigenheimbesitzern finden sie schnell Freunde für sich und ihre Tochter. Als ein älterer Herr einen kleinen Laden für Honig, Tee und Deko eröffnet, scheint er das letzte Mosaiksteinchen im Idyll zu sein: Immer hat er ein offenes Ohr für die Mütter und einen Kakao für die Kinder.

Jeder in Fischbach liebt den Honigmann – bis ein schockierendes Gerücht über seine Vergangenheit die Runde macht. Plötzlich steht alles, das so sicher schien, zur Disposition: Freundschaften, Beziehungen, Wohlstand. Wie weit wird Fine gehen, um ihre Vorortidylle zu beschützen?

So klug wie Dörte Hansen und so aktuell wie Juli Zeh: So sollte Gegenwartsliteratur sein.

Der Journalist und Autor Peter Huth liefert Gesellschaftskritik und kluge deutsche Literatur in einem. Der Roman »Der Honigmann« erzählt pointiert von den Ängsten der Mittelschicht und dem Kampf um ihre scheinbar heile Welt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2024

Alles kann - nichts muss

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Alles kann – nichts muss
Ein beschaulicher Ort irgendwo in Deutschland. Die pure Idylle, die Nachbarschaft versteht sich gut und geht gerne beim „Honigmann“ einkaufen. Bis ein Brief alles verändert. Auf ...

Alles kann – nichts muss
Ein beschaulicher Ort irgendwo in Deutschland. Die pure Idylle, die Nachbarschaft versteht sich gut und geht gerne beim „Honigmann“ einkaufen. Bis ein Brief alles verändert. Auf einmal herrschen Angst und Wut.
Das Buch spielt vor allem mit den Gedanken. Es wird viel angedeutet, aber wenig aufgeklärt. Und das macht „Der Honigmann“ so anziehend. Dabei beginnt die Geschichte relativ harmlos. Huth stellt uns die Familien vor, lässt normalen Alltag und das Miteinander aufleben. Wenn da nur der Prolog nicht wäre: denn diesen immer im Hinterkopf, wusste ich beim Lesen, dass diese Idylle bald platzen wird. Und dass am Ende fast noch ein Krimi entsteht, hätte ich beim Lesen des Klappentextes nicht erwartet.
Huths Charaktere wirken authentisch. Jeder hat seine Sorgen und Nöte. Aber man erkennt sich auch selbst in den Personen und Gesprächen wieder. Der Schreibstil ist präzise und reich an Bildern. Man kann gut in die Geschichte eintauchen und überlegt selbst, wie man in dieser Situation reagieren würde.
Fazit: ein Buch, das in die Tiefe geht, Fragen aufwirft und mit der Fantasie des Lesers spielt.

Veröffentlicht am 08.09.2024

Gefährliche Gruppendynamik

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Fischbach entwickelt sich zu einem Speckgürtel, wo Familien mit ihren Kindern in feinen (ähnlichen) Häusern und gepflegten Rasen leben. Ihre scheinbar heile Welt versuchen sie aufrecht zu erhalten, obwohl ...

Fischbach entwickelt sich zu einem Speckgürtel, wo Familien mit ihren Kindern in feinen (ähnlichen) Häusern und gepflegten Rasen leben. Ihre scheinbar heile Welt versuchen sie aufrecht zu erhalten, obwohl schon die ersten Risse erkennbar sind. Doch dann kommt eine Information zu Tage, die die Bewohner:innen von Fischbach erschüttert. Der geliebte Honigmann, nah an der Schule und stets nett zu den Kindern und den Müttern, hat eine Vergangenheit, die schockiert.

Und schon passiert etwas, was für die heutige Zeit (leider) typisch ist. Man rottet sich zusammen, gründet eine Gruppe, die sich immer mehr in das Thema hineinsteigert und löst damit Wellen aus, die nicht mehr beherrschbar oder kontrollierbar sind. Die Informationen werden kaum hinterfragt oder geprüft, die Aussprache mit dem Honigmann nicht gesucht. Fine löst durch ihre unbedachte Kommunikation in der Gruppe etwas aus, was sie so nicht wollte. Sie kann es nicht mehr stoppen und gerät dadurch selbst unter die Räder. Der Frieden in Fischbach ist zu Ende und jeder beobachtet und hinterfragt den anderen.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven der Bewohner:innen erzählt. Nur der Honigmann kommt nicht zu Wort. Der Lesende erfährt kaum etwas von ihm, so dass man sich kein richtiges Bild machen kann. Dafür gibt es kleine Entwicklungen bei den Charakteren. Man erhält immer mehr Informationen, die die Fassade bröckeln lässt. Das Gerücht, die Reaktion der Menschen, die Kehrtwende und das Ende fand ich gut und durchaus realistisch, aber auch erschreckend, wie schnell sich das Blatt drehen kann.

Veröffentlicht am 25.08.2024

Von wegen perfekte Vorstadt-Idylle

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Im Droemer Verlag erscheint Peter Huths Roman "Der Honigmann".

Im beschaulichen Ort Fischbach siedeln sich junge Familien an, um ihre Kinder fern der Hektik und Kriminalität des Stadtlebens aufwachsen ...

Im Droemer Verlag erscheint Peter Huths Roman "Der Honigmann".

Im beschaulichen Ort Fischbach siedeln sich junge Familien an, um ihre Kinder fern der Hektik und Kriminalität des Stadtlebens aufwachsen zu lassen. Die Bewohner freunden sich an, treffen sich zum Grillen und fühlen sich sehr wohl. Ein neues Laden-Café mit Dekoartikeln wird eröffnet, in dem der "Honigmann" Honig aus Rumänien und andere Produkte anbietet. Das Geschäft wird gut angenommen, die Frauen kaufen dort Geschenke, trinken Cappuccino und die Kinder Kakao, jeder fühlt sich wohl. Doch es dauert nicht lange, bis ein Verdacht über die Vergangenheit des Ladenbesitzers die Runde macht. Die Gerüchteküche brodelt und die Fischbacher möchten ihre Vorortidylle bewahren. Deshalb sind sie bereit, sie zu verteidigen, koste es was es wolle.

Als unbeteiligte Beobachterin lerne ich aus unterschiedlichen Perspektiven die vielseitig skizzierten Bewohner näher kennen und erfahre ihre persönliche Einstellung und nehme dadurch die Entwicklung im Ort wahr, die sich allmählich aufbaut und immer mehr zuspitzt. Die Idylle Fischbach droht zu kippen, können die Bewohner die Situation entschärfen und kann der Honigmann bleiben?

Es war für mich sehr spannend, zu beobachten, wie Ängste aufkommen und sich das Meinungsbild und die Aktionen der "Fischbacher" entwickeln und sich manche Menschen, ohne selbst mehr zu wissen, dem allgemeinen Widerstand anschließen. Die Vielzahl der Perspektiven und Personen haben mich mit ihren unterschiedlichen Gedanken und Lebenskonzepten etwas von der Haupthandlung weg geführt. Es wäre klarer und brisanter gewesen, wenn sich der Autor auf wenige Figuren konzentriert hätte.

Peter Huth zeigt in seinem Buch ein brisantes Thema, durch das Menschen in ihrer Wahrnehmung wenig Rücksicht auf Einzelne nehmen und auf ihre eigenen Vorteile und auf die heimische Idylle bedacht sind. Der Honigmann wird vom Täter zum Opfer, denn die Bewohner sind verunsichert, verstört und voller Hass gegen den vermeintlich Bösen. Dabei sind sie selbst alle nicht perfekt und haben ihre Eigenheiten, Angewohnheiten und Laster.

Die erwähnten Figuren zeigen Menschen jeder Einstellung und bilden damit einen Querschnitt der Gesellschaft ab. Es ist interessant zu beobachten, wie hier durch Spekulationen ein Stein ins Rollen gebracht wird, der Demonstration und Ausgrenzung nach sich zieht und die Frage nach verbüsster Schuld und zweiter Chance immer mehr in den Hintergrund gerät. Ich war bis zum Ende gespannt, wie die Geschichte ausgehen würde. Es wird eine gesellschaftliches Bild aufgezeigt, das in der heutigen Zeit aktueller denn je ist.


Eine aufrüttelnde Gesellschaftsstudie, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 04.09.2024

Hexenjagd im Paradies

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Als in der Vorstadtidylle die Gerüchteküche zu brodeln beginnt, verwandelt sich das vermeintliche Paradies innerhalb kürzester Zeit in einen Ort aus Misstrauen und Anfeindung, gipfelnd in einer von Hass ...

Als in der Vorstadtidylle die Gerüchteküche zu brodeln beginnt, verwandelt sich das vermeintliche Paradies innerhalb kürzester Zeit in einen Ort aus Misstrauen und Anfeindung, gipfelnd in einer von Hass getriebenen Hexenjagd. Dabei ist es vor allem das Gefühl des eigenen Versagens, des "wie konnten wir das nicht ahnen". Gutgemeinte Überlegungen und angeregte Diskussionen schlagen um in Hasstiraden, vor allem auf digitaler Ebene, wo es leichtfällt die Hemmungen fallen zu lassen und Anschuldigungen zu verbreiten.
Und so passiert da, wo eigentlich gar nichts passiert, das Unglaubliche: nette Nachbarn werden zu Hexenjägern, die Schuld liegt bald nicht mehr beim vermeintlichen Täter, sondern bei den besorgten Bürger:innen, die doch nur ihr Zuhause schützen wollen. Es verkehren sich die Rollen von Opfer und Täter in absurder Weise, und wer am Anfang am lautesten protestiert hat, ist sich am Ende gar nicht mehr sicher was da eigentlich war.
Kopfschüttelnd las ich, wie sich die Dinge in Fischbach auf absurdeste, aber nie unglaubwürdige Weise entwickelten, wie einzelne Momente der Unachtsamkeit, der unbedachten Worte, der Missverständnisse im Chaos gipfelten und das Paradies stürzten.
Besonders faszinierend war die Entwicklung der Charaktere, die sich immer mehr verstrickten und am Ende wenig mit den netten Nachbarn und Freunden zu tun hatten, die man anfangs kennengelernt hatte. Wollte man anfangs selbst gerne in einem Ort wie Fischbach leben, der gefährlichen und anonymen Großstadt abschwören, so schien das am Ende gar nicht mehr erstrebenswert - jeder beobachtet und weiß alles über jeden und die vertraute Nähe führt zu Neid und Missgunst.
Fazit: ein gelungenes Kammerspiel um Misstrauen, zweite Chancen, Schuld und Vergebung - aber doch bitte nicht in unserem Ort.

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