Cover-Bild Das Archiv der Gefühle
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Zeitreise
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 25.08.2021
  • ISBN: 9783103974027
Peter Stamm

Das Archiv der Gefühle

Roman

Peter Stamms Roman »Das Archiv der Gefühle« fragt, ob wir im Leben unsere Chancen erkennen?

Die Sängerin Fabienne heißt eigentlich Franziska, und es ist vierzig Jahre her, dass sie eng befreundet waren und er ihr seine Liebe gestand. Fast ein ganzes Leben. Seitdem hat er alles getan, um Unruhe und Unzufriedenheit von sich fernzuhalten. Er hat sich immer mehr zurückgezogen und nur noch in der Phantasie gelebt. Er hat sein Leben versäumt. Aber jetzt taucht Franziska wieder auf. Gefährdet das seine geschützte Existenz, oder nimmt er diese zweite Chance wahr?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2021

Ein Buch über Einsamkeit, Liebe und Lebensentscheidungen – gewohnt poetisch

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„Das Archiv der Gefühle“ ist ein Roman, wie man ihn von Peter Stamm gewohnt ist: poetisch, lebensklug, mit einem intensiven und unverstellten Blick auf menschliche Emotionen.

Der Protagonist des Romans ...

„Das Archiv der Gefühle“ ist ein Roman, wie man ihn von Peter Stamm gewohnt ist: poetisch, lebensklug, mit einem intensiven und unverstellten Blick auf menschliche Emotionen.

Der Protagonist des Romans ist ein einsamer Mann: Als Dokumentar bei einer Zeitung ist er obsolet geworden, hat seine Stelle verloren und führt das Archiv nun privat weiter. So ordnet er die Welt, sein Leben, seine Gedanken – und seine Erinnerungen. Zum Beispiel an Franziska, seine Jugendliebe, die ihn ein Leben lang nicht losgelassen hat, auch als der Kontakt längst abgebrochen war. Nur lassen sich Gefühle nicht so einfach archivieren, und so muss er sich seinen Erinnerungen stellen und landet dabei unvermeidlich immer wieder vor der Frage: Was wäre, wenn …?

Immer wieder werden Möglichkeiten durchgespielt, fiktive Dialoge geführt, darüber nachgedacht, was er hätte anders machen können. Wäre er glücklich geworden? In „Das Archiv der Gefühle“ geht es ständig um Möglichkeiten, um verpasste Gelegenheiten, um Reue. All das schildert Peter Stamm ruhig und unaufgeregt, in gewohnt poetischer Sprache. Dabei übertrifft er sich allerdings keineswegs selbst. Es ist ein solider, intelligenter und nachdenklicher Roman, der jedoch nicht lange im Gedächtnis haften bleiben wird. Zu banal ist die Existenz seines Protagonisten bisweilen, zu vertraut die Geschichte von der großen Liebe (die jedoch einige durchaus ungewöhnliche Nuancen beinhaltet).

„Das Archiv der Gefühle“ ist ein Roman von gewohnt hoher Qualität, der die ganz großen Fragen des Lebens anreißt. Ein intelligenter, lesenswerter und sprachlich ansprechender Roman, jedoch nicht Stamms überzeugendstes Werk.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

"Was wäre wenn?"

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Der Roman "Das Archiv der Gefühle" umfasst ca. 192 Seiten.

Kurzer Plot:

"Geräusche, Gerüche, Lichtphänomene, Farben, so vieles fehlt noch in meinem Archiv, so viel Unbeschriebenes, Unerfasstes, Unerfassbares." ...

Der Roman "Das Archiv der Gefühle" umfasst ca. 192 Seiten.

Kurzer Plot:

"Geräusche, Gerüche, Lichtphänomene, Farben, so vieles fehlt noch in meinem Archiv, so viel Unbeschriebenes, Unerfasstes, Unerfassbares." - Seite 7

Der Protagonist (ohne Namen) in diesem Roman, ist jetzt 55 Jahre alt. Vor 5 Jahren verlor er durch die Digitalisierung seinen Job als Archivar.

In seinem ehemaligen Elternhaus, wo er seit dem Tod seiner Mutter wieder lebt, führt er im Keller seines Hauses sein Archiv weiter, und arbeitet akribisch an der Weiterführung.

"Das Archiv verweist nicht nur auf die Welt, es ist ein Abbild der Welt, eine Welt für sich." - Seite 15

Mit der Zeit gewöhnte er sich an sein einsames Leben, er brauchte die Stille in seinem Haus, mag keine Gesellschaft.

Nach und Nach lernt man den Archivar näher kennen. Er erzählt, wie er sich in seiner Schulzeit in Franziska verliebte. Wie sie gute Freunde wurden, aber kein Paar.

"Ein einziges Mal hatten Franziska und ich uns tatsächlich geküsst an ebenjener Straßenkreuzung, an der wir uns jeden Tag trennten." - Seite 43

Erst nach 30 Jahren stehen die beiden wieder in Kontakt. Beide haben ihr Leben gelebt, hatten ihre Beziehungen, und ihre Hoch und Tiefs.

Der Archivar will einen Neuanfang, raus aus seiner Routine, aus seiner Einsamkeit, seine Komfortzone verlassen, um endlich zu Leben.

Natürlich stellt sich für ihn auch die Frage: "Was wäre gewesen, wenn Franziska und er damals ein Paar geworden wären?

Fazit:

Der Roman ist in Ich - Form geschrieben. Der Protagonist nimmt den/die LeserInnen in seine Gefühlswelt mit, und reflektiert sein Leben dabei sehr ehrlich und selbstkritisch.

Ein ruhiges, aber sprachlich sehr gut geschriebenes Buch!

4. Sterne!

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Veröffentlicht am 27.08.2021

Die Auflösung der Zeit

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Ein Mann mäandert durch den hermeneutischen Zirkel seines Lebens: Ist, was war, wahr? Was wirklich, geschehen? Was möglich, immer noch möglich?

Mit einem Titel wie „Das Archiv der Gefühle“ traut sich ...

Ein Mann mäandert durch den hermeneutischen Zirkel seines Lebens: Ist, was war, wahr? Was wirklich, geschehen? Was möglich, immer noch möglich?

Mit einem Titel wie „Das Archiv der Gefühle“ traut sich Peter Stamm etwas, denn das Vorurteil lässt gleich den Staubhusten über hehre Emotionen wischen: langweilig, kellermäßig, für pensionierte Strickliesel. Das Bändchen hustet den Vorurteilen aber eins – zumindest anfangs.

Archivare – und der Erzähler ist einer bzw. ein Dokumentar – erweisen sich als Hüter der Vergangenheit, mithin alles Menschlichen. Zu jedem Thema hortet der Erzähler Zeitungsauschnitte in seinem Archiv, füllt damit seinen ganzen Tag und verliert den Kontakt zur Wirklichkeit, die für ihn nur durch die tägliche Sortieranstrengung gefiltert wird. Stamm versteht es, in der ersten Hälfte des Buches darzulegen, wie in Archiven eine Gleichzeitigkeit stattfindet: Vergangenes wird in der Gegenwart bewertet, um für die Zukunft genutzt zu werden. Diese Gleichzeitigkeit findet sich auch im Erzählen selbst, denn der Erzähler vermischt die Erinnerung an seine Jugendliebe (seine einzige Liebe) mit der Gegenwart, mit Träumen und Fragen an Wahrnehmung und Wünsche. Das ist toll, denn dadurch wird die Zeit selbst aufgehoben, weil sich des Erzählers Bewusstsein an mehreren Punkten in der Zeit befindet.

Doch der Filter wird zur Folter, wenn die Dokumentarseele den Kontakt zur Wirklichkeit verliert und das eigentliche Leben verpasst, mithin Erinnerung, Wahrnehmung und Gefühle im rechtwinkligen Ordnungswahn verloren gehen (S. 21). Das Ich trennt sich dann vom Leben und hüllt sich in eine „angeborene Schmerzlosigkeit“ (S. 36). Auf diesem Erzählpfad begibt sich Stamm leider wieder hinab in die Gefilde des Klischees, wo sich die Fähigkeit zu leben und im Saft der Gegenwart zu stehen im völligen Widerspruch zum Dasein als Vergangenheitsbewahrer befinden. Das gähnte mich an, auch wenn die Gedankenspiele – wie ordnet man Erinnerungen? Welche Rolle spielen Fotos beim Überschreiben des Hirnspeichers? Kann man dem eigenen Vergessen trauen? – spannend und schön erzählt sind. Wie übrigens auch die Geschichte einer ungeliebten Liebe sich lesbar und angenehm aus den trockenen Papierumschlägen des Erzählers schält.

Kurzum: Das Spiel mit dem Klischee des Archivs taugt nur für die kurze Strecke, am Ende bleiben die Stereotypen doch an den Haxen des Erzählers hängen und bedienen die staubhustenden Erwartungen der Leser.

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Veröffentlicht am 19.08.2021

Es ist nie zu spät oder irgendwann ist der Zug abgefahren?

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Keine 200 Seiten umfasst diese Geschichte eines skurrilen Mannes, eines Archivars, der leider seinen Job verlor als Papierarchivar im Pressehaus und nun im Haus seiner verstorbenen Mutter sein eigenes ...

Keine 200 Seiten umfasst diese Geschichte eines skurrilen Mannes, eines Archivars, der leider seinen Job verlor als Papierarchivar im Pressehaus und nun im Haus seiner verstorbenen Mutter sein eigenes Archiv pflegt. Wir sind alle Teil einer bestimmten Bubble, aber er – namenlos – lebt so ganz in seiner eigenen Welt, seiner Phantasie. Wirklich kurios! Nur eines bringt den Mann aus dem Konzept und das ist Franziska, seine Jugendliebe, die in der Zwischenzeit eine große Karriere hingelegt hatte unter dem Pseudonym Fabienne. Sie taucht wieder in seinem Leben auf und stellt alles auf den Kopf. Es geht so weit, dass er sein geliebtes Archiv, seine Traumwelt in die er sich zurückzog vom echten Leben im wahrsten Sinne auf den Müll kippt und sich öffnet.
Peter Stamms Roman ‚Das Archiv der Gefühle‘ ist leise erzählt, die Charaktere gut skizziert, kein Wort zu viel, keines zu wenig. Ein melancholischer Unterton bestimmt das Erzählen und koloriert das Geschehen in gedämpfte Farben. Sehr stimmig und überzeugend zeigt Stamm die Besinnung eines Mannes und deutet an, dass es nie zu spät ist für jeglichen Sinneswandel.
Fazit: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Archivierte erste Liebe

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Die erste Liebe vergisst man nicht? Das ist wohl das Thema des Buches. Der Protagonist dieses Romans hat für Franziska immer eine Leerstelle bewahrt. Doch beruht die Liebe auf Gegenseitigkeit? Sind es ...

Die erste Liebe vergisst man nicht? Das ist wohl das Thema des Buches. Der Protagonist dieses Romans hat für Franziska immer eine Leerstelle bewahrt. Doch beruht die Liebe auf Gegenseitigkeit? Sind es nicht eher seine Sehnsüchte, die er archiviert?

Die Erzählung beschreibt einen Mann, der sein Leben verpasst und sich verkriecht. Seine Weigerung sein Leben zu gestalten ist schwer zu verstehen. Die Frage ist ja, hat seine Sehnsucht nach Franziska Bestand, gibt es eine wirkliche Grundlage oder ist es mehr Wunsch als Wirklichkeit?
Die Erzählung lässt diese Grenze verschwimmen. Manche Situationen stellen sich im Nachhinein als nicht real heraus. Überraschend. Das kann es spannend machen, hat mich aber eher ermüdet. Der Protagonist bleibt seltsam fremd, namenlos und wenig greifbar. Auch konnte ich sein Verhalten oft schwer nachvollziehen und ertragen. Die Erzählung regt zwar zum Nachdenken an und hält nach, ist aber ansonsten eher langatmig.

Anregende aber langatmige Erzählung über mehr Wunsch als Wirklichkeit.