Klappentext
„Sarah Layken flieht vor der Realität – doch vor welcher?
Ein Junge will ihr helfen – doch woher weiß er von ihrem Problem?
Kein Leben ist wie das andere – doch welches ist das richtige?
Um das richtige Leben zu finden, um ihre Liebe wiederzutreffen, um ihren Bruder vor einem Unglück zu bewahren, muss Sarah Layken die gleiche Situation wieder und wieder durchleben. Sie kann sich immer wieder für ein neues Leben entscheiden, aber sie kennt vorher niemals den Preis, den sie dafür bezahlen muss.“
Gestaltung
Die Farben des Covers gefallen mir sehr gut, da sie gut zueinander passen. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Muster nicht genau zuordnen kann. Was soll es darstellen? Gibt es einen Bezug zur Handlung? Soll es einen Kreislauf darstellen, der verdeutlicht, dass man doch am Ende wieder an seiner Anfangsrealität endet? Oder gibt es keine tiefergehenden Bezüge von Cover und Handlung?
Meine Meinung
„Blink of Time“ ist das erste Buch, das ich von dem deutschen Autor Rainer Wekwerth lese. Durch seine Labyrinth-Trilogie ist er mir jedoch ein Begriff, denn ich habe schon von vielen Seiten gehört, dass diese Trilogie wirklich toll sein soll. Daher war ich natürlich sehr gespannt, ob es Herrn Wekwerth auch gelingt, mich zu packen. Vor allem auf seinen Schreibstil war ich sehr neugierig.
Und ich muss sagen, dass ich vor allem was seine Art zu schreiben angeht, wirklich sehr angetan bin! „Blink of Time“ umfasst gut 360 Seiten, durch die ich geradezu geflogen bin. Ich hatte das Gefühl, dass ich morgens bei Seite eins gestartet bin und abends schon fast das gesamte Buch durch gelesen hatte. Dies lag vor allem daran, dass der Autor so greifbar schreibt. Ich konnte mir die Figuren, Orte oder verschiedenen Ereignisse wirklich super gut bildlich vorstellen und hatte beim Lesen so oftmals ein inneres Kopfkino.
Erzählt wird „Blink of Time“ aus der Sicht von Sarah, wobei Herr Wekwerth hier auf den Erzähler in der dritten Person in Vergangenheitsform zurückgreift. Nicht zuletzt wegen dieser Zeitform, konnte ich mich kaum von den Seiten lösen. Auch die Idee, die der Autor sich hier zunutze macht, fand ich sehr interessant: es geht um Paralleluniversen bzw. parallel verlaufende Realitäten. Dieses Thema ist mir persönlich noch nicht sehr häufig in der aktuellen Jugendliteratur begegnet. Zwar gibt es momentan noch ein weiteres Werk auf dem deutschen Buchmarkt mit diesem Thema („Das Licht von Aurora“), aber dies sind auch zurzeit die einzigen mir bekannten Werke.
Protagonistin Sarah rutscht aus ihrer Realität in eine andere. Natürlich ist dieses Thema damit verbunden, dass man als Leser konzentriert der Handlung folgen muss und sehr aufpassen muss. Ähnlich wie bei Zeitreiseromanen kann es sonst nämlich schnell zu Missverständnissen kommen oder gar dazu, dass man einfach nicht alles durchblickt. Bei „Blink of Time“ hatte ich jedoch die ganze Zeit über den Eindruck, dass ich der Geschichte folgen konnte. Ich habe mir selber zusammengereimt, wie ich für mich die parallelen Realitäten erklären könnte und damit konnte ich leben.
Natürlich wird im Werk selber erklärt, wie alles funktioniert und wie man sich alles vorzustellen hat, aber dennoch braucht es auch etwas eigene Fantasie und Vorstellungskraft, um den Realitätenwechsel in seinem vollen Umfang greifen zu können. An manchen Stellen blieb Spielraum für eigene Interpretationen, was ich gut fand, da sich eben jeder Mensch Paralleluniversen und der Wechsel zwischen ihnen, anders vorstellt und es auch für sich anders interpretiert sowie versteht. Durch diese Freiheiten kann jeder Leser selber für sich entscheiden, wie er sich die Gesetzmäßigkeiten vorstellt. So fühlt man sich nicht daran gebunden, was der Autor sich gedacht haben mag und versucht auch nicht krampfhaft dies herauszufinden (wie manchmal bei Zeitreiseromanen).
Gut gelöst fand ich auch den Aufbau des Romans. Könnte man noch zunächst denken, dass es zu einem Wirrwarr aufgrund der Realitätenwechsel geben, so hat der Autor dies sehr gut veranschaulicht. Die Handlung war super strukturiert, sodass man als Leser immer wusste, in welcher Realität sich die Figuren gerade befinden, denn hat man einmal eine Realität verlassen, so gibt es kein Zurück mehr in diese.
Die Protagonistin Sarah war mir von Anfang an sympathisch, wobei sie natürlich dennoch ihre Macken hat. Sie trifft in der Geschichte auf den ebenfalls zwischen den Realitäten wechselnden Josh. Ein Junge, der zunächst sehr rätselhaft erscheint, doch je näher man ihn kennen lernt, umso mehr begreift man, dass er ein sehr tiefgründiger Charakter ist. Sarah und Josh verlieben sich ineinander und versuchen beide eine Realität zu finden, in der sie gemeinsam bleiben können und die für sie beide tragbar ist, denn sowohl Josh als auch Sarah scheinen in jeder Realität mindestens einen negativen Aspekt tragen zu müssen.
Dies bringt mich auch zu meinem letzten Punkt. Ich hatte gedacht, dass „Blink of Time“ eine tiefere Botschaft hat. Jedoch fand ich nur eine Grundfrage, die nicht sofort greifbar ist und die man zwischen den Zeilen sowie Ereignissen suchen muss (und es kann auch sein, dass ich viel zu viel hineininterpretiere). Der Wechsel zwischen den Realitäten verdeutlicht die Frage bzw. den Konflikt, dass es einen Preis dafür gibt, wenn man versucht, ein in allen Dingen perfektes Leben zu erreichen. Es spiegelt für mich einfach die Grundfrage wieder, ob man sein Leben so akzeptieren sollte wie es ist oder ob es erstrebenswert ist, immer wieder neu anzufangen, zu versuchen, alles richtig zu stellen und dafür einen Preis zahlen zu müssen. Aber eine Antwort habe ich darauf im Roman nicht erhalten.
Fazit
Mit „Blink of Time“ hat Rainer Wekwerth ein spannendes Standalone geschrieben, das Thrill und Nervenkitzel in den Lesern auslöst. Die Thematik der parallelen Realitäten aus einer deutschen Feder zu lesen, hat mir sehr großen Spaß gemacht, da ich mich gut unterhalten gefühlt habe und der Schreibstil des Autors sehr schnell zu lesen ist. Auch dass die eigentlich recht komplizierte Thematik hier sehr gut strukturiert dargestellt wurde, hat mir zugesagt. Dennoch vergebe ich nicht die volle Punktzahl, da mir dafür etwas gefehlt hat. Ich wurde nicht komplett mitgerissen, manchmal konnte ich die Figuren nicht ganz nachvollziehen und ich hatte keine „Herzrasen-Momente“ (also Momente, in denen man das Gefühl hat, sein Herz würde vor Spannung schneller schlagen, sodass man nicht aufhören kann zu lesen). Und eine Antwort auf die Grundthematik des Romans hat mir leider gefehlt.
Gute 3 von 5 Sternen!
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