Eine ganz besondere Weihnachtsgeschichte
Darum geht‘s:
Als selbst die Ärzte in der Charité mit ihrem Latein am Ende sind, schicken sie den vierzehnjährigen Wilhelm mit einer mysteriösen Herzkrankheit in ein Sanatorium in der Nähe von Dresden ...
Darum geht‘s:
Als selbst die Ärzte in der Charité mit ihrem Latein am Ende sind, schicken sie den vierzehnjährigen Wilhelm mit einer mysteriösen Herzkrankheit in ein Sanatorium in der Nähe von Dresden – und das ausgerechnet wenige Wochen vor Weihnachten. Das Herz ist schwer vor Sehnsucht nach seiner Mutter, als er in das Zimmer geführt wird, was für die nächste Zeit sein Zuhause sein soll. Doch er freundet sich schnell mit seinen Zimmergenossen an, was sein Heimweh etwas lindert. Gemeinsam trotzen die Jungs ihren Herzkrankheiten und treiben so manchen Schabernack. Auch die Schwesternschülerin Ilona lenkt Wilhelm von seinem Kummer ab. Durch sie entdeckt er sogar das Lesen für sich und lernt seine Gefühlswelt von einer anderen Seite kennen, was auch seinen Lebenswillen anspornt.
So fand ich‘s:
Ralf Günther erzählt mit „Winterherz“ eine berührende Geschichte, die zwar um die Weihnachtszeit spielt, für mich aber auf dem Stapel der Weihnachtsbücher bereichernd heraussticht. In diesem Büchlein geht es um so viel mehr als nur Weihnachtsgefühlen. Es kommen sehr ernste Themen wie Krankheit im Kindesalter und häusliche Gewalt zur Sprache und die Geschichte spielt in einer Zeit, in der die Regeln für die Kinder viel strenger waren als heute.
Es war für mich nicht immer leichte Kost, wenn die Jungs, die sich schnell in mein Herz geschlichen hatten, mit ihren Erkrankungen zu kämpfen hatten. Und ich spürte auch förmlich das Heimweh von Wilhelm – nicht zuletzt, weil ich selbst ein richtiges Heimwehkind bin. Jedenfalls hat der Autor alles sehr authentisch und lebendig dargestellt.
Es gab auch immer wieder etwas zum Schmunzeln; zum Beispiel als die Patienten in ihrem jugendlichen Leichtsinn über die Strenge schlugen. Das sind die Momente, welche die Jungs, aber eben auch die Leser, für einen Moment lang, die Krankheit und die Sorgen vergessen lassen.
Die Geschichte ist eine gefühlvolle Mischung aus Hoffen und Bangen, aus Angst und Zuversicht. Und über allem stehen die Freundschaften, die durch das gemeinsame Schicksal entstehen. Die Kinder lernen, dass man gemeinsam fast alles erreichen kann und sie begreifen, wie wichtig es ist, sich aufeinander verlassen zu können.
Das Büchlein hat recht wenige Seiten und ich war für meinen Geschmack zu schnell am Ende angelangt. Ich hätte Wilhelm und seine Freunde gerne noch eine Weile begleitet. Trotzdem hat mich auch der Schluss überzeugt und der Autor hat ein würdiges Ende für diese intensive Erzählung gefunden. So gibt es von mir für „Winterherz“ eine überzeuge Leseempfehlung. Es ist ein richtig schönes Buch für einen kalten Winternachmittag: also Kerze anzünden, sich in eine Decke einmummeln, Herz öffnen und los lesen…