Fesselnder Hamburgkrimi aus dem Jahre 1887
Ralf H. Dorweiler hat mit "Der Herzschlag der Toten" einen sehr atmosphärischen historischen Krimi geschrieben, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fabelhaft unterhalten hat.
Ich muss zugeben, ...
Ralf H. Dorweiler hat mit "Der Herzschlag der Toten" einen sehr atmosphärischen historischen Krimi geschrieben, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fabelhaft unterhalten hat.
Ich muss zugeben, dass ich durch die wunderbaren historischen Krimis von Alex Beer, die uns nach Wien in die 1920iger Jahre entführt, sehr verwöhnt bin. Die Latte für andere Autoren, die in diesem Genre schreiben, ist dadurch sehr hoch. Ralf H. Dorweiler hat es allerdings mit seinem ersten Band um Hermann Rieker und Johanna Ahrens geschafft! Ganz großes Kino!
Hermann Rieker ist erst zum Criminalcommissar befördert worden, als eine grausam zugerichtete Frauenleiche in einem alten Kontor gefunden wird. Es gibt keinerlei Hinweise auf die Identität der Toten. Riekers Beförderung wird in seiner Dienststelle nicht wirklich gern gesehen und noch weniger "anerkannt". Neider und Gegner hat er zuhauf und so bekommt er zusätzlich zum prekären Fall von seinem Chef noch ein Zeitlimit gesetzt, bis der Fall an seinen größten Konkurrenten Breiden übergehen soll.
Da kommt ihm Johanna Ahrens, die Tochter eines angesehenen Richters, zur rechten Zeit. Die eigenwillige junge Frau unterrichtet heimlich Frauen im Gängeviertel und vermisst Ansje, eine ihrer begabtesten Schülerinnen. Als sie von einer toten Frau hört, die Ansje ähnlich sehen soll, marschiert sie einfach aufs Commissariat. Rieker greift nach jeden Strohhalm und lässt Johanna die Tote identifizieren, was eigentlich verboten ist. Doch dadruch erhält er den ersehnten Namen der Toten. Johanna wird daraufhin Riekers "Schatten", die sich immer wieder in seine Ermittlungen einmischt und selbst herausfinden möchte, wer ihre Schülerin getötet hat.
Die Figuren sind sehr lebendig und vielschichtig gezeichnet. Johanna, die sich ihrer Stellung sehr wohl bewusst ist, setzt sich heimlich für Frauen ein, um ihnen Bildung zukommen zu lassen. Sie ist impulsiv und liebenswert.
Hermann Rieker kommt aus ärmlichen Verhältnissen und hat dementsprechend Gegner in den eigenen Reihen, die ihm keinen gesellschaftlichen Aufstieg gönnen. Seine Vergangenheit liegt noch etwas im Dunkeln und ich hoffe der Autor geht in den kommenden Bänden noch näher darauf ein.
Ein sehr interessanter Charakter ist der Totenfotograf. Durch ihn wird ersichtlich, wie früher das Abbild der geliebten Verstorbenen erhalten bleiben kann. Generell stand man dem Tod damals viel offener gegenüber, als heute.
Die Beschreibungen der Hansestadt Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts ist sehr atmosphärisch und realistisch erzählt. Die verschiedenen Gesellschaftsschichten und der Dünkel der oberen Schicht gegenüber den einfachen Leuten erfährt auch Rieker. Armut und Not und die interessanten Einblicke in die Arbeit eines Totenfotografen werden bildhaft dargestellt.
Die Sprache ist der Zeit angepasst. Ralf H. Dorweiler verbindet alte französische Ausdrücke, aber auch plattdeutsch, mit der damals gebräuchlichen Hamburger Sprache. Auch die Schreibweise ist angepasst, wie z. Bsp. der vorhin genannte "Criminalcommissar", der damals noch mit "C" geschrieben wurde. Neben den schaurigen Beschreibungen kommt aber auch der Wortwitz nicht zu kurz.
Ich bin begeistert von dieser neuen historischen Krimireihe und freue mich auf weitere Bände!
Fazit:
Eine große Leseempfehlung für alle, die atmosphärische und spannende historische Krimis lieben! Ich habe die Geschichte innerhalb kurzer Zeit durchgesuchtet!