Waringham im Elisabethanischen Zeitalter
Die von vielen Fans sehnsüchtig erwartete Fortsetzung der Waringham-Saga ist nun endlich erschienen:
Der Roman ist diesmal im Zeitraum von 1560 bis 1588 angesiedelt, also während der Regentschaft von Königin ...
Die von vielen Fans sehnsüchtig erwartete Fortsetzung der Waringham-Saga ist nun endlich erschienen:
Der Roman ist diesmal im Zeitraum von 1560 bis 1588 angesiedelt, also während der Regentschaft von Königin Elisabeth I:
Eleanor of Waringham ist seit frühster Kindheit Elisabeths engste Vertraute. Sie dient ihr nicht nur als Freundin und Ratgeberin, sondern gilt auch als „Auge der Königin“. Denn sie ist eine versierte Spionin mit guter Menschenkenntnis, die immer über alle wichtigen Vorgänge im Land informiert ist. Nicht weniger spannend als ihre berufliche Tätigkeit gestaltet sich Eleanors Privatleben, verliebt sie sich doch ausgerechnet in einen Mann, der als „König der Diebe“ einer von Londons meistgesuchten Verbrechern ist.
Eleanors Halbbruder Isaac hat dagegen mit höfischem Leben so gar nichts im Sinn. Um der Aussicht zu entfliehen, als künftiger Earl of Waringham Verantwortung übernehmen zu müssen, schleicht sich der erst 15-Jährige als blinder Passagier auf ein Schiff ein. Dabei gerät er gerade an den berüchtigten Sklavenhändler und Piraten John Hawkins und lernt auch dessen Vetter Francis Drake kennen. Obwohl Isaac in den nächsten Jahren viele schlimme Erfahrungen machen und eine Reihe gefährlicher Abenteuer bestehen muss, zeigt sich, dass ihm die Seefahrt im Blut liegt und es gelingt ihm, auf der Karriereleiter immer weiter aufzusteigen.
Der Roman ist in einer interessanten Epoche angesiedelt und die Protagonisten sind geschickt darin platziert. Eleanor illustriert das Leben bei Hofe, während Isaacs Geschichte zeigt, dass die Welt zu Beginn der Neuzeit viel größer war als jene des Mittelalters. So können wir an seiner Seite in exotische Gefilde wie Teneriffa oder Panama reisen.
Die Handlungsstränge laufen allerdings über weite Strecken nur parallel zueinander, ohne in einem besonderen Zusammenhang zu stehen. Die einzige wirkliche Verbindung zwischen den Halbgeschwistern ist Waringham, dieser Ort selbst (die Burg, das Gestüt, das Dorf) kommt diesmal aber nur relativ selten vor. Dafür sind die Kapitel, die dort angesiedelt sind, immer wieder besondere Highlights.
Historisch bedeutsame Ereignisse, die in diesem Buch thematisiert werden, sind insbesondere Elisabeths Privatleben bzw die Frage, ob und wen sie heiraten sollte, das Schicksal von Mary Stewart (Maria Stuart), die Piraten im Dienste der Königin und der Kampf gegen sie spanische Armada. An manchen Stellen hätte ich mir allerdings etwas ausführlichere Hintergrundinformationen gewünscht und bei Mary Stewart fand ich es schade, dass zwar oft über sie geredet wurde, sie aber kaum persönlich auftritt.
Dafür tauchen eine Vielzahl interessanter Personen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten auf. Nur ein echter Bösewicht fehlt.
Wenngleich Isaac in seinem Kampf gegen die Sklaverei etwas übertrieben edel wirkt, sind doch sämtliche handelnden Figuren nachvollziehbar und lebendig gezeichnet, haben jeweils ihre Stärken und Schwächen, sodass man sich gut in sie hineinversetzen, mit ihnen mitfühlen, sich bisweilen auch über sie ärgern kann.
Obwohl dieser Band sich in einigen Punkten deutlich von den bisherigen Waringhams unterscheidet, handelt es sich nichtsdestotrotz um einen absolut lesenswerten historischen Roman, der fundiert recherchierte Fakten mit einer packenden Geschichte verknüpft.
Dass am Ende die nächste Generation der Waringham zusehends ins Rampenlicht rückt, lässt auf eine weitere Fortsetzung hoffen.