Authentische Geschichte zweier junger Frauen in der Nachkriegszeit - gefühlvoll und anrührend
Mit großer Begeisterung habe ich vor einiger Zeit die "Nordseehof"-Trilogie von Regine Kölpin gelesen. Vor einer Woche erst habe ich die Rezension zu dem Roman "Der Flug der Nonnengänse" geschrieben, ...
Mit großer Begeisterung habe ich vor einiger Zeit die "Nordseehof"-Trilogie von Regine Kölpin gelesen. Vor einer Woche erst habe ich die Rezension zu dem Roman "Der Flug der Nonnengänse" geschrieben, den sie unter dem offenen Pseudonym Franka Michels veröffentlicht hat und das mich sehr berührt hat. Und heute nun "Das Haus am Deich - Fremde Ufer". Ich war sehr gespannt, denn bei Autorinnen, die ich gerne lese, bin ich auch schon das ein oder andere Mal enttäuscht worden.
Klappentext:
In ihrem Roman „Das Haus am Deich – Fremde Ufer“ erzählt SPIEGEL-Bestsellerautorin Regine Kölpin die Geschichte zweier ungleicher Freundinnen. Inspiriert von der Geschichte ihrer eigenen Familien geht es in diesem 1. Band der dreiteiligen Saga um die Jahre 1947 – 1950, um Flucht, Neuanfang und Suche nach Heimat.
1947: Nach einer dramatischen Flucht aus Stettin findet die junge Frida mit ihren Eltern in der Wesermarsch Zuflucht – Heimat ist es nicht. Um zu überleben, muss die Familie auf einem Bauernhof hart arbeiten; Fridas Traum, Pianistin zu werden, rückt in weite Ferne. Auch ihre Kindheitsfreundin, die Anwaltstochter Erna, kann ihr nicht helfen. Denn auch sie tut sich schwer, in Norddeutschland anzukommen, und findet zudem bei ihren Eltern keinen Halt, als sie unehelich schwanger wird. Erst ein kleines Haus direkt am Deich bringt Hoffnung – auf Wärme, Zugehörigkeit, ja sogar eine neue Heimat!
Vor der atmosphärischen Kulisse Norddeutschlands entfaltet sich in „Das Haus am Deich“ das Schicksal zweier Frauen und ihrer Familien: wahrhaftig, atmosphärisch und bewegend!
Ich gebe zu, der Einstieg in das Buch ist mir etwas schwerer gefallen als erwartet. Die Geschichte beginnt 1947 in Butjadingen und am Anfang gibt es viele Rückblenden zu den Geschehnissen in Stettin und der Flucht in den Westen. Hier wird viel erzählt und trotz der authentischen Schilderungen fiel es mir manchmal schwer mich in Frida und Erna hineinzuversetzen.
Die beiden jungen Frauen, die bereits in Stettin in sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen lebten, verbindet eine wunderbare Freundschaft, die auch die sich verfestigenden Gegensätze im Westen überbrückt.
Nach den ersten Schwierigkeiten hat mich die Geschichte von Frida und Erna in ihren Bann gezogen und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Regine Kölpin gelingt es wie auch in den vorangegangenen Büchern, die ich gelesen habe, ihre Liebe zum Meer und zu den Menschen in einer eindrucksvollen Story zusammenzufügen. Dabei sorgt der flüssige Stil für Lesegenuss.
Frida und Erna sind zwei junge Frauen mit Ecken und Kanten. Sie machen nicht alles richtig, sie sind nicht immer nur sympatisch, aber gerade deshalb sind sie glaubwürdig. Regine Kölpin schildert die Entwicklung zweier Frauen in einer schwierigen, gesellschaftlich von Grenzen und Normen geprägten Zeit, die doch noch gar nicht so lange zurück liegt. Das Deutschland der Nachkriegsjahre wird durch die Schilderungen wieder lebendig.
Das Buch hat alles, was zu einer guten Geschichte gehört: große Gefühle wie Neid und Missgunst, Liebe und Freundschaft und eine Landschaft, die zu diesen Gefühlen passt.
Das wunderbare Cover erinnert an die Nordseehof-Trilogie und zeigt Frida und Erna so, wie ich sie mir vorstelle: Innig verbunden auf dem Weg am Deich.
Das Buch endet mit einem Cliffhanger - und der zweite Band erscheint erst im Dezember 2021. So weiß ich auf jeden Fall, was ich mir zu Weihnachten wünsche.
Einen Sternenregen für Regine Kölpin, Frida und Erna und die einfühlsame Geschichte über zwei starke junge Frauen am Meer. Eine absolute Lese-Empfehlung von mir.