Meine Rezension:
Vespasian, lebt mit seiner Familie auf dem Land und fühlt sich dort eigentlich sehr wohl. Seine Intelligenz nutzt er, um den Familienbesitz zu mehren. Die Landwirtschaft liegt ihm sehr, was seinen Eltern jedoch lange nicht genügt, denn die Sterne standen außerordentlich günstig, zum Zeitpunkt seiner Geburt; ihm sei Großes bestimmt, heißt es. Mit seinem älteren Bruder Sabinus, verbindet Vespasian eher eine Hassliebe, doch Jahre später, als Sabinus als glorreicher Legionär zurückkehrt, der seiner Familie Ehre bereitet hat, müssen sich die beiden Streithähne zusammenraufen. Beide, so der Beschluss der Eltern, sollen voneinander profitieren. Während Sabinus von Vespasian erlernen muss, wie man ein Landgut bewirtschaftet, soll Vespasian in der Kampfeskunst unterrichtet werden.
Sobald sich erste Erfolge bei den Söhnen von Titus Flavius Sabinus eingestellt haben, reist die Familie nach Rom, ins Zentrum der Macht, in der Hoffnung, dass Titus Schwager, der einen hochrangigen Posten besitzt, den Weg für seine beiden Neffen ebnen wird.
Vespasian ist beeindruckt von Rom, aber auch von einer schönen Sklavin, der er unterwegs auf dem Weg zum Onkel begegnet. Er hofft nicht darauf, sie jemals wieder zu sehen, doch das Glück ist ihm hold- nur einige Tage später begegnet er ihr erneut bei einem Wagenrennen im Circus Maximus. Die unbekannte schöne Sklavin, entpuppt sich als Untergebene der ehrenwerten Antonia, Schwägerin des Kaisers Tiberius. Und Antonia höchstpersönlich, lädt die beiden Brüder und deren Onkel, einige Tage später zu einem privaten Essen in ihr Haus ein. Vespasians und Sabinus Onkel, ahnt gleich, dass es nicht nur ein reiner Freundschaftsbesuch werden wird und in der Tat, eröffnet Antonia den Männern Unfassbares. Sie befürchtet, dass der machthungrige Seianus, Kommandeur der Prätorianergarde, ein gefährliches Intrigenspiel eingefädelt hat, dass dazu diesen soll, ihm eines Tages den Weg auf den Kaiserthron zu ebnen. Dabei geht er überaus schlau vor und hat in Antonias Tochter sogar eine Verbündete. Antonia bittet die beiden Brüder um Hilfe. Sie sollen herausfinden, was Seianus geplant hat und Beweise heranschaffen, damit sie ihn überführen und stürzen können. Dabei soll es Vespasian und Seianus an recht unterschiedliche Orte verschlagen. Ehe sich Vespasian versieht, steht er, fernab als frischgebackener Tribun inmitten römischer Legionen und kämpft gegen aufständische und erbittert kämpfende Tkrakier…
Beinahe wäre mir Robert Fabbris erster Teil seiner historischen Romanserie um das Leben und Wirken des römischen Kaisers Vespasian, durchgegangen, denn auf den ersten Blick erschien mir das Buchcover, rein vom Layout her, ein wenig zu fantasylastig gestaltet. Nach dem Studieren des Klappentextes, wurde mir aber dann schnell klar, was ich hier tatsächlich vor mir hatte und ich freute mich sehr aufs Lesen, denn historische Romane aus dem alten Rom, sind mittlerweile ja leider eher dünn gesät auf dem deutschen Buchmarkt.
Nun, nach dem Lesen, des 526 Seiten „dicken“ Schmökers, bin ich etwas unschlüssig darüber, wie ich den Roman bewerten soll. Einerseits fand ich, dass Robert Fabbri das Alltagsleben der Menschen der damaligen Zeit außerordentlich bildgewaltig und realistisch, vor den Augen seiner Leser entstehen lässt. Wissenswerte historische Details, flicht er praktisch wie nebenbei ein und man spürt stets, wie viel akribische Hintergrundrecherche er betrieben haben muss, für seinen Roman. Natürlich handelt es sich hier nicht um eine Biografie, sondern um einen sogenannten historischen Unterhaltungsroman; ergo wird man auch auf fiktive Ereignisse stoßen.
Besonders beeindruckend beschrieben, fand ich das Wagenrennen im Circus Maximus. Ob das Geschirr der Pferde, Beschreibungen der Streitwagen etc. alles wird dermaßen ausführlich und atmosphärisch dargeboten, dass man beim Lesen glaubt, man säße selbst als Zuschauer in der Arena.
Warum also, habe ich lediglich 3 von 5 Punkten für diesen Roman vergeben?
Zunächst einmal fand ich, dass die Charaktere leider nicht besonders viel charakterlichen Tiefgang zu bieten hatten. Dazu kommt, dass die Haupt und Nebenfiguren dieses Romans dermaßen skrupellos und grausam vorgingen, dass man leider keinerlei Sympathien für sie aufbringen konnte. Sicherlich mögen die Menschen der damaligen Zeit nicht ganz so zimperlich gewesen sein, wenn es um Opfergaben ging oder aber um die Ermordung von Feinden. Doch ehrlich gesagt mochte ich die Akribie, mit der der Autor verschiedene Schlacht/Tötungsszenen begeht, nicht so wirklich. Es reicht mir durchaus als Info, wenn erwähnt wird, dass einem Gegner die Kehle durchschnitten wurde. Weniger benötige ich tiefergehende, bildhafte Beschreibungen dazu.
Und die Kaltblütigkeit und Abgestumpftheit der Akteure, mit der sie sich beim Meucheln ans Werk machten, fand ich ehrlich gesagt einfach nur abstoßend.
Eigentlich lese ich gerne historische Romane von Männern, da Frauen sich diesbezüglich oftmals ein wenig zurückhaltender und weniger realistisch ausdrücken, obwohl Gewalt in historischen Epochen leider an der Tagesordnung war. Doch in diesem speziellen Fall war es einfach „too much“. Man hätte aus Vespasian ja nicht unbedingt einen Chorknaben machen müssen, doch ein Mensch, der dermaßen begierig darauf ist, in den Kampf zu ziehen und zu töten, fand ich schon recht seltsam. Was ja leider nicht nur für Vespasian gilt, sondern auch für seine Mitstreiter.
Während ich begeistert war, von dem historischen Flair, dank der vielen eingestreuten Details, konnte ich mich dagegen weniger anfreunden mit der sehr derben, zotigen und nicht wirklich zeitgemäßen Ausdrucksweise der Romanfiguren. Selbst die höhergestellten Frauen in diesem Roman drücken sich dermaßen gewöhnlich aus, dass man es nicht fassen kann. Die Dialoge der Romanfiguren wirken oftmals wie Dialoge aus der heutigen Zeit, was ich als besonders schade empfand.
Während ich die erste Hälfte des Romans, noch recht spannend und abwechslungsreich erzählt empfand, habe ich mich dann durch die zweite Hälfte etwas durchquälen müssen, was daran lag, dass die Schlachtszenen dermaßen episch ausgebreitet wurden, dass mein Interesse an der Handlung mehr und mehr schwand.
Und dass der junge Vespasian, wo er nur hinkam, stets gleich ernst genommen und um Rat gefragt wurde, erschien mir dann doch etwas zu unglaubwürdig inszeniert. Ich glaube nicht, dass sich die Schwägerin von Tiberius, so mir nichts, dir nichts, an einen grünen Jungen gewandt hätte, um ihren gefährlichsten Gegner auszuschalten.
Kurz gefasst: Sehr bildgewaltiger historischer Unterhaltungsroman mit recht heftigen Schlachtszenen; nichts für Zartbesaitete.